Es-Peh-Deh. Du tust weh.

Es-Peh-Deh. Du tust weh.

Ganz überraschend führt seit mehr als 2 Jahren eine von der hundertfach totgesagten SPD angeführte Koalition ein zunehmend irritiertes Land.
Allemal Zeit, ein paar Fragen zu stellen.

Von Kai Blasberg
Viele von Ihnen wissen: ich bin Sozi.
,,In der Wolle gefärbt" hätte mein Vater gesagt.
Der war Liberaler, als das noch kein Schimpfwort war.
Gerhard Baum, Burkhard Hirsch und so.

Für mich ist Solidarität das Schlüsselwort.
Der Starke hilft dem Schwachen, eine Gesellschaft achtet wohlmeinend aufeinander, auf dass sie, insbesondere an den Rändern, nicht ausfranst und im Groben und Ganzen zusammenhält.

Ich muss allerdings auch zugeben, dass diese leicht kindliche Weltsicht ob der Menschen, die hier mitbetrachtet wurden, immer schon mit erheblichen Zweifeln behaftet war.

Mit 5 dachte ich schon, Erwachsene seien bekloppt, weil sie immer betrunken sind.
Mit acht war es mir dann klar: Sie sind es. Auch nüchtern!
Unser Nachbar nämlich sagte, einfacher Arbeiter der er war:
,,Wenn es meinen Chef gut geht, geht es mir auch gut."
Ich dachte: Du arme Wurst.
Und behielt recht.

50 Jahre später regieren Sozialdemokraten ein Land, in dem dieser Satz mehr Beifall findet, als er sollte.
Jeder Amazon-Subunternehmer fühlt sich selbst und ständig frei, wenn er für Mindestlohn-Halbierung bis tief in die Nacht die Selbstausbeutung zu neuer, für den Auftraggeber prachtvoller Blüte führt.

Der Arbeitsminister, ein Urviech sozialdemokratischer Physiognomie, wie ein Gewerkschaftsboss aus einem Scorsese-Film entlaufen, rühmt sich der von der öffentlichen Hand bezahlten Aufstockung von Gehältern, weil Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern diesen Lohn vorenthalten.
Seine Vorgängerin, die jetzt das Arbeitsamt führt, gibt die Kassenwärtin.

Die Bauministerin, die, die keine bezahlbaren Wohnungen baut, zahlt über die Kommunen Wohngeld an Vermieter, die Ihre in der Regel unrenovierten Wohnklos am freien Markt nicht zu diesen Preisen loswürden, deren Kunden aber keine Wahl haben, weil sie ja an diesem Markt mangels wirtschaftlicher Potenz gar nicht agieren.
Der Bürger zahlt es ja.
In immer voller werdende Taschen.

Den Ärmsten der Armen wird man jetzt ans Leder gehen, wenn der gute Boris, ein Verteidigungsminister, den man auch, entsprechend gewandet, für einen Hausmeister in einer Realschule der Siebziger Jahre halten könnte, nun die Bomben bauen lässt.

Und da man ja keine Schulden mehr machen darf, die nie welche waren, weil der Staat gar keine machen kann, muss das Geld ja irgendwo herkommen.
Und bevor es die, die viel haben, zahlen, streicht man es denen, die gar nichts haben.
Die Kindergrundsicherung war das letzte soziale Projekt dieser Regierung.
Und das ist kümmerlichst verreckt.

Wer genau hinschaut, vielleicht sogar ein bisschen gebildet ist oder sogar in der Wolle gefärbt, sich dann aber auch noch erinnert, fragt sich natürlich, was rot ist in der Ampel.
Denn rot ist ja die Farbe der SPD.
Und die wichtigste Farbe in der Verkehrsregelung.

Gelb in einer Ampel ist Halbschlaf wie die Partei, die diese Farbe für sich beansprucht.
Im Grunde überflüssig.
Grün heißt: GO!
Rot aber mahnt zur Vorsicht und gebietet Einhalt.

Das Rot der SPD aber bedeutet im Jahre 2024: nichts!
Ja, nein, vielleicht, mal sehen, muss man nicht drüber reden, müssen wir mal drüber reden, können wir drüber reden, machen wir nicht. Oder doch.
Das ist das, was man von den Sozen in diesen Tagen hört.

Des Regierens, ja des Führens gänzlich unverdächtig geht es nur um Eines:
die Pfründe, die man sich mit dem schlechtesten Stimmenergebnis eines Kanzlers aller Zeiten unerwartet gesichert hat, zu verteidigen und noch während der verbleibenden Amtszeit auszubauen und dann irgendwie mit der Nase über Wasser bleiben, sprich wenigstens weiter mitzuregieren.
Die Verfassungsämter Bundespräsident, Bundeskanzler, Bundestagspräsident: allesamt SPD. Die Umfragen bei kümmerlichen 15 %.

Die wichtigsten Köpfe, seit Dekaden dabei.
Und unseren Systemfeinden in Hochzeiten herzlich zugewandt.
Hier ´ne Pipeline, da ein Terminal. Russland? China? Egal. Hauptsache, es läuft.

Der Kanzler ist eine regelrechte Skandalnudel.
Er erinnert sich nicht. Schiebt es auf andere. Oder ist arrogant.
Er taugte als Generalsekretär nichts, aus seiner Zeit als Hamburger Meister der Bürger werden nur Skandale in Erinnerung bleiben. Warburg. Hafen. Elbtower.
Seine Partei wollte ihn nicht an der Seite seiner Baufrau als Vorsitzenden.
Und zwar gar nicht.
Das wurde die garstige Saskia mit dem Gutelaunebär und Soldatensohn aus Niedersachsen.
Der General Kevin hätte sich vor drei Jahren in den Freitod verabschiedet, wäre er seiner Äußerungen dieser Tage begegnet.
Wes Brot ich es, des Lied ich sing.

Macht korrumpiert, heißt es so unschön.
Macht funktioniert aber auch.
Erst recht, wenn die Hälfte der Bundestagsabgeordneten deiner Fraktion neu sind.
Das ist so bei der SPD.
Bist Du neu in diesem Terrain, hältst Du erstmal den Mund.
Dein Chef, der Mützenich, sagt Dir dann schon, wie es läuft.
Der ist nämlich seit 22 Jahren dabei.

Sie merken, hier schreibt ein Enttäuschter. Sogar ein Ex. Mitglied nämlich.

Aber auch ein Sehender. Wissender. Klagender.

Ich glaube nicht, dass wir jemals in einer Welt leben werden, in der es nicht eine starke soziale Kraft braucht.

Und vielleicht sind Menschen auch so wie der Kevin und der Olaf und der Rolf und die Saskia, der Frank-Walter und der Karl.
Die denken, es wäre annähernd richtig, was sie tun.
Die sogar denken, sie rissen sich den Allerwertesten auf.
Die gar nicht wissen, wie es ist, nicht zu wissen, wie man zum Monatsende kommt.
Wenn der Automat die Karte einbehält, weil nicht genug auf dem Konto ist.
Und niemand da, der was leihen kann.

Von den 104 MdB's, die zum ersten Mal im Bundestag sitzen, sind die meisten Berufsanfänger. Gratulation zu diesem Start.
Aber welche Überschneidung habt Ihr noch zu den Paketfahrern, den Kofferleuten am Flughafen, der Bäckereifrau, die um 4:30 die Filiale putzt und die Öfen anheizt?
Und was sagt ihr zu Eurem Ex-Juso Kühnert.
Politik für Jugend kann ich jedenfalls nicht erkennen. Aber die wählen ja auch nicht.
Zur Erinnerung: die oben beschriebenen sind Eure Wähler.
Quatsch.
Müssten Eure Wähler sein.
Euch wählen ja nur noch Funktionäre, Rentner und Romantiker.

Nein, Eure Partei hat so keinen Sinn.
Ihr seid anders gestartet, und Ihr müsst es anders machen.
Einfach nur wummsen und respektieren, Zeitenwenden nicht verstehen und ergo nicht erklären können wird nicht reichen.
Der nächste Kandidat wird Wüst heißen. Nicht Laschet.

Da wird Euch diesmal auch der Markus Söder nicht helfen.

07.03.24
*Kai Blasberg war 40 Jahre in den privaten Medien in Deutschland beschäftigt
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