Trump kommt, die Hoffnung geht 

Trump kommt, die Hoffnung geht 

Nur noch wenige Wochen bis zur US-Wahl und die Zeichen stehen immer deutlicher auf einen Erfolg des Ex-Präsidenten Donald Trump.
Doch wie konnte es kommen, dass jemand, der schon angeschlagen zu sein schien, so wiederauferstehen kann?
Ist es das Scheitern der derzeitigen Regierung oder sein unterschätzter Erfolg, und was wird es bringen, wenn er wieder an der Macht ist?

von Serdar Somuncu
Viele Fragen sind offen in einer weltpolitischen Lage, die so angespannt ist wie seit Jahren schon nicht mehr. An der Ostfront der Ukraine tobt seit mehr als zwei Jahren ein grausamer Bruderkrieg, und im Nahen Osten kreuzen sich die Klingen zwischen den rachsüchtigen Israelis und den Palästinensern. Es hat den Anschein, als stünden wir kurz vor einer Eskalation, die noch mehr Parteien in den Abgrund dieser schwelenden und nimmer enden wollenden Konflikte reißen könnte. Genau zu diesem Zeitpunkt kommt mit der Wahl eines neuen US-amerikanischen Präsidenten eine entscheidende Frage hinzu. Wird die USA es schaffen, in dieser äußerst kritischen Lage wieder Führung zu übernehmen, ohne dabei in autoritäre Strukturen der Vergangenheit zu verfallen, oder bleibt es bei der bisherigen Apeasement-Politik, die den Konfliktparteien zwar finanzielle Unterstützung verspricht, aber stets auf das eigene Wohl bedacht, nicht aktiv in die Konflikte einschreitet?

Diese Frage, die entscheidend ist für die weitere Entwicklung dieser Krisen, wird der nächste Präsident der USA beantworten müssen, und es sind zwei vollkommen unterschiedliche Herangehensweisen, die sich auftun. Auf der einen Seite steht Kamala Harris für ein weiter so wie bisher, ihre größte Schwäche ist, dass sie in Debatten zwar ein freundliches Gesicht macht, aber Inhalte schuldig bleibt. Sie beantwortet vor allem die Fragen nicht, wieso eine Regierung, die bisher genug Gelegenheit dazu hatte, jetzt verspricht, alles besser zu machen. Ein wenig erinnert das an die Kampagne von Süßwarenherstellern, die ihre Rezeptur ständig verändern, um dann mit dem Slogan zu werben: ,,Jetzt noch besser".

Auf der anderen Seite steht mit Donald Trump ein möglicher Präsident, der ganz auf scheinheilige Harmonie setzt, auf Gespräche unter Männern statt auf sanfte Diplomatie.
Und vielleicht ist das die Krux an der Sache. Denn ein amerikanischer Präsident, der schwach erschien und nichts anderes war Joe Biden in den letzten Monaten seiner Amtsperiode, war ein Ungleichgewicht für die ganze Welt, die eine stabile amerikanische Regierung braucht, um sich in ihrem Verhalten an ihr und den möglichen Konsequenzen auszurichten. 

So paradox und grausam es auch klingen mag: Ein unberechenbarer Donald Trump wird den russischen Despoten Putin eher einschüchtern als ein schwächelnder Joe Biden oder eine Nachfolgerin, die es ihm gleichtut. Denn auch das steht fest: Kamala Harris wird die außenpolitische Linie der USA nicht gravierend verändern. Sie wird weiter auf die Unterstützung der Ukraine durch Finanzhilfen setzen, so wie sie auch nicht das unmittelbare Gespräch mit den Mullahs im Iran oder die bedingungslose Loyalität zu Israel suchen wird. Die Demokraten stecken in einer Falle. Einerseits wissen sie, dass eine Mehrheit der besonnenen Amerikaner keine Lust auf einen Psychopathen als Präsidenten hat, andererseits ist das, was sie als Alternative anbieten, nicht attraktiv genug, um ihnen für die nächsten vier Jahre zu vertrauen. 

Wenn es jetzt nicht eine radikale Wende in der Strategie der Demokraten gibt, und dafür ist es eigentlich schon längst zu spät, wird diese Wahl im Handstreich an Donald Trump gehen und er wird neben all den Konflikten, die es auf der Welt zu lösen gibt, vor allem eines machen, nämlich sich an allen, die ihm das Amt und den Wahlsieg bei der vergangenen Wahl verwehrt haben, rächen. 
Dass dies bedeutet, dass Trump vorbeugend die Festen der amerikanischen Rechtsstaatlichkeit ins Wanken bringt, indem er Gesetze ändert und entscheidende Institutionen entmachtet, ist eine Horrorperspektive, die am Ende in eine stille Diktatur führt, wie sie dieses freiheitsliebende Volk so noch nicht erlebt haben wird. 

Es ist also dringend an der Zeit, nicht nur vor den Folgen der entgangenen Wahlchancen zu warnen, sondern aktiv dagegen vorzugehen, dass Trump die Wahlen gewinnt und sich damit ein Feld für ihn öffnet, auf dem er machen und lassen kann, was er will.

14.10.24
©Serdar Somuncu
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*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
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