07. Oktober - und was wir daraus (nicht) gelernt haben
Zwei Jahre nach dem Massaker der Hamas auf israelische Zivilisten steht die Welt an einem moralischen Scheideweg. In Berlin demonstrieren Menschen, die angeblich Frieden wollen - und doch den Hass auf der Straße tragen. Das Leid der Palästinenser ist real, aber es darf nicht zum Werkzeug des Terrors werden. Dieser Krieg könnte heute enden, wenn die Hamas die Waffen niederlegt. Doch solange sie weiter schießt, leiden alle - und wir verlernen das Mitgefühl.
von Serdar Somuncu
von Serdar Somuncu
Am 7. Oktober jährt sich eines der grausamsten Verbrechen der jüngeren Geschichte - der Überfall der Hamas auf Israel im Jahr 2023. Über tausend Menschen wurden ermordet, gefoltert, verbrannt, vergewaltigt, verschleppt. Familien ausgelöscht, Kinder aus ihren Betten gezerrt, Alte geschlagen, Babys entführt. Es war das größte Massaker an Juden seit dem Holocaust - und trotzdem hört man heute, auch hier in Deutschland, Stimmen, die das relativieren, beschönigen oder gar feiern. Der 7. Oktober war keine ,,Reaktion", kein ,,Befreiungskampf". Er war blanker Judenhass - religiös verbrämt, politisch instrumentalisierbar, aber im Kern: Hass auf das Leben selbst.
Und genau das ist das Erschreckende: dass die Reaktion auf dieses Massaker nicht Mitleid, sondern Demonstrationen waren. Nicht Betroffenheit, sondern Gegröle. In Berlin, mitten in der Stadt, in der einst die Bücher jüdischer Autoren verbrannt wurden, marschieren heute Menschen mit Fahnen, Parolen und einer Selbstgerechtigkeit, die einem den Atem raubt. Sie nennen es ,,Solidarität mit Palästina", meinen aber Zerstörung Israels. Sie rufen ,,Freiheit", aber meinen Tod. Sie nennen sich ,,Antikolonialisten", tragen aber denselben Hass im Herzen, den man aus den dunkelsten Kapiteln unserer Geschichte kennt.
Es ist makaber, was hier passiert: Auf der einen Seite das Gedenken an die Opfer eines bestialischen Massakers, auf der anderen Seite das Spektakel eines moralischen Jahrmarkts, bei dem Terror verharmlost und Täter gefeiert werden. Und der Staat? Der schaut zu, diskutiert über Versammlungsrecht und Meinungsfreiheit, während Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder Angst haben, eine Kippa zu tragen oder sich öffentlich zu ihrer Identität zu bekennen. Wir erleben, wie die Zivilisation bröckelt - und keiner nennt das Kind beim Namen.
Aber die Wahrheit ist: Auch auf der anderen Seite leiden Menschen. In Gaza leben Familien, Kinder, Alte - Menschen, die keine Hamas-Kämpfer sind, die in Kellern sitzen, während Bomben fallen, die Hunger leiden, die ihre Angehörigen verlieren, die im Schatten des Terrors geboren werden und aufwachsen, ohne je Freiheit erlebt zu haben. Das Leid der palästinensischen Bevölkerung ist real, unvorstellbar und tragisch - aber es ist nicht die Schuld Israels, sondern das Resultat einer Organisation, die ihr eigenes Volk als Schutzschild benutzt.
Dieser Krieg könnte heute enden. Nicht morgen, nicht irgendwann - heute. Wenn die Hamas die Waffen niederlegt und die Geiseln freilässt, wenn sie endlich das tut, was jede zivilisierte Gesellschaft verlangen würde: das Leben über den Tod zu stellen. Aber sie tut es nicht. Weil ihr das Leid der eigenen Bevölkerung egal ist. Weil sie den Tod braucht, um das eigene Narrativ zu nähren. Weil tote Kinder bessere Bilder liefern als Friedensverhandlungen.
Und trotzdem darf man das Leid der Palästinenser nicht verschweigen. Es ist möglich, beides zu sehen: das Grauen des Massakers und das Elend der Bombardierungen. Mitgefühl ist keine Einbahnstraße. Aber es verliert seinen Wert, wenn es blind wird für Ursache und Verantwortung. Wer das Leid der Palästinenser beklagt, muss auch sagen, wer es verursacht hat. Wer Frieden will, darf nicht die falschen Helden verehren.
Der 7. Oktober ist kein fernes Ereignis. Er ist ein Spiegel. Er zeigt uns, wie gefährlich es ist, wenn Empathie sich in Ideologie verwandelt und Mitgefühl durch Parolen ersetzt wird. Wenn in Berlin auf den Straßen die Opfer des Terrors verspottet werden, dann ist das nicht ,,Protest", sondern moralische Verwesung.
Erinnern heißt handeln. Und handeln heißt, sich zu positionieren - klar, ohne Relativierung, aber mit Herz. Der 7. Oktober mahnt uns, dass ,,Nie wieder" nur dann Bedeutung hat, wenn es für alle Menschen gilt: für Juden, für Palästinenser, für jeden, der lebt. Aber es kann keinen Frieden geben, solange Terror als Widerstand gefeiert wird und Gewalt als Sprache der Gerechtigkeit gilt.
Dieser Krieg könnte morgen vorbei sein, wenn die Hamas einfach aufhören würde zu schießen. Aber er wird weitergehen, solange Menschen in Berlin glauben, dass Mord ein politisches Mittel ist.
Wer heute noch schweigt, macht sich morgen mitschuldig.
07.10.25
©Serdar Somuncu
Das neue Buch - Lügen -Kulturgeschichte einer menschlichen Schwäche"
*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
HIER GEHTS ZUM NEUEN BUCH
TICKET´S ZUR SHOW "ER IST WIEDER DA"
Und genau das ist das Erschreckende: dass die Reaktion auf dieses Massaker nicht Mitleid, sondern Demonstrationen waren. Nicht Betroffenheit, sondern Gegröle. In Berlin, mitten in der Stadt, in der einst die Bücher jüdischer Autoren verbrannt wurden, marschieren heute Menschen mit Fahnen, Parolen und einer Selbstgerechtigkeit, die einem den Atem raubt. Sie nennen es ,,Solidarität mit Palästina", meinen aber Zerstörung Israels. Sie rufen ,,Freiheit", aber meinen Tod. Sie nennen sich ,,Antikolonialisten", tragen aber denselben Hass im Herzen, den man aus den dunkelsten Kapiteln unserer Geschichte kennt.
Es ist makaber, was hier passiert: Auf der einen Seite das Gedenken an die Opfer eines bestialischen Massakers, auf der anderen Seite das Spektakel eines moralischen Jahrmarkts, bei dem Terror verharmlost und Täter gefeiert werden. Und der Staat? Der schaut zu, diskutiert über Versammlungsrecht und Meinungsfreiheit, während Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder Angst haben, eine Kippa zu tragen oder sich öffentlich zu ihrer Identität zu bekennen. Wir erleben, wie die Zivilisation bröckelt - und keiner nennt das Kind beim Namen.
Aber die Wahrheit ist: Auch auf der anderen Seite leiden Menschen. In Gaza leben Familien, Kinder, Alte - Menschen, die keine Hamas-Kämpfer sind, die in Kellern sitzen, während Bomben fallen, die Hunger leiden, die ihre Angehörigen verlieren, die im Schatten des Terrors geboren werden und aufwachsen, ohne je Freiheit erlebt zu haben. Das Leid der palästinensischen Bevölkerung ist real, unvorstellbar und tragisch - aber es ist nicht die Schuld Israels, sondern das Resultat einer Organisation, die ihr eigenes Volk als Schutzschild benutzt.
Dieser Krieg könnte heute enden. Nicht morgen, nicht irgendwann - heute. Wenn die Hamas die Waffen niederlegt und die Geiseln freilässt, wenn sie endlich das tut, was jede zivilisierte Gesellschaft verlangen würde: das Leben über den Tod zu stellen. Aber sie tut es nicht. Weil ihr das Leid der eigenen Bevölkerung egal ist. Weil sie den Tod braucht, um das eigene Narrativ zu nähren. Weil tote Kinder bessere Bilder liefern als Friedensverhandlungen.
Und trotzdem darf man das Leid der Palästinenser nicht verschweigen. Es ist möglich, beides zu sehen: das Grauen des Massakers und das Elend der Bombardierungen. Mitgefühl ist keine Einbahnstraße. Aber es verliert seinen Wert, wenn es blind wird für Ursache und Verantwortung. Wer das Leid der Palästinenser beklagt, muss auch sagen, wer es verursacht hat. Wer Frieden will, darf nicht die falschen Helden verehren.
Der 7. Oktober ist kein fernes Ereignis. Er ist ein Spiegel. Er zeigt uns, wie gefährlich es ist, wenn Empathie sich in Ideologie verwandelt und Mitgefühl durch Parolen ersetzt wird. Wenn in Berlin auf den Straßen die Opfer des Terrors verspottet werden, dann ist das nicht ,,Protest", sondern moralische Verwesung.
Erinnern heißt handeln. Und handeln heißt, sich zu positionieren - klar, ohne Relativierung, aber mit Herz. Der 7. Oktober mahnt uns, dass ,,Nie wieder" nur dann Bedeutung hat, wenn es für alle Menschen gilt: für Juden, für Palästinenser, für jeden, der lebt. Aber es kann keinen Frieden geben, solange Terror als Widerstand gefeiert wird und Gewalt als Sprache der Gerechtigkeit gilt.
Dieser Krieg könnte morgen vorbei sein, wenn die Hamas einfach aufhören würde zu schießen. Aber er wird weitergehen, solange Menschen in Berlin glauben, dass Mord ein politisches Mittel ist.
Wer heute noch schweigt, macht sich morgen mitschuldig.
07.10.25
©Serdar Somuncu
Das neue Buch - Lügen -Kulturgeschichte einer menschlichen Schwäche"
*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
HIER GEHTS ZUM NEUEN BUCH
TICKET´S ZUR SHOW "ER IST WIEDER DA"
Seite teilen

Gerade von dir, jemandem mit deinem analytischen Anspruch, deiner Erfahrung und deinem politischen Gespür, hätte ich mehr erwartet. Stattdessen höre ich seit zwei Jahren von dir fast ausschließlich eine einseitige, verzerrte und in Teilen schlicht falsche Darstellung des Nahost-Konflikts.
Jetzt, zum zweiten Jahrestag des 7. Oktober, fühlst du dich wie gewohnt berufen, deine Sicht der Dinge zu verbreiten. Und wieder läuft es auf dasselbe hinaus: Reflexhaft erwähnst du den 7. Oktober, als wäre das die einzige relevante Zäsur in diesem Konflikt.
Du klammerst alles davor und danach aus. Du argumentierst, als würde dieser Tag isoliert im luftleeren Raum stehen.
Metaphorisch gesagt: Du kommentierst einen Boxkampf mit zwölf Runden, sprichst aber immer nur über Runde sieben, weil dort ein Tiefschlag passiert ist. Alles, was davor an Regelverstößen, Machtmissbrauch, Manipulation und Brutalität passiert ist und was danach an Eskalation, Vergeltung, Völkerrechtsbrüchen und Kriegsverbrechen geschehen ist blendest du aus. Es geht dir nur um diese eine Runde. Weil sie dir in dein Weltbild passt.
Und du ziehst daraus eine Legitimation für alles, was folgte: für zehntausende tote Zivilisten, für ethnische Säuberung, für Massenvertreibungen, für einen systematischen Vernichtungskrieg. Und während du diese Ereignisse entweder schweigend hinnimmst oder mit Floskeln relativierst, diffamierst du gleichzeitig jeden, der dagegen protestiert.
Du unterstellst pauschal, dass alle Demonstrierenden islamistische, frauenfeindliche, antidemokratische Hinterwäldler sind.
Du machst keine Unterscheidung. Du diffamierst.
Und das ist auch keine Unwissenheit. Das ist deine Entscheidung.
Du hast selbst in deinen Büchern erklärt, wie Narrative in Medien funktionieren, wie sie verzerren, wie Meinung gemacht wird, gerade durch selektive Darstellung.
Du wendest jetzt genau dieselbe Taktik an, die du jahrelang kritisiert hast.
Du erwähnst Israel als Opfer. Du erwähnst die Hamas als Täter. Aber du sagst nichts zu dem, was Israel seit Jahren macht.
Du erwähnst kein Wort zu den systematischen Kriegsverbrechen in Gaza.
Kein Wort zu den Angriffen auf Iran, Katar, Syrien, den Libanon, alle völkerrechtswidrig.
Du sagst einfach nichts. Null. Schweigen.
Gleichzeitig stellst du dich öffentlich hin, mit deinem Image des kritischen Denkers, des unangepassten Beobachters und nutzt jede Gelegenheit, um Kritik an Israel reflexhaft mit Antisemitismus gleichzusetzen.
Und jedes Mal beginnst du solche Gespräche mit dem Hinweis, dass du KZs besucht hast und mit Holocaust-Überlebenden gesprochen hast, als Schutzschild, als moralische Absicherung.
Aber du erwähnst nie die Holocaust-Überlebenden, die die israelische Regierung scharf kritisieren. Die klar sagen, dass „Nie wieder“ für alle Menschen gelten muss & nicht exklusiv. Diese Stimmen kommen bei dir nicht vor, weil sie nicht in deine Argumentation passen. Weil sie dich zwingen würden, dein Weltbild zu hinterfragen. Und das willst du offensichtlich nicht.
Ich sage dir ehrlich, was ich denke: Du bist nicht desinformiert, du bist nicht überfordert, du bist nicht verwirrt.
Du bist ideologisch festgelegt. Und ja, für mich ist inzwischen klar: Du hast ein tief verankertes Problem mit allem, was islamisch, arabisch oder palästinensisch ist & ob du dir das selbst eingestehst oder nicht. Du bist islamophob, aber zu feige, es offen zu sagen.
Wenn du so denkst – gut, dann sag es.
Aber hör auf, dich hinter deiner angeblich differenzierten Art zu verstecken. Du hast längst Position bezogen. Du bist parteiisch. Und das darfst du sein. Aber dann sei ehrlich.
Ich hätte das alles nie geschrieben, wenn es sich hier um irgendeinen Kabarettisten oder Kommentator handeln würde. Aber du hast Reichweite. Einfluss. Eine Stimme. Und du nutzt sie auf eine Weise, die einseitig, ungerecht und gefährlich ist.
Was du machst, ist nicht kritisch. Es ist bequem. Und es ist heuchlerisch.
Und das ist für jemanden mit deinem Verstand und deiner Geschichte einfach nur enttäuschend.
Reicht schon Thorsten.
Auf die bewusste Verwendung des Begriffs „Genozid“ möchte ich garnicht erst eingehen.
Danke Herr Somuncu!
ich habe deinen Beitrag gelesen und bin größtenteils deiner Meinung, außer mit der meiner Meinung nach, oberflächlich betrachteten Aussage: "der Krieg würde enden, wenn Hamas aufhören würde zu schießen". Es gibt Beweise, die belegen, dass "Israel" Hamas seit Jahren finanziell unterstützt. Und warum weshalb kann man sich denken...
Ich würde mich freuen, wenn wir darüber uns austauschen könnten.
Liebe Grüße
Goltschia