Der unheimliche Machtmissbrauch der Presse
Ich weiß nicht, ob es jemals einen Kodex gab, der besagte, dass Zeitungen und Presse neutral zu sein haben. Sogar auf den Titelblättern der meisten Organe steht, dass sie parteiisch sind und sich einer politischen Strömung zuordnen lassen.
Das war schon immer bekannt und es ist nichts Neues. Aber was in den letzten Jahren passiert ist und wie sehr sich die Presse davon entfernt hat, ein Korrektiv zu sein und Wahrheit oft verfälscht für ihre eigenen Zwecke, das ist schon eine neue Qualität, die einem zu denken geben muss.
Von Serdar Somuncu
Das war schon immer bekannt und es ist nichts Neues. Aber was in den letzten Jahren passiert ist und wie sehr sich die Presse davon entfernt hat, ein Korrektiv zu sein und Wahrheit oft verfälscht für ihre eigenen Zwecke, das ist schon eine neue Qualität, die einem zu denken geben muss.
Von Serdar Somuncu
Besonders gewissenlos tun sich dabei die üblichen Verdächtigen von Bild-Zeitung bis Spiegel Magazin hervor. Aber auch die Süddeutsche, die TAZ oder die Frankfurter Allgemeine, Zeitungen, die zwar dafür bekannt waren, dass sie tendenziös sind, aber nicht dafür, dass sie in schmierenhafter Art und Weise Dinge anders darstellen als sie sind und damit Politik betreiben, stehen mittlerweile den anderen in nichts nach.
Beispielsweise im Ukrainekonflikt bezieht die Bild-Zeitung klare Position. Sie steht aufseiten der Ukraine. Ob das daran liegt, dass der stellvertretende Chefredakteur Paul Ronzheimer ein fast schon obsessives Faible für die Ukraine hat oder die Redaktion sich in irgendeiner Weise der Politik Selenskyjs verpflichtet fühlt, ist unklar. Jedenfalls versucht sie schon seit Beginn des Krieges massiv Propaganda zu machen und dies auch immer wieder durch falsche Meldungen oder offensichtliche Lügen. So stand die ukrainische Offensive schon mehrfach bevor und der Krieg war auch schon fast gewonnen, bis es nicht mehr zu verbergen war, dass die Ukraine in diesem Konflikt hoffnungslos unterlegen ist und nur massive Waffenförderung, die gleichzeitig eine Eskalation des Konfliktes bedeuten würden, die Ukraine zu einem Sieg verhelfen könnten. Also steuerte die Bild-Zeitung um und forderte Waffenlieferungen, die immer absurder wurden, und begründete diese Forderungen mit zum Teil lächerlichen Überschriften, wie zum Beispiel ,,Diese Panzer retten Leben".
Auch in der Corona-Zeit spielte die Bild-Zeitung eine sehr fragwürdige Rolle. Traten die Verantwortlichen, allem voran der damalige Chefredakteur und Rechtsausleger Julian Reichelt, der heute beharrlich leugnet, jemals für die im Impfpflicht gewesen zu sein, anfangs noch für die Maßnahmen der Regierung ein, so wandelte sich spätestens nachdem klar war, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung gegen die Coronamaßnahmen der Regierung war, auch die Einstellung der Bild und sie stand plötzlich auf der Seite der Protestierenden. Diese erstaunliche Opportunität ist nicht ein spezifisches Merkmal der Bild-Zeitung allein auch andere Magazine, wie zum Beispiel der Spiegel, betreiben diese unseriöse Art des Journalismus schon seit längerem.
Im Konflikt um Israel und Gaza zum Beispiel bieten sich viele Organe einen Wettbewerb darum, darum wechselweise auf der Seite Israels zu stehen oder die Palästinenser zu unterstützen. Der Grund dafür liegt darin, dass Magazine und Zeitungen heute ihre Inhalte nicht mehr nach Glaubwürdigkeit und Nachweisbarkeit ausrichten, sondern nur noch auf Klick und Abonnentenzahlen Wert legen. Und darin haben sie sich mittlerweile spezialisiert darauf, auch Themen so zu wechseln, dass garantiert bleibt, dass genug Interesse daran besteht und die Leser ein Abo abschließen oder für die Inhalte, die sie beziehen wollen, bezahlen.
Die berühmten Clickbaits von immer neuen Corona-Varianten, die uns bedrohen oder Waffenlieferungen, die Frieden bringen sollen, oder terroristischen Anschlägen, die als Grund für Israelkritik herhalten sollen, sind zwar mittlerweile durchschaubar und spätestens dann, wenn man ein Abo abgeschlossen hat, nachlesbar, aber sie funktionieren nach wie vor hervorragend. Denn die meisten Menschen haben noch nicht begriffen, dass wir in einem Zeitalter der Verfälschung leben, in dem nicht wirklich nachweisbar und nachvollziehbar ist, wer wann welche Meldung warum verbreitet. Hinzukommt, dass auch durch künstliche Intelligenz nicht mehr klar ist, ob die Bilder, die man sieht, echt sind. Die Leichentransporte von Bergamo oder prügelnde Asylbewerber auf den Straßen, genauso wie Bilder von Kriegsgebieten oder sonstigen Ereignissen können mittlerweile auch gefälscht werden und bleiben aber trotzdem im Umlauf, sodass sie sich bei ausreichender Weiterverbreitung zu einer Wahrheit entwickeln, an welche die meisten Menschen glauben, weil sie es nicht erwarten, dass man mit ihrem Vertrauen so dreist umgeht.
Man muss schlicht und einfach konstatieren, dass sich die Zeiten geändert haben und dass die Macht der Medien größer geworden ist durch das Internet und Social Media.
Auch die höhere Frequenz der Nachrichten trägt dazu bei, dass wir immer weniger unterscheiden können zwischen dem, was wir eigentlich wirklich brauchen, um uns ein Bild von der Lage zu machen und dem, was man uns gibt, um das Bild zu übernehmen, was andere in uns erzeugen wollen. Das macht vieles komplizierter. Denn eine Gesellschaft, die nicht weiß, ob die Informationen, die sie bezieht, aus zweckorientierten Quellen kommt, ist eine höchst orientierungslose Gesellschaft, mit der man im Zweifelsfall machen kann, was man will. Die Manipulation ist also tatsächlich im Moment ein Geschick derer, welche die größte Reichweite haben. Und sie nutzen diese Fähigkeit bis zur Lächerlichkeit. Wenn zum Beispiel die Bild-Zeitung noch vor wenigen Wochen davor warnt, dass wir einen brutal heißen Jahrhundert Sommer haben werden, schreiben andere Magazine wiederum, dass die Eiszeit zurückkehren könnte. Wo positioniert man sich also in diesem Geflecht aus Halbwahrheiten, Lügen und diffusen Kolportagen?
Das ist sicher eine Frage, die heute schwieriger zu beantworten ist als je zuvor. Konnte man früher in der umfangreichen Differenzierung und Kenntnis der angebotenen Nachrichten feststellen, wie sich aus dem Quotienten des Durchschnitts etwas wie eine Wahrheit destillierte, so kommt heute hinzu, dass viele Redaktionen auch voneinander abschreiben und die Quellen, die sie benötigen, selbst schon verfälscht sind. Viele erdreisten sich, ihre Informationen aus Sekundärquellen wie zum Beispiel Instagram oder Twitter zu beziehen und diese schlicht und einfach nur zu zitieren. Dass das keinem journalistischen Standard entspricht und keiner wirklichen Revision standhält, muss nicht erklärt werden. Und dennoch wird es selten hinterfragt. Unser Konsumverhalten ist so unmittelbar geworden, dass wir selten überprüfen und schneller wahrnehmen, als wir urteilen können.
Und trotzdem entstehen daraus Kampagnen, die zu Anklagen führen und Prozesse, bei denen am Ende noch nicht einmal interessiert, wie das Ganze ausgegangen ist, sondern eigentlich nur der Weg dorthin von Belang ist. Extreme Fälle wie die des Comedians Luke Mockridge oder der Band Rammstein haben gezeigt, wie schnell eine Dynamik entstehen kann, in der persönliche Wahrnehmung, fehlgeleitete Einschätzung und voreilige Rückschlüsse dazu führen, dass so ein exponentielles Interesse entsteht, welches den Nutznießern in dieser Entwicklung schlagartig Klick und Abonnentenzahlen beschert. Durch die Befeuerung weiterer Meldungen und die Aufrechterhaltung von Kampagnen bleibt so das Interesse bestehen und führt dazu, dass wochenlang über Dinge berichtet wird, die im Grunde genommen nicht geklärt werden können. Denn am Ende bleibt das Urteil über Schuld und Unschuld den Gerichten überlassen und nicht den Zeugen.
Dass die Presse in diesem Fall eine sehr unrühmliche Rolle spielt und dazu beiträgt, dass unsere Urteilsfähigkeit immer abhängiger wird von den Indizien, die wir aus den Quellen von Lobbyisten und Interessengemeinschaften beziehen, ist eine fatale Entwicklung, deren Ausmaß wir im Augenblick nicht absehen können. Sie führt jedenfalls langfristig dazu, dass Meinungen an Wert verlieren, solange sie künstlich generiert sind und Haltungen kaum an Konsistenz gewinnen, wenn sie permanent in der Gemeinschaft von Gleichdenkenden reproduziert werden.
Ein Wesen des Kapitalismus ist die Verführung des Individuums zum Konsum. Der Einzelne soll denken, dass er besonders ist. Und so verleitet man ihn dazu, sich das zu besorgen, was seine Besonderheit schmückt. Halbwissen ist zum leidlichen Accessoire geworden, und der Glaube an empörende Behauptungen zu einer Monstranz, die man vor sich trägt, um zu zeigen, dass man den richtigen Götzen folgt. Dabei ist das Wissen, das man besitzt, um fundiert zu glauben, mittlerweile nur eine Kette von oberflächlicher Wahrnehmung.
Am Ende steht, dass derjenige, der uns glauben machen will, ohne dass wir genug wissen, dazu verführen will, das zu tun, was er von uns verlangt. Wir sollen seine Zeitung lesen oder seine Magazine kaufen. Wir sollen eine temporäre Wahrheit annehmen. Und solange unser Interesse und unsere Neugier befriedigt wird, ist es uns egal, ob das, was wir dort lesen, wahr oder falsch ist. Wir ergeben uns der Lüge, weil sie unsere Triebe befriedigt und unsere Aufmerksamkeit sättigt. Aber in Wirklichkeit kapitulieren wir auch vor der Undurchsichtigkeit einer Industrie, die es auf nichts anderes abgesehen hat als auf unser Urteilsvermögen, welches auf diese Weise Kaufkraft generiert.
18.03.24
©Serdar Somuncu
Aktuelles Programm ,,Seelenheil" jetzt downloadbar in Shop
*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
Beispielsweise im Ukrainekonflikt bezieht die Bild-Zeitung klare Position. Sie steht aufseiten der Ukraine. Ob das daran liegt, dass der stellvertretende Chefredakteur Paul Ronzheimer ein fast schon obsessives Faible für die Ukraine hat oder die Redaktion sich in irgendeiner Weise der Politik Selenskyjs verpflichtet fühlt, ist unklar. Jedenfalls versucht sie schon seit Beginn des Krieges massiv Propaganda zu machen und dies auch immer wieder durch falsche Meldungen oder offensichtliche Lügen. So stand die ukrainische Offensive schon mehrfach bevor und der Krieg war auch schon fast gewonnen, bis es nicht mehr zu verbergen war, dass die Ukraine in diesem Konflikt hoffnungslos unterlegen ist und nur massive Waffenförderung, die gleichzeitig eine Eskalation des Konfliktes bedeuten würden, die Ukraine zu einem Sieg verhelfen könnten. Also steuerte die Bild-Zeitung um und forderte Waffenlieferungen, die immer absurder wurden, und begründete diese Forderungen mit zum Teil lächerlichen Überschriften, wie zum Beispiel ,,Diese Panzer retten Leben".
Auch in der Corona-Zeit spielte die Bild-Zeitung eine sehr fragwürdige Rolle. Traten die Verantwortlichen, allem voran der damalige Chefredakteur und Rechtsausleger Julian Reichelt, der heute beharrlich leugnet, jemals für die im Impfpflicht gewesen zu sein, anfangs noch für die Maßnahmen der Regierung ein, so wandelte sich spätestens nachdem klar war, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung gegen die Coronamaßnahmen der Regierung war, auch die Einstellung der Bild und sie stand plötzlich auf der Seite der Protestierenden. Diese erstaunliche Opportunität ist nicht ein spezifisches Merkmal der Bild-Zeitung allein auch andere Magazine, wie zum Beispiel der Spiegel, betreiben diese unseriöse Art des Journalismus schon seit längerem.
Im Konflikt um Israel und Gaza zum Beispiel bieten sich viele Organe einen Wettbewerb darum, darum wechselweise auf der Seite Israels zu stehen oder die Palästinenser zu unterstützen. Der Grund dafür liegt darin, dass Magazine und Zeitungen heute ihre Inhalte nicht mehr nach Glaubwürdigkeit und Nachweisbarkeit ausrichten, sondern nur noch auf Klick und Abonnentenzahlen Wert legen. Und darin haben sie sich mittlerweile spezialisiert darauf, auch Themen so zu wechseln, dass garantiert bleibt, dass genug Interesse daran besteht und die Leser ein Abo abschließen oder für die Inhalte, die sie beziehen wollen, bezahlen.
Die berühmten Clickbaits von immer neuen Corona-Varianten, die uns bedrohen oder Waffenlieferungen, die Frieden bringen sollen, oder terroristischen Anschlägen, die als Grund für Israelkritik herhalten sollen, sind zwar mittlerweile durchschaubar und spätestens dann, wenn man ein Abo abgeschlossen hat, nachlesbar, aber sie funktionieren nach wie vor hervorragend. Denn die meisten Menschen haben noch nicht begriffen, dass wir in einem Zeitalter der Verfälschung leben, in dem nicht wirklich nachweisbar und nachvollziehbar ist, wer wann welche Meldung warum verbreitet. Hinzukommt, dass auch durch künstliche Intelligenz nicht mehr klar ist, ob die Bilder, die man sieht, echt sind. Die Leichentransporte von Bergamo oder prügelnde Asylbewerber auf den Straßen, genauso wie Bilder von Kriegsgebieten oder sonstigen Ereignissen können mittlerweile auch gefälscht werden und bleiben aber trotzdem im Umlauf, sodass sie sich bei ausreichender Weiterverbreitung zu einer Wahrheit entwickeln, an welche die meisten Menschen glauben, weil sie es nicht erwarten, dass man mit ihrem Vertrauen so dreist umgeht.
Man muss schlicht und einfach konstatieren, dass sich die Zeiten geändert haben und dass die Macht der Medien größer geworden ist durch das Internet und Social Media.
Auch die höhere Frequenz der Nachrichten trägt dazu bei, dass wir immer weniger unterscheiden können zwischen dem, was wir eigentlich wirklich brauchen, um uns ein Bild von der Lage zu machen und dem, was man uns gibt, um das Bild zu übernehmen, was andere in uns erzeugen wollen. Das macht vieles komplizierter. Denn eine Gesellschaft, die nicht weiß, ob die Informationen, die sie bezieht, aus zweckorientierten Quellen kommt, ist eine höchst orientierungslose Gesellschaft, mit der man im Zweifelsfall machen kann, was man will. Die Manipulation ist also tatsächlich im Moment ein Geschick derer, welche die größte Reichweite haben. Und sie nutzen diese Fähigkeit bis zur Lächerlichkeit. Wenn zum Beispiel die Bild-Zeitung noch vor wenigen Wochen davor warnt, dass wir einen brutal heißen Jahrhundert Sommer haben werden, schreiben andere Magazine wiederum, dass die Eiszeit zurückkehren könnte. Wo positioniert man sich also in diesem Geflecht aus Halbwahrheiten, Lügen und diffusen Kolportagen?
Das ist sicher eine Frage, die heute schwieriger zu beantworten ist als je zuvor. Konnte man früher in der umfangreichen Differenzierung und Kenntnis der angebotenen Nachrichten feststellen, wie sich aus dem Quotienten des Durchschnitts etwas wie eine Wahrheit destillierte, so kommt heute hinzu, dass viele Redaktionen auch voneinander abschreiben und die Quellen, die sie benötigen, selbst schon verfälscht sind. Viele erdreisten sich, ihre Informationen aus Sekundärquellen wie zum Beispiel Instagram oder Twitter zu beziehen und diese schlicht und einfach nur zu zitieren. Dass das keinem journalistischen Standard entspricht und keiner wirklichen Revision standhält, muss nicht erklärt werden. Und dennoch wird es selten hinterfragt. Unser Konsumverhalten ist so unmittelbar geworden, dass wir selten überprüfen und schneller wahrnehmen, als wir urteilen können.
Und trotzdem entstehen daraus Kampagnen, die zu Anklagen führen und Prozesse, bei denen am Ende noch nicht einmal interessiert, wie das Ganze ausgegangen ist, sondern eigentlich nur der Weg dorthin von Belang ist. Extreme Fälle wie die des Comedians Luke Mockridge oder der Band Rammstein haben gezeigt, wie schnell eine Dynamik entstehen kann, in der persönliche Wahrnehmung, fehlgeleitete Einschätzung und voreilige Rückschlüsse dazu führen, dass so ein exponentielles Interesse entsteht, welches den Nutznießern in dieser Entwicklung schlagartig Klick und Abonnentenzahlen beschert. Durch die Befeuerung weiterer Meldungen und die Aufrechterhaltung von Kampagnen bleibt so das Interesse bestehen und führt dazu, dass wochenlang über Dinge berichtet wird, die im Grunde genommen nicht geklärt werden können. Denn am Ende bleibt das Urteil über Schuld und Unschuld den Gerichten überlassen und nicht den Zeugen.
Dass die Presse in diesem Fall eine sehr unrühmliche Rolle spielt und dazu beiträgt, dass unsere Urteilsfähigkeit immer abhängiger wird von den Indizien, die wir aus den Quellen von Lobbyisten und Interessengemeinschaften beziehen, ist eine fatale Entwicklung, deren Ausmaß wir im Augenblick nicht absehen können. Sie führt jedenfalls langfristig dazu, dass Meinungen an Wert verlieren, solange sie künstlich generiert sind und Haltungen kaum an Konsistenz gewinnen, wenn sie permanent in der Gemeinschaft von Gleichdenkenden reproduziert werden.
Ein Wesen des Kapitalismus ist die Verführung des Individuums zum Konsum. Der Einzelne soll denken, dass er besonders ist. Und so verleitet man ihn dazu, sich das zu besorgen, was seine Besonderheit schmückt. Halbwissen ist zum leidlichen Accessoire geworden, und der Glaube an empörende Behauptungen zu einer Monstranz, die man vor sich trägt, um zu zeigen, dass man den richtigen Götzen folgt. Dabei ist das Wissen, das man besitzt, um fundiert zu glauben, mittlerweile nur eine Kette von oberflächlicher Wahrnehmung.
Am Ende steht, dass derjenige, der uns glauben machen will, ohne dass wir genug wissen, dazu verführen will, das zu tun, was er von uns verlangt. Wir sollen seine Zeitung lesen oder seine Magazine kaufen. Wir sollen eine temporäre Wahrheit annehmen. Und solange unser Interesse und unsere Neugier befriedigt wird, ist es uns egal, ob das, was wir dort lesen, wahr oder falsch ist. Wir ergeben uns der Lüge, weil sie unsere Triebe befriedigt und unsere Aufmerksamkeit sättigt. Aber in Wirklichkeit kapitulieren wir auch vor der Undurchsichtigkeit einer Industrie, die es auf nichts anderes abgesehen hat als auf unser Urteilsvermögen, welches auf diese Weise Kaufkraft generiert.
18.03.24
©Serdar Somuncu
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*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
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"Der Mensch lernt einfach nicht aus der Geschichte. Wenn ich die Schilder auf Demos sehe ,, nie wieder 1933,, frag3 ich mich ob die Leute wissen was 1933 war ???!! . Da kam Hitler zwar an die Macht, aber warum ?? Deutschland war pleite, hohe Inflation, Massenarbeitslosigkeit, Hunger ( woran zig tausende gestorben sind ) Spaltung, hohe Kriminalität, Hoffnungslosigkeit. "
Lieber Manuel, das ist so nicht ganz richtig. Die Verantwortlichen der Weimarer Republik hatten es sehr schwer. Dennoch haben sie, trotz aller Schwierigkeiten, den Turnaround geschafft. Dank auch Matthias Erzberger, der mit der bisher größten progressiven Steuerreform beitrug, er wurde von Rechtsterroristen erschossen, dass Geld in die Staatskasse kam.
Das Genick, damals, haben uns mal wieder die US-Amerikaner gebrochen, mit dem Börsenzusammenbruch, ausgelöst durch zügellose Spekulanten kam die Weltwirtschaftskrise über die Welt. Denn, die Auftragsbücher deutscher Firmen waren zu der Zeit prall gefüllt. Dies und andere Dinge haben dazu geführt, dass die NSDAP an die Macht kam.
Danach hat man die Spekulanten etwas eingeschränkt. Jedoch hat das dann B. Clinton wieder "harmonisiert" und 2008 kam die nächste Welle aus den USA.
Ausgelöst ebenfalls durch gierige Spekulanten auf hohe Gewinne und damit auch hohe Boni.
Aus obigem Text: "gewissenlos", "Verdächtigen", "schmierenhafter" - nach dem ersten Absatz sollte man nicht weiterlesen. Belege gibt es keinen.
Auch irreführende Headlines, nur um irgendwelche Abos zu verkaufen, da man solche Artikel sonst nicht lesen kann, sind grenzwertig am Betrug, da im Artikel dann nicht das steht, was man sich unter dem Titel im Kopf ausgemalt hat.
Die Presse sollte ganz klar der Freiheit unterliegen, jedoch sollte es Regularien geben, die meinungsbildende Formulierungen verbietet oder für solche Artikel zumindest eine klare Kennzeichnungspflicht einführen.
Vor einiger Zeit habe ich einen Kommentar an welt.de zu diesem Thema gesendet, leider ohne Rückmeldung. Es passt sehr gut zum dem Thema:
Aus meiner Sicht ergibt sich eine Problemstellung, die auffällig ist und deren Umkehrung wesentlich schwieriger ist:
Im Grunde genommen ist das, was wir erlebt haben und nun erneut erleben, eine Folge der veränderten Medienlandschaft und der Abhängigkeit von diesen, insbesondere der Politiker.
Denn es spielt keine Rolle mehr, ob man politische Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung, Waffenlieferungen in ein Europa-nahes Kriegsgebiet, das israelische Vorgehen im Gazastreifen oder die Politik der Grünen kritisiert, und zwar differenziert. Es ist nicht mehr erlaubt.
- Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung mögen wichtig sein, doch müssen die Auswirkungen und Folgen dieser Maßnahmen berücksichtigt werden.
- Man kann für den "Klimaschutz" sein und dennoch die Maßnahmen der Regierung kritisieren.
- Das Massaker auf israelischem Boden war in diesem Kontext beispiellos grausam. Rechtfertigt dies jedoch eine komplette Zerstörung des Gazastreifens durch Israel?
- Man kann Putin kritisch sehen und dennoch gegen Waffenlieferungen und die Verlängerung oder Ausweitung des Krieges sein.
Aber das wird nicht akzeptiert. Differenziertes Denken ist der Schlüssel dazu.
Differenziertes Denken bildet das Fundament für Unterscheidungsfähigkeit und die Fähigkeit zur kritischen Analyse. Sokrates, Plato und Aristoteles sind drei der bekanntesten Philosophen der griechischen Antike, die diesen Ansatz betonten.
Plato, ein Schüler von Sokrates, entwickelte die Idee des differenzierten Denkens in seinen Dialogen weiter. Er argumentierte für die Notwendigkeit von Ideen und Formen als grundlegende Realitäten hinter der sichtbaren Welt und forderte die Menschen auf, über bloße Erscheinungen hinauszudenken.
Warum ist differenziertes Denken für eine Gesellschaft wichtig?
1. Problemlösung: Differenziertes Denken ermöglicht es Individuen und Gesellschaften, komplexe Probleme zu analysieren, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
2. Fortschritt: Durch differenziertes Denken können neue Ideen entstehen und Innovationen gefördert werden, was zum Fortschritt in verschiedenen Bereichen führt, sei es in Wissenschaft, Technologie, Kunst oder sogar Politik.
3. Toleranz und Verständnis: Differenziertes Denken hilft dabei, Vorurteile abzubauen und ein tieferes Verständnis für die Vielfalt der Welt und der Menschen zu entwickeln. Dies fördert Toleranz und den sozialen Zusammenhalt.
4. Kritisches Denken: Eine Gesellschaft, die differenziertes Denken fördert, ermutigt Bürgerinnen und Bürger dazu, kritisch zu denken und nicht einfach blind Autoritäten zu folgen. Dies stärkt die Demokratie und schafft eine informierte Bürgerschaft.
Insgesamt kann differenziertes Denken dazu beitragen, eine dynamische und progressive Gesellschaft zu schaffen, die offen ist für Veränderungen, Innovationen und das Wohlergehen all ihrer Mitglieder.
Wie sieht der "Status quo" für mich aus?
Online-Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Meinungsbildung in unserer Gesellschaft. Unsere Meinungsbildung, die früher stark von unserem direkten Umfeld beeinflusst wurde, hat sich ins Internet verlagert.
Online-Medien konkurrieren um Klicks, daher müssen Nachrichten übertrieben und sensationalisiert werden. Die Menschen werden bei diesem Informationsüberfluss abgestumpft, daher müssen die Schlagzeilen immer extremer werden. Dies zeigt sich auch deutlich an den Wetterinformationsseiten: Aus einer einfachen Wetterwarnung wird eine Schneekatastrophe, aus einem Sturmtief wird eine apokalyptische Sturmfront.
Wie viele Menschen sind in der Lage, differenziert zu denken, und das bis zum Ende durchzuziehen? Wenn man bedenkt, dass "Das Dschungelcamp" die erfolgreichste deutsche TV-Produktion ist, bekomme ich nicht nur nachts ein mulmiges Gefühl.
Damit beginnt der Teufelskreis:
Was tut ein Politiker, der seinen Finger am Puls der Zeit haben möchte, um seinen Job zu behalten? Er schaut sich die Online-Medien an und beobachtet die Reaktionen der Menschen (Umfragen) darauf.
Der durchschnittliche RTL2-konsumierende Bundesbürger hat wenig Interesse an Differenzierung und konsumiert den klickbasierten Mainstream wie frisches Brot. Die Umfrageergebnisse beruhen somit auf der Mehrheit der unkritischen Medienkonsumenten.
Die Politiker richten sich nach diesen Umfragewerten, anstatt ihrer Verantwortung gerecht zu werden.
Ein zynisches Fazit wäre:
Die Herrschaft der Dummen ist angebrochen.
Frau Dr. Angela Merkel hat dieses Vorgehen praktiziert. Egal, ob es Fukushima oder der Crash der Banken-Zocker war: Sie wartete erst einmal ein paar Tage ab, um zu sehen, was die Massen dachten, und trat dann vor die Kameras. Und zweimal hat sie aufgrund ihrer politischen Kalkulation schwerwiegende Fehler begangen:
1. Sie verurteilte die Atomkraft und setzte ihr Ende per Dekret fest, undifferenziert nach Fukushima.
2. Sie rettete die Bankenzocker und sendete damit ein völlig falsches Signal.
In diesem Dilemma stecken wir nun fest und müssen nur gen Westen blicken, um zu sehen, wohin die gesellschaftspolitische Reise führt: in die USA.
erst einmal sehr gut geschrieben.
Nachrichten werden von Mediengesellschaften verbreitet, die als Unternehmensziel das Erzielen eines Gewinns haben.
Wenn die Wahrheit nicht genügend Auflage oder heute Klicks bringen, dann muss sie „passend“ gemacht werden.
Der Tonfall ist oft mit einer Panikmache verbunden, so dass wir uns nicht wundern müssen, dass es immer mehr Wahlverdruss und Wahlen im extremen Spektrum gibt.
Diese Panikmache wird dann auch gerne von der Verschwörungsgemeinde und dem extremen Spektrum dankend aufgenommen.
Es muss juristische Konsequenzen geben, wenn man desinformiert oder verleumdet. Drakonische Strafen, die finanziell wehtun und den Medium schaden, wären sicherlich da ein probates Mittel.
Über die Qualität dessen was heute, auch auf großen Plattformen, als Journalismus verkauft wird brauchen wir auch nicht mehr zu diskutieren. Es werden 3 X-User nach eigenem Gusto zitiert und damit Menschen, Kunst, whatever diffamiert und die Leser gehen nicht einmal auf den X Tweet um festzustellen, das die 3 zitierten User eine andere Meinung vertreten, als hunderte andere User. Sad new world.