Der große Betrug

Der große Betrug

Es ist einer der größten Skandale in der Geschichte der Bundesrepublik. Eine weder gewollte noch gewählte Koalition beschließt, ohne im Amt zu sein, mit den Stimmen der alten Mehrheiten ein Gesetz, das weder Sinn macht noch reichen die dürftigen Erklärungen der Schuldenmacher aus, um ihr Verbrechen zu rechtfertigen.

von Serdar Somuncu
Denn es ist ein Überfall auf die Demokratie und ein riesiger Schuldenberg, der sich in den nächsten Jahrzehnten vor den kommenden Generationen auftürmen wird. Die fadenscheinigen Bemühungen der Beteiligten, ihre Lüge zu kaschieren und sie als Reform zu tarnen, sind dreist und zugleich durchschaubar. Die ganze Aktion ist nichts anderes als ein geheuchelter Liebesbeweis an die Ukraine und ein Verrat am eigenen Volk. Das Ergebnis wird sein, dass die AfD weiter Stimmen gewinnen wird und der Bürger die Zeche zahlt. Schon in den nächsten Wochen wird eine Diskussion um Mehrwertsteuererhöhung und sonstige Manöver beginnen, um den ohnehin schon durch gesteigerte Energie- und Lebenshaltungskosten gebeutelten Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen für einen Krieg, den selbst die Amerikaner nicht mehr führen wollen, weil sie einsehen, dass das sinnlose Blutvergießen für die angebliche Freiheit in einer finanziellen und ideologischen Sackgasse geendet ist, die weder den Ukrainern etwas bringt noch dazu beiträgt, dass die Bemühungen der Europäer um eine gerechtere Welt und eine Abwehr des Antichristen Putin glaubwürdiger werden.

Vielmehr zeigt sich, wie die Politik es sich zu eigen gemacht hat, die Wahrheit ständig zu ihren Gunsten zu verfälschen und daraus eine neue Wahrheit zu kreieren, die nicht ansatzweise kaschiert, mit welchen unlautereren Methoden sie ihre eigenen Interessen verfolgt. Jeder weiß, dass Nicht-Kanzler Merz ein Blackrock-Lobbyist ist, jeder weiß, dass die ohnehin schon umfallgewöhnten Grünen sich mit einer Sonderinvestition in Klimaschutz haben bestechen lassen, und jeder weiß auch, dass die Unterstützung der Ukraine nichts anderes ist als ein Lippenbekenntnis, das dazu dienen soll, sich die Ressourcen und Märkte im Osten einzuverleiben. Würde man die Ukraine wirklich und ernsthaft unterstützen wollen, dann hätte man ihr nicht nur milliardenweise Finanzhilfen geschenkt, die im Nichts versickern, sondern man hätte vor allem den vollmundigen Worten Taten folgen lassen und die Ukraine in die NATO aufgenommen. Dass daran aber weder die Imperialisten im Westen noch die Autokraten im Osten Interesse haben können, ist schon längst allen klar, die wissen, dass ein solches Vorgehen ohne weitere Umwege in einem dritten Weltkrieg mündet. Friedrich Merz setzt trotzdem alles auf eine Karte. Er weiß, dass er nur Kanzler werden kann, wenn er Mehrheiten jenseits der AfD schafft, und genau das scheint ihm mit dieser Vergewaltigung des Wählerwillens gelungen zu sein. Die Parteien der ,,demokratischen Mitte" scharen sich um ihn in der Hoffnung, dass sie bei der großzügigen Verteilung des Schuldenbeutels nicht außen vorbleiben, und sie scheuen sich dabei nicht davor, ihre einstigen Grundsätze binnen kürzester Zeit über Bord zu werfen. Was interessiert mich mein Wahlversprechen von gestern, wenn ich heute schon neue Phrasen zur Rechtfertigung des historischen Wortbruchs finde? Reformen für marode Infrastruktur, Bildung und Klima müssen vorgeschoben werden, um zu verbergen, dass der eigentliche Kern dieses schäbigen Manövers die Angst davor ist, dass der ,,Russe", wie man ihn neuerdings wieder unverhohlen nennen darf, vor der Tür steht und unsere freiheitlich-liberale Welt bedroht. Dafür nimmt man eben mal 500 Milliarden Euro in die Hand, die man bei Bedarf auf über 1 Billion Euro aufstockt, und gaukelt den Menschen vor, dass man dabei nur gute Absichten verfolgt und aus Verantwortungsgefühl gegenüber den nachfolgenden Generationen handelt.

Dabei ist die größte Verantwortungslosigkeit schon alleine die Höhe der Summe der Schulden, die uns mit großer Sicherheit ein wirtschaftliches und finanzpolitisches Desaster bescheren wird, aus dem wir in den nächsten Jahren nur schwer entkommen werden. Paradoxerweise sind die einzigen, die diesen Gaunerstreich beim Namen benennen, die Oppositionsparteien am äußeren rechten und linken Rand, auch wenn sie leider noch nicht die Macht haben, die Pläne der angestrebten Koalition der Verlierer zu verhindern. Wenn es aber so weitergeht, dass ein ehemals geschasster Fraktionsvorsitzender und als Politiker jetzt schon unglaubwürdiger Kanzler sich und seine Macht darauf aufbaut, dass er irrationale Ängste schürt, wird sich das derzeit komfortabel erscheinende Szenario schnell in eine alternativlose Lage verwandeln, in der die bleibende Alternative schon im Namen der nächsten Regierungspartei steckt. Bewahre uns der vernünftige Verstand und das Schicksal vor dieser Entwicklung, denn mit dem, was die Steigbügelhalter des Demokratieverlusts gerade vorbereitet haben, kann eine wirklich autoritäre Kraft eine Menge Unheil anstellen. Wundern wir uns also nicht, wenn wir am Ende kopflos in den Untergang schlittern, sondern investieren wir unsere Vernunft in hartnäckigen Widerstand gegen die organisierte Demagogie.


18.03.25
©Serdar Somuncu
Das neue Buch - Lügen -Kulturgeschichte einer menschlichen Schwäche"
*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur

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Kommentare
  • Dirk Alberternst
    14.04.2025 13:48
    Vielleicht sollten wir auch mal darüber reden, wieso Staaten überhaupt verschuldet sind. Denn offensichtlich sind die Zusammenhänge fast niemandem bekannt. Immer wird nur darauf hingewiesen, dass spätere Generationen bezahlen müssen. Das ist aber gar nicht der springende Punkt. Leider ist der Platz hier zu begrenzt, aber es wäre sinnvoll wenn Bent und Serdar sich mal damit beschäftigen und dann ein Podcast darüber machen.
  • Berkan Ipek
    19.03.2025 21:14
    Was hier vor unseren Augen geschieht, ist ein skrupelloser Anschlag auf unsere Demokratie, ein eiskalter Betrug an den Bürgern dieses Landes! Da werden Milliarden verschwendet – nicht für die Zukunft unserer Kinder, sondern um sich auf Kosten nachfolgender Generationen kurzfristig politisch beliebt zu machen.

    Wer solche Politik betreibt, der handelt nicht aus Verantwortung, sondern aus purem Opportunismus. Es sind unverantwortliche Hasardeure, die mit ihrer Schuldenpolitik unser Land geradewegs in die Sackgasse treiben. Diese Regierung hat vergessen, dass sie zuerst dem eigenen Volk verpflichtet ist und nicht dem Machterhalt um jeden Preis.

    Und genau dieser Preis ist es, der gefährlich wird: Er öffnet Tür und Tor für radikale Kräfte. Statt die Demokratie zu stärken, geben wir denen Auftrieb, die unser Land ins Chaos stürzen wollen.

    Deshalb sage ich: Lassen wir uns nicht weiter für dumm verkaufen! Wir brauchen Politiker, die endlich Klartext reden und Verantwortung tragen, anstatt Milliarden in einem Abgrund zu versenken und uns dabei mit leeren Versprechungen abzuspeisen!
  • Falko Schäfer
    19.03.2025 15:55
    Vieles ist sicher richtig, aber ich wäre vorsichtig mit Prognosen zu den finanzpolitischen Auswirkungen. Denn die Ansichten gehen ja selbst unter Expertinnen und Experten, die in diesen Bereichen Kompetenz vorweisen können, stark auseinander.

    Ein Großteil der Kritik am Schuldenmachen kommt primär aus der libertären Ecke – also von Leuten, die unseren Staat demontieren und alles in die Hände wirtschaftlicher Eliten legen möchten, wie es gerade auch in den USA weiter vorangetrieben wird.

    Der Staat ist kein Privathaushalt. Innerhalb einer Volkswirtschaft ist er der größte Konsument und es ist sogar essenziell wichtig, dass ein Staat Kredite aufnimmt und investiert. Ohne das Konzept, in die Zukunft zu investieren, mit Geld, das noch nicht da ist, gäbe es kein Wachstum. Genau dieses Konzept hat uns überhaupt erst aus dem Mittelalter herauskatapultiert.

    Woher kommen diese unseriösen Aussagen, dass so eine „popelige“ Billion, die ja nicht innerhalb von Monaten, sondern über Jahre ausgegeben werden soll, etwa die Inflation explodieren lässt? Die USA leihen sich jedes Jahr fast eine Billion mehr (unsere Billion, nicht deren billion) als im Vorjahr – und was passiert? Genau: gar nichts.

    Natürlich plädiere ich nur für Investitionen in unsere eigene Infrastruktur. Geld, das im Ausland ausgegeben wird, nützt uns nichts. Geld, das für Waffen ausgegeben wird – nützt uns ebenfalls nichts. Bei Waffen gibt es im Gegensatz zu Schulen und Straßen volkswirtschaftlich gesehen keinen Payback.
  • Hartmut Meske
    18.03.2025 22:40
    Mein Entsetzen kennt keine Grenzen, ob der komplett undemokratischen Vorgehensweise aller an dieser Schweinerei beteiligten Politiker. Mein Zorn über die Skrupellosigkeit, Verlogenheit und bewussten Irreführung des Volkes durch die Politiker will sich Luft machen aber soll nicht verpuffen. Das Sprichwort, der Klügere gibt nach, begründet die Weltherrschaft der Dummen, findet in Deutschland seine Bestätigung. Was ist aus diesem Land geworden? Es ist nicht mehr mein Deutschland!
    Ist sich wirklich jeder nur noch der Nächste?
    Lasst uns auf die Straße gehen, und den aufrechten Demokraten eine Stimme geben.
  • Steve Evans
    18.03.2025 20:30
    Einfach ekelhaft was dort passiert und dieses Prinzip von "Schnee von gestern" funktioniert ja auch immer wieder.
    Die meisten interessiert es nicht was ein Politiker vor drei Monaten sagte, geschweige denn vor drei Jahren.

    Es sei denn die Medien und Journalisten weisen darauf hin, aber diesen Job erledigen sie nicht.
    Manchmal würde ich mir wünschen, dass vor der Wahl all die Worte und "Werte" der Bundestagspolitiker der letzten Jahre, also die vor der Wahl, zusammengefasst werden.
    Politic Compilation.
    Um all die Widersprüche zusammenzufassen.
    Aber auch da versagen die Medien in Sache Aufklärung.
    Sie sind ein reines Sprachrohr der Politiker. Außer bei der AfD und ein paar anderer kleinere Parteien.
    Gut, da gibt's dann noch die sogenannten alternativen Medien, die allerdings das Selbe machen, nur umgekehrt.

    LG Steve E.
  • Steffen
    18.03.2025 20:24
    Jedes Wort ein Volltreffer ! Vielen Dank lieber Serdar ! Das hat nichts mehr mit der Idee zu tun, das wir „Volksvertreter“ wählen, die dann für uns Politik machen.
  • Kerry Haufschild
    18.03.2025 20:15
    Genau so sieht es aus! Diese Entscheidung bedeutet massive Schulden für kommende Generationen, ohne dass ein echter Plan dahintersteht. Der Bürger wird zur Kasse gebeten, während die Politik sich Ausreden sucht. Das ist verantwortungslos!
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