Wie die Alten die Jungen übervorteilen und wie eine gerechte Lösung aussehen kann
Es gehört zu den angenehmen Selbsttäuschungen einer alternden Gesellschaft, sich als besonders solidarisch zu betrachten. Wir reden gern vom Generationenvertrag, vom ,,Miteinander der Generationen", von Respekt vor Lebenserfahrung. In der politischen Realität gleicht dieses Miteinander jedoch oft einem einseitigen Konto: Die Älteren entscheiden, die Jüngeren zahlen.
von Thomas Kliem
von Thomas Kliem
Das ist kein moralischer Vorwurf an einzelne Menschen, sondern eine nüchterne Beschreibung von Strukturen. Deutschland ist eine alternde Republik. Jede zweite Person ist heute älter als 45 Jahre, etwa jede fünfte älter als Mitte sechzig. In einer Demokratie, in der Wahlbeteiligung mit dem Alter steigt, bedeutet das: Die Interessen der Älteren wiegen politisch schwerer als die der Jüngeren. Und das spiegelt sich in vielen Politikfeldern.
Im Folgenden möchte ich aus der Perspektive eines an Freiheit, Verantwortung und Aufstiegschancen orientierten Blicks zeigen, wie diese Übervorteilung funktioniert und wie eine gerechte Lösung aussehen könnte. Im Fokus stehen Wehrpflicht, Rente, Bildung, Wirtschaft, Gesundheitspolitik, Pflege und Migration.
1. Der demografische Kipppunkt: Wenn der Generationenvertrag zur Einbahnstraße wird
Der klassische Generationenvertrag funktioniert nur, solange die nachwachsende Generation groß und produktiv genug ist, um die Ansprüche der Älteren zu tragen. In Deutschland hat sich dieses Verhältnis über Jahrzehnte verschoben. Der Anteil der unter 20-Jährigen ist seit 1970 von knapp 30 Prozent auf unter 20 Prozent gefallen, während der Anteil der über 67-Jährigen sich fast verdoppelt hat.
Die Folge: Immer weniger Erwerbstätige finanzieren Renten, Gesundheits- und Pflegeleistungen für immer mehr ältere Menschen. Die Systeme geraten unter Druck, wie selbst die Deutsche Rentenversicherung und zahlreiche Studien seit Jahren betonen.
Politisch wurde dieser Befund nie wirklich ehrlich durchbuchstabiert. Statt klar zu sagen:
2. Wehrpflicht: Die Jungen als nachträgliche Sicherheitsreserve
Seit 2011 ist die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt, nicht abgeschafft. Angesichts der veränderten Sicherheitslage mehren sich nun Stimmen, die eine Rückkehr zu Varianten nationaler Dienstpflicht fordern. Teils ausdrücklich militärisch, teils erweitert als ,,gesellschaftlichen Dienst".
Bemerkenswert ist:
Sicherheit ist ein öffentliches Gut. Sie zu gewährleisten, ist Aufgabe des Staates, finanziert aus Steuern aller, nicht aus dem Risiko einzelner Jahrgänge. Wenn wir über neue Dienstmodelle sprechen, dann nur unter klaren Bedingungen:
1. Freiwilligkeit statt Zwang?Ein modernes Gemeinwesen sollte auf Anreize, Anerkennung und attraktive Rahmenbedingungen setzen, nicht auf Verpflichtung.
2. Gleichheit vor der Pflicht?Wenn es einen Dienst für die Gesellschaft gibt, dann darf er nicht selektiv nur die Jüngsten treffen, während Ältere sich politisch aus der Affäre ziehen. Eine faire Diskussion müsste auch über flexible Engagementmodelle für alle Altersgruppen reden. Von kommunalen Aufgaben bis digitaler Bildungspatenschaft.
3. Professionalität statt symbolischer Rituale?Eine schlecht ausgestattete, bürokratisch gelähmte Armee wird nicht dadurch besser, dass man junge Menschen zwangsweise einzieht. Professionelle Strukturen, moderne Ausrüstung, effiziente Verwaltung und klare Missionen sind wichtiger als nostalgische Debatten über ,,Pflichtgefühl".
Eine gerechte Lösung im Bereich Wehrpflicht hieße: Wenn Dienst, dann attraktiv, freiwillig, qualifizierend und nicht als nachträgliche Lückenschließung auf dem Rücken einer Generation, der man gleichzeitig beim Wohnen, Sparen und Investieren das Leben schwer macht.
3. Rente: Die ,,Rentnerrepublik" und die Rechnung der Jüngeren
Das umlagefinanzierte Rentensystem basiert auf einem simplen Prinzip: Die heute Erwerbstätigen finanzieren mit ihren Beiträgen die Renten der heutigen Ruheständler in der Erwartung, dass später jemand ihre Rente finanziert. Lange Zeit funktionierte das gut. Doch mit sinkenden Geburtenraten und steigender Lebenserwartung steigt die Belastung für die Jüngeren erheblich.
So entstehen gleich mehrere Ungerechtigkeiten:
Was wäre eine gerechte, liberale Antwort?
1. Rente ehrlich machen
Die Politik muss transparent darstellen, welche Leistungen langfristig finanzierbar sind und welche nicht. Illusionen sind unsozial, weil sie die Jüngeren mit einer verdeckten Rechnung allein lassen.
2. Kapitalgedeckte Säule deutlich stärken?
Ein größerer Teil der Altersvorsorge muss über kapitalgedeckte, breit gestreute Anlageinstrumente organisiert werden. Mit klaren Regeln, hoher Transparenz und echten Eigentumsrechten für die Versicherten.
3. Lebensarbeitszeit an Lebenserwartung koppeln
?Es ist nicht mehr zeitgemäß, dass stark steigende Lebenserwartung fast vollständig in zusätzliche Rentenbezugsjahre fließt. Eine gerechte Lösung ist eine gleitende Anpassung des Rentenalters an die durchschnittliche Lebenserwartung, verbunden mit flexiblen Übergangsmodellen.
4. Generationentest für alle Sozialreformen
Jede Reform im Bereich Rente und Sozialsysteme sollte einem ,,Generationentest" unterzogen werden: Werden die impliziten Lasten für kommende Generationen höher oder niedriger? Gesetze, die die Lasten offensichtlich erhöhen, sollten eine qualifizierte Mehrheit benötigen.
4. Bildung: Wenn Zukunft zur Restkategorie wird
Kein Bereich zeigt die Prioritäten einer Gesellschaft so klar wie Bildung. Betrachtet man die Zahlen, fällt auf: Deutschland gibt gemessen am Bruttoinlandsprodukt weniger für Bildung aus als der OECD-Durchschnitt, liegt bei etwa 4,4 Prozent, während andere Länder über 6 Prozent investieren.
Gleichzeitig ist der Anteil gering qualifizierter junger Erwachsener in Deutschland mit rund 15 Prozent höher als in vielen anderen OECD-Ländern, während der Anteil der 25- bis 34-Jährigen mit tertiärem Abschluss mit 40 Prozent unter dem OECD-Durchschnitt liegt.
Anders gesagt:
In einer alternden Demokratie, in der die Wahlentscheidungen zahlenmäßig von älteren Jahrgängen dominiert werden, ist das kein Zufall. Bildungsausgaben wirken langfristig, Rentenausgaben sofort. Wer seine politische Karriere an den nächsten Wahlterminen ausrichtet, investiert eher in das Heute der Älteren als in das Morgen der Jüngeren.
Eine gerechte Lösung würde Bildungspolitik konsequent zur Priorität machen:
1. Mehr Freiheit und Verantwortung vor Ort
Schulen brauchen mehr pädagogische und organisatorische Eigenständigkeit, verbunden mit klaren Leistungszielen und Transparenz über Ergebnisse.
2. Frühe Förderung statt spätes Reparieren?
Sprachförderung, frühe MINT-Kompetenzen, digitale Grundbildung. Je früher investiert wird, desto besser sind die Chancen auf echte Aufstiegsmobilität.
3. Leistung anerkennen, Herkunft relativieren
Ein Bildungssystem ist gerecht, wenn es talentierte Menschen unabhängig vom Elternhaus nach oben bringt. Dazu gehören Stipendien, gezielte Förderprogramme und klare Leistungsanforderungen.
4. Bildung vor konsumtiven Ausgaben priorisieren
?Jeder zusätzlich ausgegebene Euro sollte daran gemessen werden, ob er die Zukunftsfähigkeit des Landes stärkt. Bildung ist keine Ausgabe, sie ist die Infrastruktur der Freiheit.
5. Wirtschaft: Wachstum als Voraussetzung für Gerechtigkeit
Eine alternde Gesellschaft mit hohem Sozialstaat kann nur gerecht sein, wenn sie wirtschaftlich stark ist. Ohne Wachstum werden Umverteilungsversprechen zu Verteilungskämpfen.
Die Jüngeren erleben heute eine Wirtschaft, die durch Bürokratie, hohe Abgaben und regulatorische Unsicherheit gebremst wird:
Profitieren von dieser Situation tun eher diejenigen, die bereits Vermögen, sichere Beamtenstellen oder abgezahlte Immobilien besitzen, also überproportional die Älteren. Benachteiligt werden diejenigen, die noch im Aufbau sind.
Eine faire wirtschaftliche Ordnung für die Jüngeren sähe anders aus:
1. Radikale Vereinfachung von Steuern und Abgaben
Weniger Bürokratie, klarere Regeln, digitale Schnittstellen, damit Menschen, die etwas aufbauen wollen, ihre Zeit nicht in Formularlogik, sondern in Wertschöpfung investieren.
2. Entlastung der Arbeit, Förderung von Eigentum
Geringere Lohnnebenkosten und bessere Möglichkeiten, Vermögen aufzubauen (zum Beispiel durch Freibeträge beim Erwerb selbst genutzten Wohneigentums), sorgen dafür, dass Mehrleistung sich wirklich lohnt.
3. Technologieoffene, marktorientierte Klimapolitik
Wer Klimaziele ausschließlich über Verbote und Regulierungen definieren will, bürdet den Jüngeren enorme Wohlfahrtsverluste auf. Effizienter und gerechter sind marktwirtschaftliche Instrumente, die Innovation belohnen und nicht nur Verzicht verwalten.
6. Gesundheitspolitik: Wenn Beitragssätze steigen, aber Strukturen bleiben
Die gesetzliche Krankenversicherung ist ebenfalls umlagefinanziert: Die Jüngeren zahlen mit steigenden Beitragssätzen für eine älter werdende Bevölkerung mit wachsenden Behandlungsbedarfen. Zugleich bleibt die Struktur des Systems in weiten Teilen träge: kleinteilige Zulassungsregeln, analoge Prozesse, unklare Verantwortlichkeiten.
Auch hier zeigt sich das Muster:
Eine gerechte Lösung im Gesundheitswesen würde drei Elemente verbinden:
1. Konsequente Digitalisierung und Entbürokratisierung?
Weniger Papier, mehr Daten, schnellere Prozesse, damit Ressourcen tatsächlich in Versorgung statt Verwaltung fließen.
2. Starke Rolle der Prävention?
Ein System, das Krankheit hauptsächlich dann bezahlt, wenn sie teuer geworden ist, ist ineffizient und ungerecht. Prävention nützt jedem, entlastet aber insbesondere die Jüngeren, die heute ihre produktiven Jahre in Warteschlangen und Wartezimmern verbringen.
3. Mehr Eigenverantwortung, sozial abgefedert?
Moderate, sozial gestaffelte Zuzahlungen und Anreize für gesundes Verhalten können helfen, Ressourcen gezielter einzusetzen. Ohne dass Menschen mit niedrigen Einkommen von Versorgung ausgeschlossen werden.
7. Pflege: Würde im Alter durch Ehrlichkeit in der Finanzierung
Die Pflegeversicherung ist als Teilleistungssystem konzipiert. Das heißt: Sie deckt nicht alle Kosten ab, sondern nur einen Teil. Den Rest tragen Betroffene, Angehörige oder Sozialhilfe. Mit dem Renteneintritt der Babyboomer und der steigenden Lebenserwartung nimmt der Druck auf dieses System spürbar zu.
Die Jüngeren sind in doppelter Weise betroffen:
Eine faire Pflegestrategie müsste offen aussprechen: Würde im Alter kostet Geld, Zeit und qualifiziertes Personal. Wenn wir das wollen, brauchen wir:
1. Realistische Leistungszusagen?
Statt stillschweigend Erwartungen zu wecken, die das System nicht erfüllen kann, müssen Umfang und Grenzen solidarischer Pflegeleistungen transparent definiert werden.
2. Stärkung professioneller Pflege
?Bessere Arbeitsbedingungen, gezielte Zuwanderung qualifizierter Pflegekräfte, mehr Digitalisierung in der Dokumentation, damit Pflegeberufe wieder attraktiv werden und Menschen nicht ausbrennen.
3. Entlastung pflegender Angehöriger
Flexible Arbeitsmodelle, steuerliche Entlastung, echte Beratung und Kurzzeitpflegeangebote sind keine Luxuswünsche, sondern Grundvoraussetzungen für eine Gesellschaft, in der Menschen beides können: für andere da sein und ihr eigenes Leben gestalten.
8. Migration: Ohne Zuwanderung geht es nicht. Aber nicht um jeden Preis und nicht ohne Ordnung
Eine alternde Gesellschaft mit Fachkräftemangel und hohem Sozialsystem kann sich die Illusion nicht leisten, alles allein mit den eigenen Jahrgängen zu lösen. Wir brauchen Zuwanderung. Und zwar Zuwanderung, die Chancen ergreift, mitarbeitet, mitgestaltet.
Genau hier aber zeigt sich eine weitere Form struktureller Unaufrichtigkeit:
Eine gerechte Migrationspolitik ist weder naive Offenheit noch reflexhafte Abschottung. Sie verbindet:
1. Klare Regeln und schnelle Verfahren?
Wer kommen will, um hier zu arbeiten und zu leben, braucht verlässliche, digitale, schnelle Verfahren mit klaren Kriterien, Transparenz und Planbarkeit.
2. Konsequente Bekämpfung von Parallelstrukturen?
Integration heißt, dass gleiche Regeln für alle gelten. Im Recht, in der Schule, im Arbeitsmarkt. Wer hier dauerhaft leben will, muss sich auf die offene, freiheitliche Ordnung einlassen.
3. Bildung als Integrationsmotor
Sprachförderung, frühkindliche Bildung, offene Berufswege sind der beste Schutz vor verfestigten Konflikten und sozialen Spannungen und zugleich der beste Weg, die Potenziale von Zuwanderung für alle Generationen nutzbar zu machen.
Die Jüngeren profitieren von gelungener Zuwanderung: weniger Fachkräftemangel, mehr wirtschaftliche Dynamik, stabilere Sozialkassen. Sie zahlen jedoch einen hohen Preis, wenn Migration schlecht gesteuert, Bildung vernachlässigt und Integration dem Zufall überlassen wird.
9. Was wäre eine gerechte Lösung?
Die eigentliche Frage lautet: Wie kommen wir von einer impliziten Bevorzugung der Älteren zu einem fairen Ausgleich zwischen den Generationen. Ohne Ressentiments und ohne Kulturkampf ,,alt gegen jung"?
Einige Bausteine einer solchen Lösung könnten sein:
1. Generationenbilanz für jede größere Reform?
Größere Gesetze, die langfristige finanzielle Wirkungen haben, sollten verpflichtend eine Generationenbilanz enthalten:
2. Bildung und Innovation vor Rentenexpansion
Eine gerechte Gesellschaft priorisiert Zukunftsausgaben. Jeder zusätzliche Euro sollte zuerst geprüft werden für Bildung, Forschung, Digitalisierung und Infrastruktur, bevor konsumtive Leistungen ausgeweitet werden.
3.Mehr Eigentum für die Jungen
Wer Vermögen besitzt, hat Spielräume. Eine faire Ordnung erleichtert jungen Menschen den Aufbau von Eigentum statt ihn zu behindern, etwa durch niedrigere Kaufnebenkosten für selbst genutztes Wohneigentum, einfachere Beteiligung an Produktivkapital und steuerliche Entlastung beim Aufbau langfristiger Rücklagen.
4. Gleiche Regeln für alle statt Privilegien für etablierte Gruppen?
Ob im Arbeitsmarkt, im Steuerrecht, im Sozialsystem: Sonderregelungen, Besitzstände und Ausnahmen kommen selten den Jüngsten zugute. Ein schlankeres, klareres Recht mit weniger Privilegien schafft mehr Chancen für die, die erst anfangen.
5. Ehrlichkeit in der Ansprache?
Politik, die Jüngere ernst nimmt, redet nicht in beruhigenden Floskeln, sondern benennt Konflikte offen: Ja, wir können nicht alle Versprechen halten. Ja, es braucht Veränderungen. Aber wir verteilen Lasten fair. Zeitlich, finanziell und zwischen den Generationen.
10. Schluss: Eine Allianz der Veränderungsbereiten
Es wäre zu einfach, die Älteren pauschal als Profiteure eines ungerechten Systems abzustempeln. Viele von ihnen unterstützen ihre Kinder und Enkel, engagieren sich ehrenamtlich, kämpfen für Reformen und sehen die Probleme klar.
Das eigentliche Problem ist weniger moralisch als institutionell: Eine alternde Demokratie hat die Tendenz, Entscheidungen zu treffen, die den Status quo der Stärksten sichern und das sind numerisch die Älteren.
Eine gerechte Lösung erfordert daher eine neue Allianz:
Wenn wir es ernst meinen mit Gerechtigkeit, dann dürfen wir die Jüngeren nicht länger als stille Reserve behandeln. Weder bei der Finanzierung des Sozialstaats noch bei Dienstpflichten, noch beim Wegstecken misslungener Reformen.
Gerecht ist eine Gesellschaft dann, wenn sie denen, die nach ihr kommen, nicht nur ihre Rechnungen hinterlässt, sondern vor allem ihre Möglichkeiten.
04.12.2025
Thomas Kliem, Jahrgang 1966, ist seit 1987 in der Finanzberatung tätig. Er arbeitete als Aktienhändler an der Frankfurter Wertpapierbörse und beriet vermögende Bankkunden. 2001 hat Herr Kliem sein eigenes Unternehmen gegründet und hilft Menschen dabei, finanziell unabhängig zu werden.
Seine Kompetenz in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht bringt er ehrenamtlich als Berater auf politischer Ebene und in Wirtschaftsverbänden ein.
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Im Folgenden möchte ich aus der Perspektive eines an Freiheit, Verantwortung und Aufstiegschancen orientierten Blicks zeigen, wie diese Übervorteilung funktioniert und wie eine gerechte Lösung aussehen könnte. Im Fokus stehen Wehrpflicht, Rente, Bildung, Wirtschaft, Gesundheitspolitik, Pflege und Migration.
1. Der demografische Kipppunkt: Wenn der Generationenvertrag zur Einbahnstraße wird
Der klassische Generationenvertrag funktioniert nur, solange die nachwachsende Generation groß und produktiv genug ist, um die Ansprüche der Älteren zu tragen. In Deutschland hat sich dieses Verhältnis über Jahrzehnte verschoben. Der Anteil der unter 20-Jährigen ist seit 1970 von knapp 30 Prozent auf unter 20 Prozent gefallen, während der Anteil der über 67-Jährigen sich fast verdoppelt hat.
Die Folge: Immer weniger Erwerbstätige finanzieren Renten, Gesundheits- und Pflegeleistungen für immer mehr ältere Menschen. Die Systeme geraten unter Druck, wie selbst die Deutsche Rentenversicherung und zahlreiche Studien seit Jahren betonen.
Politisch wurde dieser Befund nie wirklich ehrlich durchbuchstabiert. Statt klar zu sagen:
- ,,Wir müssen Prioritäten zugunsten der Jüngeren verschieben"
- wurde meist beschlossen:
- ,,Wir erhöhen Beiträge, verschieben Reformen und finanzieren Lücken mit Schulden."
2. Wehrpflicht: Die Jungen als nachträgliche Sicherheitsreserve
Seit 2011 ist die Wehrpflicht in Deutschland ausgesetzt, nicht abgeschafft. Angesichts der veränderten Sicherheitslage mehren sich nun Stimmen, die eine Rückkehr zu Varianten nationaler Dienstpflicht fordern. Teils ausdrücklich militärisch, teils erweitert als ,,gesellschaftlichen Dienst".
Bemerkenswert ist:
- Entscheiden würden über eine neue Pflicht vor allem Generationen, die selbst entweder von der Aussetzung profitiert haben oder ihre Dienstzeit längst hinter sich haben.
- Betroffen wären vor allem die Jahrgänge, die ohnehin bereits ein Bündel an Herausforderungen schultern: klimapolitische Ziele, demografische Lasten, steigende Mieten, unsichere Rentenperspektiven.
Sicherheit ist ein öffentliches Gut. Sie zu gewährleisten, ist Aufgabe des Staates, finanziert aus Steuern aller, nicht aus dem Risiko einzelner Jahrgänge. Wenn wir über neue Dienstmodelle sprechen, dann nur unter klaren Bedingungen:
1. Freiwilligkeit statt Zwang?Ein modernes Gemeinwesen sollte auf Anreize, Anerkennung und attraktive Rahmenbedingungen setzen, nicht auf Verpflichtung.
2. Gleichheit vor der Pflicht?Wenn es einen Dienst für die Gesellschaft gibt, dann darf er nicht selektiv nur die Jüngsten treffen, während Ältere sich politisch aus der Affäre ziehen. Eine faire Diskussion müsste auch über flexible Engagementmodelle für alle Altersgruppen reden. Von kommunalen Aufgaben bis digitaler Bildungspatenschaft.
3. Professionalität statt symbolischer Rituale?Eine schlecht ausgestattete, bürokratisch gelähmte Armee wird nicht dadurch besser, dass man junge Menschen zwangsweise einzieht. Professionelle Strukturen, moderne Ausrüstung, effiziente Verwaltung und klare Missionen sind wichtiger als nostalgische Debatten über ,,Pflichtgefühl".
Eine gerechte Lösung im Bereich Wehrpflicht hieße: Wenn Dienst, dann attraktiv, freiwillig, qualifizierend und nicht als nachträgliche Lückenschließung auf dem Rücken einer Generation, der man gleichzeitig beim Wohnen, Sparen und Investieren das Leben schwer macht.
3. Rente: Die ,,Rentnerrepublik" und die Rechnung der Jüngeren
Das umlagefinanzierte Rentensystem basiert auf einem simplen Prinzip: Die heute Erwerbstätigen finanzieren mit ihren Beiträgen die Renten der heutigen Ruheständler in der Erwartung, dass später jemand ihre Rente finanziert. Lange Zeit funktionierte das gut. Doch mit sinkenden Geburtenraten und steigender Lebenserwartung steigt die Belastung für die Jüngeren erheblich.
- Die politische Reaktion war über Jahrzehnte defensiv:
- Rentenversprechen wurden nur vorsichtig angepasst.
- Altersgrenzen wurden eher kosmetisch verschoben.
- Zusätzliche Sozialleistungen wurden lieber ausgebaut als hinterfragt.
- Der Einstieg in echte Kapitaldeckung wurde entweder verwässert oder verschleppt.
So entstehen gleich mehrere Ungerechtigkeiten:
- Beitragsungerechtigkeit: Junge Menschen zahlen heute hohe Beiträge und Steuern, ohne zu wissen, ob ihr eigenes Leistungsniveau später gehalten werden kann.
- Zeitungerechtigkeit: Die ,Babyboomer' erleben einen vergleichsweise komfortablen Übergang in den Ruhestand, während die nachfolgenden Generationen mit einer deutlich ungünstigeren Relation von Beitragszahlern zu Rentenempfängern konfrontiert sind.
- Investitionsungerechtigkeit: Geld, das heute in konsumtive Rentenleistungen fließt, fehlt bei Zukunftsinvestitionen in Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur.
Was wäre eine gerechte, liberale Antwort?
1. Rente ehrlich machen
Die Politik muss transparent darstellen, welche Leistungen langfristig finanzierbar sind und welche nicht. Illusionen sind unsozial, weil sie die Jüngeren mit einer verdeckten Rechnung allein lassen.
2. Kapitalgedeckte Säule deutlich stärken?
Ein größerer Teil der Altersvorsorge muss über kapitalgedeckte, breit gestreute Anlageinstrumente organisiert werden. Mit klaren Regeln, hoher Transparenz und echten Eigentumsrechten für die Versicherten.
3. Lebensarbeitszeit an Lebenserwartung koppeln
?Es ist nicht mehr zeitgemäß, dass stark steigende Lebenserwartung fast vollständig in zusätzliche Rentenbezugsjahre fließt. Eine gerechte Lösung ist eine gleitende Anpassung des Rentenalters an die durchschnittliche Lebenserwartung, verbunden mit flexiblen Übergangsmodellen.
4. Generationentest für alle Sozialreformen
Jede Reform im Bereich Rente und Sozialsysteme sollte einem ,,Generationentest" unterzogen werden: Werden die impliziten Lasten für kommende Generationen höher oder niedriger? Gesetze, die die Lasten offensichtlich erhöhen, sollten eine qualifizierte Mehrheit benötigen.
4. Bildung: Wenn Zukunft zur Restkategorie wird
Kein Bereich zeigt die Prioritäten einer Gesellschaft so klar wie Bildung. Betrachtet man die Zahlen, fällt auf: Deutschland gibt gemessen am Bruttoinlandsprodukt weniger für Bildung aus als der OECD-Durchschnitt, liegt bei etwa 4,4 Prozent, während andere Länder über 6 Prozent investieren.
Gleichzeitig ist der Anteil gering qualifizierter junger Erwachsener in Deutschland mit rund 15 Prozent höher als in vielen anderen OECD-Ländern, während der Anteil der 25- bis 34-Jährigen mit tertiärem Abschluss mit 40 Prozent unter dem OECD-Durchschnitt liegt.
Anders gesagt:
- Wir geben im internationalen Vergleich nicht überragend viel für Bildung aus.
- Die Bildungschancen hängen stark vom Elternhaus ab.
- Die Schere zwischen gut und schlecht Qualifizierten geht weiter auf.
In einer alternden Demokratie, in der die Wahlentscheidungen zahlenmäßig von älteren Jahrgängen dominiert werden, ist das kein Zufall. Bildungsausgaben wirken langfristig, Rentenausgaben sofort. Wer seine politische Karriere an den nächsten Wahlterminen ausrichtet, investiert eher in das Heute der Älteren als in das Morgen der Jüngeren.
Eine gerechte Lösung würde Bildungspolitik konsequent zur Priorität machen:
1. Mehr Freiheit und Verantwortung vor Ort
Schulen brauchen mehr pädagogische und organisatorische Eigenständigkeit, verbunden mit klaren Leistungszielen und Transparenz über Ergebnisse.
2. Frühe Förderung statt spätes Reparieren?
Sprachförderung, frühe MINT-Kompetenzen, digitale Grundbildung. Je früher investiert wird, desto besser sind die Chancen auf echte Aufstiegsmobilität.
3. Leistung anerkennen, Herkunft relativieren
Ein Bildungssystem ist gerecht, wenn es talentierte Menschen unabhängig vom Elternhaus nach oben bringt. Dazu gehören Stipendien, gezielte Förderprogramme und klare Leistungsanforderungen.
4. Bildung vor konsumtiven Ausgaben priorisieren
?Jeder zusätzlich ausgegebene Euro sollte daran gemessen werden, ob er die Zukunftsfähigkeit des Landes stärkt. Bildung ist keine Ausgabe, sie ist die Infrastruktur der Freiheit.
5. Wirtschaft: Wachstum als Voraussetzung für Gerechtigkeit
Eine alternde Gesellschaft mit hohem Sozialstaat kann nur gerecht sein, wenn sie wirtschaftlich stark ist. Ohne Wachstum werden Umverteilungsversprechen zu Verteilungskämpfen.
Die Jüngeren erleben heute eine Wirtschaft, die durch Bürokratie, hohe Abgaben und regulatorische Unsicherheit gebremst wird:
- Gründungen werden durch Formularberge, Genehmigungsverfahren und steuerliche Komplexität erschwert.
- Lohnnebenkosten sind hoch, sodass Arbeit teuer und Beschäftigung riskant wird.
- Investitionen in digitale Infrastruktur, schnelle Verfahren und verlässliche Energiepolitik kommen nur schleppend voran.
Profitieren von dieser Situation tun eher diejenigen, die bereits Vermögen, sichere Beamtenstellen oder abgezahlte Immobilien besitzen, also überproportional die Älteren. Benachteiligt werden diejenigen, die noch im Aufbau sind.
Eine faire wirtschaftliche Ordnung für die Jüngeren sähe anders aus:
1. Radikale Vereinfachung von Steuern und Abgaben
Weniger Bürokratie, klarere Regeln, digitale Schnittstellen, damit Menschen, die etwas aufbauen wollen, ihre Zeit nicht in Formularlogik, sondern in Wertschöpfung investieren.
2. Entlastung der Arbeit, Förderung von Eigentum
Geringere Lohnnebenkosten und bessere Möglichkeiten, Vermögen aufzubauen (zum Beispiel durch Freibeträge beim Erwerb selbst genutzten Wohneigentums), sorgen dafür, dass Mehrleistung sich wirklich lohnt.
3. Technologieoffene, marktorientierte Klimapolitik
Wer Klimaziele ausschließlich über Verbote und Regulierungen definieren will, bürdet den Jüngeren enorme Wohlfahrtsverluste auf. Effizienter und gerechter sind marktwirtschaftliche Instrumente, die Innovation belohnen und nicht nur Verzicht verwalten.
6. Gesundheitspolitik: Wenn Beitragssätze steigen, aber Strukturen bleiben
Die gesetzliche Krankenversicherung ist ebenfalls umlagefinanziert: Die Jüngeren zahlen mit steigenden Beitragssätzen für eine älter werdende Bevölkerung mit wachsenden Behandlungsbedarfen. Zugleich bleibt die Struktur des Systems in weiten Teilen träge: kleinteilige Zulassungsregeln, analoge Prozesse, unklare Verantwortlichkeiten.
Auch hier zeigt sich das Muster:
- Mehrkosten werden häufig über höhere Beiträge abgefedert.
- Strukturreformen (Digitalisierung, Entbürokratisierung, klare Zuständigkeiten, Stärkung der Prävention) kommen nur langsam voran.
- Die Rechnung zahlen vor allem die Erwerbstätigen, während diejenigen, die Leistungen in Anspruch nehmen, ihre Ansprüche nur ungern relativieren
Eine gerechte Lösung im Gesundheitswesen würde drei Elemente verbinden:
1. Konsequente Digitalisierung und Entbürokratisierung?
Weniger Papier, mehr Daten, schnellere Prozesse, damit Ressourcen tatsächlich in Versorgung statt Verwaltung fließen.
2. Starke Rolle der Prävention?
Ein System, das Krankheit hauptsächlich dann bezahlt, wenn sie teuer geworden ist, ist ineffizient und ungerecht. Prävention nützt jedem, entlastet aber insbesondere die Jüngeren, die heute ihre produktiven Jahre in Warteschlangen und Wartezimmern verbringen.
3. Mehr Eigenverantwortung, sozial abgefedert?
Moderate, sozial gestaffelte Zuzahlungen und Anreize für gesundes Verhalten können helfen, Ressourcen gezielter einzusetzen. Ohne dass Menschen mit niedrigen Einkommen von Versorgung ausgeschlossen werden.
7. Pflege: Würde im Alter durch Ehrlichkeit in der Finanzierung
Die Pflegeversicherung ist als Teilleistungssystem konzipiert. Das heißt: Sie deckt nicht alle Kosten ab, sondern nur einen Teil. Den Rest tragen Betroffene, Angehörige oder Sozialhilfe. Mit dem Renteneintritt der Babyboomer und der steigenden Lebenserwartung nimmt der Druck auf dieses System spürbar zu.
Die Jüngeren sind in doppelter Weise betroffen:
- Sie finanzieren steigende Beiträge.
- Sie leisten zusätzlich informelle Pflegearbeit in der Familie, oft zu Lasten von Karrierechancen und eigener Lebensplanung.
Eine faire Pflegestrategie müsste offen aussprechen: Würde im Alter kostet Geld, Zeit und qualifiziertes Personal. Wenn wir das wollen, brauchen wir:
1. Realistische Leistungszusagen?
Statt stillschweigend Erwartungen zu wecken, die das System nicht erfüllen kann, müssen Umfang und Grenzen solidarischer Pflegeleistungen transparent definiert werden.
2. Stärkung professioneller Pflege
?Bessere Arbeitsbedingungen, gezielte Zuwanderung qualifizierter Pflegekräfte, mehr Digitalisierung in der Dokumentation, damit Pflegeberufe wieder attraktiv werden und Menschen nicht ausbrennen.
3. Entlastung pflegender Angehöriger
Flexible Arbeitsmodelle, steuerliche Entlastung, echte Beratung und Kurzzeitpflegeangebote sind keine Luxuswünsche, sondern Grundvoraussetzungen für eine Gesellschaft, in der Menschen beides können: für andere da sein und ihr eigenes Leben gestalten.
8. Migration: Ohne Zuwanderung geht es nicht. Aber nicht um jeden Preis und nicht ohne Ordnung
Eine alternde Gesellschaft mit Fachkräftemangel und hohem Sozialsystem kann sich die Illusion nicht leisten, alles allein mit den eigenen Jahrgängen zu lösen. Wir brauchen Zuwanderung. Und zwar Zuwanderung, die Chancen ergreift, mitarbeitet, mitgestaltet.
Genau hier aber zeigt sich eine weitere Form struktureller Unaufrichtigkeit:
- Einerseits wird beklagt, dass es an Pflegekräften, Handwerkern, Ingenieuren und IT-Fachleuten fehlt.
- Andererseits sind die Wege für qualifizierte Zuwanderung oft mühsam, die Verfahren langsam, die Anerkennung von Abschlüssen zäh.
- Gleichzeitig schöpfen wir die Chancen von Menschen mit großem Bildungspotenzial nicht konsequent, aber erwarten von ihnen schnelle Integration in ein oft widersprüchliches System.
Eine gerechte Migrationspolitik ist weder naive Offenheit noch reflexhafte Abschottung. Sie verbindet:
1. Klare Regeln und schnelle Verfahren?
Wer kommen will, um hier zu arbeiten und zu leben, braucht verlässliche, digitale, schnelle Verfahren mit klaren Kriterien, Transparenz und Planbarkeit.
2. Konsequente Bekämpfung von Parallelstrukturen?
Integration heißt, dass gleiche Regeln für alle gelten. Im Recht, in der Schule, im Arbeitsmarkt. Wer hier dauerhaft leben will, muss sich auf die offene, freiheitliche Ordnung einlassen.
3. Bildung als Integrationsmotor
Sprachförderung, frühkindliche Bildung, offene Berufswege sind der beste Schutz vor verfestigten Konflikten und sozialen Spannungen und zugleich der beste Weg, die Potenziale von Zuwanderung für alle Generationen nutzbar zu machen.
Die Jüngeren profitieren von gelungener Zuwanderung: weniger Fachkräftemangel, mehr wirtschaftliche Dynamik, stabilere Sozialkassen. Sie zahlen jedoch einen hohen Preis, wenn Migration schlecht gesteuert, Bildung vernachlässigt und Integration dem Zufall überlassen wird.
9. Was wäre eine gerechte Lösung?
Die eigentliche Frage lautet: Wie kommen wir von einer impliziten Bevorzugung der Älteren zu einem fairen Ausgleich zwischen den Generationen. Ohne Ressentiments und ohne Kulturkampf ,,alt gegen jung"?
Einige Bausteine einer solchen Lösung könnten sein:
1. Generationenbilanz für jede größere Reform?
Größere Gesetze, die langfristige finanzielle Wirkungen haben, sollten verpflichtend eine Generationenbilanz enthalten:
- Wie wirken sich die Maßnahmen auf die heute Jungen und auf die noch nicht Geborenen aus?
- Werden implizite Schulden aufgebaut, die später bezahlt werden müssen??Politisch wäre das ein Kulturwandel: Weg von der Kurzfristlogik, hin zu einer Perspektive über Wahlperioden hinaus.
2. Bildung und Innovation vor Rentenexpansion
Eine gerechte Gesellschaft priorisiert Zukunftsausgaben. Jeder zusätzliche Euro sollte zuerst geprüft werden für Bildung, Forschung, Digitalisierung und Infrastruktur, bevor konsumtive Leistungen ausgeweitet werden.
3.Mehr Eigentum für die Jungen
Wer Vermögen besitzt, hat Spielräume. Eine faire Ordnung erleichtert jungen Menschen den Aufbau von Eigentum statt ihn zu behindern, etwa durch niedrigere Kaufnebenkosten für selbst genutztes Wohneigentum, einfachere Beteiligung an Produktivkapital und steuerliche Entlastung beim Aufbau langfristiger Rücklagen.
4. Gleiche Regeln für alle statt Privilegien für etablierte Gruppen?
Ob im Arbeitsmarkt, im Steuerrecht, im Sozialsystem: Sonderregelungen, Besitzstände und Ausnahmen kommen selten den Jüngsten zugute. Ein schlankeres, klareres Recht mit weniger Privilegien schafft mehr Chancen für die, die erst anfangen.
5. Ehrlichkeit in der Ansprache?
Politik, die Jüngere ernst nimmt, redet nicht in beruhigenden Floskeln, sondern benennt Konflikte offen: Ja, wir können nicht alle Versprechen halten. Ja, es braucht Veränderungen. Aber wir verteilen Lasten fair. Zeitlich, finanziell und zwischen den Generationen.
10. Schluss: Eine Allianz der Veränderungsbereiten
Es wäre zu einfach, die Älteren pauschal als Profiteure eines ungerechten Systems abzustempeln. Viele von ihnen unterstützen ihre Kinder und Enkel, engagieren sich ehrenamtlich, kämpfen für Reformen und sehen die Probleme klar.
Das eigentliche Problem ist weniger moralisch als institutionell: Eine alternde Demokratie hat die Tendenz, Entscheidungen zu treffen, die den Status quo der Stärksten sichern und das sind numerisch die Älteren.
Eine gerechte Lösung erfordert daher eine neue Allianz:
- zwischen Jüngeren, die ihre Interessen selbstbewusst vertreten,
- und Älteren, die bereit sind, Privilegien und bequeme Illusionen zu hinterfragen,
- getragen von einem politischen Rahmen, der Freiheit, Verantwortung und Chancen für alle Generationen in den Mittelpunkt stellt.
Wenn wir es ernst meinen mit Gerechtigkeit, dann dürfen wir die Jüngeren nicht länger als stille Reserve behandeln. Weder bei der Finanzierung des Sozialstaats noch bei Dienstpflichten, noch beim Wegstecken misslungener Reformen.
Gerecht ist eine Gesellschaft dann, wenn sie denen, die nach ihr kommen, nicht nur ihre Rechnungen hinterlässt, sondern vor allem ihre Möglichkeiten.
04.12.2025
Thomas Kliem, Jahrgang 1966, ist seit 1987 in der Finanzberatung tätig. Er arbeitete als Aktienhändler an der Frankfurter Wertpapierbörse und beriet vermögende Bankkunden. 2001 hat Herr Kliem sein eigenes Unternehmen gegründet und hilft Menschen dabei, finanziell unabhängig zu werden.
Seine Kompetenz in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht bringt er ehrenamtlich als Berater auf politischer Ebene und in Wirtschaftsverbänden ein.
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