Das böse Erwachen
Was viele in den öffentlich-rechtlichen Redaktionsstuben und Berlin-Prenzelberg Hipster-Cafes ahnten, scheint seit Anfang des Jahres bewiesen: Elon Musk steht jenseits der Brandmauer. Der ,,Doppel-Wums" aus Welt-Artikel und dem Gespräch mit Alice Weidel auf X macht klar: Das viel gefeierte ,,Tesla-Genie" will keine Zweifel offen lassen. Die linksliberalen Kulturhegemonen bringt das in eine fatale Zwickmühle: Einerseits ist das brandenburgische Tesla-Werk das wichtigste Aushängeschild einer vermeintlich progressiven grünen Ökonomie, andererseits spielt dessen Häuptling mit den Schmuddelkindern.
von Wätzold Plaum.
von Wätzold Plaum.
Sehen wir uns jedoch einmal über den deutschen Tellerrand und in der westlichen Welt um, so erkennen wir: Vieles von dem, was durch die herrschende politische Klasse jenseits der Brandmauer verortet wird, ist mittlerweile im Mainstream angekommen. Italien wird von der Postfaschistin Meloni regiert. Bei der jüngsten Parlamentswahl in Frankreich wurde das Rassemblement National nach Stimmen stärkste politische Kraft. Entgegen der medial entfachten Erwartung unserer ,,Politik-Experten" wurde Donald Trump mit überwältigender Mehrheit zum zweiten Mal zum US-Präsidenten gewählt.
Und was macht der einfältige deutsche Michel? Er sucht sein Lieblingsplätzchen auf - die Kanzel - und beginnt mit dem, was er am besten kann: Mit aufgeblasenen Backen und viel Moralin im Timbre wird die ,,Welt" beklagt. Dabei gibt er unzweideutig Zeugnis ab von seiner unübertrefflichen Nibelungentreue. Die Ideen mögen über die Jahrhunderte gewechselt haben - ungebrochen ist der Fanatismus, mit dem der ,,deutsche Idealist" sich verstiegenen Konzepten hingibt, bis nichts mehr zu retten ist. Geradezu als sei das Scheitern der untrügerische Beweis dafür, dem ,,Guten" treu geblieben zu sein. Kants Pflichtethik in allen Ehren, aber das führte unsere Ahnen nach Westfalen, Versailles und Stalingrad. Die Hartnäckigkeit dieses Habitus führt auch aktuell ein selbstzerstörerisches Klima-Strebertum vor Augen, von dem sich China und die USA - zusammen für mehr als die Hälfte der globalen CO2-Emissionen verantwortlich - gewiss nicht beeindrucken und schon gar nicht belehren lassen werden.
Und so sind denn auch dem deutschen Journalismus kaum brauchbare Interpretationen des jüngsten ,,casus Musk" zu entnehmen. Dabei muss dieser gemeinsam mit dem sogenannten ,,Rechtspopulismus" als das benannt werden, was es ist: Als Rebellion gegen eine Globalisierung, bei der die Anzahl der Verlierer im Westen diejenige der Gewinner bei weitem übertrifft. Während die Gewinne der globalen Großkonzerne durch die Decke gehen werden in atemberaubenden Tempo hoch qualifizierte deutsche Arbeitsplätze in Billiglohnländer verschoben. Deutschland wähnte sich zu lange auf der Gewinnerseite, zunächst einmal ökonomisch. Deutsche Autobauer verdienten die letzten Jahrzehnte in China prächtig - und bauten dabei zugleich die eigene Konkurrenz auf. Und erst recht moralisch, in dem der an chronischer Selbstzermarterung leidende Deutsche sich eine Erlösung in der allgemeinen Menschheitsverbrüderung erhoffte. Davon wusste schon Beethoven zu singen.
Das Böse erwachen erfolgte in den letzten Jahren, als dem letzten Simpel klar werden musste, dass der Traum der Globalisierung ausgeträumt ist. Mit verbissener Hartnäckigkeit indes ketteten sich die geistigen Gefolgsleute der Ampel-Regierung an die Illusion, die 90er Jahre würden ewig währen. Das aber erweist sich zunehmend und einmal mehr als fataler deutscher Sonderweg. Das gespenstisch synchrone Platzen der Ampel mit Trumps Wahltriumph ist letztlich konsequentes Eingeständnis eines vollständigen ideologischen Scheiterns.
Was folgt daraus? Das Elon Musk recht hat - wie mit allem, ginge es nach der Meinung jung libertärer Yuppies? Wie schlimm steht es um uns, wenn Milliardäre wie Trump und Musk sich vermeintlich zu Klassensprechern der ,,kleinen Leute" mausern? Die Kurzsichtigkeiten der linksliberalen Kulturhegemonen der letzten Jahrzehnte durch die komplementär entgegengesetzten Kurzsichtigkeiten zu ersetzen, hilft wenig weiter. Denn Fakt ist: Trump und Musk stehen für die problematische Tendenz einer Refeudalisierung der westlichen Demokratien. Der Geldadel übernimmt die politische Bühne. Das ist mehr als nur eine Metapher, denn die Milliardenvermögen fungieren zugleich als eine Basis der Legitimation, nach dem Motto: Der weiß, wovon er spricht, denn er hat es zu was gebracht. Dass auch Deutschland nicht frei von dieser Tendenz ist, belegt - zugegebenermaßen in kleinerem Maßstab - die Tatsache, dass unser nächster Bundeskanzler aller Wahrscheinlichkeit nach ein ehemaliger Dienstmann der Milliardäre sein wird.
Um zur Brandmauer-Rhetorik zurückzukommen: Sie ist nichts anderes als Denkverweigerung. Der regressive Linksliberalismus steckt mit virtuosem Fanatismus den Kopf in den Sand. Eine konservative schwarz-blaue Regierung in Sachsen, die mit über zweidrittel der Parlamentssitz mit unangefochtener Eindeutigkeit dem Wählerwillen entsprechen würde, würde das Land nicht untergehen lassen. Es würde dazu führen, dass sich die herrschende politische Klasse mit dem vehementen Einspruch gegen die Globalisierung auseinandersetzen müsste. Und nebenbei würde es dabei helfen, die AfD zu de radikalisieren. Denn so mancher markige Spruch würde in Anbetracht von Regierungsverantwortung wohl doch im Halse stecken bleiben. Ganz nebenbei: In der Schweiz ist die Schwesterpartei der AfD seit Jahr und Tag an der Regierung beteiligt, ohne dass KZs gebaut und SA-Horden über Dönerläden herfallen. Deswegen muss man AfD und SVP nicht mögen. Doch die Gräben, welche die ,,westliche Wertegemeinschaft" mittlerweile durchziehen, zeugen vom Unvermögen zu echtem Diskurs, zu Meinungsvielfalt und zur Aufklärung.
14.01.25
Wätzold Plaum ist studierter Physiker mit einer Promotion im Fach Mathematik und einer zweiten in Philoosphie. 2012 erschien politisches Sachbuch ,,die Wiki-Revolution. Absturz und Neustart der westlichen Demokratie", sowie 2022 mit dem ,,Manifest der Radikalen Mitte" eine positive Akzentuierung des politischen Zentrismus. Er betreibt den YouTube-Kanal ,,Wätzolds Welt" und betätigt sich als Musiker.
Und was macht der einfältige deutsche Michel? Er sucht sein Lieblingsplätzchen auf - die Kanzel - und beginnt mit dem, was er am besten kann: Mit aufgeblasenen Backen und viel Moralin im Timbre wird die ,,Welt" beklagt. Dabei gibt er unzweideutig Zeugnis ab von seiner unübertrefflichen Nibelungentreue. Die Ideen mögen über die Jahrhunderte gewechselt haben - ungebrochen ist der Fanatismus, mit dem der ,,deutsche Idealist" sich verstiegenen Konzepten hingibt, bis nichts mehr zu retten ist. Geradezu als sei das Scheitern der untrügerische Beweis dafür, dem ,,Guten" treu geblieben zu sein. Kants Pflichtethik in allen Ehren, aber das führte unsere Ahnen nach Westfalen, Versailles und Stalingrad. Die Hartnäckigkeit dieses Habitus führt auch aktuell ein selbstzerstörerisches Klima-Strebertum vor Augen, von dem sich China und die USA - zusammen für mehr als die Hälfte der globalen CO2-Emissionen verantwortlich - gewiss nicht beeindrucken und schon gar nicht belehren lassen werden.
Und so sind denn auch dem deutschen Journalismus kaum brauchbare Interpretationen des jüngsten ,,casus Musk" zu entnehmen. Dabei muss dieser gemeinsam mit dem sogenannten ,,Rechtspopulismus" als das benannt werden, was es ist: Als Rebellion gegen eine Globalisierung, bei der die Anzahl der Verlierer im Westen diejenige der Gewinner bei weitem übertrifft. Während die Gewinne der globalen Großkonzerne durch die Decke gehen werden in atemberaubenden Tempo hoch qualifizierte deutsche Arbeitsplätze in Billiglohnländer verschoben. Deutschland wähnte sich zu lange auf der Gewinnerseite, zunächst einmal ökonomisch. Deutsche Autobauer verdienten die letzten Jahrzehnte in China prächtig - und bauten dabei zugleich die eigene Konkurrenz auf. Und erst recht moralisch, in dem der an chronischer Selbstzermarterung leidende Deutsche sich eine Erlösung in der allgemeinen Menschheitsverbrüderung erhoffte. Davon wusste schon Beethoven zu singen.
Das Böse erwachen erfolgte in den letzten Jahren, als dem letzten Simpel klar werden musste, dass der Traum der Globalisierung ausgeträumt ist. Mit verbissener Hartnäckigkeit indes ketteten sich die geistigen Gefolgsleute der Ampel-Regierung an die Illusion, die 90er Jahre würden ewig währen. Das aber erweist sich zunehmend und einmal mehr als fataler deutscher Sonderweg. Das gespenstisch synchrone Platzen der Ampel mit Trumps Wahltriumph ist letztlich konsequentes Eingeständnis eines vollständigen ideologischen Scheiterns.
Was folgt daraus? Das Elon Musk recht hat - wie mit allem, ginge es nach der Meinung jung libertärer Yuppies? Wie schlimm steht es um uns, wenn Milliardäre wie Trump und Musk sich vermeintlich zu Klassensprechern der ,,kleinen Leute" mausern? Die Kurzsichtigkeiten der linksliberalen Kulturhegemonen der letzten Jahrzehnte durch die komplementär entgegengesetzten Kurzsichtigkeiten zu ersetzen, hilft wenig weiter. Denn Fakt ist: Trump und Musk stehen für die problematische Tendenz einer Refeudalisierung der westlichen Demokratien. Der Geldadel übernimmt die politische Bühne. Das ist mehr als nur eine Metapher, denn die Milliardenvermögen fungieren zugleich als eine Basis der Legitimation, nach dem Motto: Der weiß, wovon er spricht, denn er hat es zu was gebracht. Dass auch Deutschland nicht frei von dieser Tendenz ist, belegt - zugegebenermaßen in kleinerem Maßstab - die Tatsache, dass unser nächster Bundeskanzler aller Wahrscheinlichkeit nach ein ehemaliger Dienstmann der Milliardäre sein wird.
Um zur Brandmauer-Rhetorik zurückzukommen: Sie ist nichts anderes als Denkverweigerung. Der regressive Linksliberalismus steckt mit virtuosem Fanatismus den Kopf in den Sand. Eine konservative schwarz-blaue Regierung in Sachsen, die mit über zweidrittel der Parlamentssitz mit unangefochtener Eindeutigkeit dem Wählerwillen entsprechen würde, würde das Land nicht untergehen lassen. Es würde dazu führen, dass sich die herrschende politische Klasse mit dem vehementen Einspruch gegen die Globalisierung auseinandersetzen müsste. Und nebenbei würde es dabei helfen, die AfD zu de radikalisieren. Denn so mancher markige Spruch würde in Anbetracht von Regierungsverantwortung wohl doch im Halse stecken bleiben. Ganz nebenbei: In der Schweiz ist die Schwesterpartei der AfD seit Jahr und Tag an der Regierung beteiligt, ohne dass KZs gebaut und SA-Horden über Dönerläden herfallen. Deswegen muss man AfD und SVP nicht mögen. Doch die Gräben, welche die ,,westliche Wertegemeinschaft" mittlerweile durchziehen, zeugen vom Unvermögen zu echtem Diskurs, zu Meinungsvielfalt und zur Aufklärung.
14.01.25
Wätzold Plaum ist studierter Physiker mit einer Promotion im Fach Mathematik und einer zweiten in Philoosphie. 2012 erschien politisches Sachbuch ,,die Wiki-Revolution. Absturz und Neustart der westlichen Demokratie", sowie 2022 mit dem ,,Manifest der Radikalen Mitte" eine positive Akzentuierung des politischen Zentrismus. Er betreibt den YouTube-Kanal ,,Wätzolds Welt" und betätigt sich als Musiker.
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