Was denn jetzt?

Was denn jetzt?

Bist du weg oder schon wieder da, das fragen sich viele in letzter Zeit. Dabei habe ich nichts anderes angekündigt, als dass ich einen Abschnitt meines Lebens beenden und einen neuen beginnen werde.

Von Serdar Somuncu
Die Zeit als Comedian und Kabarettist ist endgültig vorbei und wenn ich auf die Bühne gehe, dann nur noch als Schauspieler. Ich habe oft genug erklärt, dass ich es nicht mehr für ein geeignetes Mittel der Zeit halte, sich hinter Ironie und Sarkasmus zu verstecken, sondern dass wir nichts mehr brauchen, als ein ehrliches Wort zur richtigen Zeit. Dazu gehört, dass auch wir Künstler uns immer wieder hinterfragen, erneuern und versuchen, unsere Mittel zu verändern, um sie auf Ziele auszurichten, die es verdient haben kritisch betrachtet zu werden.
In den letzten Jahren, insbesondere durch den Einschnitt der Corona Zeit war es nicht leicht, diese Neuausrichtung zu vollziehen. Im existenziellen Überlebenskampf lässt es sich schwer kreativ sein. Man kümmert sich nur um das Notwendige. Man versucht die Luft anzuhalten und so lange unter Wasser zu bleiben, bis sich die Wogen geglättet haben und man wieder auftauchen kann. Deshalb war es für mich wie eine Erlösung, die verschobenen Tourneen wieder aufnehmen und zu Ende bringen zu können. Aber in Gedanken war ich schon weiter. Denn ich wusste, dass unsere Gesellschaft vor einem wichtigen Punkt an einem Scheideweg steht. Dieser Scheideweg ist nicht nur die immer deutlicher werdende Spaltung der Gesellschaft in Extreme, sondern sie ist auch eine Entfernung von den Denkmustern der Vergangenheit hin zu einfachen und praktikable Lösungen, die scheinbar einen Ausweg bieten vor den Krisen dieser Welt.
Aber das ist nur eine Flucht in den Pragmatismus. Denn in Wirklichkeit fordern die Krisen dieser Welt eine ebenso komplexe Antwort, wie zugleich auch die Erforschung ihrer Ursachen, um daraus Lösungen zu entwickeln, die mehr sind als nur eine kurzfristige Versorgung und Beschwichtigung der Lage.
Ich sehe mich mittlerweile in verschiedenen Rollen und Positionen. Ich möchte zugleich ein Vermittler sein, aber weiterhin auch jemand bleiben, der seine Meinung sagt, so unangenehm sie auch ist. Ich möchte versuchen, noch mehr zu mir selbst zu stehen und zu erkennen, wann ich die Aufträge der Falschen erfülle und in der Lage dazu sein, sie ohne Angst abzulehnen. Diese Seite ist ein erster Schritt dazu. Gemeinsam mit vielen kreativen Menschen, die sich der gleichen Idee verpflichtet haben, wollen wir eine Alternative bieten zu den herkömmlichen Quellen. Vielleicht werden wir dabei nicht immer neutral sein, aber vor allem werden wir versuchen, unabhängig zu bleiben. Auch andere Meinungen sollen hier ihren Platz haben.
Es geht nicht um die Verbreitung ideologische Grundsätze, sondern es geht um eine Auseinandersetzung mit den Argumenten, die auch manchmal die Gegenseite haben kann. Ihr seid alle herzlich dazu eingeladen euch daran zu beteiligen. Wir freuen uns Über jeden Beitrag und jede Anregung, genauso wie über Kritik und Unterstützung. Vielleicht schaffen wir es so am Ende gemeinsam etwas aufzubauen, was aus eigener Kraft entstanden ist und überleben kann, ohne dass es abhängig ist.
Für diese Vision einer freien Kunst, die souverän und selbstbewusst sich behaupten kann, stehe ich vielleicht nicht mehr auf der Bühne, aber dafür umso mehr im Leben.

05.02.24
*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
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