Influencer entdecken den Gaza-Tourismus
Es scheint ein neuer Trend zu sein: Influencer und selbsternannte Weltverbesserer entdecken Krisengebiete als Bühne für ihre Selbstinszenierung. Was früher Safari oder Bali war, ist heute Gaza.
von Serdar Somuncu
von Serdar Somuncu
Den Anfang machte Greta Thunberg, die bereits mit Palästina-Fahne in der Hand durch die sozialen Netzwerke flimmerte. Kaum hatte sie diesen Weg beschritten, da folgten Nachahmer: Die selbsternannte Menschenrechtlerin mit der markanten Schnatterstimme, Enissa Amani, der Komiker Oliver Pocher und diverse andere Gestalten aus der zweiten bis dritten Reihe des öffentlichen Lebens. Alle eint die Überzeugung, dass man seine eigene Relevanz am besten dadurch steigert, dass man sich dort ablichten lässt, wo Leid herrscht - solange die Kameraperspektive stimmt.
Natürlich geschieht dies nicht etwa unter denselben Bedingungen, denen die Menschen vor Ort ausgeliefert sind. Stattdessen reist man bequem ein, flankiert von Sicherheitskräften, und logiert in Luxushotels oder gar auf Yachten, die vor der Küste dümpeln. Von dort aus lässt sich dann vortrefflich ,,Solidarität" bekunden - ausgestattet mit WLAN, Smartphone und einem Social-Media-Team im Rücken. Die Rolle des ,,Kriegsreporters" ist so zur modischen Pflichtübung geworden, wie einst der Selfie-Stick auf der Piazza San Marco.
Dabei entsteht eine groteske Diskrepanz: Auf der einen Seite echte Opfer, deren Existenz täglich bedroht ist. Auf der anderen Seite Influencer, die ihre eigenen Follower mit dramatischen Posen, moralinsauren Hashtags und nachgestellten ,,Authentizitätsszenen" bedienen.
Und am Ende? Die Betroffenen selbst haben keinerlei Interesse daran, dass ihr Schicksal zur Kulisse für Instagram-Content degradiert wird. Die breite Öffentlichkeit wiederum will weniger wissen, wie es den Aktivisten im klimatisierten Hotelzimmer ergeht, sondern vielmehr, wie der Konflikt die tatsächlichen Menschen vor Ort trifft.
Was bleibt, ist ein schaler Nachgeschmack: Wer Krieg und Leid zum Hintergrundrauschen seiner Selbstvermarktung macht, stellt nicht die Opfer in den Mittelpunkt, sondern sich selbst. Es ist ein Zynismus, der nur ein Ziel hat: Klicks, Likes und neue Follower. Und damit machen sich diese selbsternannten ,,Augenzeugen" am Ende nicht nur lächerlich, sondern missbrauchen ein sehr ernstes Thema für das eigene Geschäft.
01.10.25
©Serdar Somuncu
Das neue Buch - Lügen -Kulturgeschichte einer menschlichen Schwäche"
*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
HIER GEHTS ZUM NEUEN BUCH
TICKET´S ZUR SHOW "ER IST WIEDER DA"
Natürlich geschieht dies nicht etwa unter denselben Bedingungen, denen die Menschen vor Ort ausgeliefert sind. Stattdessen reist man bequem ein, flankiert von Sicherheitskräften, und logiert in Luxushotels oder gar auf Yachten, die vor der Küste dümpeln. Von dort aus lässt sich dann vortrefflich ,,Solidarität" bekunden - ausgestattet mit WLAN, Smartphone und einem Social-Media-Team im Rücken. Die Rolle des ,,Kriegsreporters" ist so zur modischen Pflichtübung geworden, wie einst der Selfie-Stick auf der Piazza San Marco.
Dabei entsteht eine groteske Diskrepanz: Auf der einen Seite echte Opfer, deren Existenz täglich bedroht ist. Auf der anderen Seite Influencer, die ihre eigenen Follower mit dramatischen Posen, moralinsauren Hashtags und nachgestellten ,,Authentizitätsszenen" bedienen.
Und am Ende? Die Betroffenen selbst haben keinerlei Interesse daran, dass ihr Schicksal zur Kulisse für Instagram-Content degradiert wird. Die breite Öffentlichkeit wiederum will weniger wissen, wie es den Aktivisten im klimatisierten Hotelzimmer ergeht, sondern vielmehr, wie der Konflikt die tatsächlichen Menschen vor Ort trifft.
Was bleibt, ist ein schaler Nachgeschmack: Wer Krieg und Leid zum Hintergrundrauschen seiner Selbstvermarktung macht, stellt nicht die Opfer in den Mittelpunkt, sondern sich selbst. Es ist ein Zynismus, der nur ein Ziel hat: Klicks, Likes und neue Follower. Und damit machen sich diese selbsternannten ,,Augenzeugen" am Ende nicht nur lächerlich, sondern missbrauchen ein sehr ernstes Thema für das eigene Geschäft.
01.10.25
©Serdar Somuncu
Das neue Buch - Lügen -Kulturgeschichte einer menschlichen Schwäche"
*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
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Mit etwa 50 Booten und mit der Masse versucht man, die jahrzehntelange Sperre übers Wasser zu durchbrechen, in der Hoffnung, dass die israelische Regierung es nicht wieder schafft, sie abzufangen, und um ein Symbol zu setzen, dass nicht nur Israel das Zepter in der Hand hat, da Hilfsgüter, die nachweislich nicht alle ankommen, in deren Hand liegen...
Da wäre eine Analyse über Jans Ausstellung interessanter, als 50 Boote mit Menschen aus neun Nationen zu verurteilen und es für ihre Publicity zu nutzen. Ratsamer, als hier solch einen Hirnschixxx à la Somuncu-Minus zu beschreiben. Von solch einem cleveren Mann habe ich weit mehr erwartet. Aber sitzen und tippen kann in dem Fall auch jeder – mich eingeschlossen, wie man lesen kann...
Wo ist dein Beitrag dazu – außer diesem Text da oben?