Das Märchen von der Unmöglichkeit des Friedens

Das Märchen von der Unmöglichkeit des Friedens

,,Der Bolschewismus hat seit jeher ganz offen das Ziel proklamiert, nicht nur Europa, sondern die ganze Welt zu revolutionieren und sie in ein bolschewistisches Chaos zu stürzen. Dieses Ziel ist seit Beginn der bolschewistischen Sowjetunion seitens des Kreml ideologisch vertreten und praktisch verfochten worden. Es ist klar, daß Stalin und die anderen Sowjetgrößen, je mehr sie glauben, sich der Verwirklichung ihrer weltzerstörerischen Absichten zu nähern, um so mehr auch bestrebt sind, diese zu tarnen und zu verschleiern. Das kann uns nicht beirren. Wir gehören nicht zu jenen furchtsamen Gemütern, die wie das hypnotisierte Kaninchen auf die Schlange schauen, bis sie es verschlingt. Wir wollen die Gefahr rechtzeitig erkennen und ihr auch rechtzeitig mit wirksamen Mitteln entgegentreten. Wir durchschauen nicht nur die Ideologie, sondern auch die Praktiken des Bolschewismus, denn wir haben uns schon einmal mit ihnen, und zwar mit denkbar größtem Erfolg, auf innerpolitischem Felde auseinandergesetzt. Uns kann der Kreml nichts vormachen."(...) ,,Wir wissen, daß wir es im Osten mit einer infernalischen politischen Teufelei zu tun haben, die die sonst unter Menschen und Staaten üblichen Beziehungen nicht anerkennt." (Joseph Goebbels Sportpalastrede vom 18.Februar 1943)


Von Serdar Somuncu
Let's face it. "Wir sind im Krieg mit Russland!". Nicht ich sage das, sondern unsere Außenministerin und ein viel zu lauter Teil einer Minderheit von kriegsbesessenen Spinnern, denen es egal zu sein scheint, dass dieser Krieg schon jetzt fatale Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaft und das Klima in der Gesellschaft an sich hat. Aber noch spüren wir nicht, was dieser Gratismut der nachgeborenen Waffenfetischisten im Extremfall bedeutet.

Denn aus der sicheren Distanz des Berliner Establishments lässt es sich leicht schießen und schwadronieren. Die Upper Class der vom Schicksal Begünstigten leistet sich zwischen Hafermilchkaffee und Happyhippieattitude das reine Gewissen einer Nation zu sein, die sich im Ungleichgewicht zwischen Kryptonazis und Wokisten verloren hat und nach einer glaubwürdigen Haltung im Wechselspiel der gewachsenen Ansprüche und Privilegien zwischen Mordio und Moral sucht.
Man erfindet sich Kausalzusammenhänge und Begründungen für sein fanatisiertes Denken und merkt dabei nicht, wie man Teil einer gigantischen Propagandamaschinerie wird, die uns seit mehr als zwei Jahren einreden will, dass der Krieg gegen Russland nur auf dem Schlachtfeld, durch immer schwerere Waffen und sogar Bodentruppen entschieden werden kann. Gleichzeitig bemüht man Bilder von vergewaltigten Frauen und verschleppten Kindern zur Erklärung für sein irrationales Handeln. Man erklärt Putin zur Inkarnation des Bösen und jeden, der für Frieden ohne Waffen ist, für einen "Lumpenpazifisten" und "Russlandversteher". In dieser Diktion ist Frieden nur dann möglich, wenn Russland besiegt ist und das ist mit Verlaub, absurder und hirnverbrannter Bullshit!

Es ist in dieser Konsequenz und fast schon pathologischen Verbohrtheit vor allem auch beängstigend naiv und in seinen Auswirkungen zunehmend unberechenbar. Man vergleicht die Lage im Osten der Ukraine mit Hitler und dem dritten Reich und verteidigt paradoxerweise sogar diejenigen, die den Nazis wie Asow, Bandera & Co huldigen. Das alles ist nicht nur einseitig und viel zu unterkomplex für Menschen, die noch nie den Knall einer Waffe gehört haben, sondern es sind abgedroschene Phrasen, wie ,,Mit einem Diktator kann man nicht verhandeln" bis ,,Soll sich das Opfer dem Täter kampflos ergeben?", die suggerieren sollen, dass es in diesem Konflikt eine militärische Lösung gäbe, bei dem die Bellizisten im Westen ihr Gesicht wahren und durch einen Pyrrhussieg ihre hanebüchene Erklärung für ihr Handeln legitimieren könnten.

Ähnlich wie bei dem völkerrechtswidrigen Einsatz der USA zur Tötung Osama Bin Ladens oder seinerzeit im Irak, wo es angeblich Massenvernichtungswaffen gab oder in Libyen, wo man mit dem Terrorregime Gaddafis jahrzehntelang zuerst gemeinsame Sache gemacht hat, um ihn dann kaltblütig zu liquidieren, musste erst das Desaster einer verbrannten Erde und eines tausendfachen Mordes an Unschuldigen hinzukommen, bis die Menschen begriffen haben, dass sie mit ihrem einseitigen und ideologisch verbrämten Blick auf das Geschehen nicht nur neues Unrecht schaffen, sondern vor allem auch den Rechtspopulisten in die Karten spielen, die sich ironischerweise am deutlichsten gegen diesen Krieg äußern und damit ihre radikalen Ambitionen als Widerstand gegen die Regierung tarnen. Den Teppich für den rasanten Aufstieg der AfD haben nicht die Menschen, die mit ihr sympathisieren ausgebreitet, sondern die fatalen Fehlentscheidungen und das Totalversagen der derzeitigen Regierung und allem voran der GRÜNEN.

Es ist also höchste Zeit zu einer Politik der Einsicht und schon lange zu spät für Sturheit und Trotz. Denn die Wahrheit ist: Dieser Krieg ist schon längst verloren und jede weitere Eskalation und jeder noch so heuchlerisch organisierte Widerstand gegen die angebliche Bedrohung der westlichen Werte wird zu einer Katastrophe führen. Das Prinzip der Lüge, die man nur so lange wiederholen muss, bis sie geglaubt wird, hat sich als untauglich für vernünftige Lösungen erwiesen. Die Menschen wissen mittlerweile wie die Demagogie der westlichen Regierungen funktioniert und sie glauben nicht den pathetischen Formulierungen von Freiheit und Wohlstand, sondern sie sehen nur noch, was sie vor sich haben: Ihre horrende Stromrechnung, die steigende Inflation, die überbordenden Energiepreise, die akute Wohnungsnot und einen Umgang mit anderen Meinungen, der dem einer untergehenden Nomenklatur von sturen und ideologisch verknöcherten Kadern einer Diktatur mit ihren Gegnern gleicht.
Dabei ist alles nur der Versuch sich in einer verrannten Situation aus der Verantwortung für die Entstehung und Entwicklung dieses Konfliktes zu ziehen und mit dem Finger auf andere zu zeigen.

Von Anfang an war das Verhalten der westlichen Elite in diesem Konflikt gegenüber Russland nämlich überheblich und arrogant. Ob es die falschen Zusagen an die Ukraine waren oder der kalkulierte Bruch der Minsker Abkommen, welche sich als Täuschungsmanöver erwiesen haben oder die Ausladung Putins vom G7-Gipfel in Elmau: Man hat sich sehr sicher gewähnt und gedacht Putin mit den bewährten Methoden des Imperialismus einschüchtern und in die Schranken weisen zu können und hat sich dabei gründlich verspekuliert. Vor allem lässt sich dieser Krieg weder in den Kommentarspalten der Social-Media Kanäle gewinnen, noch wird er durch immer mehr Waffen zu einem Ende kommen. Es gibt nur eine Lösung und die heißt Frieden schaffen ohne weitere Waffen und mit sofortigen Verhandlungen auf Augenhöhe. Deutschland hat weder die Veranlassung Kriegspartei zu sein, noch gibt es eine Verpflichtung zur Solidarität, sondern einzig und allein die Vermittlung zwischen den verfeindeten Parteien steht der zukünftigen deutschen Position Friedensmacht zu sein am besten. Dazu gehört auch die Frage nach der Entmilitarisierung und Neutralität der Ukraine, eine Neudefinition ihrer staatlichen Integrität, sowie der Ausschluss einer weiteren Erweiterung der NATO in Richtung Russlands.
Selbst der derzeitige, sonst in politischen Dingen so zurückhaltende Papst Franziskus hat erkannt, dass all dies nur am Verhandlungstisch gelöst werden kann. Andernfalls wird ein Weltenbrand entstehen, an dessen Ende die derzeitigen Strategien im Nichts zerstäuben und eine nackte Grausamkeit des Krieges uns einholen wird, die wir bisher für weit von uns entfernt hielten. Russland wird sich in diesem Tauziehen auf keine weiteren faulen Kompromisse des Westens einlassen.

Baerbocks Echhauffage über die Aussagen des Papstes zum Ukrainekrieg ist heuchlerisch und an Zynismus nicht zu überbieten. Sind doch die GRÜNEN diejenigen, die mit ihren leeren Versprechungen und brandgefährlichen Muskelspielen nicht nur die Ukraine weiter ins Verderben treiben, sondern sie riskieren seit zwei Jahren aus Trotz und Naivität einen weltweiten Konflikt mit fatalen Folgen. Die Toten auf dem Schlachtfeld sind auch die Toten der GRÜNEN. Wir brauchen dringend einen Friedensplan!

11.03.24
©Serdar Somuncu
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*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
Kommentare
  • Tobias Reiser
    27.03.2024 19:00
    Das ist aber Realitätsverweigerung! Mit wem willst du denn über was verhandeln? Man sollte die Ukraine bis an die Zähne bewaffnen, nur das bringt Frieden vor der russischen Politik! Alles andere ist Märchenstunde von Hafermilch Trinkenden Kabarettisten!
  • PenunzenPabst
    14.03.2024 11:58
    Ich bin der festen Überzeugung wir sollten uns hüten, denjenigen welche unserer Meinung nicht entsprechen zu verunglimpfen. Uns dennoch darin üben ihnen inhaltlich zu Wiedersprechen.

    Meiner Meinung nach müsste eine viel basalere Frage debattiert werden, inwiefern sind "wir" bereit die Ukraine gegen die Agression zu unterstützen ? Verstehen wir es überhaupt als unsere Aufgabe das militärische Ungleichgewicht auszugleichen ? Eine klare Antwort hierauf würde alle Ableitungen für die Intensität der Unterstützung oder das Ausbleiben beantworten.

    Anschließend müssten wir uns auch klar machen was die Folgen der jeweiligen Entscheidung sein wird. Tolerieren wir militärische Agression und liefern Aggressoren so gute Gründe aufgrund militärischer Stärke weiter territorial zu expandieren ? Oder wollen wir dem entgegentreten, dafür wirtschaftlichen Wohlstandsverlust, alle Folgen langanhaltender Kriege und in Kriege involviert zu werden hinnehmen ?
    Es wird Zeit sich ehrlich zu machen und offen die Auswirkungen zu nennen.

    Nach 2 Jahren hab ich mehr als genug Gründe für eine Unterstützung oder ein Ausbleiben dessen gelesen, es ergibt sich mir kein Bild welches klar genug ist, deshalb erhoffe ich mir inzwischen eine Beantwortung der oben genannten Fragen könnte "uns" diesen Kompass geben.

    Ich bin für mich nach 2 Jahren zu keinem klaren Schluss gekommen, halte die Folgen eines Friedens um jeden Preis jedoch für wenig hinnehmbar, eine Unterstützung des angegriffenen halte ich für absolut vertretbar ohne hierbei in moralische Heuchelei a la wir sind die "guten" verfallen zu wollen.

    Letztendendes werden hier weltpolitische Demarkationslinien verhandelt und ein entgegentreten dem Aggressor an sich scheint hier angebracht, zu welchem Preis ? Weiß ich doch auch nicht.
  • Felix
    13.03.2024 10:21
    @Fabian H.

    Der Krieg begann am 24.02.2022. Übersichtlich gibt es die Energiepreise beispielweise im Energiemonitor auf zeit.de. Laut diesem ist der Gaspreis aktuell bei ca 60% dessen was er zu Kriegsbeginn war, der Strompreis bei ca 70%. Klar sind die absoluten Preise trotzdem hoch. Aber Sumuncu hat ja argumentiert, dass das am Krieg liegt. Das war vorletztes Jahr klar zutreffend (als Russland Energie als Wafffe eingesetzt hat und die Märkte im Schock waren). Mittlerweile passt das aber schlicht nicht mehr. Selbiges bei der Inflation.

    Dennoch war sie nicht Teil der NATO. Ich bin auch überzeugt, dass es in diesem Fall keinen Krieg gegeben hätte. Die Abschreckungswirkung von Artikel 5 wäre zu groß gewesen. Auch muss man hier unterscheiden: Russland greift die Ukraine u. a. deswegen an, um sie politisch zu unterwerfen. Die NATO-Osterweiterungen wurde von den suveränen Staaten Osteuropas beantragt, weil sie Schutz gesucht haben. Auch habe ich noch kein Beleg gesehen, wie die NATO Russland bedrohen soll. Eine Invasion Russlands wäre absurd.
  • 13.03.2024 00:18
    “The smart way to keep people passive and obedient
    is to strictly limit the spectrum of acceptable opinion,
    but allow very lively debate within that spectrum.”
    (Noam Chomsky)
    -
    Danke Dir & bis ganz bald mal wieder in Konstanz...
  • Fabian H.
    12.03.2024 22:19
    @Felix

    Welchen Zeit vor dem Krieg nehmen Sie als Referenz.

    Fakt ist, Energie ist immer noch sehr teuer und wir beziehen übt Dritte immer noch russisches Gas. Die Chinesen und Inder sind die Profiteure, weil sich Russland um 180 Grad Ressourcen politisch gedreht hat.
    Die Ukraine war vor dem Krieg neutral? Man hat der Ukraine ein Assoziierungsabkommen aufgezwungen und geholfen, ostukrainische Zivilisten zu liquidieren. Nicht sonderlich edel oder wertegeleitet. Es gibt ein Denkmal, was an die Tötung Unschuldiger Kinder erinnert(Allee der Engel).
  • Felix
    12.03.2024 10:37
    "Sondern sie sehen nur noch, was sie vor sich haben: Ihre horrende Stromrechnung, die steigende Inflation, die überbordenden Energiepreise, die akute Wohnungsnot"

    Benzin und Heizöl kosten heute wieder so viel wie vor Beginn des Krieges, Strom und Gas sogar weniger. Die Energie also in Summe auch weniger. Die Inflation ist seit 2022 deutlich gesunken von knapp 8% auf 2,5%, tendenz weiter fallend. Die Wohnungsnot würde mit einer Ukrainer unter russicher Herrschaft auch nicht besser werden, wenn dann weitere Millionen aus der Ukraine flüchten.

    Ich mochte auch daran erinnern, dass Putin gezielt Energie als Waffe eingesetzt hat. Die Gasspeicher in DT unter RU Kontrolle wurden 2021/22 leerlaufen lassen und dann wurde Nordstream 1 gezielt gedrosselt und letztlich komplett stillgelegt.

    "Entmilitarisierung und Neutralität der Ukraine" - das finde wiederum ich hochgradig naiv. Neutralität ohne Militär ergibt keinen Sinn. Neutralität bedeutet letzten Endes nur, dass man keine Verbündeten hat. Neutralität muss man sich leisten können, indem man abwehrbereit ist. Beispiel Schweiz. VOR dem Krieg war die Ukraine neutral, weder in der NATO noch russlandtreu. Das Ergebnis sehen wir heute.
  • Christine Toma
    11.03.2024 20:24
    Tausend Dank Serdar für diesen brillanten und scharfsinnigen Text. Ich bin bei jedem Wort bei dir.
    Heute, am 11.03. 24 finde ich zwei Meldungen, beide auf web.de, die einen -in Kombination- verblüfft zurücklassen:
    Barbock zum Friedens-Appell von Papst Franziskus: "Ich frage mich wirklich, was er sich dabei gedacht hat". "Ich versteh's nicht." „Wenn es eine minimale Chance gebe, dass die russische Seite Gesprächsbereitschaft zeige, "dann wäre die ganze Welt da und würde reden. Nur leider sehen wir jeden Tag das Gegenteil."

    Und dann im nächsten Artikel auf web.de:
    Der Kreml hat nach dem umstrittenen Interview von Papst Franziskus zu Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine die Bereitschaft zu Verhandlungen über eine Beendigung des Konflikts betont.
    Russland verstehe die Äußerungen des Papstes in dem Interview mit dem Schweizer Fernsehen nicht als Aufruf an die Ukraine zur Kapitulation, sondern als Plädoyer für Verhandlungen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Kremlchef Wladimir Putin habe immer wieder davon gesprochen, bereit und offen zu sein für Verhandlungen. "Das ist der bevorzugte Weg", sagte Peskow.

    Ich bin überzeugt, dieser Krieg hätte längst ein Ende finden können. An Verhandlungen führt kein Weg vorbei. Die Möglichkeit dazu gab es zuhauf, nicht zuletzt kurz nach Kriegsbeginn in Istanbul.
    In diesen Tagen tut es gut zu sehen, wie Friedensstifter wie Franziskus den politischen Brandstiftern etwas entgegensetzen und sich in den Gegenwind stellen.
  • Diethard Wehn
    11.03.2024 20:17
    Großartig. Lange nicht mehr eine so überzeugende, fundierte Abhandlung über das gefährliche Thema Ukraine gelesen. Sollte Pflichtlektüre sein nicht nur für Politiker und Medien. Respekt!
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