Vor der Ehe - Klartext sprechen und Lösungen finden
Wer könnte besser wissen, warum Paare sich scheiden lassen als eine Scheidungsanwältin. Saskia Schlemmer erlebt in ihrem Beruf jeden Tag, warum es zu Trennungen kommt und welche existenziellen Probleme daraus entstehen. Ursache dafür, ist oftmals die mangelnde Aufklärung vor der Ehe. Aber das muss nicht sein. Ihr Credo lautet: »Nutzt die Phase der Verliebtheit und Vertrautheit und schafft präventiv eine Grundlage für ein faires Trennungsszenario. Das ist nicht unromantisch, sondern schlau! Und im besten Falle, müsst ihr niemals Gebrauch davon machen.« Eine Scheidung sollte also unbedingt einmal im Kopf durchgespielt werden, um hinterher böse Überraschungen zu vermeiden. In diesem Buch möchte Saskia Schlemmer ihre Erkenntnisse weitergeben, damit angehende Brautpaare nicht die gleichen Fehler machen wie bereits viele vor ihnen.
Auszug aus Saskia Schlemmers Buch:
Auszug aus Saskia Schlemmers Buch:
Und genau deswegen musst du mit deinem zukünftigen Ehepartner alle wichtigen Details besprechen. Da führt kein Weg dran vorbei. Wie gestaltet ihr euer Eheleben und eure Finanzen? Wie sichert ihr euch gegenseitig ab und wer zahlt welchen Preis, wenn ein Kind in die Ehe kommt? Diese Gespräche können verdammt unangenehm werden und unter Umständen sogar dazu führen, dass Heiratswillige feststellen, dass sie überhaupt nicht zusammenpassen und ihre Lebensvorstellungen nicht in Einklang zu bringen sind. Die logische Konsequenz wäre bei dieser Erkenntnis, einen Menschen, für den du Gefühle empfindest, zu verlassen und womöglich sogar eine anstehende Hochzeit abzusagen. Stimmt's? Diese Erkenntnis wäre zugegebenermaßen hart. Trotzdem besser, als später mit zwei kleinen Kindern dazustehen und zu realisieren, dass dein ungutes Bauchgefühl richtig war. Nimm den Spruch »Prüfe, wer sich ewig bindet« wörtlich. Viel zu oft überwiegen aber die Emotionen. Nicht übereinstimmende Vorstellungen werden beschönigt und man redet sich ein, dass sich alles schon fügen wird. Vermeidungstaktik par excellence. Die Tragweite solchen Verhaltens wird dabei völlig unterschätzt. Ich bin mir sicher, dass 50 Prozent aller Ehen tatsächlich nicht geschlossen werden würden, wenn die gegenseitigen Erwartungen an die Ehe und an den Ehepartner offen kommuniziert werden würden.
FAKT IST: OHNE CARE-ARBEIT FUNKTIONIERT DIE ERWERBSARBEIT NICHT.
Keine Familie würde überleben, wenn die Sorgearbeit entfallen würde. Das Geld, das in der Ehe erwirtschaftet wird, sollte deswegen beiden zu gleichen Teilen zustehen, unabhängig davon, wer esmverdient hat. Keine Frau sollte, nur weil sie zu Hause bleibt und Kind und Haushalt schmeißt, zum Mann laufen müssen, die Hand aufhalten und um Taschengeld fragen müssen. Die Rechnung ist nämlich ganz einfach, denn wer eine Haushaltshilfe (die nur den Haushalt macht, ohne Kinderbetreuung!) einstellt, der würde bei einem Mindestlohn von 12,41 Euro (Funfact: Dafür findet man in Deutschland niemandenfür den Haushalt!) und einer 40-Stunden-Woche ca. 2.150 Euro im Monat brutto zuzüglich Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Und übrigens: Die Haushaltshilfe geht dann aber irgendwann. Die meisten Frauen sind 24/7 verfügbar.
Die Nachteile durch Care-Arbeit müssen ausgeglichen werden. Hierfür sind meist drei Säulen relevant, auf die wir im Verlauf des Buches näher eingehen werden.
Teilung von Familieneinkommen
Ausgleich für Karriereknick
Altersvorsorge
Die Altersvorsorge sollte immer vom Erwerbstätigen für den anderen in Elternzeit oder Teilzeit finanziert werden. Der vollständige oder teil-
weise Verzicht auf die Erwerbstätigkeit während der Ehe führt zu finanziellen Einbußen in und auch nach der Ehe.
WICHTIG
Einer der Sätze unserer Zeit ist: »Ein Mann ist keine Altersvorsorge.«Ich sage: Doch. Wenn ihr keine paritätische Aufgabenverteilung habt,
dann ist der Mann deine Altersvorsorge. Ansonsten hast du nämlich gar keine.
Ehe ja oder nein?
Die eine oder andere Leserin könnte sich nach den gemachten Ausführungen fragen: Ist nicht zu heiraten vielleicht doch die bessere Alternative? Es gibt nur eine Antwort auf diese Frage: Nein. Ich sage immer: »Als Frau kannst du gar nicht so doof sein und ohne Ehe ein Kind bekommen.« Aus rechtlicher Sicht gibt es tatsächlich keine andere Antwort. Auch wenn der Schutz des Gesetzes meiner Meinung nach an vielen Stellen nicht ausreicht, bietet die Ehe einen Grundschutz, dass du als Frau, die in Elternzeit und später in Teilzeit geht, nach einer Ehe nicht vollkommen ohne Ausgleichsansprüche dastehst. Trotzdem werden Stimmen, die für die Abschaffung der Ehe plädieren, in unserer heutigen Zeit immer lauter. So setzte Emilia Roig in ihrem Buch »Das Ende der Ehe« ein klares polarisierendes Statement ab. Sie schreibt: »[...] um das Ende des Patriarchats einzuleiten, muss die Ehe abgeschafft und das Diktat heterosexueller Paarbeziehung beendet werden.« Ich sehe das anders. Selbst wenn wir die Ehe abschaffen würden, wird es auch in Zukunft noch auf Ungleichheit aufgebaute Partnerschaften und Partnerschaftsgewalt geben. Die Beweggründe für die Ehe möchte ich in diesem Buch aber. nicht thematisieren. Fakt ist: Über 720.000 Menschen sagen pro Jahr »ja« zueinander.15 Die Gründe, warum man heiratet, sind vielfältig. Egal ob es der Traum in Weiß ist, die Überzeugung, das Bekenntnis oder aber auch wirtschaftliche Aspekte. Die Ehe ist schlicht kein Auslaufmodell. Und selbst wenn es die Ehe in einer vermeintlich perfekten Welt nicht mehr geben sollte, können wir darüber reden, wenn es so weit ist. Mein Ansatz ist, nicht irgendwelche Ideale herbeizuwünschen oder die vermeintlich perfekte Welt als Maßstab zu nehmen. Ich glaube,dass es eben viel realistischer ist, mit den Fakten und dem Status quo umzugehen.
MERKE
Macht euch die Vorteile und auch die Nachteile bewusst. Die Institution Ehe kann wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden, sodass beide von den Vorteilen der Ehe profitieren. Zu vermeiden gilt, dass einer im Fall einer Trennung alle Vorteile allein trägt. Paare, die sich gegen eine Hochzeit entscheiden, sollten immer einen Partnerschaftsvertrag abschließen.
Hier gehts zum Buch
15.11.24
Saskia Schlemmer ist Rechtsanwältin und ausschließlich im Familienrecht tätig. Darin hat sie ihre Berufung gefunden. Als Ehefrau und Mutter kennt sie die Nöte ihrer Mandant:innen. Einvernehmliche Lösungen haben für sie oberste Priorität.
FAKT IST: OHNE CARE-ARBEIT FUNKTIONIERT DIE ERWERBSARBEIT NICHT.
Keine Familie würde überleben, wenn die Sorgearbeit entfallen würde. Das Geld, das in der Ehe erwirtschaftet wird, sollte deswegen beiden zu gleichen Teilen zustehen, unabhängig davon, wer esmverdient hat. Keine Frau sollte, nur weil sie zu Hause bleibt und Kind und Haushalt schmeißt, zum Mann laufen müssen, die Hand aufhalten und um Taschengeld fragen müssen. Die Rechnung ist nämlich ganz einfach, denn wer eine Haushaltshilfe (die nur den Haushalt macht, ohne Kinderbetreuung!) einstellt, der würde bei einem Mindestlohn von 12,41 Euro (Funfact: Dafür findet man in Deutschland niemandenfür den Haushalt!) und einer 40-Stunden-Woche ca. 2.150 Euro im Monat brutto zuzüglich Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Und übrigens: Die Haushaltshilfe geht dann aber irgendwann. Die meisten Frauen sind 24/7 verfügbar.
Die Nachteile durch Care-Arbeit müssen ausgeglichen werden. Hierfür sind meist drei Säulen relevant, auf die wir im Verlauf des Buches näher eingehen werden.
Die Altersvorsorge sollte immer vom Erwerbstätigen für den anderen in Elternzeit oder Teilzeit finanziert werden. Der vollständige oder teil-
weise Verzicht auf die Erwerbstätigkeit während der Ehe führt zu finanziellen Einbußen in und auch nach der Ehe.
WICHTIG
Einer der Sätze unserer Zeit ist: »Ein Mann ist keine Altersvorsorge.«Ich sage: Doch. Wenn ihr keine paritätische Aufgabenverteilung habt,
dann ist der Mann deine Altersvorsorge. Ansonsten hast du nämlich gar keine.
Ehe ja oder nein?
Die eine oder andere Leserin könnte sich nach den gemachten Ausführungen fragen: Ist nicht zu heiraten vielleicht doch die bessere Alternative? Es gibt nur eine Antwort auf diese Frage: Nein. Ich sage immer: »Als Frau kannst du gar nicht so doof sein und ohne Ehe ein Kind bekommen.« Aus rechtlicher Sicht gibt es tatsächlich keine andere Antwort. Auch wenn der Schutz des Gesetzes meiner Meinung nach an vielen Stellen nicht ausreicht, bietet die Ehe einen Grundschutz, dass du als Frau, die in Elternzeit und später in Teilzeit geht, nach einer Ehe nicht vollkommen ohne Ausgleichsansprüche dastehst. Trotzdem werden Stimmen, die für die Abschaffung der Ehe plädieren, in unserer heutigen Zeit immer lauter. So setzte Emilia Roig in ihrem Buch »Das Ende der Ehe« ein klares polarisierendes Statement ab. Sie schreibt: »[...] um das Ende des Patriarchats einzuleiten, muss die Ehe abgeschafft und das Diktat heterosexueller Paarbeziehung beendet werden.« Ich sehe das anders. Selbst wenn wir die Ehe abschaffen würden, wird es auch in Zukunft noch auf Ungleichheit aufgebaute Partnerschaften und Partnerschaftsgewalt geben. Die Beweggründe für die Ehe möchte ich in diesem Buch aber. nicht thematisieren. Fakt ist: Über 720.000 Menschen sagen pro Jahr »ja« zueinander.15 Die Gründe, warum man heiratet, sind vielfältig. Egal ob es der Traum in Weiß ist, die Überzeugung, das Bekenntnis oder aber auch wirtschaftliche Aspekte. Die Ehe ist schlicht kein Auslaufmodell. Und selbst wenn es die Ehe in einer vermeintlich perfekten Welt nicht mehr geben sollte, können wir darüber reden, wenn es so weit ist. Mein Ansatz ist, nicht irgendwelche Ideale herbeizuwünschen oder die vermeintlich perfekte Welt als Maßstab zu nehmen. Ich glaube,dass es eben viel realistischer ist, mit den Fakten und dem Status quo umzugehen.
MERKE
Macht euch die Vorteile und auch die Nachteile bewusst. Die Institution Ehe kann wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden, sodass beide von den Vorteilen der Ehe profitieren. Zu vermeiden gilt, dass einer im Fall einer Trennung alle Vorteile allein trägt. Paare, die sich gegen eine Hochzeit entscheiden, sollten immer einen Partnerschaftsvertrag abschließen.
Hier gehts zum Buch
15.11.24
Saskia Schlemmer ist Rechtsanwältin und ausschließlich im Familienrecht tätig. Darin hat sie ihre Berufung gefunden. Als Ehefrau und Mutter kennt sie die Nöte ihrer Mandant:innen. Einvernehmliche Lösungen haben für sie oberste Priorität.
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