Idiocrazy
Deutschland im Frühherbst. Hysterie macht sich breit. Der Überbietungswettbewerb im Abbau von jahrzehntelang erarbeiteten Errungenschaften treibt Blüten. Natürlich von Leuten betrieben, die nichts dazu beitragen, dass es besser wird. Über die Probleme des Landes wird solange geredet, bis mal wieder Nichts passiert. Es sei denn, es geht gegen Arme. Dann wird gefordert bis auf Level Null. Bezahlkarte, Seife und Brot. Ernsthaft? Fragt sich Kai Blasberg.
Der Titel dieser Kolumne ist an die amerikanische Komödie ,,Idiocracy" angelehnt, die 2006 die Dysgenik als durch und durch unlustiges Thema sehr erwähnenswert bespielte. Der Inhalt ist kurz zusammengefasst: Die Schlauen sind zeugungsunfähig, die Doofen vermehren sich in Masse. Die Auswirkungen erlebt man in diesem Film in einem Zeitsprung viele hundert Jahre später. Da Du, lieber Leser, zu den Klugen in diesem Land zählst, kannst Du Dir denken, warum der Film eine Komödie wurde. Dumme sind im Film sehr lustig anzuschauen. In diesen Tagen kann man beim Realstudium als auch in den verschiedenen Televisionen von Lustigkeit so gar nichts merken. Deutschland erstarrt in Missmut, Übellaunigkeit und, sie ist wieder da, Angst. Der Grund ist mannigfaltig. Die Bahn, Scholz, die Grünen, die Schulen, Brücken, Panzer, Drohnen, Alter, Wohlstand und dessen Verlust, Industrieabbau, die da oben, wir hier unten. Transformation und Transsexuell. Über allem aber thront die schon vom Vorzeigeintellektuellen der Dysgeniker, Horst Seehofer, gefundene Mutter aller Probleme: die Migration.
Von ,,Wir schaffen das" und Beifall spendender Willkommenskultur zu ,,Raus mit Euch" in weniger als zehn Jahren. Dabei immer auf den Lippen führend, wen man von ,,denen" alles nicht meint. Die, die uns Pakete bringen: können bleiben. Die, die Oma aus der Scheiße heben: natürlich. Die, die uns die Brötchen reichen: muss ja einer machen.
Und wir? Wir sind zu faul. Zu träge. Zu alt. Und reich. Steinreich. Denn die Diskussion über die Ärmsten unter den Armen und wie man sie beseitigt, führen ausschließlich Reiche. Das Ganze bei äußerster Erregung und peinlich billigem politischen Geschäftsbetrieb. Der Eisenbahn-Horst von oben forderte von der Mutti aller Probleme eine Obergrenze von damals unrealistischen 200.000 Einwanderern. Nur, um die Frau Merkel schlecht aussehen zu lassen. Wohlbemerkt: ein Parteifreund. Nun haben wir in diesem Jahr in etwa diese Zahl erreicht, aber Deutschland glaubt, angezündet von den polemischen Themenräubern und Clickbaitern unserer Zeit, das, wäre dieses eine Problem zerstört, man endlich in das altersheimruhige Paradies nie gewesener Zeit zurückdämmern könne. Und alle drum herum versagen: erst bei der Integration, dann bei der Diskussion, bei der Reaktion sowieso, da müsste man ja was tun. Neu ist: wir scheitern mittlerweile bei den Selbstverständlichkeiten.
Die Grünen sind Phantasten. Das mag ja sein. Aber sie haben kaum regiert in diesem Land. Die, die die Macht hatten, haben nichts getan. Nichts. Das war auch eigentlich ganz ok fürs Volk. Anne Will und Sandra Maischberger hatten es ja nicht bemängelt. Nun bewirbt man sich aber um Macht nur aus einem Grund: Macht kommt von machen. Wenn man dem Parteifreund und Erzfeind, beides ein und dasselbe, dem immer feister werdenden Aushilfs-Casanova Markus aus Bayern so zuhört, denkt man immer, wüsste man es nicht besser, er habe mit all dem so rein gar nichts zu tun. Der verriegelte mit seinem Opa-Sheriff und Innenminister, einem Schlichtling namens Herrmann, schon vor Jahren die Grenzen nach Süden. Ergebnis natürlich Null, weil ja außer ein paar Drogenkurieren und Linksaktivisten keiner der Schlepper die offiziellen Bundes-und Landespolizeigrenzen überhaupt durchschreitet. Er in seiner 90er-Jahre-Klamotte hat die Vodoo-Zahl wiederentdeckt. Die ist jetzt 100000. Sollte dieses Ziel erreicht sein, denkt er sich, ist er schon Kanzler. Der, der das schon ist, denkt auch, dass er dann Kanzler ist. Er sagt aber auch, dass die deutsche Automobilindustrie ihre Probleme schon lösen wird. Seine Kollegin, ups, Genossin, findet eigentlich gar nichts schlimm und der Kevin, auch irgendwas bei der SPD, alles. Annalena und Robert schweigen. Friedrich und Carsten brabbeln und drohen wie immer irgendwas und Markus Lanz spielt den Scharfrichter, weil es zum Journalisten nicht reicht. Womit wir bei Carmen Miosga sind. Die ist der Namensgeber - sie sehen, ich gendere absichtlich falsch - des wohl erstaunlichsten Flops der jüngeren deutschen TV-Geschichte. Das merkt nur keiner, weil ihr die ARD quasi die Hälfte der Sendeplätze gestrichen hat. Die verdiente Freundin des Volkes bekam wie alle ihre Prompter-Vorgängerinnen eine eigene Talkshow.
Nur ist es ein reines Ratespiel, wann die Sendung denn mal kommt. Wenn sie kommt, fragt man sich, warum man sich fragte: jüngst war ein Ehedemer zu Gast, weil die Ehedemen gerne im Fernsehen sind. Da die Zuschauer ja auch zu den Ehedemen zählen, trifft sich das vorzüglich. Während Frau Maischberger gern die Kategorie 80 plus bedient, macht es Frau Miosga auch mit 70jährigen. Der Innenminister, der sonore Leitz-Ordner de Maiziere, musste allerdings Frau Miosga über den Sinn ihrer Sendung belehren. Diese sei doch für Tiefe und nicht für Oberfläche gegründet. Eine Woche später musste das die erfolgreiche Erfinderin der politischen Briefkastenfirma, eine Frau namens Wagenknecht, büßen. Ähnlich wie Markus Söder hat Sahra (ich hoffe, ich habe das richtig geschrieben) schon jede denk- und sprechbare Meinung zu irgendeinem Thema geäußert. Diesmal aber schafft sie es, einfach nur so, ganz viele Wählerstimmen zu gewinnen, während anderen Parteien hunderte von Millionen in den Sand setzen und keine Wählerstimmen gewinnen. Die Millionärin Miosga fragte die Millionärin Wagenknecht, ob sie denn die Tafel besucht hätte. Zumindest in NRW; dort, so hätte die millionenschwere Redaktion Miosgas pfiffig herausgefunden, sei sie noch nie gesehen worden. Die als überaus eloquent bekannte BSW-Ikone kam ins Stottern. Die Logik der Frau Miosga: kann jemand, der Geld hat, etwas für Arme tun? Führen wir die Logik dieses investigativen Rohrkrepierers weiter, fragen wir uns: kann ein Porsche-Fahrer an der roten Ampel halten? Kann ein heute Lebender über Napoleon lehren? Ist es nachts kälter als draußen?
Wir sind fast alle in einem Diskurs des Wahnsinns gelandet. Fast jedes Thema, das wir bis zum Erbrechen durch alle öffentlichen Diskurse jagen, ist relativ leicht lösbar. Der Pole wurde von PIS befreit, der Brite vom Tori. Frau Harris wird den fetten Donald besiegen und wir werden mit unseren neuen Mitbürgern aus dem Ausland zurechtkommen. So wie es war. So wie es sein muss. Messerstecher gehen ins Gefängnis und Volksverhetzer auch. Vielleicht ist es gar nicht schlimm. Du fragst mich, was?
Genau!
11.09.24
*Kai Blasberg war 40 Jahre in den privaten Medien in Deutschland beschäftigt
Von ,,Wir schaffen das" und Beifall spendender Willkommenskultur zu ,,Raus mit Euch" in weniger als zehn Jahren. Dabei immer auf den Lippen führend, wen man von ,,denen" alles nicht meint. Die, die uns Pakete bringen: können bleiben. Die, die Oma aus der Scheiße heben: natürlich. Die, die uns die Brötchen reichen: muss ja einer machen.
Und wir? Wir sind zu faul. Zu träge. Zu alt. Und reich. Steinreich. Denn die Diskussion über die Ärmsten unter den Armen und wie man sie beseitigt, führen ausschließlich Reiche. Das Ganze bei äußerster Erregung und peinlich billigem politischen Geschäftsbetrieb. Der Eisenbahn-Horst von oben forderte von der Mutti aller Probleme eine Obergrenze von damals unrealistischen 200.000 Einwanderern. Nur, um die Frau Merkel schlecht aussehen zu lassen. Wohlbemerkt: ein Parteifreund. Nun haben wir in diesem Jahr in etwa diese Zahl erreicht, aber Deutschland glaubt, angezündet von den polemischen Themenräubern und Clickbaitern unserer Zeit, das, wäre dieses eine Problem zerstört, man endlich in das altersheimruhige Paradies nie gewesener Zeit zurückdämmern könne. Und alle drum herum versagen: erst bei der Integration, dann bei der Diskussion, bei der Reaktion sowieso, da müsste man ja was tun. Neu ist: wir scheitern mittlerweile bei den Selbstverständlichkeiten.
Die Grünen sind Phantasten. Das mag ja sein. Aber sie haben kaum regiert in diesem Land. Die, die die Macht hatten, haben nichts getan. Nichts. Das war auch eigentlich ganz ok fürs Volk. Anne Will und Sandra Maischberger hatten es ja nicht bemängelt. Nun bewirbt man sich aber um Macht nur aus einem Grund: Macht kommt von machen. Wenn man dem Parteifreund und Erzfeind, beides ein und dasselbe, dem immer feister werdenden Aushilfs-Casanova Markus aus Bayern so zuhört, denkt man immer, wüsste man es nicht besser, er habe mit all dem so rein gar nichts zu tun. Der verriegelte mit seinem Opa-Sheriff und Innenminister, einem Schlichtling namens Herrmann, schon vor Jahren die Grenzen nach Süden. Ergebnis natürlich Null, weil ja außer ein paar Drogenkurieren und Linksaktivisten keiner der Schlepper die offiziellen Bundes-und Landespolizeigrenzen überhaupt durchschreitet. Er in seiner 90er-Jahre-Klamotte hat die Vodoo-Zahl wiederentdeckt. Die ist jetzt 100000. Sollte dieses Ziel erreicht sein, denkt er sich, ist er schon Kanzler. Der, der das schon ist, denkt auch, dass er dann Kanzler ist. Er sagt aber auch, dass die deutsche Automobilindustrie ihre Probleme schon lösen wird. Seine Kollegin, ups, Genossin, findet eigentlich gar nichts schlimm und der Kevin, auch irgendwas bei der SPD, alles. Annalena und Robert schweigen. Friedrich und Carsten brabbeln und drohen wie immer irgendwas und Markus Lanz spielt den Scharfrichter, weil es zum Journalisten nicht reicht. Womit wir bei Carmen Miosga sind. Die ist der Namensgeber - sie sehen, ich gendere absichtlich falsch - des wohl erstaunlichsten Flops der jüngeren deutschen TV-Geschichte. Das merkt nur keiner, weil ihr die ARD quasi die Hälfte der Sendeplätze gestrichen hat. Die verdiente Freundin des Volkes bekam wie alle ihre Prompter-Vorgängerinnen eine eigene Talkshow.
Nur ist es ein reines Ratespiel, wann die Sendung denn mal kommt. Wenn sie kommt, fragt man sich, warum man sich fragte: jüngst war ein Ehedemer zu Gast, weil die Ehedemen gerne im Fernsehen sind. Da die Zuschauer ja auch zu den Ehedemen zählen, trifft sich das vorzüglich. Während Frau Maischberger gern die Kategorie 80 plus bedient, macht es Frau Miosga auch mit 70jährigen. Der Innenminister, der sonore Leitz-Ordner de Maiziere, musste allerdings Frau Miosga über den Sinn ihrer Sendung belehren. Diese sei doch für Tiefe und nicht für Oberfläche gegründet. Eine Woche später musste das die erfolgreiche Erfinderin der politischen Briefkastenfirma, eine Frau namens Wagenknecht, büßen. Ähnlich wie Markus Söder hat Sahra (ich hoffe, ich habe das richtig geschrieben) schon jede denk- und sprechbare Meinung zu irgendeinem Thema geäußert. Diesmal aber schafft sie es, einfach nur so, ganz viele Wählerstimmen zu gewinnen, während anderen Parteien hunderte von Millionen in den Sand setzen und keine Wählerstimmen gewinnen. Die Millionärin Miosga fragte die Millionärin Wagenknecht, ob sie denn die Tafel besucht hätte. Zumindest in NRW; dort, so hätte die millionenschwere Redaktion Miosgas pfiffig herausgefunden, sei sie noch nie gesehen worden. Die als überaus eloquent bekannte BSW-Ikone kam ins Stottern. Die Logik der Frau Miosga: kann jemand, der Geld hat, etwas für Arme tun? Führen wir die Logik dieses investigativen Rohrkrepierers weiter, fragen wir uns: kann ein Porsche-Fahrer an der roten Ampel halten? Kann ein heute Lebender über Napoleon lehren? Ist es nachts kälter als draußen?
Wir sind fast alle in einem Diskurs des Wahnsinns gelandet. Fast jedes Thema, das wir bis zum Erbrechen durch alle öffentlichen Diskurse jagen, ist relativ leicht lösbar. Der Pole wurde von PIS befreit, der Brite vom Tori. Frau Harris wird den fetten Donald besiegen und wir werden mit unseren neuen Mitbürgern aus dem Ausland zurechtkommen. So wie es war. So wie es sein muss. Messerstecher gehen ins Gefängnis und Volksverhetzer auch. Vielleicht ist es gar nicht schlimm. Du fragst mich, was?
Genau!
11.09.24
*Kai Blasberg war 40 Jahre in den privaten Medien in Deutschland beschäftigt
Kommentare
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Fabian11.09.2024 13:26In Frankreich und Großbritannien kommen sie damit nicht zurecht. Deswegen leben die einen in Neuilly und die anderen im Banlieue.Antworten
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