Rüssel an Schwanz

Rüssel an Schwanz

Am Elefantenwesen könnte zumindest die Hauptstadt genesen. 20.000 Elefanten wären nur ein Tropfen auf den heißen Stein, um Berlin vom Kopf wieder auf vier Füße zu stellen. Aber haben viel Potential. Törööö.

von Alexander Kira
20.000 Elefanten aus Botswana für Deutschland. Selbst treue Motswaner haben dieses Angebot nur als dezente Kritik ihrer Regierung an der europäischen Leidenschaft gesehen, der Welt vorzuschreiben wie man zu leben habe. Doch hier ist für Botswana Vorsicht geboten, denn die Bundesregierung in Berlin sollte sich sehr gut überlegen, dieses Angebot leichtfertig auszuschlagen.

Zumindest für die deutsche Hauptstadt wären 20.000 Elefanten ein wahrer Segen. Da wäre allein der öffentliche Nahverkehr: FreeNow hat angekündigt, die Vermittlung von Fahrten á la Uber einzustellen, da Fahrtvermittlung langfristig nicht ohne Sozialbetrug auskommt. Sind die Elefanten endlich da, ist das kein Problem mehr: Sie können problemlos bis zu 6 Passagiere befördern, sind per Definition nicht steuerpflichtig und unterfallen auch nicht dem Mindestlohngesetz. Dafür könnten sie viele der neu angelegten Radwege nutzen, denn sie sind definitiv keine Autos und begnügen sich bleifrei mit Gras. Seit jeher in Berlin eine beliebte Alternative. Auch hartgesottene SUV-Fahrer würden nunmehr nachdenklich werden, bevor sie einen Radweg zuparken. Zudem können Elefanten generell nicht schneller als 40 km/h traben, Kudamm-Raserei wäre mit ihnen ausgeschlossen und auch epische Tempo-30-Zonen würden durch sie begrüßt und nicht bekämpft. Überall fehlen Busfahrer? Die Kollegen im grau sind gerne nachtaktiv und können so auch wenig ausgelastete Nebenstrecken abdecken. Auch eine Gruppe Hooligans nötigt ihnen nicht mehr als einen Rüsselschlag ab.

Dabei würde es noch nicht einmal des Tempelhofer Feldes bedürfen: Gerade wurde im Berliner Cleantech-Park der Bau eines Testzentrums für Batterien untersagt, was eigentlich ja der Sinn des Parks war. Auf dem Gelände könnte sich möglicherweise die beliebte Wechselkröte ansiedelt. Möglicherweise. Das bedeutet, dass hier nun viel Platz für die Elefanten ist, denn nachweisen ließ sich die Anwesenheit der Wechselkröte nicht. Auch das typische Argument der Elefanten-Gegner, die klobigen Elefantenfüße würden sich nicht gut mit den Wechselkröten vertragen, lässt sich entkräften: Da die Wechselkröte nur möglicherweise auf dem Gelände siedeln würde, die Elefanten nun aber nachweislich, würde die Kröte auf jeden Fall fernbleiben. Durch die Elefanten wäre das Gelände für spätere Kröteneinwanderungen jedoch schon einmal gesichert. Eine Win-Win-Situation für Wechselkröte und Elefant.

Schließlich würde einer der zahlreichen niemals genutzten Spitznahmen für Berliner Sehenswürdigkeiten endlich Sinn machen: Die Elefantenwaschmaschine, wie man das Kanzleramt zu Zeiten des Regierungsumzuges hartnäckig zu nennen versuchte. Das wäre insbesondere für den Kanzler ein Glücksfall bei seiner verzweifelten Suche nach guter PR: Ein Bild von ihm, wie er mit einem dieser possierlichen Tierchen im Innenhof spielt und anpackend Heu und Mist verlädt - ein Traum für PR-Strategen! Dazu müsste der Kanzler noch nicht mal sein arttypisches Verhalten ändern, sprich sein Schweigen brechen. Der Elefant könnte tröten, falls es etwas zu sagen gäbe, Basta! Das wäre kolossal, wie der letzte deutsche Kaiser gesagt hätte. Oder besser: Am Elefantenwesen soll das deutsche Volk genesen.

09.04.2024
Alexander Kira hat über internationalen Menschenrechtsschutz provomiert und ist Jurist, Moderator und Kabarettist. Er lebt und schreibt im Herzen von Berlin.
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