Kiffen für den Frieden

Kiffen für den Frieden

Ok. Diese Regierung hat uns schon einiges zugemutet. Waffen für den Frieden, Frieren gegen den Russen und jetzt auch noch Kiffen für die Gesundheit. Wo soll das alles hinführen?
Ich habe keine Ahnung, ob das alles so Sinn macht.


Von Serdar Somuncu
In meiner Pubertät habe ich die Kiffer immer verachtet, weil sie so langsam, so verstrahlt und so positiv waren. Kiffer, das waren die Freaks mit den langen Haaren und schlechten Zähnen, die ,,I Shot the Sheriff" gehört haben. Alkohol war Männerdroge und Aggro. Heavy Metal und Punk. Fussball und geile Weiber. Flüssiges Testosteron. Saufen war für die Potenz, dachten wir. Und immer ne Kippe im Mundwinkel. Der Rest war Hippikram. Plautze, Depression, Leberschäden, alles (l)egal. Jetzt aber wird das Kiffen von höchster Stelle zur Staatsangelegenheit erklärt und legalisiert. Und das von einem Gesundheitsminister, der vor wenigen Monaten nicht oft genug vor den Gefahren eines Schnupfens warnen konnte und kein Salz ist. So wie früher die Kaasköppe im Holland, können also auch wir Moffen demnächst in den Coffeeshop gegenüber, uns einen Joint drehen, nachdem wir uns vorher an der Theke beraten lassen über schwarzen Afghanen und braunen Marokkaner. Take a Nafri - Smoke that Shit!

Irgendwie ist mir dabei mulmig zumute. Nicht nur, weil verschwiegen wird, dass Cannabis ja nicht wirklich ohne Tabak funktioniert, man also gleich zwei Drogen konsumiert, sondern dass auch über die psychischen Folgen des Konsums zu wenig aufgeklärt wird. Man tut so, als würde man den Schwarzmarkt aushebeln und gleichzeitig was Gutes tun. Aber bietet man auch kostengünstig Autos an, um illegalen Autohandel zu verhindern, gründet man staatliche Puffs, um den Straßenstrich zu schließen? Wohl kaum.
Insofern wirkt das Argument der Regierung für mich eher wie eine Ausrede und ein Wahlfang auf junge Wählerstimmen. Denn die meisten zwischen 18 und 38 jährigen kiffen heute lieber, als das sie saufen. Oder sie koksen. Müsste man auch mal drüber nachdenken, das dann freizugeben.

Nicht dass man mich falsch versteht, dies ist weder ein Plädoyer für den Alkohol, noch ist es eine Sympathie fürs Kiffen. Es geht eher um die Frage danach, ob eine Regierung sich erlauben darf, eine Droge zu legalisieren, von der sie ganz genau weiß, dass sie zumindest nichts Gutes anrichtet und zudem auch noch Zubringer ist für mindestens eine weitere Droge, nämlich das Nikotin. Als hätten wir nicht schon genug Probleme mit Vapern und Shishabars, die einem irgendeinen Apfelduft und Hubabubataste als schmackhaft verkaufen.
Auf der einen Seite werden wir immer umwelt- und gesundheitsbewusster, verzichten auf Fleisch, vertragen keine Kuhmlich und kein Gluten und achten auf jeden Scheiss, der uns schaden könnte, es werden Kampagnen gefahren für gesunde Ernährung und sonstigen Kram, auf der anderen Seite konterkariert man diese Anliegen dadurch, dass man eine Droge legalisiert, die nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geist erheblichen Schaden zufügt. Und das ewige Argument, Alkohol sei doch viel schlimmer , macht es auch nicht besser. Das eine Übel ersetzt nicht das andere. Beides ist schlecht.

Jetzt kommt also auch noch das Kiffen hinzu. Wer weiß, vielleicht bin ich auch nur einer dieser Boomer,die nicht mit der Zeit gehen und alles was neu ist, verteufeln und darin etwas Schädliches sehen. Vielleicht müsste ich denken, es gibt doch wirklich Schlimmeres und Wichtigeres als über das Kiffen zu schwadronieren.
Also gut. Ich habe vor einiges Tagen ein Selbstexpermient auf YouTube gesehen. Darin hat sich ein bekannter Youtuber die halluzinogenste Droge der Welt eingepfiffen und lag anschließend nur auf dem Sofa und stammelte glückselig ,,Hui". Alter, bei solchen Bildern geht mir der Arsch auf Grundeis. Wie kann man so blöd sein, sich so etwas freiwillig reinzupfeifen?
Egal ob Bommer oder nicht. Ich kann den Umgang mit solchen Substanzen nicht als Selbsterfahrung oder Selbstbestimmung einstufen und schon gar nicht kann ich verdrängen, wieviele meiner ,,mutigen" Freunde in der Klapse gelandet sind, weil sie das Zeug damals hoffnungslos unterschätzt haben.

Am besten wäre ja ein Leben ganz ohne Drogen, aber das wäre wahrscheinlich langweilig, Und erstmal muss man auch definieren, wann eine Droge anfängt und wann der Genuss aufhört. Insofern sollte ich jetzt auch nicht weiterschreiben, denn sonst entwickle ich noch eine seltsame Lust daran mich aufzuregen, die im Zweifelsfalle auch süchtig macht und schädlich sein könnte.


04.03.24
©Serdar Somuncu
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*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
Kommentare
  • Markus Sötter
    19.01.2025 21:51
    Hallo Serdar,
    ich bin einer dieser Menschen die sich für die Regulierung von Cannabis, mit einer einhergehenden Entkriminalisierung der Konsumenten in den letzten 20 Jahren stark gemacht haben. In zuletzt 17 Jahren hiervon als abstinenter "Kiffer".
    Der Grund hierfür (also die Abstinenz) ist das ich ein Kind mit groß gezogen habe.
    Ich hatte furchtbare Angst beim Kiffen erwischt zu werden und stigmatisiert zu werden.

    Und ehrlich, möchte ich mich heute als Kiffer bezeichnen? Bezeichnen lassen?
    Nö, mitnichten!
    Möchte ich kriminalisiert werden?
    Nein, ich habe mich auch nie als Krimineller gefühlt.
    Noch dazu müssen wir uns nicht grundlegend eine Sucht unterstellen lassen! Ist jeder der lieber Alkohol trinkt Alkoholiker? Natürlich nicht!
    Wird ein Alkoholkonsument reglementiert wieviel Alkohol er zu Hause bunkern darf? Nein.
    Als Cannabiskonsument bekommt man Auflagen als würde man Plutonium lagern.

    Kann man sich totsaufen? Ja.
    Kann man sich totkiffen? Nein.

    Wer also jetzt nicht nur der Blitz-Schlagzeile "und jetzt auch noch Cannabis legalisieren. Musste das jetzt auch noch sein? Haben wir nicht andere Probleme!?" folgt, sondern ergründen warum Drogen generell verboten sind. Er/Sie/Es wird sich einige Fragen zu stellen haben.
    Das die Verbote
    auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen stelle nicht nur ich mehr als in Frage!

    Warum ich jetzt immer wieder mal in den Zeilen durch unterschiedliche Themen springe liegt am ADHS. Fluch und Segen zugleich, neutrodivers auf Neusprech.
    Dazu später mehr.

    Aber bevor ich den Faden wieder verliere weiter zu den Kindern vom Bahnhof Zoo (kleiner Scherz).

    Und warum geht Cannabis nur mit Tabak Serdar?
    In der heutigen Zeit gibt es Vaporisatoren, Verdampfer die das Blütenmaterial nicht verbrennen.
    Desweiteren wenn ich selber anbauen darf weiß ich auch über Wirkstoff und Wirkung Bescheid. Die Dosis macht das Gift. Cannabis ist heutzutage sehr gut erforscht. Die verschiedenen Strains sehr gut beschrieben.

    Es geht auch nicht nur um Rausch. Cannabis hat viele Facetten. Die Hauptwirkstoffe THC und CBD lassen sich nicht nur medizinisch nutzen. Cannabis verfügt auch über sehr viele hilfreiche Terpene.

    Tabak hat im Joint, in der Pfeife, Bong oder Vaporizer rein gar nichts verloren. Eine Entwicklung geht hin zum Verdampfen des Wirkstoffs ohne Verbrennung. Voll Öko oder? Ja ok, die Akkus in den Verdampfern.

    Und warum den Schwarzmarkt durch eine Teillegalisierung verdrängen?

    Dort bestimmt die organisierte Kriminalität die Qualität. Beimischungen in Cannabis und Haschisch, Fremdstoffe und Verunreinigungen sind erwiesenermaßen ein großes gesundheitliches Risiko. Die Ware kommt dort ohne Beipackzettel über Wirkung und Inhaltsstoffe. Der Erlös der Verkäufe geht direkt in die Finanzierung der organisierten Kriminalität.

    Eigentlich ist die aktuelle Lösung der Teillegalisierung ein recht unkommerzieller Weg. Zumindest wenn man erstmal vom Konsumenten ausgeht.
    Sie wird auch als sogenannte Tomatenlösung bezeichnet. Ein sehr bekannter Kiffer und Grower hat mal in der interessierten Community die Frage gestellt wer denn bitteschön der größte Tomatenbauer der Welt sei!? Die Antwort:
    die Hobbygärtner dieser Welt.
    Die Idee der legalen Hanfpflanze würde es so manchen illegalen Produzenten schwer zu schaffen machen.
    Zugegeben auch auf dem legalen Markt mit Eigenanbau.

    Das Produkt wird dort, also im teillegalen Eigenanbau liebevoll gepflegt und die Qualität bestimmt der Gärtner, direkt am Busen der Natur.
    Oder natürlich in der schä(n)dlichen Indoor-Anlage mit Hightech-LEDs. Scheiss Umweltbilanz.

    Das Hanf wie Unkraut wächst ist wahr. Es aber zu hegen und zu pflegen nicht so einfach.
    Dazu ist im Hintergrund ein Grow-Fachbedarf entstanden der in der teillegalisierten deutschen Cannabiswelt mit den Baumärkten 2024 sehr gute Geschäfte gemacht haben dürfte.

    Einfach erklärt.
    Gut nun ist der Markt aber so groß das auch die Genossenschaften (in Deutschland in der asozialen Sonderversion) also sogenannte Cannabis Clubs die Nachfrage nicht abdecken können da:
    a) sie sich nur für Dauerkonsumenten mit erhöhtem Bedarf und Liebhaber mit großem Geldbeutel lohnen
    b) sie nur Anbau- und Ausgabestelle sein dürfen
    c) Asozial statt sozial wie in Spanien da gemeinsames konsumieren verboten ist. Staatlich verordnetes Kiffen im stillen Kämmerchen. Wo bleibt die soziale Kontrolle? Minuspunkt.
    d) die Genehmigungen hierfür von Bundesland zu Bundesland sehr großzügig interpretiert werden

    Und da sind zuletzt ja noch die Patienten, also die wirklich Kranken und die wehleidigen Weichlinge mit erleichtertem Zugang. Für die alle lohnt sich die Telemedizin und das Privatrezept (für die Telemedizin übrigens noch mehr).
    Dort in der Internet-Cannabisapotheke erwartet die Kranken und andere irgendwie Wehleidende ein Angebot an (theoretisch) über 1000 unterschiedlichen Blüten aus unterschiedlichen Cannabisstrains und Wirkungsgraden.
    Preislich sehr viel unter dem Schwarzmarkt, dazu noch in hoher medizinischer Qualität.

    Serdar, du hast im Format "Das wars - noch nicht" mal geschildert wie du nach dem Konsum von unfermentiertem Cannabis in Form eines reinem Grasjoint kollabiert bist. Da komme ich zu dem Vorteil eines regulierten Produkts. Ich habe einen Beipackzettel über Inhaltsstoffe. Ich habe nicht nur die Wahl zwischen, beispielsweise Bier, Wein oder Schnaps. Du wärest im Vorteil gewesen , im Falle Cannabis wäre in der Zeit deines Vorfalls legal/teillegal gewesen. Du hättest dich vorher informiert, wieviel THC/CBD/Hersteller/Terpene/Wirkung, bzw. was ist in dem Joint verbaut?
    Dieses eine Tag wäre sicherlich anders gelaufen.

    Drogen, egal welcher Art sind gefährlich. Illegal und in der Prohibition werden sie das noch weit aus mehr als auf einer regulierten Art und Weise. Die Alkohol-Prohibition im vergangenen Jahrhundert zeigt die Irrtümer einer Verbotspolitik klar auf.

    Wäre Cannabis (wie übrigens immer wieder falsch beschrieben wird) also legal würde der Verkauf dann zu 70 % über Fachgeschäfte stattfinden. Der Rest wären dann über Clubs und Eigenanbau geregelt.
    Die Ampel hat hierzu, kurz vor Exitus noch begleitete Modellprojekte auf den Weg gebracht. Diese sind dem Schweizer Modellprojekt angelehnt und auf 5 Jahre festgesetzt inklusive Evaluierung.
    Ein nicht mehr erwarteter drogenpolitisch sehr guter Schachzug.
    Die Nachfolgerin der Ampel muss diese Kröte schlucken und das Rad wird sich schwerlich zurück drehen lassen.

    Dumm ist es aktuell im Freistaat Bayern zu wohnen, da die dortige majestätische Instagottheit und kommender Bundespräsident Söder das CanG nicht wie ein Bundesgesetz auslegt, sondern auch bei Bedarf den vorher gegangenen Gesetzesentwurf zur Anwendung bringt.
    Wie angekündigt, die Anwendung des CanG wird aufs kleinlichste ausgelegt. Also Söder bumst dort meine MitkifferInnen ordentlich in den A.....
    Gesetzeskonformität sieht anderst aus.

    Zeitgleich unterlässt seine Herrlichkeit der König Ludwig der Neuzeit Markus Söder es nicht in jedes Fettnäpfchen in Form von Dönern oder Currywürsten zu beißen und dies mit dem Geschwisterchen unserer geliebten Hanfpflanze, dem Hopfen in in alkoholhaltige Saftform gepresste Vergärung in seinen gut genährten Nürnberger Rostbratwurstrachen zu pressen und zu leeren.
    Was der Mann vertilgt ist ungesünder als Marihuana-Missbrauch. Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um seine Gesundheit. Mensch Markus, muss das sein!?

    Die größte Sauforgie, nein Drogenparty der Welt das Oktoberfest ist aus Sicht der csu eine traditionelle Kulturveranstaltung von Welt. Wie es dort zugeht steht in keinem Vergleich zu den (rechtlich fast unmöglichen) Festivitäten bei den Cannabiskonsumenten! Es wird nicht viel zu finden sein von Kiffern die sich einscheissen, einpissen. Triebgeil alles was nicht um 4.20 Uhr auf den Biertischen steht anbumsen zu wollen oder aggressiv gesoffen sich gegenseitig die Fresse polieren.

    Seit über 35 Jahren arbeite ich in der Industrie. Bin somit seit meinem 15. Lebensjahr in Vollbeschäftigung.Ich denke ich bin durchschnittlich intelligent und gebe mein bestes in dieser Anti-Social-Mediaworld nicht gänzlich zu verblöden und das zu bleiben was ich bin. Ein Mensch.

    Ob ich nun legal kiffe oder illegal macht einen großen Unterschied. Während des Verbots war Cannabis ein Tabuthema. In eine Schmuddelecke gedrängt zum Leid der Straße. Wer kifft hat sein Leben nicht im Griff. Ich war mal als Tourist am Bahnhof Zoo. Hat mir nicht gefallen, bin normal geblieben. So ein Langweiler, Maloche und Wochenende. Otto Normalverraucher.

    Wer Drogenkonsum verteufelt, Menschen kriminalisiert und verfolgt die niemand, außer vielleicht sich selbst schädigen sollte sich fragen was Humanität beinhaltet und wo faktenbasierte Politik anfängt.

    Die grenzdebilen Zeiten von "Keine Macht den Drogen", ausgerufen von bierseligen csu-Ministern ist vorbei.
    Es ist gut, jetzt offen darüber sprechen zu können und zu dürfen, die Stigmatisierung muss ein Ende finden.

    Nie wieder kriminell!

    Ich habe ADHS. Amphetaminehaltige Medikamente zur Linderung zu bekommen war kein Problem. Die Wirkung dann schon.

    Cannabis, mittlerweile medizinisch eingestuft wie Ibuprofen 800, soll mit der CDUcsu wieder kriminalisiert werden? 4,5 Millionen Bundesbürger rekriminalisiert werden? Na bei dem Gedanken und der Hoffnung auf Wahlerfolg der Christdemokraten und Christsozialen dürfe die organisierte Kriminalität schon mal die Hände reiben.

    Kiffen kommt nicht dazu, es ist schon lange da. Nur zu welchem Preis?
  • 30.04.2024 16:00
    Es ist wichtig, dass Menschen Zugang zu umfassenden Informationen über Drogen haben, sei es über potentielle Risiken oder auch ihre möglichen Vorteile in bestimmten Kontexten zum Beispiel CBD. Es gibt bei CBD immer mehr Forschung, zum Beispiel bei medizinischen Anwendungen. Jedoch wäre eine Kampagne über Aufklärung jeglicher Drogen wichtig, auch Kampagnen die langfristig und nicht nur als Randnotiz laufen.
  • Lurch
    10.03.2024 16:40
    Der weltweit größte Hersteller von (nikotinfreien und wenn gewollt auch medizinischen) Kräuterverdampfern kommt wahrhaftig aus Deutschland und produziert auch noch da. :o

    Wenn die Legalisierung wirklich konsequent durchgeführt würde hätte man ein breites Angebot an nikotinfreien Konsummethoden bewerben oder anbieten können. Fällt aus wegen faulen Kompromissen. Jetzt bleibt nur die klassische Aufklärung/Prävention an der du dich ja leider noch nicht beteiligst. Wird aber auch noch. Bist ja verantwortungsvoll.
  • Niemand
    07.03.2024 13:11
    Ich hätte meinen Text noch mal Probe lesen sollen. Das ändert aber nichts an meiner Haltung. Menschen wegen Cannabiskonsum und Eigenanbau in Knäste zu stecken ist ein himmelschreiendes Unrecht. Damit muss endlich Schluss sein. Wir werden nicht nachgeben, bis wir unser Recht auf Selbstbestimmung mit demokratischen Mitteln durchgesetzt haben.
  • Niemand
    07.03.2024 10:57
    Wer Flüchtigkeitsfehler im vorangegangenen Text findet, darf sie gerne behalten. Leider kann ich den Text nicht mehr korrigieren.
  • Niemand
    07.03.2024 03:38
    Lieber Serdar!

    Auch ich verfolge deine Kunst schon sehr lange und denke, dass du eine wichtige, unabhängige Stimme im Medienzirkus bist. Inwiefern du es jetzt noch bist oder nicht bist, ist für mein Anliegen erstmal zweitrangig.

    Kommen wir gleich zum Punkt: Ich werde dir, obwohl ich was dieses Thema anbelangt, mittlerweile emotional, sagen wir mal, etwas vorbelastet bin, in aller Ruhe erklären, wieso du dich irrst.

    Verschiedene Säugetiere (Unter anderm auch wir!) konsumieren diverse Substanzen. Der Schimpanse vergreift sich an vergorenen Früchten; der Delphin nascht am Kugelfisch und der Mensch; der konsumiert eben auch alles mögliche. Ob du das gut findest oder nicht, ist Mutter Natur offenbar herzlich egal. Bewusstseinserweiterung scheint in der Natur angelegt zu sein. Schau dir mal Indigene Völker an! Diese Substanzen können Menschen heilen. Auch wird auf rituelle Art und Weise Kontakt mit den Ahnen hergestellt. Zu jeder Epoche der Menschheitsgeschichte haben Menschen Drogen konsumiert. Ich gehe sogar soweit, sagen zu können, dass unsere sogenannte „Zivilisation“ nie existiert hätte, ohne die Inspiration durch Psycho-aktive Substanzen. Wie kommt der Homo Sapiens plötzlich auf die Idee, eine Pflanze zu verbieten. So ist so realitätsfremd, wie respektlos.
    Ob du nun dafür oder dagegen bist, ändert nichts an der Tatsache, dass Menschen Drogen nehmen. Offenbar hält das Verbot von Cannabis niemanden davon ab, es zu konsumieren. Bleibt es verboten, freut sich der Schwarzmarkt und die Kids holen sich das Zeug beim Dealer, der ihnen vielleicht noch ganz andere offeriert. Keiner hat irgendeine Kontrolle über diese Abläufe. Das passiert einfach. Das Verbot bringt offenbar nichts und ähnelt eher einer ideologischen Gespensterjagd, als ein Zusammentragen von Fakten. Und du hast jetzt keinen Bock, den Vergleich zwischen Alkohol und Gras zu ziehen? Dann mach ich das halt:

    74000 Tote jährlich allein durch Alkohol. Ich möchte daraufhin weisen, dass meine Familie nicht an Cannabis, sondern an Alkohol zu Grunde ging. In meiner Familie sind Sachen passiert; da hast du gar keinen Bock drauf! Lassen wir das lieber! Jedenfalls bekam ich mit 8 Jahren eine Zigarette und mit 14 Jahren ein Glas Sekt zu Sylvester angeboten. Ich lass das einfach mal so im Raum stehen.

    Wusstest du, dass Kaffee auch eine Psychoaktive Substanz ist? Kaffee kann zu diversen Krankheiten führen. Oder Zucker! Wie viele Tote beklagen wir da? Oder Tabak oder Fernsehen oder Internet…

    Offenbar liegt das Problem weniger bei der Substanz, sondern beim User.

    Ja. Cannabis ist schädlich für Kinder und Jugendliche; aus diversen Gründen, die wir jetzt nicht noch mal alle ausführen müssen. Es aber erwachsenen, Berufstätigen, Steuernzahlenden Menschen wie mir zu verbieten, empfinde ich als Affront. Es ist eine Frechheit! Es werden immer neue Pseudo-Gründe und längst widerlegte Thesen ins Feld geführt, um das Cannabis-Gesetz zu verhindern. Jeden Tag werden 500 Strafverfahren wegen Cannabis-Delikten eingeleitet. Ist das etwa gerecht? Wer wird denn durch das Verbot geschützt? Mir kommt es eher so vor, als würden Kinder und Jugendliche nur für dieses Thema missbraucht, um sie als argumentativen Rammbock zu benutzen. Die aktuelle Situation entzieht sich jeder Kontrolle oder Aufklärung. Es werden alle über einen Kamm geschert. Millionen Menschen gelten in diesem Land als kriminell, weil sie Cannabis konsumieren. Sie werden schikaniert, wie kleine Kinder bevormundet, stigmatisiert und diffamiert. Auch du stigmatisierst uns; sagst; du denkst da immer an irgendwelche verpeilten Dullis, die nix gebacken kriegen und sowieso viel zu friedlich sind. Komisch: Irgendwie dachte ich immer; du seist Pazifist, aber… Man kann sich ja auch irren. Was weiß ich denn schon? Ich bin ja blöde…

    Schaut in die Länder, die bereits entkriminalisiert bzw. legalisiert haben. Natürlich ist der Schwarzmarkt nicht komplett verschwunden. Aber im Großen und Ganzen kiffen die Leute jetzt nicht mehr als vorher. Das verlagert sich halt nur. Scheinbar ist die Welt doch nicht untergegangen.

    Ich hatte mich eigentlich gefreut, bald endlich mein eigenes Weed anbauen zu dürfen. Mein Plan war, mehrere Sorten anzubauen. Manche Sorten wirken nämlich beruhigend und schmerzlindernd; andere wiederum sehr belebend und auch im kreativen Kontext nutzbar. Außerdem wollte ich auch CBD anbauen. Die verschiedenen Wirkungen, die Cannabis haben kann, machen dieses Kraut sehr vielseitig. Auch die Geschmäcker und Düfte differenzieren teilweise sehr voneinander. Es gibt in diesem Bereich mittlerweile Sommelières, wie bei verschiedenen Weinsorten.

    Da ich ein Realist bin, ging ich nicht davon aus, dass eine Koalition aus 3 derart unterschiedlichen Parteien viel zu Wege bringen wird. Bis auf das Thema „Canmabis“. Für mich als jemand, der bis zum heutigen Tag wegen Gras schikaniert wird, war das ein Wahlkampf-Thema. Alle anderen Themen waren deshalb problematisch, weil die FDP alles soziale und alles, was mit Klimaschutz zu tun hat, sabotieren würde. Deshalb bei mir von Anfang an „Cannabis“!!!

    Ich sag‘ das jetzt mal ganz unverhohlen: Ob Babylon mit erlaubt, mein Kraut zu verdampfen oder nicht: Mich hält das Verbot nicht davon ab, zu kiffen. Gras kriegst du an jeder Ecke. Das Problem ist nicht, dass wir zu wenig Gras haben. Ob ich kiffe oder nicht, entscheide ich selbst! Niemand redet mir da rein! Und nein! Wir sind nicht immer entspannt und super-chillig unterwegs. Schon gar nicht, wenn wir wie kleine Kinder bevormundet werden. Ich werde mir das nicht gefallen lassen. Deswegen schreibe ich diese viel zu lange Email; obwohl ich mir grade echt was besseres vorstellen könnte.

    Ich mag keinen Alkohol. Ich erlaube dir aber, welchen zu trinken. Sind ja nicht meine Nerven und Zellen, die dabei kapeister gehen. Von kleinauf an, bin ich von besoffenen umgeben. Und ich hatte, gelinde gesagt, nicht den Eindruck, dass mich die Gespräche mit diesen Personen kognitiv, wie intellektuell überfordert haben. Irgendwie gibt’s da so mal überhaupt keine Diskussionsgrundlage.

    Ich kenne Cannabis sehr gut und weiß auch, wie ich diese Substanz nutzen muss, um optimal von der Wirkung dieser Pflanze profitieren zu können. Ich nutze einen Varporizer, der nichts anderes macht, als die ätherischen Öle des Krauts zu dekaboxilieren. Das hat nichts mit diesen ekligen Liquids oder Shishas zu tun. Ich verdampfe das reine Natur-Produkt: Hanf, Lavendel, Ingwer, Hopfen, Baldrian, Salbei, Thymian, blauer Lotus, Zitronen-Verbene, Minze; einfach alles. Solltest du vielleicht auch mal probieren. Kannst Weed ja weglassen. All diese Kräuter helfen mir zuverlässig gegen diverse Beschwerden. Kannst du dir alles selber zusammen googlen. Jedenfalls wird die sogenannte „Phyto-Inhalation“ und die Aufnahme durch die Nahrung als die gesündesten Aufnahmeformen angesehen und deswegen auch von Krankenkassen empfohlen. Teilweise spendieren die einen sogar einen Verdampfer. Da beim Verdampfen kein Verbrennungsvorgang stattfindet und nur die reinen Terpene der Pflanze inhaliert werden, ist die Aufnahme von beigemengten Schadstoffen ausgeschossen. Ausserm gelten beide Verfahren als sehr effizient und hochgradig wirksam.

    Ich allmählich keinen Bock mehr und will endlich meditieren.

    Hier nochmal zum Nachlesen:

    Cannabisfakten.de

    Du musst kein Kiffer sein, um das Verbot vollkommen sinnlos zu finden

    Ich fordere die sofortige Entkriminalisierung von Cannabis. Es reicht langsam. Wir wurden lange genug hingehalten und verarscht. Ich fordere das Recht, mit meine eigene Medizin anzubauen. Da weiß ich wenigstens, was ich verdampfe. Seit etlichen Jahren leide ich an einer psychogenen Stimmstörung. Das bittere daran ist: Eigentlich bin auch ich Rap-Musiker und Sänger. Als ich 10 Jahre lang in einem Dunkelrestaurant gekellnert habe, erlitt ich einen schweren Burnout. Eines der vielen Symptome ist die Stimmstörung. Cannabis entspannt meine Halsmuskulatur und hilft mir die qualitativ besseren Sprachanteile prozentual zu vergrößern. Das gilt auch fürs Rappen und singen. Ich meditiere täglich, mache Sport und bin in logopädischer Behandlung. Aus genau diesem Grund, ist auch mein Logopäde dafür, dass ich bald das Recht bekomme, meine eigene Medizin anzubauen. Es hilft mir, besser zu sprechen und schafft eine gewisse Distanz zwischen mir und den Ereignissen eines Tages. Auf diese Weise kann ich besser anschalten, aber gleichzeitig auch reflektieren.

    Es wird Zeit, die gesellschaftlichen Realitäten anzuerkennen und zu einen erwachseneren Umgang mit psychotropen Substanzen zu finden. Niemand bestreitet ernsthaft die Risiken. Dennoch schützt das Verbot nur das geistige Gebilde, dass sich die Konservativen Kräfte in diesem Land geschaffen haben. Hätten sie ein Interesse, junge Leute vor den Gefahren dieser Substanzen zu schützen, hätten sie geholfen, vollständig zu legalisieren. Die laut Haucap-Studie erwirtschafteten 4,7 Mrd. würden somit direkt in die großangelegte Prävention fließen. Und die Justiz könnte endlich die wirklich bösen Jungs jagen, statt Gespenster mit glasigen Augen…
  • Peter
    05.03.2024 15:34
    Weed kannst du auch pur ballern. Ohne Tabak
  • Gronkh
    05.03.2024 09:00
    Viele Kiffer kiffen nicht mehr als Du trinkst, check mal Deine Kartoffel Vorurteile.
  • Kim Sebastian
    04.03.2024 20:43
    Hallo lieber Serda,

    erstmal vielen Dank für den ausführlichen Meinungsbericht!
    Ich stimme dir jedoch nur in teilen zu. Damit du das nachvollziehen kannst hier ein bisschen Kontext.
    Seit 2018 bin ich regelmäßiger Konsument von Cannabis und anderen Produkten aus dem Bereich THC & CBD. Nach einer exessiven und übertriebenen Phase meins Konsums habe ich erstmal großen Abstand dazu gewonnen. Doch nach einiger Zeit hat sich mein Verhalten und der damit verbundene Konsum auf einem guten Level eingependelt, so zu mindest meine persönliche Wertung.

    Nun jedoch in kürze noch zu einem Punkt aus deinem Artikel. Du schreibst folgendes:

    a) [...] weil verschwiegen wird, dass Cannabis ja nicht wirklich ohne Tabak funktioniert, man also gleich zwei Drogen konsumiert [...]

    b) [...] sondern dass auch über die psychischen Folgen des Konsums zu wenig aufgeklärt wird. [...]

    c) [...] Man tut so, als würde man den Schwarzmarkt aushebeln und gleichzeitig was Gutes tun. Aber bietet man auch kostengünstig Autos an, um illegalen Autohandel zu verhindern, gründet man staatliche Puffs, um den Straßenstrich zu schließen? [...]

    Zu a) muss ich dir gänzlich widersprechen. Es gibt tatsächlich sehr viele alternativen zu Tabak und da mit der Legalisierung nicht ausschließlich der Konsum durchs Rauchen erlaubt wird sehe ich diesen Punkt einfach nicht. Man kann damit Kochen, Backen und sogar Tee damit zubereiten. Ich sage nicht dass der Großteil nicht einfach rauchen wird jedoch gibt es sehr viele Wege die nach Rom führen ;-)

    Zu b) kann ich nur sagen dass die Prävention bisher grundsätzlich nicht existent war, diese jedoch seit geraumer Zeit sowohl auf offiziellen Kanälen der Bundesregierung als auch im Volksmund weiträumig bekannt gemacht werden und bisher wurden. Als Beispiel kann ich da nur jeden Menschen über 40 nennen der mir jemals begegnet ist.

    Zu c) fällt mir ehrlich gesagt nur ein dass du hier Äpfel und Birnen miteinander vergleichst. Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Natürlich bietet man keine kostengünstigen Autos an um den Autohandel zu verhindern. Das ganze hat ja aber mit Cannabis noch weniger als nichts zu tun da man Autos i.d.R. nicht seinem Körper zuführt. Cannabis wird auf dem Schwarzmark in 9 von 10 Fällen gestreckt. Die möglichkeit für mich als leidenschaftlichen Kiffer selber Pflanzen im eigenen Gewächshaus anzubauen statt gezwungen zu sein einen Dealer aufzusuchen der selber keine Ahnung von der Reinheit seiner Produkte hat, ist für mich ein riesiger Erfolg.

    Versteh mich bitte nicht falsch, ich liebe dich, deinen Werdegang und erachte dich als unübertroffenes persönliches Vorbild. Jedoch wollte ich dir diese Zeilen mitteilen.

    Danke fürs Lesen, bin gespannt was noch alles für Blog-Beiträge kommen!
    Pass auf dich auf und bleib gesund. Dir nur das beste!
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