Frauenrechte in Deutschland: Das Leid vor dem Familiengericht

Frauenrechte in Deutschland: Das Leid vor dem Familiengericht

Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft, doch in der Praxis zeigt sich, dass Frauen in Deutschland noch immer mit massiven Ungerechtigkeiten konfrontiert werden - besonders im Kontext von Familiengerichten. Serdar Somuncu sprach in einem seiner letzten Podcasts genau darüber: Männer, die sich kaum oder gar nicht um ihre Kinder kümmern, erhalten vor Gericht dennoch oft mehr Rechte, als sie tatsächlich wahrnehmen. Frauen und Kinder bleiben auf der Strecke - ein Thema, das ich aus meiner Arbeit als Sozialarbeiterin nur allzu gut kenne.

von Cleo.
Manipulation der Kinder durch Väter

Ein trauriges, aber häufiges Phänomen, das ich beobachte, ist die Manipulation der Kinder durch Väter, die nach der Trennung die Beziehung zwischen Mutter und Kind bewusst zerstören wollen. Es beginnt schleichend: Der Vater stellt die Mutter als unfähig dar, spielt die Kinder mit falschen Versprechungen oder subtilen Bemerkungen gegen sie aus. Dieses Verhalten, bekannt als elterliche Entfremdung (Parental Alienation), kann langfristig massive psychologische Schäden bei den Kindern verursachen - und zementiert gleichzeitig das Leid der betroffenen Mütter.

Laut einer Studie der Universität Regensburg leiden Frauen besonders häufig unter dieser Dynamik. Sie fühlen sich alleingelassen, nicht nur von ihren ehemaligen Partnern, sondern auch von den Institutionen, die sie eigentlich schützen sollten. Das Ergebnis: Die Frauen kämpfen nicht nur für das Wohl ihrer Kinder, sondern auch um ihre psychische Stabilität.

Gerichtliche Entscheidungen gegen das Kindeswohl

Ein erschreckendes Beispiel aus meiner Praxis zeigt, wie Frauen vor Gericht benachteiligt werden, selbst wenn das Verhalten der Väter das Kindeswohl gefährdet. Eine Mutter, die ich betreue, musste miterleben, wie ihr Ex-Mann ihre Kinder mehrfach in gefährliche Situationen brachte, die beinahe tödlich endeten. Obwohl mehrere Fachkräfte den Vater als ungeeignet für die Betreuung der Kinder einschätzten, entschied das Gericht zugunsten des Mannes. Zwei der vier Kinder wohnen nun bei ihm - trotz aller Warnzeichen.

Diese Entscheidungen spiegeln ein System wider, das Frauen oft nicht ernst nimmt. Studien, etwa vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), zeigen, dass Väter vor Gericht oft als ,,unverzichtbar" für die Entwicklung der Kinder dargestellt werden, während die Leistungen und Warnungen der Mütter ignoriert werden.

Gewalt gegen Frauen und institutionelle Blindheit

Ein weiterer Punkt, der die Problematik verschärft, ist der Umgang mit häuslicher Gewalt. Viele Frauen berichten, dass ihre Erlebnisse vor Gericht bagatellisiert werden. Der Bericht des GREVIO-Komitees zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Deutschland zeigt, dass Deutschland weiterhin massive Lücken im Schutz von Frauen vor Gewalt hat. Besonders vor Familiengerichten wird oft argumentiert, dass Kinder ,,beide Elternteile brauchen" - selbst wenn ein Elternteil Gewalt ausgeübt hat.

Was muss sich ändern?

1. Bessere Schulung von Fachkräften: Richter:innen, Anwält:innen und Jugendamtsmitarbeiter:innen müssen besser darin geschult werden, Kindeswohl und Manipulationsdynamiken zu erkennen.


2. Stärkere Gewichtung von Fachmeinungen: Berichte von Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen und anderen Fachkräften müssen vor Gericht stärker berücksichtigt werden.


3. Klarere gesetzliche Regelungen: Es braucht rechtliche Vorgaben, die verhindern, dass Kinder in die Obhut gefährdender Elternteile gegeben werden - insbesondere in Fällen von Gewalt oder Vernachlässigung.


4. Stärkung von Frauenrechten: Frauen müssen stärker unterstützt werden, sei es durch rechtliche Beratung, psychologische Hilfe oder finanzielle Unterstützung.

Deutschland hat in Sachen Frauenrechte noch einen langen Weg vor sich. Die Geschichten, die ich in meiner Arbeit erlebe, und die Berichte von Betroffenen zeigen, wie tief die Probleme in unserem System verwurzelt sind. Es ist Zeit, dass wir laut werden - für die Rechte von Frauen und für das Wohl unserer Kinder.

20.01.25
Ich bin 36 Jahre alt.
Seit 2017 bin ich als Sozialarbeiterin tätig und befinde mich seit zwei Monaten in der Ausbildung zur Journalistin.
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