Bundesrepublik Doofland

Bundesrepublik Doofland

Die Ereignisse überstürzen sich. Hier ein Krieg, da ein Menschheitsverbrechen, heute unter Wasser, morgen Europameister. Erste Fahnen an den Autos. Ablenkung: ja bitte. Und das Ganze ab sofort kriegstüchtig. Panzer und Bundesliga? Natürlich. Aber erst Diskurs. Wie das zerlabern allerorten genannt wird. Eine Ein- und Zuordnung von Kai Blasberg.
Wir wissen alle, wie wichtig Hochwasser in der Politik ist. In Scharen pilgern die Granden aus Berlin und den genässten Regionen zu den Orten, wo der Mensch erstaunt feststellt, dass das, was Alle seit Langem sagen und immer noch geleugnet werden soll, ja wohl offenbar doch irgendwie stimmt. Dort werden dann Parolen und Zusagen gedroschen, dass es den Bär graust. Menschen, die Monate ihres Zeitplans kennen, stehen in wenigen Stunden mit Gummistiefeln, hunderte von Kilometern entfernt, im Leid der Bevölkerung. Ein tweet, wie bei Nazisängern und Messer-Afghanen, reicht da nicht. Hier braucht es Tuchfühlung. Angenehm ist das nicht. Nützlich schon gar nicht. Na gut, schon, aber nur für die Stiefel-Granden, dann müssen sie sich einmal mehr nicht um ihre eigentlichen Aufgaben kümmern. Der Söder Markus natürlich immer an vorderster Front, da kann er sich nicht mal mehr rasieren. Aber immer überrascht tun. Sagte er doch tatsächlich, dass mit derlei (also Hochwasser) nicht zu rechnen gewesen sein. Sein sprachbehinderter Vize gar schloss Konsequenzen gänzlich aus. Das (meinte auch das Hochwasser, sagt es aber als lupenreiner Darwinist zu jedem anderen Anlass auch) könne man schlicht nicht verhindern. Und wir können uns Euch Figuren nicht leisten, denkt man. Was aber mit Wahlen ja leider nicht mehr zu beeinflussen ist. Der innere Tucholsky brüllt einen derweil gnadenlos an.
Wer gerade nicht im Wasser steht, lässt sich an Waffen ablichten. Das Land soll in den Krieg ziehen. Den der Gedanken. Die wohl erschlaffteste Gesellschaft weltweit soll vorbereitet werden. Eine Herkulesaufgabe. Heißt nicht auch ein Transportflugzeug so? Egal, weiter im Text. Weil ein paar sehr reiche Menschen unbedingt noch reicher werden sollen. Die, die den Krieg erleben, die Überfallenen, werden wohlfeil kritisiert ob dieser furchtbaren Realität und den damit verbundenen Wünschen nach Nachschub und dann mit den Waffen unterstützt, deren lebensrettende Lieferung monatelang abgelehnt wurde. Aber die, die gar nicht bedroht sind, weil sie nicht bedroht sind, die sollen Waffen kaufen, ihre Kinder bereitstellen in verquast verschleierten ,,Diensten an der Gesellschaft", damit Dinge, die wir gestern noch mit einem Vogelzeichnen an der Stirn quittierten, gesellschaftsfähig werden. Das, was sie Diskurs nennen, soll ausschließlich zur Schleifung jeglicher Semantik herangezogen werden.
Denken war gestern. Jetzt geht es um Angst.
Ein von uns bezahlter Redakteur des WDR, bar jeglicher Kompetenz zum Tun, bestellt eine Umfrage, die sich Björn Hoecke nicht getraut hätte, in Auftrag zu geben. Die Torheit seines Daseins wird von ihm selbst wortreich verklärt, sein Chef, der immer gesendete Jörg Schönenborn, fällt unter den Tisch. Da wird ihn, so hofft er, niemand sehen. Ducken als Kerntugend. Rücktritt war was aus den Achtzigern. Beim größten Flop der jüngsten und flopreichen Mediengeschichte der ARD, einer Sendung die so heißt wie ihre Ankerfrau, nämlich Miosga, sitzen Leutchens aus Reihe drei und sagen Dinge, die Leutchens aus Reihe drei so sagen. Erkenntnis wird gar nicht erst angestrebt. Aber es wird viel gelächelt. Ein Fußballclub bekommt eine Waffenschmiede als Sponsor und die Fans regen sich auf. Bis etwas bekanntere Fans und Öffentlichkeitsarbeiter vermeinen, dies sei nicht schön, um bewusst, gewollt und zielgerichtet im aus dieser Kolumnenwelt bekannten
,,Watt-willze-machen"-Modus zu landen. Hier mal angekommen, ist es nicht weit zur willfährigen Akzeptanz. Landminen für Union Berlin, Atomrucksäcke mit dem Jobrad nach Freiburg.
Elke Heidenreich. Sie merken, ich komm auf Temperatur. Die 80jährige schreibt seit unzähligen Jahren immer das gleiche Buch, in dem es um Dinge geht, zu denen Elke Heidenreich meint, Besonderes feilbieten zu müssen. In meinen Kinder- und Jugendzeiten kritisierte sie mal die Oberen und wurde dafür bekannt. Jetzt kritisiert sie Alles und Jeden, ist ihr aber egal, so lange sie zu Promotion für das immer gleiche Buch in den immer gleichen Treff nach Köln, ja, auch WDR, geladen wird. Leider verirrte sich ein Clip aus diesem Treff, der übrigens von einem dieser bekannteren Fußball-Fans durchgenudelt wurde, in meine Timeline beim letzten SM-Kanal, dem ich noch beiwohne. Was Sie jetzt da lesen, ist Ihre Sache. Oma Elke hat die Grünen und Greenpeace erfunden. Wussten wir nicht. Stimmt auch nicht. Aber sie war jünger als 80 und also schon lebendig, als es geschah. Und weil sie erwähnenswert chuzpefrei die angeblichen Errungenschaften der von ihnen in keiner Weise beeinflussten Organisationen für sich reklamierte, war es für sie sonnenklar, genau aus diesem Grund das Recht gehabt zu haben, sinnlos die Erde mit Opernreisen nach Palermo beschädigen zu können und sich deswegen auch in überhaupt keiner Weise für irgendetwas verantwortlich fühlen zu müssen. Sollen doch nachkommende Generationen erstmal beweisen, dass sie genauso ignorant wie Omma Else im Stile des alten, nonbinären weißen Mannweibs die Augen vor dem Offensichtlichen verschließen können.
Wenigstens die Fresse halten muss doch möglich sein.
Apropos Vibes: Kalle Rummenigge, die alte Pony-Leiche, entzieht seinem neuen Trainer auf irgendeiner Bühne, wo man den auch bald 70jährigen noch einlädt, weit vor dem ersten Arbeitstag, mal schnell das Vertrauen. Der sei, so greint die Rotnase aus dem Lipperland, der Kandidat des Vorstands, und meint als Aufsichtsratsmitglied das Gremium, welches die operativen Geschicke des überwachten FC Bayern lenkt und lenken muss. Der Aufsichtsrat hat sich nach innen zu wenden und hilfreich zu sein. Das kann Kalle aber nicht. Da der verhasste Feistling vom Tegernsee das auch nicht tut, wendet sich Kalle wie der Uli nach außen und ist hilflos. Entertainment-Garantie ab August inklusive. Man freut sich.
Dann ist Europawahl. Ach so. Was nochmal? Uschi? Nee, die nur, wenn die Faschos mitmachen. Das jedoch sind keine mehr, weil sie die Nazis von der AfD ausschließen. Kann man auch nicht erfinden: Frau Meloni und Frau Le Pen schließen Frau Weidel aus, damit Frau von der Leyen Präsidentin bleibt. Vive la Patriarchat. Mit Männern wie Merz und Laschet ein Witz mit Rollator. Und vor 80 Jahren Landung in der Normandie.
Wenn da Hochwasser ist, schwebt Frank Walter auf Wolke 7.

06.06.24
*Kai Blasberg war 40 Jahre in den privaten Medien in Deutschland beschäftigt
Kommentare
  • Jürgen Hansen
    06.06.2024 18:38
    Viel Futter. Und gut zum nachdenken. Bisschen kürzer und ich hätte alles gelesen
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