War Hitler links?
Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Im Jahre 2025 führen wir angeregt durch eine Behauptung der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel eine Diskussion darüber, ob Adolf Hitler ein Linker oder gar Sozialist war.
von Serdar Somuncu
von Serdar Somuncu
In ihren dürftigen Bezügen auf geschichtliche Erkenntnisse behauptet Weidel immer wieder, dass der Nationalsozialismus Adolf Hitlers dem Stalinismus ebenbürtig gewesen sei, und versucht so eine durchschaubar oberflächliche Abgrenzung zum rechten Rand ihrer Partei. Gleichzeitig nivelliert sie so die sichtbar extremen Tendenzen der AfD und versucht einen nahezu lächerlichen Spagat zwischen Geschichtsklitterung und Verharmlosung.Aber worum geht es in dieser Diskussion eigentlich wirklich? Und wie kann man der Argumentation Weidels, so absolut und hergestellt sie auch wirken mag, effektiv begegnen?
Dazu muss man zunächst einmal die Begriffe ,,rechts" und ,,links" aufklären. Denn ähnlich absurd wie die Behauptung, dass Links ein Synonym für Sozialismus oder Kommunismus sei, ist der Begriff Rechts nichts anderes als eine willkürlich festgeschriebene Zuordnung für eine bestimmte politische Richtung. Lange Zeit haben diese Einteilungen funktioniert. Als links galt eine Politik, die für die Interessen der Arbeitnehmerschaft eintrat, für soziale Gerechtigkeit und ökologischen Fortschritt und Erneuerung. Rechts hingegen war eine Politik des konservativen Nationalismus sowie der radikalen sozialen Marktwirtschaft, der Bewahrung von Tradition und der Rückbesinnung auf patriotische Werte. Die extreme Erweiterung von links war der antifaschistische und militante Widerstand, während der Rechtsextremismus sich vor allem nationalorientiert in Opposition gegen eine pluralistische Gesellschaft sieht und nach wie vor deutliche antisemitische Züge trägt, wie zahlreiche Zitate und Auftritte führender AfD-Politiker nachdrücklich unterstreichen. Ob es ein ,,Mahnmal der Schande" ist, von dem der thüringische Parteivorsitzende Björn Höcke spricht, wenn er das Holocaust-Denkmal in Berlin beschreibt, oder die weiße Rose, welche die Demonstranten nach den rechtsradikalen Übergriffen in Chemnitz zynischerweise als Symbol des nationalen Widerstandes in der Hand halten.
Es ist nahezu unübersehbar, dass die AfD ein Sammelbecken für Ewiggestrige und unbelehrbare Nationalisten geblieben ist und sich vielmehr sogar zu einer fast schon etablierten Kraft im Reigen der demokratischen Parteien entwickelt hat - und das, obwohl ihre extremistischen und antidemokratischen Auswüchse immer deutlicher erkennbar sind. In den letzten Jahren haben sich beide Extreme zudem immer weiter verfremdet und sich zum Teil sogar angenähert. Ehemalige Linksextremisten, wie zum Beispiel der Compact-Herausgeber Jürgen Elsässer oder der mehrfach verurteilte Rechtsanwalt Horst Mahler, sind zu bekennenden Rechtsextremen mutiert und vertreten nun die ideologischen Grundsätze ihrer einstigen Widersacher. Das bedeutet zunächst, dass die Zuordnung von rechts und links heute nicht mehr so eindeutig ist, wie es Alice Weidel und ihre Anhänger behaupten. Vielmehr sind beide Begriffe variabel und werden je nachdem von ihren politischen Gegnern angewendet, um zu diffamieren oder zu definieren, wo das politische Gegenüber steht. Einige Grundelemente sind jedoch weiterhin erkennbar und geben damit einen Hinweis auf die wahren Absichten der sogenannten neuen Rechten. Zu dieser Methode gehört mittlerweile, einen Kampf um rückwirkende Deutung unmissverständlicher Begrifflichkeiten zu führen. Offen gezeigte Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz gegenüber Minderheiten und latenter Antisemitismus sind nach wie vor wesentliche Erkennungsmerkmale dieser Strategie. Dabei ist es unerheblich, ob es sich dabei um rechte oder linke Ideologie handelt, solange sie auf ähnliche Ziele wie die ihrer Vorbilder hinausläuft. Besonders wenn man die Herkunft dieser Einteilung betrachtet, wird deutlich, dass sie nichts anderes ist als eine Fassade.
Ursprünglich stammen die Begriffe aus der französischen Nationalversammlung, und sie haben nichts anderes zu bedeuten als die Sitzordnung. So ist es bis zum heutigen Tage geblieben, dass zum Beispiel auch die AfD-Fraktion im Bundestag auf der rechten Seite sitzt, während SPD, FDP und CDU die Mitte besetzen und Grüne und Linkspartei weiter links sitzen. Ein weiterer Indikator für die Zuordnung nach rechts oder links ist in den Namen der Parteien enthalten, wie zum Beispiel bei der SPD oder der CDU, die sich einer bestimmten Ideologie, Religion oder Gesellschaftsordnung zugehörig fühlen. In Bezug auf den Nationalsozialismus ist das jedoch keinesfalls so einfach, wie Alice Weidel es behauptet. Denn der Nationalsozialismus war eine Tarnideologie, die zwar aus dem Sozialismus der Zwanzigerjahre als Deutsche Arbeiterpartei (DAP) hervorgegangen ist, sich aber im weiteren Verlauf zu einer Diktatur entwickelt hat, deren vornehmliches Ziel die Verwirklichung der Rassentheorie der Nazis war, die sie auf grausame Weise vollzogen hat. So ist es nicht nur zynisch, wenn Alice Weidel Hitler heute zum Sozialisten oder sogar Kommunisten verklärt, weil gerade diese von den Nazis zu Tausenden systematisch verfolgt und in Konzentrationslagern umgebracht wurden, sondern es ist auch eine bewusste Verwechslung der Begriffe, die dazu führt, dass der Nationalsozialismus gleichgesetzt wird mit der linken Ideologie der heutigen Tage. Es ist zwar nachzuvollziehen, dass die AfD darin einen Hauptfeind sieht und sich selbst als wahrer Vertreter der rechtschaffenen deutschen Anliegen betrachtet. Aber gleichzeitig ist es auch eine hochgefährliche und vorsätzliche Verklärung der Begriffe, die im vorliegenden Fall dazu führt, dass nicht nur eine schon längst erledigt geglaubte Diskussion der Nachkriegszeit wieder aufkommt, sondern auch die Anhänger der AfD sich darin bestätigt sehen, eine Widerstandskraft zu sein gegen eine unsichtbare Nomenklatur von Macht, die aus ihrer Sicht ideologisch verwerflich handelt. Genau dieser Opfergedanke jedoch ist ein wesentliches Merkmal ehemaliger, aber auch aktueller nationalsozialistischer Ideologie, und er ist letztendlich das, was den Begriff ,,rechts" tatsächlich ausmacht.
Die Nazis vergangener und auch heutiger Tage benutzen immer wieder das Narrativ der Unterdrückung und des Widerstands, um ihre grausame Politik auf diejenigen anzuwenden, die sich dagegen nicht wehren können. Im Falle Adolf Hitlers waren das nicht nur die Juden, sondern auch zahlreiche Minderheiten, wie zum Beispiel Homosexuelle oder die eben genannten Parteimitglieder. Der Begriff Nazi, den wir heutzutage fast schon inflationär einsetzen, ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Synonym für Faschismus, und Faschismus wiederum ist etwas, was mit der nationalsozialistischen Ideologie zusammenhängt. Er ist die Umkehrung der Demokratie in ein Führerprinzip, bei dem die Macht habenden gottgleiche Entscheidungen treffen, gegen die sich das Volk weder durch Abstimmung noch durch Argumentation oder Widerstand wehren kann. Außer Acht zu lassen, dass der Nationalsozialismus eine menschenverachtende und zerstörerische Diktatur war und ihn im gleichen Atemzug zu nennen wie demokratisch gewählte Parteien, die in einem Parlament die Interessen ihrer Wähler vertreten, ist nicht nur berechtigterweise strafbar, sondern es ist eine besonders perfide Art der Verharmlosung der Verbrechen des Dritten Reiches. Es geht dabei nicht mehr um die Frage, ob Hitler Kommunist oder Sozialist gewesen sein könnte, sondern es geht um die Frage, wo sich die AfD zwischen diesen unterschiedlichen Ideologien einordnet. Die Antwort darauf ist ziemlich klar, nämlich rechts von dem, was sie für links hält. Und wenn man die Schlussfolgerung Alice Weidels logisch zu Ende führt, dann hält sie sich für rechter als die Nationalsozialisten, die aus ihrer Sicht ja nichts anderes waren als verkappte Linke. Das offenbart nicht nur auf eine fatale Art und Weise ihr Selbstverständnis und das ihrer Partei, sondern es zeigt auch die Art und Weise, wie die AfD ihre unverhohlene Nähe zu rechten Extremisten rechtfertigt und damit versucht, eine menschenfeindliche Ideologie zu etablieren. Denn in der Logik Alice Weidels und der AfD ist alles, was links ist, zu schwächlich und alles, was die AfD vertritt, stark genug, die angeblichen Probleme unserer Zeit mit Rigidität und autoritären Maßnahmen zu lösen.
Zu Beginn mögen das praktikable Vorschläge sein, die im Argumentationsspektrum der politischen Parteien durchaus plausibel wirken. In der konsequenten Fortführung aber sind diese Ideen und Lösungsvorschläge nichts anderes als durch und durch menschenfeindlich. Denn so wie die Nazis der vergangenen Tage stilisiert sich die AfD mit ihrer Parteivorsitzenden zu einem Opfer der Regierenden, die ohne ein Mandat über die Köpfe der Menschen hinweg zu entscheiden scheinen, was sie für richtig und falsch halten. Allein diese Behauptung ist schon eine verhängnisvolle Parallele zur Ideologie der Nazis, die auch seinerzeit vor der Machtergreifung ähnliche politische Propaganda betrieben haben, um ihre Ziele zu kaschieren. Für die Nazis waren die etablierten Parteien nichts anderes als Stellvertreter einer machtgierigen Kaste von Parlamentariern, die sich abgeschottet von der Gesellschaft um sich selbst dreht. In "Mein Kampf" bezeichnet Hitler die parlamentarische Demokratie nicht umsonst als Auswuchs einer Degeneration. Ähnlich übrigens wie der frühere Vorsitzende der AfD, Bernd Lucke, der unsere Demokratie als "entartet" bezeichnet hat und damit einen Rückgriff auf die Terminologie der Nazis eingesetzt hat, um seinen eigentlichen Gedanken, nämlich den Parlamentarismus als Krebsgeschwür gleichzusetzen, zu verbergen, argumentiert auch die AfD ständig mit der gleichen Masche. Für sie ist die derzeitige Politik durchsetzt von Korruption und Orientierungslosigkeit. In ihrem Zerrbild stellt sie das deutsche Volk als unterdrückte und willenlose Masse dar, die darauf wartet, von einer starken, nationalistischen Kraft von der Geissel des Parlamentarismus erlöst zu werden. Diese auffällige Nähe zum Nationalsozialismus macht die Behauptung Alice Weidels noch absurder. Denn wenn Hitler überhaupt links war, dann ist es auch die AfD. Sie vertritt in wesentlichen Punkten Ähnliches. Wie ihr historisches Vorbild legt sie auch die gleiche Art und Weise an den Tag, ihre Argumentation, so zynisch sie auch ist, zu rationalisieren. Wer das nicht erkennt, ist gleichzeitig ein gefundenes Fressen für die AfD. Denn die derzeitige Situation macht es für die Partei leicht, Stimmen durch Protest zu fangen.
Die deutsche Gesellschaft ist seit geraumer Zeit auf der Suche nach einer neuen Identität zwischen Globalisierung und Eigenständigkeit. Dabei ist der Rückgriff auf den Nationalismus ein Vorbild, welches sie aus anderen Ländern in Europa simpel abkupfern kann. Der Unterschied ist nur, dass Deutschland anders als Länder, in denen rechte Kräfte gerade die Macht übernehmen, eine Vergangenheit hat, die nicht ohne weiteres zu verdrängen ist und im Falle von Alice Weidel nur durch eine vollkommene Umkehrung der Geschichte und ihrer Deutung zu rechtfertigen ist. Auch wenn es oft sehr effektiv und nicht besonders durchdacht zu sein scheint: Vor allem aber geprägt durch eine maßlose Arroganz ist das, was die AfD im Moment versucht, ein fundamentaler Angriff auf unsere demokratische Konstitution und die Diversität unserer Gesellschaft. Die Lösungsvorschläge, die Höcke, Weidel und Chrupalla vorschlagen, sind Lösungen, die nicht nur anachronistisch und uneffektiv sind, sondern vor allem feindlich gegenüber allem, was von der Norm abweicht, die die AfD für deutsch genug erklärt. Und damit erreicht sie nicht nur Wählerschichten, die sie aus Protest wählen, sondern mittlerweile auch einen gehörigen Teil der Gesellschaft, die sie als einzige Alternative zur derzeitigen Konstellation betrachten.
Sicher spielt dabei auch das Versagen der bisherigen Regierung eine große Rolle und fördert den Unmut der Menschen in zentralen Fragen ihres Lebens. So hat zum Beispiel auch die politische Mitte in Deutschland oft genug versäumt, die Stimmen der Menschen ernst zu nehmen, die nicht nur gegen eine Beteiligung am Krieg in der Ukraine durch immer mehr Waffenlieferungen sind, sondern auch die Auswirkungen dieser rechthaberischen Politik an ihrer eigenen wirtschaftlichen Situation spüren. So führt die empfundene Instabilität der politischen Führung zu Konsequenzen, die in aggressivem Protest münden. Die Unentschlossenheit der Regierung, zum Beispiel auch in der Einwanderungsfrage oder in Fragen der Energiepolitik, trägt so dazu bei, dass die Menschen sich nach universellen Lösungen sehnen. Indem die AfD diese universelle Lösung auf bestimmte Schlagbegriffe wie zum Beispiel Remigration reduziert, fördert sie somit nicht nur die bestehende Frustration, sondern sie schürt zugleich Vorurteile und Radikalität. Beobachtet man zum Beispiel die Reaktion zahlreicher Kommentatoren im Internet, so liest man daraus immer wieder eine fast schon paranoide Wahrnehmung der Realität. In der Ansicht vieler Wähler der AfD ist Deutschland im Niedergang begriffen, ein Land, in dem weder Gerechtigkeit existiert noch genügend Autorität und Selbstbewusstsein, um mit den Herausforderungen der Jetztzeit umgehen zu können. In ihren dienlich gemachten Wahnvorstellungen liegt Deutschland am Boden und ist nur durch eine radikale Veränderung zu retten, die nichts anderes bedeutet, als die Macht denen zu übergeben, die keine Kompromisse mehr eingehen.
Auch hier liegt eine deutliche Parallele zu Hitler und dem Nationalsozialismus. Denn der gesamte Wahlkampf, den die NSDAP 1932 betrieben hat, beruhte darauf, dass sie die Verrohung und den Niedergang des parlamentarischen Systems derart überzeichnet hat, dass sie sich selbst als einzig wahre Alternative darstellen konnte, ohne dass die Menschen erkannt haben, welches ideologische Konstrukt wirklich hinter den Parolen der Nazis steckte. Diese hätte man ähnlich wie auch heute bei der AfD früh genug erkennen können. Denn schon in den frühen zwanziger Jahren hat Hitler damals noch als Vorsitzender der Deutschen Arbeiterpartei klargemacht, wohin die Reise aus seiner Sicht gehen sollte. Hitler hat die jüdisch-marxistische Weltverschwörung als Ursache für den Niedergang des Deutschen Reiches und die Niederlage im Ersten Weltkrieg gesehen, und für ihn war die Rache an den Räten zugleich die Rache an den Feinden Deutschlands, die aus Sicht der Nazis das deutsche Volk an der Kandare hielten. Vergeltung und Abrechnung mit den verkommenen Eliten der Weimarer Republik und dem Parlamentarismus als vornehmliches Ziel und somit auch ausgesprochen als programmatische Richtlinie waren der Motor und das Erfolgsrezept der nationalsozialistischen Ideologie. Ein wesentliches Merkmal der Nazis war dabei, dass sie sich an keine ideologischen Vorgaben gebunden fühlten und daher auch nicht zuzuordnen waren als rechts oder links, sondern nur Begrifflichkeiten benutzten, um ihre wahren Absichten zu verdecken. Der Begriff Sozialismus, der im Nationalsozialismus enthalten ist, war somit nichts anderes als eine entweihende Parodie, und es ist heute eine Farce, dass mehr als 80 Jahre nach Kriegsende immer noch nicht klar ist, wo der Unterschied liegt zwischen dem demokratischen Sozialismus der politischen Linken und dem Nationalsozialismus der extremen Rechten. Dass die AfD sich diese Debatte nun zu Eigen macht und damit ablenkt von ihren irrationalen und zutiefst unlogischen ideologischen Schwerpunkten, ist nicht nur im Hinblick auf den Bezug zur Geschichte erschreckend, sondern auch ein deutliches Zeichen dafür, dass die deutsche Gesellschaft noch lange nicht so weit ist, die Hinterlassenschaften ihrer Geschichte verstanden zu haben und damit in einer vernünftigen Art und Weise umgehen zu können.
23.01.25
©Serdar Somuncu
Aktuelles Programm ,,Seelenheil" jetzt downloadbar in Shop
*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
Dazu muss man zunächst einmal die Begriffe ,,rechts" und ,,links" aufklären. Denn ähnlich absurd wie die Behauptung, dass Links ein Synonym für Sozialismus oder Kommunismus sei, ist der Begriff Rechts nichts anderes als eine willkürlich festgeschriebene Zuordnung für eine bestimmte politische Richtung. Lange Zeit haben diese Einteilungen funktioniert. Als links galt eine Politik, die für die Interessen der Arbeitnehmerschaft eintrat, für soziale Gerechtigkeit und ökologischen Fortschritt und Erneuerung. Rechts hingegen war eine Politik des konservativen Nationalismus sowie der radikalen sozialen Marktwirtschaft, der Bewahrung von Tradition und der Rückbesinnung auf patriotische Werte. Die extreme Erweiterung von links war der antifaschistische und militante Widerstand, während der Rechtsextremismus sich vor allem nationalorientiert in Opposition gegen eine pluralistische Gesellschaft sieht und nach wie vor deutliche antisemitische Züge trägt, wie zahlreiche Zitate und Auftritte führender AfD-Politiker nachdrücklich unterstreichen. Ob es ein ,,Mahnmal der Schande" ist, von dem der thüringische Parteivorsitzende Björn Höcke spricht, wenn er das Holocaust-Denkmal in Berlin beschreibt, oder die weiße Rose, welche die Demonstranten nach den rechtsradikalen Übergriffen in Chemnitz zynischerweise als Symbol des nationalen Widerstandes in der Hand halten.
Es ist nahezu unübersehbar, dass die AfD ein Sammelbecken für Ewiggestrige und unbelehrbare Nationalisten geblieben ist und sich vielmehr sogar zu einer fast schon etablierten Kraft im Reigen der demokratischen Parteien entwickelt hat - und das, obwohl ihre extremistischen und antidemokratischen Auswüchse immer deutlicher erkennbar sind. In den letzten Jahren haben sich beide Extreme zudem immer weiter verfremdet und sich zum Teil sogar angenähert. Ehemalige Linksextremisten, wie zum Beispiel der Compact-Herausgeber Jürgen Elsässer oder der mehrfach verurteilte Rechtsanwalt Horst Mahler, sind zu bekennenden Rechtsextremen mutiert und vertreten nun die ideologischen Grundsätze ihrer einstigen Widersacher. Das bedeutet zunächst, dass die Zuordnung von rechts und links heute nicht mehr so eindeutig ist, wie es Alice Weidel und ihre Anhänger behaupten. Vielmehr sind beide Begriffe variabel und werden je nachdem von ihren politischen Gegnern angewendet, um zu diffamieren oder zu definieren, wo das politische Gegenüber steht. Einige Grundelemente sind jedoch weiterhin erkennbar und geben damit einen Hinweis auf die wahren Absichten der sogenannten neuen Rechten. Zu dieser Methode gehört mittlerweile, einen Kampf um rückwirkende Deutung unmissverständlicher Begrifflichkeiten zu führen. Offen gezeigte Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz gegenüber Minderheiten und latenter Antisemitismus sind nach wie vor wesentliche Erkennungsmerkmale dieser Strategie. Dabei ist es unerheblich, ob es sich dabei um rechte oder linke Ideologie handelt, solange sie auf ähnliche Ziele wie die ihrer Vorbilder hinausläuft. Besonders wenn man die Herkunft dieser Einteilung betrachtet, wird deutlich, dass sie nichts anderes ist als eine Fassade.
Ursprünglich stammen die Begriffe aus der französischen Nationalversammlung, und sie haben nichts anderes zu bedeuten als die Sitzordnung. So ist es bis zum heutigen Tage geblieben, dass zum Beispiel auch die AfD-Fraktion im Bundestag auf der rechten Seite sitzt, während SPD, FDP und CDU die Mitte besetzen und Grüne und Linkspartei weiter links sitzen. Ein weiterer Indikator für die Zuordnung nach rechts oder links ist in den Namen der Parteien enthalten, wie zum Beispiel bei der SPD oder der CDU, die sich einer bestimmten Ideologie, Religion oder Gesellschaftsordnung zugehörig fühlen. In Bezug auf den Nationalsozialismus ist das jedoch keinesfalls so einfach, wie Alice Weidel es behauptet. Denn der Nationalsozialismus war eine Tarnideologie, die zwar aus dem Sozialismus der Zwanzigerjahre als Deutsche Arbeiterpartei (DAP) hervorgegangen ist, sich aber im weiteren Verlauf zu einer Diktatur entwickelt hat, deren vornehmliches Ziel die Verwirklichung der Rassentheorie der Nazis war, die sie auf grausame Weise vollzogen hat. So ist es nicht nur zynisch, wenn Alice Weidel Hitler heute zum Sozialisten oder sogar Kommunisten verklärt, weil gerade diese von den Nazis zu Tausenden systematisch verfolgt und in Konzentrationslagern umgebracht wurden, sondern es ist auch eine bewusste Verwechslung der Begriffe, die dazu führt, dass der Nationalsozialismus gleichgesetzt wird mit der linken Ideologie der heutigen Tage. Es ist zwar nachzuvollziehen, dass die AfD darin einen Hauptfeind sieht und sich selbst als wahrer Vertreter der rechtschaffenen deutschen Anliegen betrachtet. Aber gleichzeitig ist es auch eine hochgefährliche und vorsätzliche Verklärung der Begriffe, die im vorliegenden Fall dazu führt, dass nicht nur eine schon längst erledigt geglaubte Diskussion der Nachkriegszeit wieder aufkommt, sondern auch die Anhänger der AfD sich darin bestätigt sehen, eine Widerstandskraft zu sein gegen eine unsichtbare Nomenklatur von Macht, die aus ihrer Sicht ideologisch verwerflich handelt. Genau dieser Opfergedanke jedoch ist ein wesentliches Merkmal ehemaliger, aber auch aktueller nationalsozialistischer Ideologie, und er ist letztendlich das, was den Begriff ,,rechts" tatsächlich ausmacht.
Die Nazis vergangener und auch heutiger Tage benutzen immer wieder das Narrativ der Unterdrückung und des Widerstands, um ihre grausame Politik auf diejenigen anzuwenden, die sich dagegen nicht wehren können. Im Falle Adolf Hitlers waren das nicht nur die Juden, sondern auch zahlreiche Minderheiten, wie zum Beispiel Homosexuelle oder die eben genannten Parteimitglieder. Der Begriff Nazi, den wir heutzutage fast schon inflationär einsetzen, ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Synonym für Faschismus, und Faschismus wiederum ist etwas, was mit der nationalsozialistischen Ideologie zusammenhängt. Er ist die Umkehrung der Demokratie in ein Führerprinzip, bei dem die Macht habenden gottgleiche Entscheidungen treffen, gegen die sich das Volk weder durch Abstimmung noch durch Argumentation oder Widerstand wehren kann. Außer Acht zu lassen, dass der Nationalsozialismus eine menschenverachtende und zerstörerische Diktatur war und ihn im gleichen Atemzug zu nennen wie demokratisch gewählte Parteien, die in einem Parlament die Interessen ihrer Wähler vertreten, ist nicht nur berechtigterweise strafbar, sondern es ist eine besonders perfide Art der Verharmlosung der Verbrechen des Dritten Reiches. Es geht dabei nicht mehr um die Frage, ob Hitler Kommunist oder Sozialist gewesen sein könnte, sondern es geht um die Frage, wo sich die AfD zwischen diesen unterschiedlichen Ideologien einordnet. Die Antwort darauf ist ziemlich klar, nämlich rechts von dem, was sie für links hält. Und wenn man die Schlussfolgerung Alice Weidels logisch zu Ende führt, dann hält sie sich für rechter als die Nationalsozialisten, die aus ihrer Sicht ja nichts anderes waren als verkappte Linke. Das offenbart nicht nur auf eine fatale Art und Weise ihr Selbstverständnis und das ihrer Partei, sondern es zeigt auch die Art und Weise, wie die AfD ihre unverhohlene Nähe zu rechten Extremisten rechtfertigt und damit versucht, eine menschenfeindliche Ideologie zu etablieren. Denn in der Logik Alice Weidels und der AfD ist alles, was links ist, zu schwächlich und alles, was die AfD vertritt, stark genug, die angeblichen Probleme unserer Zeit mit Rigidität und autoritären Maßnahmen zu lösen.
Zu Beginn mögen das praktikable Vorschläge sein, die im Argumentationsspektrum der politischen Parteien durchaus plausibel wirken. In der konsequenten Fortführung aber sind diese Ideen und Lösungsvorschläge nichts anderes als durch und durch menschenfeindlich. Denn so wie die Nazis der vergangenen Tage stilisiert sich die AfD mit ihrer Parteivorsitzenden zu einem Opfer der Regierenden, die ohne ein Mandat über die Köpfe der Menschen hinweg zu entscheiden scheinen, was sie für richtig und falsch halten. Allein diese Behauptung ist schon eine verhängnisvolle Parallele zur Ideologie der Nazis, die auch seinerzeit vor der Machtergreifung ähnliche politische Propaganda betrieben haben, um ihre Ziele zu kaschieren. Für die Nazis waren die etablierten Parteien nichts anderes als Stellvertreter einer machtgierigen Kaste von Parlamentariern, die sich abgeschottet von der Gesellschaft um sich selbst dreht. In "Mein Kampf" bezeichnet Hitler die parlamentarische Demokratie nicht umsonst als Auswuchs einer Degeneration. Ähnlich übrigens wie der frühere Vorsitzende der AfD, Bernd Lucke, der unsere Demokratie als "entartet" bezeichnet hat und damit einen Rückgriff auf die Terminologie der Nazis eingesetzt hat, um seinen eigentlichen Gedanken, nämlich den Parlamentarismus als Krebsgeschwür gleichzusetzen, zu verbergen, argumentiert auch die AfD ständig mit der gleichen Masche. Für sie ist die derzeitige Politik durchsetzt von Korruption und Orientierungslosigkeit. In ihrem Zerrbild stellt sie das deutsche Volk als unterdrückte und willenlose Masse dar, die darauf wartet, von einer starken, nationalistischen Kraft von der Geissel des Parlamentarismus erlöst zu werden. Diese auffällige Nähe zum Nationalsozialismus macht die Behauptung Alice Weidels noch absurder. Denn wenn Hitler überhaupt links war, dann ist es auch die AfD. Sie vertritt in wesentlichen Punkten Ähnliches. Wie ihr historisches Vorbild legt sie auch die gleiche Art und Weise an den Tag, ihre Argumentation, so zynisch sie auch ist, zu rationalisieren. Wer das nicht erkennt, ist gleichzeitig ein gefundenes Fressen für die AfD. Denn die derzeitige Situation macht es für die Partei leicht, Stimmen durch Protest zu fangen.
Die deutsche Gesellschaft ist seit geraumer Zeit auf der Suche nach einer neuen Identität zwischen Globalisierung und Eigenständigkeit. Dabei ist der Rückgriff auf den Nationalismus ein Vorbild, welches sie aus anderen Ländern in Europa simpel abkupfern kann. Der Unterschied ist nur, dass Deutschland anders als Länder, in denen rechte Kräfte gerade die Macht übernehmen, eine Vergangenheit hat, die nicht ohne weiteres zu verdrängen ist und im Falle von Alice Weidel nur durch eine vollkommene Umkehrung der Geschichte und ihrer Deutung zu rechtfertigen ist. Auch wenn es oft sehr effektiv und nicht besonders durchdacht zu sein scheint: Vor allem aber geprägt durch eine maßlose Arroganz ist das, was die AfD im Moment versucht, ein fundamentaler Angriff auf unsere demokratische Konstitution und die Diversität unserer Gesellschaft. Die Lösungsvorschläge, die Höcke, Weidel und Chrupalla vorschlagen, sind Lösungen, die nicht nur anachronistisch und uneffektiv sind, sondern vor allem feindlich gegenüber allem, was von der Norm abweicht, die die AfD für deutsch genug erklärt. Und damit erreicht sie nicht nur Wählerschichten, die sie aus Protest wählen, sondern mittlerweile auch einen gehörigen Teil der Gesellschaft, die sie als einzige Alternative zur derzeitigen Konstellation betrachten.
Sicher spielt dabei auch das Versagen der bisherigen Regierung eine große Rolle und fördert den Unmut der Menschen in zentralen Fragen ihres Lebens. So hat zum Beispiel auch die politische Mitte in Deutschland oft genug versäumt, die Stimmen der Menschen ernst zu nehmen, die nicht nur gegen eine Beteiligung am Krieg in der Ukraine durch immer mehr Waffenlieferungen sind, sondern auch die Auswirkungen dieser rechthaberischen Politik an ihrer eigenen wirtschaftlichen Situation spüren. So führt die empfundene Instabilität der politischen Führung zu Konsequenzen, die in aggressivem Protest münden. Die Unentschlossenheit der Regierung, zum Beispiel auch in der Einwanderungsfrage oder in Fragen der Energiepolitik, trägt so dazu bei, dass die Menschen sich nach universellen Lösungen sehnen. Indem die AfD diese universelle Lösung auf bestimmte Schlagbegriffe wie zum Beispiel Remigration reduziert, fördert sie somit nicht nur die bestehende Frustration, sondern sie schürt zugleich Vorurteile und Radikalität. Beobachtet man zum Beispiel die Reaktion zahlreicher Kommentatoren im Internet, so liest man daraus immer wieder eine fast schon paranoide Wahrnehmung der Realität. In der Ansicht vieler Wähler der AfD ist Deutschland im Niedergang begriffen, ein Land, in dem weder Gerechtigkeit existiert noch genügend Autorität und Selbstbewusstsein, um mit den Herausforderungen der Jetztzeit umgehen zu können. In ihren dienlich gemachten Wahnvorstellungen liegt Deutschland am Boden und ist nur durch eine radikale Veränderung zu retten, die nichts anderes bedeutet, als die Macht denen zu übergeben, die keine Kompromisse mehr eingehen.
Auch hier liegt eine deutliche Parallele zu Hitler und dem Nationalsozialismus. Denn der gesamte Wahlkampf, den die NSDAP 1932 betrieben hat, beruhte darauf, dass sie die Verrohung und den Niedergang des parlamentarischen Systems derart überzeichnet hat, dass sie sich selbst als einzig wahre Alternative darstellen konnte, ohne dass die Menschen erkannt haben, welches ideologische Konstrukt wirklich hinter den Parolen der Nazis steckte. Diese hätte man ähnlich wie auch heute bei der AfD früh genug erkennen können. Denn schon in den frühen zwanziger Jahren hat Hitler damals noch als Vorsitzender der Deutschen Arbeiterpartei klargemacht, wohin die Reise aus seiner Sicht gehen sollte. Hitler hat die jüdisch-marxistische Weltverschwörung als Ursache für den Niedergang des Deutschen Reiches und die Niederlage im Ersten Weltkrieg gesehen, und für ihn war die Rache an den Räten zugleich die Rache an den Feinden Deutschlands, die aus Sicht der Nazis das deutsche Volk an der Kandare hielten. Vergeltung und Abrechnung mit den verkommenen Eliten der Weimarer Republik und dem Parlamentarismus als vornehmliches Ziel und somit auch ausgesprochen als programmatische Richtlinie waren der Motor und das Erfolgsrezept der nationalsozialistischen Ideologie. Ein wesentliches Merkmal der Nazis war dabei, dass sie sich an keine ideologischen Vorgaben gebunden fühlten und daher auch nicht zuzuordnen waren als rechts oder links, sondern nur Begrifflichkeiten benutzten, um ihre wahren Absichten zu verdecken. Der Begriff Sozialismus, der im Nationalsozialismus enthalten ist, war somit nichts anderes als eine entweihende Parodie, und es ist heute eine Farce, dass mehr als 80 Jahre nach Kriegsende immer noch nicht klar ist, wo der Unterschied liegt zwischen dem demokratischen Sozialismus der politischen Linken und dem Nationalsozialismus der extremen Rechten. Dass die AfD sich diese Debatte nun zu Eigen macht und damit ablenkt von ihren irrationalen und zutiefst unlogischen ideologischen Schwerpunkten, ist nicht nur im Hinblick auf den Bezug zur Geschichte erschreckend, sondern auch ein deutliches Zeichen dafür, dass die deutsche Gesellschaft noch lange nicht so weit ist, die Hinterlassenschaften ihrer Geschichte verstanden zu haben und damit in einer vernünftigen Art und Weise umgehen zu können.
23.01.25
©Serdar Somuncu
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Alice Weidel war bis 2021 Mitglied der Hayek-Gesellschaft und gilt als Marktradikale. Vor diesem Hintergrund lassen sich ihre Äußerungen durchaus etwas nüchterner einordnen. Das zentrale Argument Hayeks, seiner Anhänger, aber auch gemäßigter „Neoliberaler“ lautet nämlich damals wie heute: Der ungezügelte Liberalismus des 18. Jahrhunderts produzierte soziale Not, weshalb als ein Reflex der Sozialismus entstand, der sich dann aufspaltete in Nationalsozialismus einerseits, und Kommunismus andererseits.
Nationalsozialismus und Kommunismus bzw. Stalinismus unterscheiden sich aus Sicht des Neoliberalismus zwar in der ideologischen Begründung („Rasse“ oder „Klasse“), nicht aber als Organisationsprinzip. In beiden Fällen verleibt nämlich der Staat sich Wirtschaft und Kultur ein, und wird in diesem Sinne „totalitär“, inklusive Führer-Prinzip.
Deshalb, so Hayek und Co, könne der Liberalismus nur gerettet werden, wenn er Zugeständnisse an den Sozialismus mache und den totalitären Reflex verhindere, dergestalt, dass zukünftig ein „starker Staat“ einen „Rahmen“ für den freien Markt gebe und die sozialen Schäden auffange. Damit war das Prinzip einer „sozialen Marktwirtschaft“ formuliert (sehr schön nachzulesen etwa in den Protokollen des berühmten Walter-Lippmann-Kolloquiums, seit 2019 auch in deutscher Sprache verfügbar.)
Das heißt: Alice Weidel argumentiert ganz im Sinne der „Gründerväter“ der sozialen Marktwirtschaft, wenn sie Parallelen zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus zieht – der üble Geschmack entsteht erst dadurch, dass ausgerechnet Weidel dieses uralte Argument liberal-konservativer Kreise anbringt, weil man eben bei ihr vermuten darf, dass sie zugleich den ideologischen Gehalt des Nationalsozialismus, den sie als Gesellschaftsordnung ablehnt, zumindest in Teilen bejaht.
Das mag als Haarspalterei erscheinen, ist aber m.E. dringend nötig, um insbesondere den Flirt mit Trump, Musk und der neuen alten Elite der USA richtig zu verorten. Denn aus Perspektive der aktuellen US-Regierung, und tendenziell durchaus auch aus Perspektive „der USA“ im Allgemeinen, ist der Unterschied zwischen rassistischer Begründung im Nationalsozialismus und wirtschaftstheoretischer Begründung im Kommunismus tatsächlich viel weniger wichtig als die große Gemeinsamkeit beider Systeme, nämlich der Totalitarismus, d.h. nach dieser Lesart aber eben: Die Ausweitung des Staates auf Kosten von Wirtschaft und Kultur.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Mosmann
Ich fand Dich eigentlich immer sehr kompetent, aber es gibt Dinge, Die solltest Du vielleicht einmal nachlesen.
O-Ton von Dr. Joseph Göbbles aus dem "Stürmer" von 1931:
"Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke ...
Nichts ist uns verhasster als der rechtsstehende national Besitzbürgerblock."
Das die Nationalsozialisten sich nicht an ideologische Vorgaben hielten ist nur die halbe Wahrheit der Geschichte, die Nationalsozialisten haben diese Vorgaben für sich neu definiert und wenn Du dir das auf der Zunge zergehen lässt, erkennst Du vielleicht eine andere Tragweite in diesem Vorgehen.
Die Verwendung des Begriffs Sozialismus für eigene Zwecke war keine entweihende Parodie, sondern die totale Kampfansage. Es war der Ausruf zur Vernichtung der klassischen Linken durch die totale Demontage der Glaubwürdigkeit und jeglicher Reputation.
Ich drücke es mal salopp aus um nicht zu viel Text zu produzieren; - Der Joseph fand den Adolf ja am Anfang ziemlich sympatisch, nicht zuletzt dadurch, dass man sich ideologisch doch recht ähnlich war. Und der Joseph (Stalin) war kein Idiot, auch der Göbbels nicht.
Auch interessant dazu; - wie sah die international Presse das Hitler-Deutschland? Falls Du diesen Teil der Geschichte nicht scheust, aber es könnte sich lohnen.
Das Sahnehäubchen; - wenn man sich aus dieser Sicht anguckt, dann wird Einem doch etwas bewusster warum die Pioniere des MfS die Berliner Mauer "Antifaschistischer Schutzwall" getauft hatten ... denn das waren (leider) auch keine Idioten.
Nach eine Parallele; Antifa = Antifaschistische Aktion ...
Frage einen Antifanten nach der Legitimation von Gewalt und frage einen ehemaligen Mitarbeiter des MfS nach der Legitimation der Gewalt, - ja dann merkst Du, dass die Antworten irgendwie die gleichen sind ...
Alle haben gemeinsam dass Sie sich nicht von Gewalt distanzieren ...
Das System "Stalin" hatte bedeutende Ähnlichkeiten mit dem System "Hitler" Die sich im Grunde nur durch 1 wesentliches Merkmal, das eine System baute auf reine Gesinnungsideologie, das andere auf eine rassische Ideologie auf. Im Kern waren Sie aber gleich, bis auf diesen kleinen Unterschied.
Ja, ich höre schon, bei Stalin gab es keine Privatwirtschaft, das wird gerne als Totschlagargument benutzt, ist aber faktisch falsch. Die Oligarchen gab es auch bei Stalin und da wo Er Sie gebrauchen konnte ließ Er Sie auch gewähren, in dem Punkt war Stalin kein Stück besser wie Hitler.
Was mich an dieser ewig löchrigen Reflektion der Geschichte nervt, ist es dass es das Böse marginalisiert und profaniert.
Göbbes war ein gerissener Hund um nicht zu sagen ein hochintelligenter Teufel, Der hat nichts einfach nur gemacht um etwas parodistisch zu entweihen und hätte Er so gedacht, wäre seine Propaganda sicher nie so nachhaltig geworden wie Sie war.
Und das gilt auch für seine geistigen Nachfolger wie Erich Mielke.
Auch dieser Mann war ein hochintelligenter Teufel und keine Lachnummer.
Ich bin Alt-Punk, distanziere mich von Systemschranzen wie Campino und bin politisch Libertär nach dem Vorbild der Schweizer Eidgenossen, damit Du mich verorten kannst.
Weil sich das hier aufdrängt; - Manchmal wird den Nazis auch zu viel "Ehre" zu Teil; - der Antisemitismus ist eine Erfindung der Christen, war längst etabliert und voll in Mode.
Der Trend wurde nur aufgegriffen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten Die Kirchen den perfekten Sündenbock und haben sich bis Heute erfolgreich um die Wiederaufarbeitung gedrückt, obwohl die Kirchen einen wesentlichen Teil der Deportation und auch der Euthanasie organisierten; - Sie konnten ja nichts dafür, das waren die bösen Nazis ...
Mein Wendepunkt war dass ich im Zuge jahrelanger ehrenamtlicher kirchlicher Arbeit in einem Bibelkreis einen antisemitischen Diakon kennen lernte und feststellen musste, dass diese Denken unter fundamentalen Christen kein Einzelfall ist.
Die echten Neonazis der 1980er und der 1990er in Springerstiefeln, grünen Bomberjacken und mit viel Alkohol Die politisch antisemitisch waren sind doch längst ausgestorben.
Der real existierende Antisemitismus ist religiös und ich gehe mit Dir jede Wette ein, dass Du in jeder x-beliebigen Kirche beim Sonntagsgottesdienst und in den Moscheen dieses Landes weit mehr Antisemiten findest als auf jedem Parteitag der AfD, zumal die AfD ob man Sie mag oder nicht, die AfD kann sich innerhalb ihrer Partei keinen Antisemitismus erlauben, denn es gibt die JAfD (Juden in der AfD) Die ein eingetragener Verein sind und innerhalb der Partei nicht wenig Macht haben.
https://j-afd.de/
So, das waren jetzt viele Worte, - ich hoffe nicht ganz umsonst.
Ansonsten, - Respekt und Anerkennung für deine Arbeit, ich liebe deinen Humor.
Viele Grüße aus der Heide
Joachim
P.S.: Mein Kanal ist (noch) ohne Content
Ein Mittelweg (gibt´s den noch..?) Thema Migration:
Das ganze "Kulturen" gegen unsere demokratische und Vielfalt respektierende Lebensweise seien, wie es die CDU gerade herausposaunt, ist natürlich völliger rassistischer Quatsch, der rechtes Wählerklientel abwerben soll.
Das wir aber dennoch dringend über das Behördenversagen gg.über Gefährdern u.mehrfach straffällig gewordenen Asylbewerbern sprechen müssen liegt finde ich auf der Hand, das sollten eigentlich sogar Leute aus der Antifa unterschreiben können. Ja, nur ein kleiner Bruchteil der muslimischstämmigen Menschen die hierher kommen werden zu Attentätern. Aber man darf dennoch nicht totschweigen, das der politische Islam im Gegensatz zum christl. , jüd., buddist.etc. Glauben ein klares Eskalationspotential birgt, legt man die Schriften so aus, wie es radikale Prediger nur zu gerne tun. Und das ist dann tatsächlich Demokratie / Vielfalt - Feindlich und v.a. für chancenlose o./u.traumatisierte Menschen ein idealer Nährboden zu Radikalisierung.
Die Lösung sollte für mich unter keinen Umständen sein, keine Menschen aus Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan, Nordafrika etc. mehr aufzunehmen. Aber zumindest würde man durch leichte Drosselung (Verlangsamung) der Zuwanderung aus diesen Ländern bessere Regulations-Instrumentarien zu haben, um potentielle Gefährder besser erkennen bzw.beobachten zu können. Neben etwas entlasteten Kommunen wären zudem dadurch - wichtigster Punkt! - viel bessere Integrations-Leistungen von Seiten des Staates möglich, sprachlich, ausbild. arbeits,.betreffend, und auch ein Heranführen an unsere freiheitlichen Werte hierzulande. Dieser demokratisch-vielfältige Konsens unserer Gesellschaft sollte von allen Einwandernden mitgetragen werden, es bräuchte bei erwachsenen Zuwanderern dringend eine Begleitung bei diesem Prozess. Wer hier auffällig wird, der hat sein Bleiberecht verwirkt. Daran ist nichts rechtes oder konservatives, unsere demokratische, vielfältige Gesellschaft sollte unser höchstes Gut sein. ECHTE Integration verhindert Terror. Und zum Auseinander-Dividieren: natürlich gab es schon immer Gewalttaten und ob sie in der Zahl angestiegen sind ist nur zu einem ganz geringen Teil statistisch gedeckt. Allerdings sind diese hier von einer neuen, völlig anderen Qualität und Dimension, die Grundfeste erschüttert, so das sie uns als Wertegemeinschaft traumatisiert und ratlos zurücklassen. Wenn wir nicht weiter die politische Rechte stärken wollen, müssen wir zwangsläufig an einigen Stellen modifizieren. Über die "Systemfrage" (Raubtierkapitalismus u. modernen Kolonialismus) und die Fluchtursachen wäre noch seitenweise zu schreiben, aber das lasse ich jetzt lieber. Gruß, Jazz