Der unfreie Radikale
,,Man hatte fast den Eindruck, ihre Rede war vorbereitet" (Björn Höcke im TV Duell")
Von Serdar Somuncu
Von Serdar Somuncu
Björn Höcke ist ein Extremist. Seine ganze Haltung und sein Ausdruck sind nichts anderes als ein einziger Krampf. Sein verschmitztes Lächeln, sein permanentes Feixen und sein fast schon paranoides Lamentieren, welches immer im Widerstand zu einer unsichtbaren Macht zu stehen scheint, ist nichts anderes als der Ausdruck eines Bedürfnisses nach Geltung und Anerkennung, die sich in einem manisch propagierten Nationalismus widerspiegelt.
Höcke ist dabei umgeben von einer magischen Aura der Unantastbarkeit, die sich manchmal wie eine bessere Arroganz anfühlt, aber oft auch rechthaberisch und irgendwie trotzig wirkt. Dieses Enigma ist die perfekte Verkörperung eines aufstrebendes Volkstribuns, der in seiner besserwisserischen Rolle die Karte des Underdogs spielt, um sich dann auf pseudorevolutionäres Geschwätz zu kaprizieren und sich als Rächer der Enterbten darzustellen.
Auch im jüngsten TV-Duell um die Wahl in Thüringen wurde eindrucksvoll sichtbar, wie Höcke zwischen Unsicherheit, Lüge und Sturheit hin und her laviert, um damit nichts anderes zu erzeugen als den Eindruck eines republikloyalen und redlichen Politikers, der sich letztlich in einem ähnlichen desolaten Stadium der Minderwertigkeit wie das geschundene deutsche Volk befindet. Diese Erzählung ist unverkennbar die DNA der AfD. Aber nicht nur die der Partei, sondern auch andere Antipathen, einst unbescholtene Bürger und gestrandete Existenzen, denen die Rechtsstaatlichkeit und demokratische Struktur unserer Gesellschaft zu wider ist, sehen sich in ihrem unverblümten Antagonismus gegen unsere angeblich von Zuwanderung und Degeneration zerfressene Gesellschaft vereint und sie haben sich verschworen in ihrem Wahn, gegen die unterwanderte deutsche Unschuld.
Ziel und Hauptmotiv ihres Hasses sind dabei der Islam und die sogenannte "unkontrollierte Masseneinwanderung", die Höcke immer wieder unwidersprochen anbringen kann, um seine angstbessesene Haltung zu kaschieren. So bildete auch in diesem TV Duell Björn Höckes ewiges Lamento das Leitmotiv seiner Argumentation und offenbarte zugleich den Unterbau seiner inhaltlich oft inkonsistenten, aber auch ideologischen Haltung.
Höcke ist ein Blender. Er beruft sich auf Geschichtskenntnis und ist aber vergesslich, wenn es um seine eigenen Zitate geht. Er verteidigt eine Nation, die nicht existiert und auch niemals existierte. Er spricht von einem originären Deutschsein, obwohl Deutschland nichts Originäres hat. Dieses Land war schon immer eine Zusammensetzung aus unterschiedlichen Kulturen. Gerade das macht den föderalistischen und republikanischen Unterschied zu anderen Nationen aus, die Höcke in seinen kruden Vergleichen auch immer wieder anführt, um sich in seinem nationalistischen Anspruch auf die Reinheit der deutschen Kultur glaubwürdig zu machen.
Leider reicht die Auffassungsgabe seiner Sympathisanten nicht weiter aus, als ihn zu heroisieren und in seinem politischen Auftreten etwas wie einen Widerstand zu sehen, den man leisten muss gegen die Unterdrückung durch das angebliche Establishment. Aber wer ist dieses Establishment?
Gibt es in Deutschland wirklich eine Kaste von Bestimmenden, die sich zum Ziel gemacht hat, dieses Land zu zerstören? Oder leben wir vielmehr in einer Demokratie, auch etwas, was Björn Höcke permanent anzweifelt, in der Mehrheiten darüber bestimmen, welche Richtungen die Entscheidungen der Regierenden einzuschlagen haben und auch selbst dann im Kompromiss und im Konsens darüber gestritten werden soll. Allein dies infrage zu stellen, demonstriert, wie antidemokratisch Höcke denkt. Für ihn ist die Sicht auf die Dinge stets autoritär. Deutsch zu sein ist ein Privileg der Herkunft. Deutschsein ist ein vorgegebener Katalog von Eigenschaften, Sprache und Kultur, der andere ausschließt. Und wer sich nicht an die Regeln hält, der hat es nicht verdient, in Deutschland zu bleiben. In Höckes beschränkter Sicht gibt es keine produktive Vermischung von Kulturen. Es gibt auch keinen fruchtbaren Austausch zwischen Religionen, sondern der Islam gehört in den Nahen Osten, so wie Goethe und Schiller urdeutsch sind. Es gibt keine Veränderungen, sondern nur Rückwärtsgewandheit. Er definiert dabei auch nicht, was es bedeutet, deutsch zu sein, sondern er stellt ein unsichtbares Ideal auf, welches sich auf historische Errungenschaften und eine "positive Betrachtung" der deutschen Vergangenheit beschränkt.
Das ist nicht nur Geschichtsklitterung par excellence, sondern es ist auch zutiefst antimodernistisch und zuweilen auch antisemitisch. Denn für Höcke ist der Holocaust eine lässliche Sünde im Vergleich zu den "positiven Seiten" der deutschen Geschichte. Deutlicher kann man den Holocaust nicht relativieren.
Dabei ist vieles an der deutschen Vergangenheit- und die beginnt eigentlich erst 1848 - nicht positiv zu betrachten. Das Kaiserreich, die deutsch-französischen Kriege und die faschistisch-hegemonistische Ideologie der Nationalsozialisten, aber auch die Anfälligkeit für Diktaturen und der kollektive Sadismus, der sich im Holocaust entfalten konnte, sind Facetten der deutschen Seele und davon untrennbarer Teil der deutschen Mentalität.
All das übersieht Höcke süffisant, indem er z. B. den Holocaust zwar als Schande bezeichnet, dabei aber immer wieder offenlässt, welche Ambivalenz dieser Ausdruck hat, wenn man ihn auf die Wahrnehmung der eigenen Verantwortung zur Schuld bezieht, statt sie zum Makel zu erklären, den man abwerfen kann, wie einen unnötigen Ballast. Nicht umsonst gehört das Unwort "Schuldkultur" zum Vokabular dieses Hetzers.
So ungeheuer das auch klingt, so sehr ist sich Höcke dessen bewusst, dass er mit seiner Attitüde des Unbedarften über jeglichen Zweifel hinweg blenden kann, solange man ihn nur richtig missversteht. So ist es aber auch naheliegend, dass er sich in Zukunft für seine Äußerungen vor Gericht verantworten muss, denn sie sind zutiefst antidemokratisch, rechtsradikal und faschistoid. Leider bleibt es in dieser Grauzone auch für seine politischen Gegner schwierig, ihn anzugreifen und bloßzustellen, weil Höcke sich windet wie ein Aal, wenn er zur Rede gestellt wird oder in die Ecke gedrängt wird.
Dann kommen plötzlich die ewig gleichen Plattitüden von der Unterdrückung der Meinungsfreiheit und der unsichtbaren Macht einer Nomenklatur, die es auf den unbescholten deutschen Bürger abgesehen hat. Aber Höcke ist weder Volkstribun, noch ist er ein Rebell. Er ist empfindlich, nachtragend und wehleidig, und niemand, der ihm entgegentritt, kann ein Argument liefern, dass ihn zur Räson bringt oder ihn nachdenklich macht. Denn in irgendeiner Weise scheint er in der Tiefe seiner Seele verletzt zu sein und sich gegen ein unsichtbares Trauma zu wehren.
Blickt man in seine Biografie, die er in seinem Gesprächsbuch ,,Nie zweimal in denselben Fluss" beschreibt, dann erkennt man das Psychogramm eines gekränkten Jungen, der im Westerwald aufwächst, zwischen den Barrieren seiner Erziehung und den Möglichkeiten seiner mediokren Intelligenz. Höcke hat daraus etwas Gefährliches gemacht. Denn ähnlich wie bei anderen Extremisten ist die Grundlage ihres Handelns immer die Rache gegen das eigene Schicksal. So bleibt es nicht verwunderlich, dass Höcke wie getrieben zu sein scheint, von der Idee eines Tages Vergeltung zu üben für das ihm zugefügte Unrecht, welches vergleichbar ist der Misshandlung einer Nation durch das sogenannte multikulturell verseuchte Establishment.
In Höckes Ansicht ist die Nation nichts anderes als eine Vaterfigur, nach deren patriarchalischer Autorität er sich selbst zu sehnen scheint. In seiner Ideologie ist das rigide Durchgreifen des Staates gegen subversive Elemente nichts anderes als eine zwangsläufige Reaktion auf den Unbill und die Kränkung, die ihr die antideutschen Elemente zufügen.
So bleibt jegliches Gespräch mit ihm, so wie auch dieses TV Duell, sinn und zwecklos. Denn Höcke ist nicht erreichbar mit Argumenten. Weder kann man mit ihm auf einer rationalen Ebene diskutieren, noch kann man ihn überzeugen. Höckes Ziel ist einzig und allein egoistisch und auf die Linderung seines inneren Schmerzes an dieser Nation gerichtet.
Aber diese Nation ist weder krank, noch braucht sie die Hilfe eines Verführers. Unsere Gesellschaft, wie auch unsere Demokratie ist schon längst an sich gewachsen, sie ist wehrhaft, und sie wird sich auch in Zukunft diesen defätistischen Einflüssen widersetzen können. Sie braucht keinen Therapeuten und keinen Erzieher. Einzig und allein die Erfahrung eines friedlichen Miteinanders unterschiedlicher Kulturen schützt uns vor dem Wahn eines überheblichen Demagogen. Es ist die Kraft der Toleranz und des Respekts, die jeglichen Angriffen des Anachronismus standhält und im Widerspruch zur Arroganz der Nationalisten steht. Höckes Versuch, die Gesellschaft zu spalten, ist zum Scheitern verurteilt, denn die globalisierte Welt ist in ihrer Entwicklung weiter und reifer, als es die Anpassungsfähigkeit eines engstirnigen Traditionalisten je sein wird.
12.04.24
©Serdar Somuncu
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*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
Höcke ist dabei umgeben von einer magischen Aura der Unantastbarkeit, die sich manchmal wie eine bessere Arroganz anfühlt, aber oft auch rechthaberisch und irgendwie trotzig wirkt. Dieses Enigma ist die perfekte Verkörperung eines aufstrebendes Volkstribuns, der in seiner besserwisserischen Rolle die Karte des Underdogs spielt, um sich dann auf pseudorevolutionäres Geschwätz zu kaprizieren und sich als Rächer der Enterbten darzustellen.
Auch im jüngsten TV-Duell um die Wahl in Thüringen wurde eindrucksvoll sichtbar, wie Höcke zwischen Unsicherheit, Lüge und Sturheit hin und her laviert, um damit nichts anderes zu erzeugen als den Eindruck eines republikloyalen und redlichen Politikers, der sich letztlich in einem ähnlichen desolaten Stadium der Minderwertigkeit wie das geschundene deutsche Volk befindet. Diese Erzählung ist unverkennbar die DNA der AfD. Aber nicht nur die der Partei, sondern auch andere Antipathen, einst unbescholtene Bürger und gestrandete Existenzen, denen die Rechtsstaatlichkeit und demokratische Struktur unserer Gesellschaft zu wider ist, sehen sich in ihrem unverblümten Antagonismus gegen unsere angeblich von Zuwanderung und Degeneration zerfressene Gesellschaft vereint und sie haben sich verschworen in ihrem Wahn, gegen die unterwanderte deutsche Unschuld.
Ziel und Hauptmotiv ihres Hasses sind dabei der Islam und die sogenannte "unkontrollierte Masseneinwanderung", die Höcke immer wieder unwidersprochen anbringen kann, um seine angstbessesene Haltung zu kaschieren. So bildete auch in diesem TV Duell Björn Höckes ewiges Lamento das Leitmotiv seiner Argumentation und offenbarte zugleich den Unterbau seiner inhaltlich oft inkonsistenten, aber auch ideologischen Haltung.
Höcke ist ein Blender. Er beruft sich auf Geschichtskenntnis und ist aber vergesslich, wenn es um seine eigenen Zitate geht. Er verteidigt eine Nation, die nicht existiert und auch niemals existierte. Er spricht von einem originären Deutschsein, obwohl Deutschland nichts Originäres hat. Dieses Land war schon immer eine Zusammensetzung aus unterschiedlichen Kulturen. Gerade das macht den föderalistischen und republikanischen Unterschied zu anderen Nationen aus, die Höcke in seinen kruden Vergleichen auch immer wieder anführt, um sich in seinem nationalistischen Anspruch auf die Reinheit der deutschen Kultur glaubwürdig zu machen.
Leider reicht die Auffassungsgabe seiner Sympathisanten nicht weiter aus, als ihn zu heroisieren und in seinem politischen Auftreten etwas wie einen Widerstand zu sehen, den man leisten muss gegen die Unterdrückung durch das angebliche Establishment. Aber wer ist dieses Establishment?
Gibt es in Deutschland wirklich eine Kaste von Bestimmenden, die sich zum Ziel gemacht hat, dieses Land zu zerstören? Oder leben wir vielmehr in einer Demokratie, auch etwas, was Björn Höcke permanent anzweifelt, in der Mehrheiten darüber bestimmen, welche Richtungen die Entscheidungen der Regierenden einzuschlagen haben und auch selbst dann im Kompromiss und im Konsens darüber gestritten werden soll. Allein dies infrage zu stellen, demonstriert, wie antidemokratisch Höcke denkt. Für ihn ist die Sicht auf die Dinge stets autoritär. Deutsch zu sein ist ein Privileg der Herkunft. Deutschsein ist ein vorgegebener Katalog von Eigenschaften, Sprache und Kultur, der andere ausschließt. Und wer sich nicht an die Regeln hält, der hat es nicht verdient, in Deutschland zu bleiben. In Höckes beschränkter Sicht gibt es keine produktive Vermischung von Kulturen. Es gibt auch keinen fruchtbaren Austausch zwischen Religionen, sondern der Islam gehört in den Nahen Osten, so wie Goethe und Schiller urdeutsch sind. Es gibt keine Veränderungen, sondern nur Rückwärtsgewandheit. Er definiert dabei auch nicht, was es bedeutet, deutsch zu sein, sondern er stellt ein unsichtbares Ideal auf, welches sich auf historische Errungenschaften und eine "positive Betrachtung" der deutschen Vergangenheit beschränkt.
Das ist nicht nur Geschichtsklitterung par excellence, sondern es ist auch zutiefst antimodernistisch und zuweilen auch antisemitisch. Denn für Höcke ist der Holocaust eine lässliche Sünde im Vergleich zu den "positiven Seiten" der deutschen Geschichte. Deutlicher kann man den Holocaust nicht relativieren.
Dabei ist vieles an der deutschen Vergangenheit- und die beginnt eigentlich erst 1848 - nicht positiv zu betrachten. Das Kaiserreich, die deutsch-französischen Kriege und die faschistisch-hegemonistische Ideologie der Nationalsozialisten, aber auch die Anfälligkeit für Diktaturen und der kollektive Sadismus, der sich im Holocaust entfalten konnte, sind Facetten der deutschen Seele und davon untrennbarer Teil der deutschen Mentalität.
All das übersieht Höcke süffisant, indem er z. B. den Holocaust zwar als Schande bezeichnet, dabei aber immer wieder offenlässt, welche Ambivalenz dieser Ausdruck hat, wenn man ihn auf die Wahrnehmung der eigenen Verantwortung zur Schuld bezieht, statt sie zum Makel zu erklären, den man abwerfen kann, wie einen unnötigen Ballast. Nicht umsonst gehört das Unwort "Schuldkultur" zum Vokabular dieses Hetzers.
So ungeheuer das auch klingt, so sehr ist sich Höcke dessen bewusst, dass er mit seiner Attitüde des Unbedarften über jeglichen Zweifel hinweg blenden kann, solange man ihn nur richtig missversteht. So ist es aber auch naheliegend, dass er sich in Zukunft für seine Äußerungen vor Gericht verantworten muss, denn sie sind zutiefst antidemokratisch, rechtsradikal und faschistoid. Leider bleibt es in dieser Grauzone auch für seine politischen Gegner schwierig, ihn anzugreifen und bloßzustellen, weil Höcke sich windet wie ein Aal, wenn er zur Rede gestellt wird oder in die Ecke gedrängt wird.
Dann kommen plötzlich die ewig gleichen Plattitüden von der Unterdrückung der Meinungsfreiheit und der unsichtbaren Macht einer Nomenklatur, die es auf den unbescholten deutschen Bürger abgesehen hat. Aber Höcke ist weder Volkstribun, noch ist er ein Rebell. Er ist empfindlich, nachtragend und wehleidig, und niemand, der ihm entgegentritt, kann ein Argument liefern, dass ihn zur Räson bringt oder ihn nachdenklich macht. Denn in irgendeiner Weise scheint er in der Tiefe seiner Seele verletzt zu sein und sich gegen ein unsichtbares Trauma zu wehren.
Blickt man in seine Biografie, die er in seinem Gesprächsbuch ,,Nie zweimal in denselben Fluss" beschreibt, dann erkennt man das Psychogramm eines gekränkten Jungen, der im Westerwald aufwächst, zwischen den Barrieren seiner Erziehung und den Möglichkeiten seiner mediokren Intelligenz. Höcke hat daraus etwas Gefährliches gemacht. Denn ähnlich wie bei anderen Extremisten ist die Grundlage ihres Handelns immer die Rache gegen das eigene Schicksal. So bleibt es nicht verwunderlich, dass Höcke wie getrieben zu sein scheint, von der Idee eines Tages Vergeltung zu üben für das ihm zugefügte Unrecht, welches vergleichbar ist der Misshandlung einer Nation durch das sogenannte multikulturell verseuchte Establishment.
In Höckes Ansicht ist die Nation nichts anderes als eine Vaterfigur, nach deren patriarchalischer Autorität er sich selbst zu sehnen scheint. In seiner Ideologie ist das rigide Durchgreifen des Staates gegen subversive Elemente nichts anderes als eine zwangsläufige Reaktion auf den Unbill und die Kränkung, die ihr die antideutschen Elemente zufügen.
So bleibt jegliches Gespräch mit ihm, so wie auch dieses TV Duell, sinn und zwecklos. Denn Höcke ist nicht erreichbar mit Argumenten. Weder kann man mit ihm auf einer rationalen Ebene diskutieren, noch kann man ihn überzeugen. Höckes Ziel ist einzig und allein egoistisch und auf die Linderung seines inneren Schmerzes an dieser Nation gerichtet.
Aber diese Nation ist weder krank, noch braucht sie die Hilfe eines Verführers. Unsere Gesellschaft, wie auch unsere Demokratie ist schon längst an sich gewachsen, sie ist wehrhaft, und sie wird sich auch in Zukunft diesen defätistischen Einflüssen widersetzen können. Sie braucht keinen Therapeuten und keinen Erzieher. Einzig und allein die Erfahrung eines friedlichen Miteinanders unterschiedlicher Kulturen schützt uns vor dem Wahn eines überheblichen Demagogen. Es ist die Kraft der Toleranz und des Respekts, die jeglichen Angriffen des Anachronismus standhält und im Widerspruch zur Arroganz der Nationalisten steht. Höckes Versuch, die Gesellschaft zu spalten, ist zum Scheitern verurteilt, denn die globalisierte Welt ist in ihrer Entwicklung weiter und reifer, als es die Anpassungsfähigkeit eines engstirnigen Traditionalisten je sein wird.
12.04.24
©Serdar Somuncu
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*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
Kommentare
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Moritz Tag15.04.2024 12:39Ich finde es schon lustig, dass ausgerechnet Türken sich darüber auslassen können, ob es eine typisch deutsche Kultur gibt oder nicht. Zeigt, wieviel Freiheit es in diesem Land auch für Migranten gibt. Ich bezweifle allerdings, dass ich als Fremder in der Türkei die Freiheit hätte, den Türken etwas darüber zu erzählen, ob es bei ihnen eine türkische Kultur gibt oder nicht, ohne ernsthafte Konsequenzen davon tragen zu müssen.Antworten
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Christine Toma14.04.2024 21:49Es ist einfacher sich auf Persönlichkeiten zu stürzen und sich an ihnen abzuarbeiten, als sich mit tiefgehenden, multikomplexen politischen Prozessen auseinanderzusetzen. Hitler, Trump, Putin, Höcke, allesamt Beispiele für Voodoopuppen des einfachen Bürgers, die das geballte Böse bündeln und das mühsame Sezieren global-u.bundespolitischer Prozesse erübrigen. Sie werden nicht selten in einem Atemzug genannt. Schimpfen statt Verstehen. Wer denkt, er müsse Hitler nur ganz feste hassen, der wird des Phänomens der industriellen Menschenvernichtung, seiner Entstehung und seiner Aufarbeitung kein bisschen gerecht. Das Phänomen AfD ist deshalb auch nicht allein über die Person Höcke begreif- bzw. definierbar und wer die Entstehungsgeschichte dieser Partei und die Gründe für ihr stetes Wachsen für irrelevant hält, der wird seiner eigenen moralischen Verantwortung nicht gerecht. Wir sollten alles tun um sie zu stoppen. Und dazu gehört nun mal zunächst (das Phänomen) verstehen statt nur das Voodoo zu bemühen..Antworten
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