Sitzhase und Elektroroller

Sitzhase und Elektroroller

Ostern wird neuerdings ,,Berliner-Weihnachten" genannt, denn der Sitzhase bringt die neue Bundesregierung. Scheinbar bringt Ostern aber auch den Spaß zurück in die Politik, zumindest wenn man genau hinsieht. Der ehemalige fast Kanzler Laschet setzt mit Schirm, Charm und Elektroroller Akzente für die neue Regierung. Und das als Unbeteiligter. Kompliment!

von Alexander Kira
Das was wir jetzt schreiben, wird vielen nicht gefallen: Kaum einen Monat ist es her, als sich die Polizei beschwerte, dass der Verteidigungsminister doch nicht mutterseelenallein mit dem E-Scooter durch Berlin Mitte zur Arbeit fahren könne. Einige meinten dies wäre Visionär, denn klarer kann man in den modischen Protest gegen Autohersteller nicht einsteigen. Bis sich herausstellte, dass wieder mal Armin Laschet mit Boris Pistorius verwechselt worden war. Armin Laschet bekannte daraufhin, dass er auch schon einmal überlegt hatte in das Auto des Ministers einzusteigen. Es steht stehe ja jeden Morgen quasi vor seiner nachbarschaftlichen, für die Partygänger im Parlament nicht unbekannten, Tür. Vermutlich würde er mit seinem westfälischen Sinn für Humor direkt zum Palais Bellevue fahren um Hape Kerkelings legendären Besuch der Königin Beatrix nachzustellen.

In diesen verrückten Zeiten würde der Spaß sich jedoch wohlmöglich schnell drehen: Denn es würde nicht wundern, wenn er beim ,,Lecker Mittagessen" bereits bei der Suppe ahnen würde, Angela Merkel mit schneeweißer Perücke und schwarzer Brille aufgesessen zu sein. Zeit und Routine sind vorhanden und Sinn für subversiven Humor wird auch der Ex-Kanzlerin durchaus nachgesagt.
Bei dem vollen Terminkalender von Ministern würde die von Armin Laschet entwickelte Amtspräger-Dopplung auch aus praktischen Gründen Sinn machen. Nicht ohne Grund haben die Mütter und Väter des Grundgesetzes Bundeskanzler und Bundespräsident eingeführt, damit sie sich gegenseitig entlasten. Pistorius könnte so deutlich mehr wichtige Termine wahrnehmen, während Laschet als sein Double Grundschulkinder für den Wehrdienst begeistern oder noch mehr tarnfarbene Straßenbahnen einweihen könnte. Lediglich wieder Partys zu schmeißen würde ihm der Männer-WG Mitbewohner Pistorius sicherlich verbieten; zu viel Narretei! Offen ist bisher, wer den neuen Bundeskanzler in Spe doubeln könnte. Viel leichter hat es da Kevin Kühnert. Der in der Tat unverschämt sympathische Genosse sieht schlichtweg so archetypisch nach dem Bundesbürger um die 40 aus, dass er jeder und jeder er sein könnte. Werden aus Andy Warhols 15 Minuten Ruhm nun 15 Minuten Macht? In der Mittagspause geht man nun regieren statt frittieren? Direkter geht Demokratie nicht.

Gesetzt ist jedenfalls, dass die Visagistinnen der Ex-Kanzlerin und der Noch-Außenministerin goldenen Zeiten entgegenblicken: Es wird viel Bedarf nach ihrer Dienstleistung geben, wenn das beliebte Laschet-Pistorius Team Schule macht. Selbst die Museumsinsel macht mit: Nach 17 Jahren Renovierung des Pergamonmuseums nimmt man sich nun den Trakt um das Ischtar-Tor vor. Da werden selbst die Betreiber von jahrelang menschenleeren Autobahnbaustellen anerkennend nicken. Das Tor folgt nunmehr dem Trend und wird auch verkleidet - mit Mauerwerk zum Schutz am Bau. Man kann nur hoffen, dass das Tor 2037 noch da ist und sich nicht über die S-Bahn-Schienen atomisiert - wie einst die größte Goldmünze der Welt. Ein Tor würde dem Museum guttun, würden Jauch und Rauch sagen.
Verkleiden und Umbenennen ist tatsächlich generell in Mode: Was haben wir uns in den 90ern totgelacht über die ,,Geflügelte Jahresendfigur" als zugegeben etwas sperrige Bezeichnung für Engel im DDR-Amtsdeutsch. Nun ist die Rache da, mit dem ,,Sitzhasen" von Aldi. ,,Sitznichtnagetier" war angeblich auch im Gespräch gewesen. Der Golf von Mexiko ist nun der Golf von Amerika und die Kreuzberger ,,Manteuffelstraße" ist nun die ,,Audre-Lorde-Straße". Aus unerfindlichen Gründen nur streckenweise, aber immerhin. Der bescheidene Autor dieser Zeilen ist eine Gleichberechtigung bei Straßennahmen ernsthaft nicht abgeneigt, dies sei fern jeder Satire einmal gesagt. Jedoch wäre in diesem Fall ,,Frauteuffelstraße" unschlagbar prägnanter gewesen.
Armin Laschet hätte nicht gezögert es so zu machen und damit sind wir wieder bei der Ausgangsfrage: Was hat der alte Öcher Armin Laschet da bloß losgetreten mit seinem Eletro-Tretroller vor vier Wochen: Eine Republik, in der alles unsicher und sogar links und rechts nicht mehr zu unterscheiden sind? Oder eine Republik, in der Frau und Mann auch Mal wieder Spaß an der Travestie haben? Die Antwort ist leicht, Armin sei Dank! Oder wie Wilhelm Busch gedichtet hätte: ,,Wer fährt mit dem Roller so früh vorbei? Es ist der Laschet - auf zu nächsten Schelmerei!"

22.04.2025
Alexander Kira hat über internationalen Menschenrechtsschutz provomiert und ist Jurist, Moderator und Kabarettist. Er lebt und schreibt im Herzen von Berlin.

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