Armut? Hasse ich!

Armut? Hasse ich!

Auf dem weiten Feld der Nebenkriegsschauplätze eröffnet die Regionalpartei CDU/NRW ihr Programm gegen die Armut. Kleiner Scherz: es ist ja eine konservative Partei, also gegen die Armen. Die gegen die Ärmsten in Stellung gebracht werden sollen. Auf der verzweifelten Suche nach Themen entbindet sich die Partei nun also jeden Anstands. Sie appelliert an die niederen Instinkte der verängstigten Kleinbürger und erhofft sich billige Erfolge im Management der Wahrnehmungsökonomie.

Kai Blasberg entdeckt ein Muster.


Von Kai Blasberg
Einer der widerlichen Mitbürger im Bundestag ist Jens Spahn.
Als sei er diesem Image verpflichtet, gab er dieser Tage im FAZ-Podcast ein ebenso widerliches Interview.
Gelang ihm doch gelassen und redselig die Verbindung der Worte Bürgergeldempfänger und Totalverweigerer.
Dies wiederholte er so oft, wie er es bei Trump gelernt hat. Bis es sitzt.
Der Millionär Spahn, der noch nie außerhalb der staatlichen Apanagen höchstselbst Geld am freien Markt verdiente, sitzt mit 43 seit 22 Jahren im Bundestag.

Er ist ein enger Freund des kriminellen Ex-Kinderkanzlers Sebastian Kurz, des Soziopathen Julian Reichelt und des rechtsradikalen Trump-Botschafters Richard Grenell, um nur die fiesesten Typen zu nennen, und kaute uns diesen neuen Begriff aus der Familie der Taugenichtse bewusst übelmeinend vor.
Natürlich, es war ja die FAZ, ohne jeden Widerspruch der offensichtlich freudig erregten Moderatorin.
Seine durchweg männlichen Gesellen aus dem Landesverband NRW rund um den verfeindeten Chef, den Untoten Fritze Merz und Gurkengeneral Carsten Linnemann,
haben sich also nunmehr entschieden, eine uralte Geschichte der untergegangenen West-Republik wiederzubeleben.
,,Leute, die alles bestreiten, außer ihren Lebensunterhalt" spottete in den Achtzigern schon Helmut Kohl aus dem südlich von NRW gelegenen Rheinland-Pfalz.

Er meinte zwar die verhassten Sozen und Linksgrünversifften, als die noch nicht so hießen. Aber, er schaffte es auch halbwegs elegant, davon abzulenken, dass er selbst knietief in Parteispendensümpfen watete und natürlich ansonsten auch nur für Staatsknete seine dicken, großen Hände aufhielt.
In den Siebzigern wurden körperbehinderte Menschen Krüppel genannt.
Geistig Behinderte hießen Mongos und soziale Behinderung erhielt das Attribut asozial.
Zwei der drei Begriffe wurden so auch schon heftig im dritten Reich missbraucht.
Und es waren sicher nicht die Linken der politischen Landschaft, die das sprechfähig hielten.
In dieser schönen Tradition der Ausgrenzung und Hassstiftung sind nun also die boshaften Provinzhirnis aus NRW unterwegs.
Denn, gleichsam der Torkeltauben der CSU aus dem Süden, konzentriert sich alle Macht in der CDU am Rhein und in Westfalen.

Der schicke Herr Wüst regiert still mit den angeblich verhassten Grünen in einem Land, größer als die Niederlande, die partout keine Regierung finden will.

Die abgehalfterte Ursünde Laschet kommt ebenso aus NRW wie der nicht minder in einer Sackgasse verendende Norbert Röttgen.
Die Vorzeige-Migrantenfrau Serap Güler, der dicke Laumann für das soziale Gewissen und der sehr schräge Innen-Sheriff Reul, allesamt NRW.
Und allesamt schon dort, als die Bildungspolitik in einigen Teilen Deutschlands noch von Margot Honecker, dem Original, bestimmt wurde. Bis auf die Frau Güler.
Die galt damals noch als Gedöns.
Der widerliche Jens sagte einmal, man müsse lernen, sich zu verzeihen und meinte damit ausschließlich sich selbst, da er die brachialen Fehler seiner Gott sei Dank kurzen Amtszeit als Corona-Präsident durchaus früh registrierte.
Spahn ist der am höchsten bezahlte Arbeitslose Deutschlands.
In der CDU seiner Welt gilt nämlich nur der etwas, der regiert.
Und wegen der Ursünde, dem Verlierer Armin, hat er jetzt nichts zu tun und simuliert geschwätzig Tätigkeit. Das Thema ist ihm grundsätzlich egal. Nur die Gesundheit. Die meidet er in Zukunft.
Nun aber wird es gefährlich. Die CDU/NRW, so sollten sie bei der nächsten Wahl antreten, zündelt am sozialen Frieden. Sie hetzt gegen Arme.
Leider haben die Linken diese Klientel komplett vergessen oder splittern so durch Raum und Zeit, dass absehbar hier kaum Hilfe kommen wird.
Natürlich weiß jeder, dass, egal wie der Sozialstaat Hilfe nennen wird, bei den wirklich Bedürftigen nichts zu holen ist.
Natürlich weiß jeder, der ein bisschen in der Gesellschaft unterwegs ist, dass Geld in unglaublich großen Mengen vorhanden ist, nur die Verteilung ganz absichtlich überhaupt nicht funktioniert. Natürlich ist ein Sozialstaat teuer. Und wenn etwas teuer ist, zahlen die, die etwas haben.
Ein Viertel (!!!) des gesamten Staatsbudgets landet in diesem Jahr in den steuerfinanzierten Zuschüssen zur Rentenversicherung. Lesen Sie das nochmal. Tendenz natürlich steigend.

Rentner aber stellen 25 Millionen aller Wähler. Die auch wählen.
Die unter 30-jährigen aber nur 9.
Die Bürgergeldempfänger gehen nur zu 50 % wählen, und es sind viel, viel weniger Wähler. Weil es halt so Wenige sind.
Und die, die Jens Totalverweigerer nennt, bekommen auch heute nichts. Isso.
Um wen also kümmert sich die Politik, und sei es noch so falsch?
Und wen kann man straffrei verleumden in einer Demokratie?
Auch wenn Rente das größte Armutsrisiko der Zukunft darstellt: Es gibt keine Rezepte, die die Politik anbieten wird.
Doch, natürlich gibt es sie. Fragen Sie mal Österreich.
Aber dann müssten die, die viel haben, abgeben.
Und dafür braucht es in Deutschland Hitler oder Gorbatschow.
Jens Spahn allerdings nicht.

21.03.24
*Kai Blasberg war 40 Jahre in den privaten Medien in Deutschland beschäftigt
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