Wer Juden hasst, ist und bleibt Faschist!
Schon bei dieser Überschrift werden einige merken, wie die Wut in ihnen aufsteigt. Ja, genau das nennt man Antisemitismus! Und jeder Satz, der in diesem Zusammenhang mit ,,aber" anfängt, ist nichts anderes als ein verlogener Versuch, diesen zu kaschieren. Während ein Großteil der deutschen Linken noch vor wenigen Monaten vom Recht auf Selbstverteidigung schwärmte und den ,,brutalen Angriffskrieg" Putins auf die Ukraine - übrigens ein Land, in dem viele Juden leben - mit der Forderung nach der Lieferung immer schwerer Waffen bis zum Einsatz von Atomwaffen verband, hat sich das Blatt nun ins Gegenteil gewendet und man fordert Mitleid mit Terroristen, Frauenschändern und Kindermördern, die durch den hinterhältigen und feigen Anschlag der Hamas am 07. Oktober 2023 ihr eigenes Volk in den Untergang und ihre Forderungen auf einen Frieden ins Utopische getrieben haben.
Von Serdar Somuncu
Von Serdar Somuncu
Die Gewalt des 07. Oktober 2023
Um kurz nach 6.30 Uhr Ortszeit riss das Heulen der Sirenen die Menschen im Süden und im Zentrum Israels aus dem Schlaf. Der Blick auf das Telefon aber irritierte. Die meisten Israelis haben eine der Raketenwarn-Apps installiert, auch melden die israelischen Medien Angriffe immer sofort als Eilmeldung. An diesem Morgen aber schwiegen die Telefone, keine Warn- und keine Eilmeldung. Später wurde klar, dass die Hamas systematisch die Warnsysteme zerstört hatte. Das wusste zu diesem Zeitpunkt noch kaum jemand. Wer keinen eigenen Schutzraum in der Wohnung hatte, flüchtete sich in den Hausflur oder Keller, traf dort Nachbarn, die scherzten: ,,Vielleicht ist ein Soldat eingenickt und mit dem Kopf auf den Alarmknopf gefallen!"
Beim zweiten Alarm, etwa 20 Minuten später, war das Lachen vergangen. Über soziale Medien verbreiteten sich erste Videos, die das Grauen jenes Tages ankündigten. Ungefähr 3.000 palästinensische Terroristen, überwiegend der Terrororganisation Hamas, drangen aus dem Gazastreifen nach Israel ein. Sie hatten an fast 30 Stellen den sechs Meter hohen Grenzzaun gesprengt. Noch war die Nachrichtenlage völlig unklar, aber eindeutig war: Mit dem Eindringen der Terroristen war Israels Albtraum wahr geworden.
Israel, gegründet als Sicherheitsversprechen jüdischen Lebens, konnte an diesem Tag seinem Auftrag nicht nachkommen. Propagandavideos der Terroristen, Aufnahmen und Aussagen der Überlebenden dokumentieren die Gräuel dieses Tages. Die Terroristen überfielen die israelischen Militärbasen (die unter anderem dafür zuständig sind, die Zivilbevölkerung zu alarmieren, und es aufgrund der Überfälle nicht konnten), sie überfielen die Kibbuzim direkt an der Grenze zu Gaza, sie verübten ein Massaker auf dem Musikfestival ,,Nova", das auf einem freien Feld zwischen zwei Kibbuzim stattfand.
Die Terroristen töteten, wen sie treffen konnten, vergewaltigten Frauen, schändeten Leichen oder im Sterben liegende Menschen und verübten laut Zeugenaussagen noch weitere Gräueltaten. Menschen wurden in Autos verbrannt, konnten später nur anhand von Knochenresten identifiziert werden. Ähnliche Szenen spielten sich in den Kibbuzim ab: Kinder mussten mit ansehen, wie ihre Eltern hingerichtet wurden. Eltern, wie ihre Kinder geschändet wurden.
Mehr als 1.200 Menschen wurden am 7. Oktober getötet
Die Terroristen hielten mehrere Orte und umliegende Straßen über Stunden unter Kontrolle. Auch deshalb dauerte es bis zum Abend, bis die Dimension des Angriffs deutlich wurde, inklusive der massenhaften Geiselnahmen. Bei dem über Monate geplanten Angriff verschleppten die Terroristen mehr als 240 Menschen nach Gaza. Mindestens 1.200 Menschen wurden an dem Tag getötet. Das sind mehr als während der gesamten zweiten Intifada, der mehrjährigen Phase palästinensischer Terroranschläge Anfang der 2000er-Jahre. Die Hamas-Gräuel vom 7. Oktober stellen den schwersten Angriff auf jüdisches Leben seit dem Holocaust dar.
Auf den Angriff der Hamas folgte der schwerste Krieg in Gaza seit Bestehen des israelisch-palästinensischen Konflikts. Die Ziele: Die Hamas sollte zerstört und die Geiseln befreit werden. Für die Hamas sind die Geiseln eine Art Lebensversicherung und Verhandlungsmasse. Mitte November einigten sich Israel und die Terrorgruppe erstmals auf ein Abkommen - etwas mehr als 100 israelische Geiseln wurden freigelassen, ausschließlich Frauen und Kinder. Israel entließ dafür 240 palästinensische Insassen aus israelischen Gefängnissen, ebenfalls nur Frauen und Kinder - oder in diesem Fall Jugendliche. Gemessen an der Einwohnerzahl Israels gilt der Hamas-Angriff als einer der weltweit tödlichsten Terrorangriffe der modernen Geschichte."
(Quelle: Fluter Oktober 2023)
Wie soll dieser Frieden aussehen. Indem die Hamas zusammen mit der Hisbollah unverhohlen weiter die Vernichtung Israels fordern kann? Indem sie im Abstand von wenigen Wochen Raketen auf zivile Ziele in Israel abfeuern oder zwischendurch mal ein Massaker verüben darf, welches für viele, die jetzt zynisch von Genozid sprechen, nur eine Fußnote in diesem Konflikt zu sein scheint. Frieden bedeutet vor allem, sich gegen die Sturheit der Hamas zu stellen und so schnell wie möglich den Krieg zu beenden. Und das bedeutet unter anderem, die israelischen Geiseln sofort und ohne weitere Bedingungen oder Verzögerungen freizulassen. Aber das fordern die propalästinensischen Demonstranten seltsamerweise auch nicht. Sie geben stattdessen weiter Israel die alleinige Schuld und bringen Beispiele von zerschossenen Kinderkörpern und vergewaltigten Frauen, den Trümmern der Krankenhäuser und den verzweifelten Hilferufen der Palästinenser für ihre Ablehnung gegen Israels Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten an und richten scheinheilig Appelle an Menschlichkeit und Frieden. Solange wie die Rollen in diesen Konflikt vergeben sind, wird Gleiches mit Ungleichem vergolten, und es wird dadurch relativiert und stilisiert zu einem Kampf gegen eine unsichtbare böse Macht, die sich in der Essenz Jude nennt. Die Zerrbilder und Narrative, die man dabei bemüht, sind uralt und sie sind nicht zufällig gewählt, sondern sie werden von Wortführern und Meinungsmachern bewusst eingesetzt, reproduziert und verbreitet. So spricht man mittlerweile sowohl in Social Media als auch in der Presse und der Öffentlichkeit von Genozid und Apartheid, obwohl diese Begriffe in keiner Weise anzuwenden wären, wenn man ihnen auf den Grund ginge.
,,Die Begriffe ,,Genozid" oder ,,Völkermord" werden oft irrtümlich als Synonyme für ,,Massenmord" verwendet oder mit besonders schweren Kriegsverbrechen gleichgesetzt. Die präzise juristische Definition grenzt sich indes deutlich ab.
Strafrechtsprofessorin Stefanie Bock erklärt: "Rechtlich betrachtet ist Völkermord die Tötung eines Mitglieds einer geschützten Gruppe in der Absicht, die Gruppe als solche auszurotten.
Der Begriff ,,Genozid" wurde im Jahr 1944 von dem polnisch-jüdischen Juristen Raphael Lemkin geprägt. Für die Vereinten Nationen erarbeitete Lemkin die ,,Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes" oder auch UN-Genozid-Konvention. Sie ist eine der ältesten UN-Menschenrechtsabkommen.
Aus dem altgriechischen ,,génos" (der Stamm, Herkunft oder das Volk) und dem lateinischen ,,caedere" (töten, morden, metzeln) setzte Lemkin das Wort ,,Genozid" zusammen. Damit prägte er nicht nur einen völlig neuen juristischen Begriff, sondern löste eine Revolution des internationalen Strafrechts aus. Dass die Konvention im Dezember 1948 als Resolution beschlossen wurde, ist kein Zufall. Sie folgte als Reaktion auf die Gräueltaten der Nationalsozialisten, deren Zeuge Lemkin war. Verbrechen der Art der Shoah sollten in Zukunft strafbar und international verfolgbar werden."
(Quelle: Deutschlandfunk)
,,Apartheid" nannte man das politische System der Rassentrennung in Südafrika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Menschen des Landes wurden dabei in acht verschiedene Gruppen oder "Rassen" je nach ihrer Hautfarbe eingeteilt. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Menschen Schwarze waren, hatten nur die Weißen das politische Sagen. Ihnen gehörten auch die großen Wirtschaftsbetriebe, die Banken und die besten Böden für den Ackerbau. Schwarze Südafrikaner, die sich das nicht gefallen lassen wollten, wurden von der Polizei verfolgt und eingesperrt. Doch sie gaben nicht auf und forderten immer wieder die Gleichberechtigung in ihrem Land.
(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Als Genozid bezeichnet man also eine systematische Vernichtung einer Glaubens oder Volksgruppe aufgrund einer ideologischen Agenda. Apartheid ist die Trennung von ,,Rassen" aufgrund von gesellschaftlichem Stand oder ethnischer Herkunft. Beides ist in Gaza nicht der Fall. Was dort passiert, ist die zwar grausame, aber doch erwartbare Reaktion der israelischen Regierung auf jahrelangen geduldeten Terror durch die Hamas und die Hisbollah sowie der Unterstützung durch das Terrorregime in Teheran und anderer arabischer Staaten. Wer diesen seit Jahrhunderten bestehenden Konflikt auf einen Freiheitskampf einer durch die Israelis unterdrückten Minderheit reduziert, der betreibt bewusst Geschichtsklitterung, die nicht ansatzweise mit dem zu tun hat, was die wahren Hintergründe dieses Konfliktes sind. Dafür müsste man theoretisch bis zu den Ursprüngen im Römischen Reich und der Zuspitzung durch den Zusammenbruch des Osmanischen Reichs zurückgehen und sicher auch des Imperialismus durch die Kolonialmächte thematisieren, die mit ihrer Unterstützung mal für die eine Seite, dann wieder für die andere Seite diesen Konflikt wissentlich geschürt haben. Übrig bleibt und fest steht nur, dass die Menschen in Israel seit Gründung ihres Staates in einer ständigen Angst vor Selbstmordattentaten und Raketenangriffen leben und das ohne dass man einen Unterschied macht. Denn in Israel leben nicht nur Juden, sondern auch Palästinenser. Dazu kommt, dass diese Menschen ohnehin traumatisiert sind und als Überlebende eines Holocaust wissen, was es bedeutet, aufgrund einer fanatischen Ideologie verfolgt und vernichtet zu werden.
,,Die Feindschaft gegenüber den Juden und der Zerstörungswille gegenüber Israel prägen zahlreiche islamistische Diskurse. Hierbei handelt es sich keineswegs um ein neues Phänomen. Neu hingegen ist die kritische Aufmerksamkeit in der westlichen Öffentlichkeit für solche Positionen.
"Hamas" steht in der arabischen Sprache für "Eifer" oder "Engagement". Gleichzeitig handelt es sich um eine Abkürzung für "Harakat al-muqawama al-islamiya" ("Bewegung des islamischen Widerstandes"). Das Emblem der Organisation zeigt u.a. eine Karte vom heutigen Israel mit dem Gaza-Streifen und Westjordanland, was vollständig für das zukünftige Palästina beansprucht wird. Damit artikuliert sich bereits eine politische Grundposition der Organisation, die als palästinensischer Zweig der "Muslimbruderschaft" erstmals 1987 unter ihrer heutigen Bezeichnung öffentlich auftrat. Zunächst beschränkte man sich auf soziale Arbeit und religiöse Propaganda. Erst nach der ersten Intifada ging die "Hamas" zur Gewaltanwendung über, was sich auch in zahlreichen Selbstmord-Anschlägen zeigte. Bei den Wahlen 2006 erhielt man als Partei die absolute Mehrheit der Mandate im palästinensischen Legislativrat.
Die "Hamas" postuliert, "dass das Land Palästinas ein islamisches Waqf-Land für die Generation der Muslime bis zum Tag der Auferstehung ist". Dies meint, dass es sich bei Palästina um eine Art fromme Stiftung, um ein islamisches Land handelt. In dieser Perspektive steht die Region vollständig im Besitz der Muslime und zwar als Ergebnis einer göttlichen Vorgabe. Dies bedeutet für die "Hamas" denn auch: "Weder darf es oder ein Teil von ihm aufgegeben werden noch darauf oder auf einem Teil von ihm verzichtet werden ..." (1.Charta 1988 S. 212, Artikel 11). Dazu seien weder Organisationen, Regierende noch Staaten berechtigt. Jede Abweichung von diesem Grundprinzip deutet man als Verstoß gegen Gottes Willen. Dies meint letztendlich auch, dass ein Existenzrecht Israels niemals anerkannt werden kann, da es in dieser Sicht gegen die diesbezügliche Deutung des Islam spreche. Als tagespolitische Konsequenz ergibt sich aus dieser Auffassung die Ablehnung jeglicher Friedenslösungen und -verhandlungen.
Das beschriebene Bild von Israel und Palästina bedingt aber nicht nur eine Ablehnung von Friedensgesprächen, sondern auch die Grundposition zur Zerschlagung des Staates Israel. Dies deutet sich in der Charta bereits bei der Skizzierung des exklusiven Selbstverständnisses an: "Die Islamische Widerstandsbewegung ist eine einzigartige palästinensische Bewegung, die Gott ihre Treue gibt, den Islam zur Lebensweise nimmt und dafür wirkt, Gottes Banner auf jedem Fußbreit Palästinas zu hissen ..." (S. 210, Artikel 6). Im Kontext dieser Auffassungen findet man im Text auch immer wieder die Forderung nach einem "Dschihad", wobei hiermit der Aufruf zum gewalttätigen Kampf gemeint ist. So heißt es etwa: "Der Patriotismus ist aus Sicht der Islamischen Widerstandsbewegung ein Teil des religiösen Glaubens, und es gibt im Hinblick auf den Patriotismus nichts Weit- und Tiefgehenderes, als wenn, nachdem der Feind seinen Fuß auf das Land der Muslime gesetzt hat, der Dschihad gegen ihn zu führen" (S. 213, Artikel 12) ist.
Die vorgenannten Auffassungen und zitierten Passagen sind keineswegs lediglich antizionistisch gegen Israel. Sie sind auch antisemitisch gegen die Juden gerichtet. Als ein erstes Indiz dafür kann schon die Wortwahl gelten, benennt der Text die feindlichen Akteure doch gerade nicht als "Israelis" und nur selten als "Zionisten". Vorherrschend ist die Formulierung "Jude" für den jeweiligen Feind. Darüber hinaus heißt es an einer Stelle: "Israel ist mit seinem jüdischen Charakter und seinen Juden eine Herausforderung für den Islam und die Muslime" (S. 222, Artikel 28). Auch direkte Aufforderungen zur Gewaltanwendung im Text lassen deren antisemitischen Charakter erkennen: "Der Gesandte Gottes ... sagt: ´Die Stunde (der Auferstehung) wird nicht kommen, bis die Muslime gegen die Juden kämpfen. Die Muslime werden sie töten, bis sich der Jude hinter Stein und Baum verbirgt, und Stein und Baum dann sagen: Muslim, Oh Diener Gottes! Da ist ein Jude hinter mir. Komm und töte ihn´, außer der Gharqad-Baum, denn er ist ein Baum der Juden" (S. 211, Artikel 7).
Bestärkt wird die Auffassung, wonach es sich bei der Charta der "Hamas" um einen antisemitischen Text handelt, noch durch die darin enthaltenen Verschwörungsvorstellungen. Dabei macht die Hamas das behauptete konspirative Wirken von Juden für viele negative Entwicklungen verantwortlich: "Sie streben danach, gewalttätige und mächtige materielle Reichtümer anzuhäufen und sich ihrer zur Verwirklichung ihres Traums zu bedienen. So erlangen sie durch das Vermögen die Kontrolle über die internationalen Medien ... Durch das Vermögen lösten sie Revolutionen in verschiedenen Teilen der Welt aus, um ihre Interessen zu verwirklichen und Gewinne zu erzielen. Sie standen hinter der französischen Revolution, den kommunistischen Revolutionen und den meisten Revolutionen hier und da, von den wir gehört haben und hören" (S. 218, Artikel 22). Die zitierten Behauptungen entstammen dem Agitationsarsenal des europäischen Antisemitismus, hatte man doch bereits vor den Nationalsozialisten von einer "jüdisch-freimaurerischen Verschwörung" gesprochen.
Die Auffassungen in der Charta erinnern an die "Protokolle der Weisen von Zion", eine antisemitische Fälschung, welche die Existenz einer weltweiten jüdischen Konspiration behauptet. Die Hamas beruft sich auf diese Schrift sogar in aller Deutlichkeit: "Das zionistische Vorhaben ist grenzenlos, und nach Palästina streben sie nach der Expansion vom Nil bis zum Euphrat. Wenn sie das Gebiet völlig verschlungen haben, zu dem sie vorgedrungen sind, trachten sie nach einer weiteren Expansion und so fort. Ihr Vorhaben steht in den 'Protokollen der Weisen von Zion', und ihr gegenwärtiges Handeln ist der beste Beleg für das, was wir sagen" (S. 224, Artikel 33). Die Hamas unterstellt demnach nicht nur das jahrhundertelange Bestehen einer jüdischen Verschwörung, sie beruft sich hierbei auch offen auf die wohl bedeutendste antisemitische Hetzschrift des 20. Jahrhunderts. Obwohl bereits seit Beginn der 1920er Jahre bekannt war, dass es sich um eine Fälschung handelte, fanden die "Protokolle" auch nach 1945 vor allem in der arabischen Welt weiter Verbreitung.
Die erste Charta bzw. die Gründungscharta der Hamas von 1988 löste aufgrund der erwähnten Inhalte nachvollziehbare Kritik aus, trat man darin doch offen für Israels gewalttätige Vernichtung ein. Einige israelische Botschaften stellten den Charta-Text sogar auf ihre Homepage, um die antisemitische Ausrichtung der Hamas zu dokumentieren. Der dadurch erfolgte Ansehensverlust in Kombination mit internen Konflikten führte dann 2017 zu einer Neufassung (vgl. Hamas in 2017: The document in full, in: www.middleeasteye.net). Diese zweite Charta fand auch breitere mediale Resonanz im Westen. Dabei blieb aber deren Bedeutung gegenüber der ersten Charta unklar. Ob es sich um eine Ergänzung oder Ersetzung handeln sollte, bekundete die Führung der Hamas nicht. Auch erfolgte gegenüber den Ausführungen in der ersten Charta keine direkte Distanzierung, eine kritische Erörterung von deren Inhalten ließ sich ebenso wenig konstatieren. Auffällig an der zweiten Charta war formal, dass sie 42 sehr kurz gehaltene Artikel enthielt, und inhaltlich, dass die darin enthaltenen Formulierungen gemäßigter gehalten waren.
Blickt man vergleichend auf die alte und neue Charta, so lassen sich gleichwohl einige inhaltliche Veränderungen ausmachen: Die Hamas berief sich nicht mehr auf die Muslimbruderschaft, die Islamisten als politische ,,Mutterorganisation" gilt. Man wolle einen souveränen und unabhängigen Palästinenserstaat etablieren, in den Grenzen von 1967 mit der Hauptstadt Jerusalem. Eine Gleichsetzung oder Identifizierung von Juden und Zionisten erfolgte ebenfalls nicht mehr, abgelehnt werde die israelische Besatzung und nicht die jüdische Religion. Allgemein erweckte die neue Charta den Eindruck von Friedfertigkeit und Mäßigung. Doch wie angemessen war und ist eine solche Deutung angesichts der Handlungen der Organisation? Dominierten bei der zweiten Charta inhaltliche Gemeinsamkeiten oder strategische Motive? Antworten auf diese Fragen vermittelt die Lektüre des Textes, wobei die Einstellung gegenüber der Existenz Israels zentral ist. Darüber hinaus zeigt ein Blick auf die Gewalttaten der Hamas auch schon vor 2023, dass die Bekundungen der Hamas nicht ihren Taten entsprechen.
Liest man die Artikel der ganzen Charta, so können in bedeutenden Fragen sehr wohl Kontinuitäten ausgemacht werden. So heißt es: ,,Das zionistische Projekt ist ein rassistisches, aggressives und separatistisches Projekt ... Und der israelische Staat ist das Werkzeug dieses Projekts und sein Fundament" (Artikel 14). Die Aussage bezieht sich auf Israel, unabhängig von der Frage der Grenzen von 1967 oder den Siedlungsprojekten. Es geht um eine grundsätzliche Delegitimation des Staates. Entsprechend gilt die Gründung von ,,Israel" als illegal, was auch die bewusst gesetzten Anführungszeichen den Lesern veranschaulichen sollen (Vgl. Artikel 18). Und man kann lesen: ,,Hamas lehnt jede Alternative zu einer kompletten und vollständigen Befreiung von Palästina ab, vom Fluss zum Meer" (Artikel 20). Das ist eine deutliche Aussage, die sich gegen die Existenz des israelischen Staates richtet. Er soll zugunsten eines souveränen Palästinas nicht mehr existieren, was man sich schwerlich ohne einen Vernichtungskrieg vorstellen kann. Auch bei Demonstrationen in Europa ist ,,From the River to the Sea, Palestine will be free " (oder die Kurzform: ,,From the River to the Sea") eine häufig gerufene und gezeigte Parole.
Bezüglich des genauen Agierens äußert sich auch die neue Charta nicht. Es heißt aber: ,,Widerstand und Jihad für die Befreiung von Palästina bleibt ein legitimes Recht ..." (Artikel 23), was auch entsprechende Gewalttaten als konkrete Praxis mit einschließt. Alle Handlungsweisen entsprächen legitimen Rechten, auch der ,,bewaffnete Widerstand" (vgl. Artikel 25). Es ist hier jeweils von Befreiung die Rede, auch vom Widerstand. Beide Bezeichnungen sind positiv konnotierte Wörter. Sie stehen auch für Gewaltanwendung - ohne Grenzen. Die Charta nimmt keine Einschränkungen vor, alle Handlungen in diesem Sinne wären demnach möglich. Insofern bestehen hier zwischen der alten und neuen Charta keine grundlegenden Differenzen. Lediglich die Formulierungen weisen in ihrer Schärfe gewisse Unterschiede auf. Daher kann hinsichtlich der bedeutsamen Frage, wie die Hamas zum Existenzrecht des israelischen Staates steht, keine Mäßigung konstatiert werden. Allein die bekannte Forderung ,,vom Fluss bis zum Meer" bedingt in der inhaltlichen Konsequenz eine entsprechende gewaltgeprägte Vernichtungsabsicht.
Andere Bekundungen in der neuen Charta können diesen Eindruck schwerlich verwerfen, denn die angesprochenen Bestandteile des eigenen Politikverständnisses entsprechen nicht der Realität. So gibt es auch Ausführungen zum ,,palästinensischen politischen System", das auf der ,,Grundlage von Pluralismus, Demokratie, nationaler Partnerschaft, Akzeptanz des Anderen und der Bereitschaft zum Dialog" bestehen soll (Artikel 28). Angestrebt werde die Ausrichtung palästinensischer Institutionen nach ,,demokratischen Prinzipien", insbesondere nach ,,freien und fairen Wahlen" (Artikel 20). Es stellt sich hier aber die Frage, warum die Hamas seit Jahren keine Wahlen durchführt. Es stellt sich ebenfalls die Frage, warum in Gaza die Hamas-Herrschaft keinen Pluralismus zulässt. Man merkt der Ausrichtung in der neuen Charta an, dass es um politische Anerkennung und öffentliche Wirkung gehen soll. Die formale Mäßigung im Text hatte somit ein klares Ziel: Es ging nicht um eine ideologische Änderung, sondern um strategische Täuschung. Spätestens die Hamas-Massaker im Oktober 2023 veranschaulichten dies der ganzen Welt.
(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Während also die neuere Bewegung der Unterstützer den klaren antisemitischen Auftrag der Hamas im Deckmantel der legitimen Israelkritik in Kauf nimmt, weist der aktuelle Widerstand gegen die unrechtmäßige Landnahme Israels erstaunliche Parallelen zu den Zielen der Hamas auf. Dass man nun vieles in einen Topf schmeißt, ja sogar vergleicht und relativiert, ist nicht nur eine bewusste Leugnung der Tatsachen. Es ist der durchschaubare Versuch einer intellektuellen, vornehmlich islamisch-migrantisch und links geprägten Elite der zweiten und dritten Weltkriegsnachfolgenerationen und ihrer westlichen Fürsprecher, der sich aus Ihrem latenten Minderwertigkeitsgefühl und der ewig deutschen Sehnsucht nach Schlussstrich und Schuldfreispruch nährt, gepaart mit einer fast schon paranoiden Vorstellung von Einflüssen verdeckt operierender jüdischer Mächte auf Augenhöhe sein zu wollen, indem sie sich mit den angeblichen Opfern solidarisieren und somit den Freiheitskampf der Palästinenser zu einem Aufstand gegen eine jüdische Satansmacht stilisieren, die gestützt durch verbündete Eliten und ihrer eingeschüchterten Führungen das Zepter des Weltgeschehens in der Hand hält und ungestraft Unrecht begehen darf.
Von dort aus ist es nicht weit zum ideologischen Vernichtungswahn der Nationalsozialisten
,,Der Jude ist nur einig, wenn eine gemeinsame Beute ihn lockt oder eine Gefahr ihn dazu zwingt. Fallen aber beide Gründe weg, so treten die Eigenschaften eines krassesten Egoismus ans Tageslicht und aus dem einigen Volk wird im Handumdrehen eine sich blutig bekämpfende Rotte von Ratten"
(Quelle Adolf Hitlers Mein Kampf")
Das ist nicht nur die Hälfte der erschreckenden Wahrheit, sondern es schlicht und einfach eine bewusst gesetzte und boshafte Lüge, die neben ihrer zum Himmel schreienden Widersprüchlichkeit auch nicht nichts anderen zum Ziel hat als die Vernichtung des jüdischen Volkes und damit die gleichen Absichten verfolgt wie die Nazis seiner und heutiger Zeit. Aber nicht nur die Geschichte, auch die nähere und unmittelbare Gegenwart des Antisemitismus ist voller Widersprüche und paradoxer Querverbindungen.
Besonders zwei internationale terroristische Anschläge der 1970er-Jahre beeinflussten die Befreiung der ,,Landshut" in Mogadischu. Zum einen veränderte die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München 1972 den deutschen Umgang mit dem internationalen Terrorismus. Sowohl die Herkunft der palästinensischen Attentäter als auch ihre Flucht unterstrich die neue internationale Gefährdung der inneren Sicherheit der Bundesrepublik, die zugleich die globale Reputation des Staates herausforderte. Am 5. September 1972 drang die palästinensische Terrorgruppe ,,Schwarzer September" während der Olympischen Spiele in München in die Mannschaftsquartiere ein, ermordete zwei israelische Sportler und nahm neun Menschen als Geiseln, um 232 Palästinenser, einen japanischen Terroristen und die RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof freizupressen. Wie sich später zeigte, wurden sie zudem durch deutsche Neonazis unterstützt. Die dilettantisch durchgeführte Befreiungsaktion der deutschen Polizei mündete in den Tod aller Geiseln. Die überlebenden Täter kamen hingegen frei, da sie im Austausch gegen die daraufhin entführte Lufthansa-Maschine ,,Kiel" nach Libyen überstellt wurden, wo sie als Helden gefeiert untertauchen konnten.
Die Befreiung der ,,Landshut" knüpfte vor allem an die Flugzeug-Entführung nach Entebbe 1976 an. Diese wurde zum Symbol des internationalen Terrorismus. Hier hatten zwei westdeutsche Terroristen der Revolutionären Zellen, Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, mit Genossen der ,,Volksfront zur Befreiung Palästinas" ein Flugzeug der Air France gekapert. Sie zwangen die Maschine mit 248 Passagieren in Entebbe in Uganda zu landen, wo der dortige Diktator Idi Amin die Terroristen mit Umarmung empfing und Unterstützung versprach. Dass in der Folge der Geiselnahme eine Unterteilung der Geiseln in eine israelische und eine nicht-israelische (in anderen Quellen: jüdische und nichtjüdische) Gruppe vorgenommen wurde, um 53 Terroristen aus Gefängnissen in unterschiedlichen Staaten freizupressen (darunter sechs Deutsche der RAF), unterstrich sowohl die internationale als auch die antisemitische Dimension der Linksterroristen. Obgleich Ugandas Diktator Adi Amin Hitler verherrlichte und Juden hasste, kooperierte Israels Regierung mit Amin, um die Geiseln dort zu befreien.
Die Befreiungsaktion durch israelische Spezialkräfte erwies sich als wegweisend für die Stürmung der ,,Landshut". Bei der Befreiung wurden sämtliche Entführer getötet, während nur drei der hundert Geiseln zu Tode kamen. Die Bundesregierung war zwar in diese Rettungsaktion nicht eingeweiht und erhielt vielmehr zur Täuschung die Aufforderung, die geforderte Freilassung der Gefangenen vorzubereiten;aber der Kommandeur der GSG 9 reiste ebenfalls nach Entebbe und konnte so direkt Erfahrungen sammeln. Schon Jahre zuvor hatte er in Israel zur ,,Weiterbildung" mit der dortigen Spezialtruppe die Stürmung entführter Flugzeuge trainiert. Der Erfolg bestärkte Schmidts Kurs, in entsprechenden Situationen nicht zu verhandeln.
Unumstritten waren derartige Befreiungen nicht. Die DDR-Regierung verurteilte etwa die Befreiung als ,,Israelischen Überfall auf Uganda" und ,,verbrecherischen Anschlag Tel Avivs" und unterschlug ihren Bürgern die Aufteilung der Geiseln nach jüdischer Zugehörigkeit. Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kurt Waldheim, und die Organisation für Afrikanische Einheit sah darin einen Bruch des Völkerrechts sowie eine Gefährdung des internationalen Friedens und der Sicherheit. Dies unterstrich, wie sehr selbst die Geiselnahme von Juden durch die Brille des Kalten Kriegs bewertet wurde.
(Quelle Bundeszentrale für politische Bildung)
Abgesehen davon aber gibt es noch weitere Aspekte, die in dieser Diskussion auffällig wiederkehrend immer wieder Fragen aufwerfen, über die kaum gesprochen wird. Jedenfalls nicht mit der gleichen Vehemenz, mit der auf der Straße nach Gerechtigkeit und Rache geschrien wird. Was ist mit den Rechten der Frauen im Iran, mit dem man sich indirekt solidarisiert? Was ist mit den Kriegen, die geführt wurden gegen den Irak und Libyen, wo es ebenfalls um die Verteidigung westlicher Werte ging? Wo waren die Aufschreie derer, die jetzt von Kinderschlachtungen und Massakern an der Zivilbevölkerung sprechen, als die ISIS im Norden Iraks ein ganzes Volk der Jesiden systematisch ausgerottet und vernichtet hat? Und das auf bestialische Weise! Und nicht zur Verteidigung ihres Territoriums, sondern einzig und allein aus fanatischen Glaubensgründen und Menschenhass. Bilder von Enthauptungen und Verbrennungen, Steinigungen und mittelalterlichen Bestrafungen gingen durch die Welt, aber niemand hat sie offensichtlich abgespeichert als Abarten des Islam, die auch von Hamas und Hisbollah gestützt und propagiert werden. Im Gegenzug dazu gibt es kein Beispiel für jüdisch motivierte Glaubenskriege, so wie auch bis zum heutigen Tage keine Moschee auf der Welt polizeilich geschützt werden muss, während überall auf der Welt Synagogen unter Polizeischutz stehen, weil sie fanatischen Judenhassern angegriffen und bedroht werden. Diese Schande ist eine akzeptierte Realität, denn sie wird unterstützt durch einen fehlgeleiteten Toleranzgedanken gegenüber radikalen Ablegern religiöser Gruppierungen, der keine Differenzierung mehr ermöglicht. Die politische DNA des palästinensischen Widerstands ist indes nicht der Kampf um Demokratie und Freiheit, sondern es ist einzig der Anspruch auf Glaubenshoheit in einer Gesellschaft, in der der Koran über allem steht. Wissen das die Menschen nicht, die auf die Straße gehen und absurderweise sinnlose Parolen wie ,,From the River to the Sea!", ,,Free Palestine from German Guilt!" oder ,,Queers for Palastine" skandieren? Ist ihnen nicht bewusst, dass sie damit die Grundlagen ihrer Lebensrechte konterkarieren und die Totengräber ihres freiheitlichen Lebens hofieren, um sich selbst in der Rolle des Verfolgten zu bestätigen?
Es ist leicht, aus der gemütlichen Distanz des wohlhabenderen Westens so zu tun, als würde man sich für die Armen und Unterdrückten engagieren, wenn nicht danach gefragt wird, warum diese Menschen in der misslichen Lage sind, die sie zu Opfern werden lässt. Denn die Wahrheit ist: Es sind ihre eigenen Regierungen, die sie vor die Hunde gehen lassen. Es sind ihre eigenen Politiker, die seit Jahren Kompromisse ablehnen und aus der Entfernung Entscheidungen treffen, deren Folgen sie nicht tragen müssen. Die Anführer der Hamas leben nicht umsonst in Katar oder Dubai, statt sich ein Appartement in Gaza Stadt zu teilen. Es ist sicher nicht einzig und allein die reaktive Grausamkeit Israels, sondern vor allem auch die mangelnde Solidarität und Fürsorge der arabischen Glaubensbrüder und ideologischen Ziehväter, welche sie an den Rand des Ruins treibt. Denn während zum Beispiel Israel lange Jahre Hilfslieferungen nach Gaza durchgeführt hat, wurden von Ägypten und den arabischen Nachbarstädten keine Lieferungen nach Gaza zugelassen. Während Ägypten die Grenze nach Rafah schließt, öffnet Israel immer wieder Flüchtlingskorridore in alle Himmelsrichtungen, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, rechtzeitig vor den Bombenangriffen zu fliehen. Und so zynisch es auch klingen mag, Israel warnt die Bevölkerung wenigstens vor Bombenangriffen, während die Hamas unangekündigt Tausende von Raketen auf Israel abfeuert.
Es geht mir nicht um die Rechtfertigung dieser Angriffe, sondern vielmehr um die Trennung von Ursache und Wirkung. Und eines muss dabei klar sein und ist unanfechtbar: Der Angriff vom 7. Oktober 2023 war die Ursache und Beginn dieser Krise und hätte die Hamas nicht an einem Tag über 3000 Raketen auf Israel abgefeuert und am selben Tag Tausende von unschuldigen Menschen abgeschlachtet und massakriert, dann wäre auch dieser Konflikt nicht eskaliert und er wäre vor allem nicht in dieser Dimension und Wucht weiter getragen worden. Erst durch diesen feigen und hinterhältigen Angriff wurde die Situation zu dem, was sie ist. Und dass das immer wieder unter den Tisch gekehrt wird, und vor allem von denen, die jetzt so tun, als würden sie sich schon seit Jahren mit den Palästinensern solidarisieren, ist an Heuchelei nicht zu überbieten.
Dass dabei auch noch einem Antisemitismus Tür und Tor geöffnet wird, der ohnehin schon mindestens latent in der migrantisch-muslimischen Bevölkerung vorhanden ist, aber auch zu einem großen Teil in der linksintellektuellen Szene beheimatet zu sein scheint, ist ein erschreckendes Zeichen einer Entwicklung für diejenigen, die seit Jahren darum kämpfen, diesem Virus entgegenzutreten und gleichzeitig ein herber Rückschlag für alle, die darum kämpfen, die Erinnerung an die Shoah am Leben zu halten. Antisemitismus in seiner abscheulichsten Art ist in Deutschland nicht nur wieder ungestraft möglich, er wird sogar bejubelt und als Mut bewundert und wer es wagt, Israel in Schutz zu nehmen, der macht gemeinsame Sache mit Juden und ist fremdgesteuert von der internationalen Lobby der Dunkelzionisten.
Auch der offensichtlich altersgreise Dieter Hallervorden, der in einem aus der Feder des Altkommunisten Dieter Dehm stammenden und vor antisemitischen Kitsch triefenden Schmierenstück von Frieden deliriert und scheinbar Shakespeares Blaupause entmachteter Potentaten von Prospero bis Lear dilettantisch parodierend vor einer Leinwand pathetisch zu Bildern aus Gaza und dem Bundestag tänzelt und dabei ungeheuerlichen Schwachsinn zu peinlich judenfeindlichen Poesiekitsch reproduziert, scheint den Erfolg des Unsagbaren sichtlich zu genießen. Er hätte stattdessen vielleicht besser den Juden Shylock aus Shakespeares ,,Kaufmann von Venedig" geben sollen, dem der Doge als Entschädigung für seinen entgangenen Gewinn ein Stück Fleisch aus dem Körper des Kaufmanns Antonio anbietet. Dann wäre klar, dass diese nicht einmal subtile Art der Darstellung eine jahrhundertealte Tradition des Judenhasses bedient.
Während Hallervorden seine Zeilen vorträgt, sind im Hintergrund Videosequenzen der Hamas oder des arabischen Senders ,,Al-Dschasira" zu sehen, die das Leid der Palästinenser zeigen. Immer wieder dreht er sich in dem Video zur Leinwand um.
Im Video wirft Hallervorden allen deutschen Parteien vor, mit Israel unter einer Decke zu stecken, etwa wenn er sagt: ,,Sie geloben Apartheid die Treue, von Ampel bis AfD". Weiter kritisiert er Waffenlieferungen an Israel.
Hallervorden hat das mit Musik untermalte Gedicht gemeinsam mit dem Linken-Politiker Diether Dehm, geschrieben. Dieser verbreitete auf seinen Kanälen ebenfalls das Video.
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, sagte zum Gedicht: ,,Wer ein Beispiel für Schuldabwehr-Antisemitismus im Zusammenhang mit Täter-Opfer-Umkehr im Nahost-Konflikt sucht, Hallervordens Machwerk ist ein Bilderbuchbeispiel."
(Quelle Israelnetz)
Es ist mittlerweile kein Problem mehr, Dinge zu sagen, die man noch vor wenigen Jahren als Volksverhetzung erkannt hätte.
"In Germany, there are 18 variants of antisemitism! They are mutating faster than the coronavirus. (Gelächter) Not really, its amazing, because you can't say anything about Israel without triggering some form of antisemitism; it's like talking to women about their bodies; you just can't make it right. (Gelächter) Its just not possible; I do take it seriously; just dont get me wrong. Antisemitism is a really serious thing. Just because there is a racist, fascist government in Israel, it does not mean (unterbrochen durch heftigen Jubel) that you are allowed to hate Jews. You're not allowed to hate Jews. Thats not what we do; thats not who we are, ok? Especially in Germany, because here are Jews who oppose the government of Israel. There here. And you know what they called it in Germany? Antisemites. (Gelächter) Thats German Humor! (Applaus)" erklärt zum Beispiel der deutsch-türkische Comedian Kaya Yanar einem erstaunt kichernden Publikum, um zu begründen, weshalb er Deutschland mittlerweile meidet und in die Schweiz gezogen ist. Der unsichtbare Jude also verbietet ihm Witze zu machen, die er gerne machen würde. Über Juden? Und welche Witze hat er denn machen wollen und nicht dürfen? Vielleicht war es aber auch nur die Art von banalisierendem ,,Deutsch-Türk" Klischeehumor und der damit einhergehenden zunehmenden Erfolglosigkeit, die ihn hat resignieren lassen. Aber das wäre zu selbstkritisch. Und selbst Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die er als Beispiel bemüht für deutsche Unterwürfigkeit, unterstellt er unter dem Druck der ,,Judenlobby" eingeknickt zu sein, als sie auf der diesjährigen Berlinale zunächst einem israelkritischen Beitrag zugejubelt habe, um später und nur auf Druck der Öffentlichkeit und der Presse eingeschüchtert zu bereuen. Soll heißen: Es ist sacklos, nicht gegen Israel zu sein. Eine rationale Erkenntnis scheint demzufolge in Sachen Antisemitismus ausgeschlossen. Das ist leider eins zu eins die Argumentation von Judenhassern weltweit.
Kaya Yanar, der mittlerweile auch ähnlich wie Hallervorden von der rechten Community als Volksheld für seinen Mut abgefeiert wird und nach Jahren der Erfolglosigkeit ein geeignetes Spielfeld für seine Mittelmäßigkeit und bisher stets unpolitische Haltung gefunden zu haben scheint, ist von sich selbst als Freiheitskämpfer so berauscht, dass er sich sogar in fragwürdige Aussagen versteigert, die seinen Anspruch mehr als dünnschichtig erscheinen lässt. Weinend bricht er im Ledersessel des teuren Edelhotels in Hamburg zusammen, als er im Interview mit Tahir Chaudhry, begleitet von einer kitschigen Klaviermusik im Hintergrund über das Leid der Kinder in Gaza spricht, deren abgehackte Gliedmaßen und traurige Augen ihn im Schlaf verfolgen. Wo waren diese Tränen am 07. Oktober? Das wirkt wenig glaubwürdig und schon gar nicht fundiert. Es klingt eher wie eine Reproduktion der Schreckensbilder aus den Ostara Pamphleten des Georg Lanz von Liebenfels aus dem Anfang des vorvergangenen Jahrhunderts, in denen stets das Bild des kannibalischen Judenteufels bemüht wurde, um dem Judenhass eine Heimat zu geben.
Noch vor einigen Jahren habe ich zusammen mit Yanar eine französische Komödie über Selbstmordattentäter synchronisiert, die inhaltlich und politisch auf einer ganz anderen Seite stand. Damals war nichts von seiner Empathie für irgendwen zu erkennen. Zumal das neue Image des erweckten Propalästina Aktivisten geschrieben und gesponsert wird durch die Texte und durch und durch antisemitischen Anschauungen der Künstlergruppe ,,Grenzgänger", deren Kopf Tahir Chaudhry zuvor als Autor für diverse Zeitungen und Magazine arbeitete, um nun auf YouTube in süßem Flüsterton lapidare Psychointerviews salbungsvoll als sensible Aufklärung gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz zu verkaufen.
Wirft man aber einen Blick auf die Posts, die auf seinem Instagram Kanal veröffentlicht werden, so kommt ein ganz anderer Tonfall zum Vorschein. Chaudhry verstrickt sich stets geheimnisvoll und vielwissend gebend in antisemitische Verschwörungstheorien und überschreitet dabei immer wieder auch die Grenzen zur verdeckten Holocaustrelativierung.
Chaudhrys Kollege und zweiter Teil der Grenzgänger Tariq Hübsch ist übrigens verheiratet mit der Ahmadiyya Aktivistin Maryam Hübsch, die wiederum die Tochter des deutschen Aussteigers Hadayatullah Hübsch alias Paul Gerhard Hübsch ist. Maryam Hübsch gilt als das ,,öffentliche Gesicht der muslimischen Frauen in Deutschland" (ARD Morgenmagazin) und sie ist regelmäßig zu Gast in Talkshows, wenn es um den Islam geht. Sie sitzt zudem im Aufsichtsrat des hessischen Rundfunkrats.
Ahmadiyya Muslim Jamaat (vollständige arabische Bezeichnung , DMG al-Gamaa al-Islamiyya al-Ahmadiyya ,die Islamische Ahmadiyya-Gemeinschaft'), kurz AMJ, ist eine aus der Ahmadiyya-Bewegung hervorgegangene Religionsgemeinschaft, die in Indien ihren Ursprung hat und sich auf den Islam und Mirza Ghulam Ahmad beruft. Sie wird von einem Kalif genannten spirituellen Oberhaupt geführt. In Deutschland hat sie (als Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland KdöR) nach eigenen Angaben etwa 40.000 Mitglieder und betreibt 50 Moscheen.
(Quelle Wikipedia)
Die Ahmadiyya sieht im Kalifat, d.h. in der Herrschaft eines weisen und gerechten Kalifen, der Gottes Gebote (die Scharia) konsequent umsetzt, das erstrebenswerte Ideal eines islamischen Staates. Ihre Vision ist die Durchsetzung der Herrschaft des Islam - weltweit - unter Führung eines ihrer künftigen Kalifen.
Die Ahmadiyya vertritt im Blick auf Menschenrechte und Demokratie Positionen, die, gemessen an kritischen innermuslimischen Diskursen zu diesen Fragen, ultraorthodox, ja fundamentalistisch sind. [...] Die Ahmadiyya unterstreicht zwar die Gleichwertigkeit der Geschlechter vor Gott, begründet aber gleichzeitig aus Koran und Sunna eine rigide Moral des Gehorsams der Frau gegenüber dem Mann und der Geschlechtertrennung. [...] Die Frau schuldet dem Mann jederzeit Gehorsam, auch in sexueller Hinsicht. Kommt sie ihren Pflichten nicht nach, besteht grundsätzlich ein Züchtigungsrecht des Mannes nach Sure 4,34 [...].
Die Ahmadiyya achtet auf strenge Geschlechtertrennung und positioniert sich entschieden gegen die westliche Gesellschaft, die als sexbesessen und verderbt dargestellt wird [...]. Sie unterstützt Abmeldungen von Mädchen vom Schwimm-, Sport- und Sexualkundeunterricht. Die Ahmadiyya achtet auf strikte Endogamie: Ahmadis dürfen nur Frauen aus der eigenen Gemeinde heiraten. Die Heirat mit einem Nicht-Ahmadi zieht den Ausschluss aus der Gemeinde nach sich. Ehen werden arrangiert, Mädchen von klein auf in der muslimischen Gehorsamskultur erzogen. Das Kopftuch gilt als selbstverständliche Bekleidungspflicht [...].
Der ,,Djihad" [...] wird von der Ahmadiyya in Anlehnung an spiritualistische (sufistische) Traditionen in erster Linie als ,,Anstrengung", ,,Bemühen auf dem Wege" Gottes gedeutet. So unterscheidet man zwischen dem ,,kleinen Djihad" als das Recht auf Selbstverteidigung und dem ,,Großen Djihad" als moralisch-geistige Anstrengung, die eigenen Unvollkommenheiten und Leidenschaften zu bekämpfen. Dabei wird der Eindruck zu erwecken versucht, ,,Djihad" sei erstens überwiegend spirituell zu begreifen und zweitens, wenn schon mit ,,Kampf" assoziiert, ausschließlich defensiv, als Verteidigung des Islam zu verstehen [...].
Fazit: Die Ahmadiyya ist religiös fundamentalistisch. Elemente ihrer Lehre, ihre Positionen zu Menschenrechten (insbesondere Frauenrechten), säkularem Staat, pluralistischer Demokratie, Trennung von Staat und Kirche, Religionsfreiheit sowie ihre autoritäre Binnenorganisation sind geeignet, Zweifel an ihrer ,,Rechtstreue" zu wecken.
(aus: J. Kandel, Die Ahmadiyya Muslim Jama'at, in: EZW-Materialdienst 69, 2006, 292-302).
Hinter dieser ominösen Klicke von islamischen Sektierern, zu denen einst auch der Blogger Feroz Khan gehörte, der mittlerweile in einer wahnhaften Mission seiner fast obsessiven Affinität zur AfD ähnliche Triebkompensation gefunden zu haben scheint, steht also ein autoritärer Machtanspruch und ein patriarchalisches Weltbild, welches nicht selten auch antisemitische Züge trägt.
Schauen wir in das Buch »Die Neue Weltordnung des Islam« (Auflage in deutscher Sprache 2018), das man vollständig auf der Website vollständig nachlesen konnte (konnte? Am 19. September sind die Inhalte von der Seite gelöscht worden, mehr dazu unten): ahmadiyya.de, die englische Ausgabe kann auf der englischsprachigen Seite eingesehen werden: alislam.org
Das Buch war vollständig auf der Website nachzulesen (und wurde auch verlegt) und man konnte sich vergewissern, dass die Zitate nicht aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Zugleich kann man sehen, dass es sich nicht um eine sorgfältige Auslegung eines jüdischen Textes handelte. Es gibt keinen Zusammenhang, der es plausibel erscheinen lässt, dass die zitierten Textstellen wertfrei seien. Das Buch wurde, wie oben erwähnt, erst jüngst übersetzt, stammt aber vom zweiten spirituellen Anführer der Gruppe, genannt Khalif. Das dürfte es schwierig machen, die Inhalte innerhalb der Gruppe offen zu diskutieren. Spiegeln sie ganz eindeutig den Zeitgeist des Jahres 1942 wieder (in dem das Werk entstand), so hätte ein zeitgenössischer Übersetzer über die Abschnitte doch zumindest stolpern müssen.
Das System, welches die Juden unterstützen, ist ein rein rassisches. Es besitzt keinerlei universelles Element. Zum Beispiel wird im Judentum gelehrt, dass allein die Nachkommen Israels (Jakob, Anm. d.Ü.) Gottes auserwähltes Volk seien und der Rest der Menschheit dazu erschaffen, um diesem zu dienen. Wenn Anhänger dieser Religion in der Welt eine Vormachtstellung erlangen, dann ist vielmehr ein Anstieg als ein Rückgang der Tyrannei sicher.
Die Neue Weltordnung des Islam, Seite 85
Der Grund dafür ist, dass das Judentum ein rassenspezifischer Glaube ist, der im Fall von Nicht-Juden Dinge erlaubt, die in Bezug auf Juden nicht gebilligt werden. Herrscht dieser Glaube auf der Welt vor, ist es offensichtlich, dass er Nicht-Juden mit Abgaben belasten und den Gewinn daraus unter den Juden verteilen wird.
Die Neue Weltordnung des Islam, Seite 86
Der Rest der Menschheit kann auf ewig in Sklaverei gehalten werden, das Judentum hat damit kein Problem. Das Judentum verlangt weiter eine äußerst harte Herangehensweise, was gegnerische Nationen anbelangt. (Zitat 5. B.M. 20:10-15 folgt)
Die Neue Weltordnung des Islam, Seite 86
Dies ist das soziale und wirtschaftliche System des Judentums. Würde das Judentum die Vormachtstellung haben, hätte jeder männliche Nichtjude durch das Schwert umzukommen und ihre Frauen und Kinder würden versklavt. Nicht nur christliche Männer, Frauen und Kinder, die das Land Kanaans heute bewohnen, sondern auch Pferde, Hunde, Katzen, Schlangen und Eidechsen im Land hätte man auszurotten, denn das Gebot lautet, alles zu töten, das atmet. Unter diesem System mögen die Juden vielleicht einen Aufwind erleben, aber andere Nationen würden völlig vernichtet.
Die Neue Weltordnung des Islam, Seite 87
(Quelle Sprachkasse.de)
Ebenso wie die genannten Beispiele gibt es aber auch anderswo fragwürdige Querfronten in der gemeinsamem Darstellung des Feindbildes von der unheimlichen Macht der Juden, die angeblich gedeckt wird durch eine islamophobe, westliche Gemeinschaft, die unter der Fuchtel des Judentums steht. Auch prominente Ex-Komikerinnen, InfluencerInnen und selbst ernannte Menschen-wahlweise auch Frauen und SonstwasrechtlerInnen, deren Glaubwürdigkeit so echt ist wie die operierte Nase in ihrem Gesicht, verkaufen sich gerne als Stellvertreter einer mündigen Minderheit. Es ist eine Mischung aus Selbstbesoffenheit, verzweifelter Anerkennungssucht und Dummheit, die einem regelmäßig die Säure in den Hals treibt. Gepaart mit einer nicht unerheblichen Reichweite unter ihresgleichen ergibt dieses ein ideales Beet für Verschwörungstheorien und pseudolibertäres Geschwafel, welches meist in die Erkenntnis mündet, dass wir in Deutschland entweder fremdgesteuert sind von unsichtbaren Mächten, also Juden, Rothschild, Banken, Finanzkapital blablabla oder von rechten Nazisyndikaten bedroht werden. Vor allem dient dabei das Bild des nimmersatten und blutrünstigen Juden als Ausrede für die eigenen verqueren Ansichten. Damit unterscheidet sie sich keinen Deut von dem, was seit Jahrhunderten als Grundlage für die Auslöschung des jüdischen Volkes dient.
Dass diese Fürsprecher der Solidarität und Freiheit aber nicht im geringsten mit dem zu tun haben, womit sie sich derzeit vehement identifizieren, merkt man spätestens daran, dass die Dauer ihrer dahergesprochenen Leit-und Glaubenssätze nur so lange gelten, wie sie dafür ausreichende Aufmerksamkeit bekommen. Denn schon der nächste Konflikt kann sie auf eine andere Bahn lenken und dann sind alle, die sich von ihrem Zuspruch Hilfe versprochen haben, wieder dort, wo sie vorher waren, nämlich an den Rändern der Gesellschaft, inmitten einer illustren Schar von Minderwertigkeitskomplex beladenen Lautsprechern, die oft nicht wissen, wofür sie sind, aber immer behaupten, für etwas zu stehen, bei dem man nicht weiß, wohin es führt.
Es bleibt also alles in allem ein mehr übler Nachgeschmack, wenn wir in diesen Tagen wieder schmerzhaft daran erinnert werden, das Judenhass inmitten unserer scheinbar so aufgeklärten Gesellschaft in erschreckendem Maße reaktiviert und auch neu entfacht zu sein scheint. Der Konflikt um Gaza ist dabei längst nur profaner Anlass und er hat in seiner Ausrichtung und Wirkung viel weniger mit dem zu tun als das, was die Kritiker Israels mit ihrer Propaganda tatsächlich erreichen wollen. Ihnen geht es weder um Menschenrechte, noch kämpfen sie für Gerechtigkeit. Sie suchen nur einen Anlass für ihre ohnehin schon vorhandenen Ressentiments, die sie an ihren stereotypen Feindbildern ausleben können. Dafür ist ihnen jedes Mittel der Demagogie recht und jede undifferenzierte Auseinandersetzung willkommen. Dabei ist noch nicht einmal geklärt, warum eigentlich Juden und Israel gleichgesetzt werden. Denn eigentlich sind Juden auch Deutsche, Türken, Palästinenser, Israelis, Iraner oder Afghanen. Sie sind alle ,,Menschen", wie die KZ-Überlebende Margot Friedländer es wunderbar einfach auf den Punkt bringt, wenn sie uns zur alle zur Vernunft mahnt.
23.05.24
©Serdar Somuncu
Aktuelles Programm ,,Seelenheil" jetzt downloadbar in Shop
*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
Um kurz nach 6.30 Uhr Ortszeit riss das Heulen der Sirenen die Menschen im Süden und im Zentrum Israels aus dem Schlaf. Der Blick auf das Telefon aber irritierte. Die meisten Israelis haben eine der Raketenwarn-Apps installiert, auch melden die israelischen Medien Angriffe immer sofort als Eilmeldung. An diesem Morgen aber schwiegen die Telefone, keine Warn- und keine Eilmeldung. Später wurde klar, dass die Hamas systematisch die Warnsysteme zerstört hatte. Das wusste zu diesem Zeitpunkt noch kaum jemand. Wer keinen eigenen Schutzraum in der Wohnung hatte, flüchtete sich in den Hausflur oder Keller, traf dort Nachbarn, die scherzten: ,,Vielleicht ist ein Soldat eingenickt und mit dem Kopf auf den Alarmknopf gefallen!"
Beim zweiten Alarm, etwa 20 Minuten später, war das Lachen vergangen. Über soziale Medien verbreiteten sich erste Videos, die das Grauen jenes Tages ankündigten. Ungefähr 3.000 palästinensische Terroristen, überwiegend der Terrororganisation Hamas, drangen aus dem Gazastreifen nach Israel ein. Sie hatten an fast 30 Stellen den sechs Meter hohen Grenzzaun gesprengt. Noch war die Nachrichtenlage völlig unklar, aber eindeutig war: Mit dem Eindringen der Terroristen war Israels Albtraum wahr geworden.
Israel, gegründet als Sicherheitsversprechen jüdischen Lebens, konnte an diesem Tag seinem Auftrag nicht nachkommen. Propagandavideos der Terroristen, Aufnahmen und Aussagen der Überlebenden dokumentieren die Gräuel dieses Tages. Die Terroristen überfielen die israelischen Militärbasen (die unter anderem dafür zuständig sind, die Zivilbevölkerung zu alarmieren, und es aufgrund der Überfälle nicht konnten), sie überfielen die Kibbuzim direkt an der Grenze zu Gaza, sie verübten ein Massaker auf dem Musikfestival ,,Nova", das auf einem freien Feld zwischen zwei Kibbuzim stattfand.
Die Terroristen töteten, wen sie treffen konnten, vergewaltigten Frauen, schändeten Leichen oder im Sterben liegende Menschen und verübten laut Zeugenaussagen noch weitere Gräueltaten. Menschen wurden in Autos verbrannt, konnten später nur anhand von Knochenresten identifiziert werden. Ähnliche Szenen spielten sich in den Kibbuzim ab: Kinder mussten mit ansehen, wie ihre Eltern hingerichtet wurden. Eltern, wie ihre Kinder geschändet wurden.
Mehr als 1.200 Menschen wurden am 7. Oktober getötet
Die Terroristen hielten mehrere Orte und umliegende Straßen über Stunden unter Kontrolle. Auch deshalb dauerte es bis zum Abend, bis die Dimension des Angriffs deutlich wurde, inklusive der massenhaften Geiselnahmen. Bei dem über Monate geplanten Angriff verschleppten die Terroristen mehr als 240 Menschen nach Gaza. Mindestens 1.200 Menschen wurden an dem Tag getötet. Das sind mehr als während der gesamten zweiten Intifada, der mehrjährigen Phase palästinensischer Terroranschläge Anfang der 2000er-Jahre. Die Hamas-Gräuel vom 7. Oktober stellen den schwersten Angriff auf jüdisches Leben seit dem Holocaust dar.
Auf den Angriff der Hamas folgte der schwerste Krieg in Gaza seit Bestehen des israelisch-palästinensischen Konflikts. Die Ziele: Die Hamas sollte zerstört und die Geiseln befreit werden. Für die Hamas sind die Geiseln eine Art Lebensversicherung und Verhandlungsmasse. Mitte November einigten sich Israel und die Terrorgruppe erstmals auf ein Abkommen - etwas mehr als 100 israelische Geiseln wurden freigelassen, ausschließlich Frauen und Kinder. Israel entließ dafür 240 palästinensische Insassen aus israelischen Gefängnissen, ebenfalls nur Frauen und Kinder - oder in diesem Fall Jugendliche. Gemessen an der Einwohnerzahl Israels gilt der Hamas-Angriff als einer der weltweit tödlichsten Terrorangriffe der modernen Geschichte."
(Quelle: Fluter Oktober 2023)
Wie soll dieser Frieden aussehen. Indem die Hamas zusammen mit der Hisbollah unverhohlen weiter die Vernichtung Israels fordern kann? Indem sie im Abstand von wenigen Wochen Raketen auf zivile Ziele in Israel abfeuern oder zwischendurch mal ein Massaker verüben darf, welches für viele, die jetzt zynisch von Genozid sprechen, nur eine Fußnote in diesem Konflikt zu sein scheint. Frieden bedeutet vor allem, sich gegen die Sturheit der Hamas zu stellen und so schnell wie möglich den Krieg zu beenden. Und das bedeutet unter anderem, die israelischen Geiseln sofort und ohne weitere Bedingungen oder Verzögerungen freizulassen. Aber das fordern die propalästinensischen Demonstranten seltsamerweise auch nicht. Sie geben stattdessen weiter Israel die alleinige Schuld und bringen Beispiele von zerschossenen Kinderkörpern und vergewaltigten Frauen, den Trümmern der Krankenhäuser und den verzweifelten Hilferufen der Palästinenser für ihre Ablehnung gegen Israels Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten an und richten scheinheilig Appelle an Menschlichkeit und Frieden. Solange wie die Rollen in diesen Konflikt vergeben sind, wird Gleiches mit Ungleichem vergolten, und es wird dadurch relativiert und stilisiert zu einem Kampf gegen eine unsichtbare böse Macht, die sich in der Essenz Jude nennt. Die Zerrbilder und Narrative, die man dabei bemüht, sind uralt und sie sind nicht zufällig gewählt, sondern sie werden von Wortführern und Meinungsmachern bewusst eingesetzt, reproduziert und verbreitet. So spricht man mittlerweile sowohl in Social Media als auch in der Presse und der Öffentlichkeit von Genozid und Apartheid, obwohl diese Begriffe in keiner Weise anzuwenden wären, wenn man ihnen auf den Grund ginge.
,,Die Begriffe ,,Genozid" oder ,,Völkermord" werden oft irrtümlich als Synonyme für ,,Massenmord" verwendet oder mit besonders schweren Kriegsverbrechen gleichgesetzt. Die präzise juristische Definition grenzt sich indes deutlich ab.
Strafrechtsprofessorin Stefanie Bock erklärt: "Rechtlich betrachtet ist Völkermord die Tötung eines Mitglieds einer geschützten Gruppe in der Absicht, die Gruppe als solche auszurotten.
Der Begriff ,,Genozid" wurde im Jahr 1944 von dem polnisch-jüdischen Juristen Raphael Lemkin geprägt. Für die Vereinten Nationen erarbeitete Lemkin die ,,Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes" oder auch UN-Genozid-Konvention. Sie ist eine der ältesten UN-Menschenrechtsabkommen.
Aus dem altgriechischen ,,génos" (der Stamm, Herkunft oder das Volk) und dem lateinischen ,,caedere" (töten, morden, metzeln) setzte Lemkin das Wort ,,Genozid" zusammen. Damit prägte er nicht nur einen völlig neuen juristischen Begriff, sondern löste eine Revolution des internationalen Strafrechts aus. Dass die Konvention im Dezember 1948 als Resolution beschlossen wurde, ist kein Zufall. Sie folgte als Reaktion auf die Gräueltaten der Nationalsozialisten, deren Zeuge Lemkin war. Verbrechen der Art der Shoah sollten in Zukunft strafbar und international verfolgbar werden."
(Quelle: Deutschlandfunk)
,,Apartheid" nannte man das politische System der Rassentrennung in Südafrika in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Menschen des Landes wurden dabei in acht verschiedene Gruppen oder "Rassen" je nach ihrer Hautfarbe eingeteilt. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Menschen Schwarze waren, hatten nur die Weißen das politische Sagen. Ihnen gehörten auch die großen Wirtschaftsbetriebe, die Banken und die besten Böden für den Ackerbau. Schwarze Südafrikaner, die sich das nicht gefallen lassen wollten, wurden von der Polizei verfolgt und eingesperrt. Doch sie gaben nicht auf und forderten immer wieder die Gleichberechtigung in ihrem Land.
(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Als Genozid bezeichnet man also eine systematische Vernichtung einer Glaubens oder Volksgruppe aufgrund einer ideologischen Agenda. Apartheid ist die Trennung von ,,Rassen" aufgrund von gesellschaftlichem Stand oder ethnischer Herkunft. Beides ist in Gaza nicht der Fall. Was dort passiert, ist die zwar grausame, aber doch erwartbare Reaktion der israelischen Regierung auf jahrelangen geduldeten Terror durch die Hamas und die Hisbollah sowie der Unterstützung durch das Terrorregime in Teheran und anderer arabischer Staaten. Wer diesen seit Jahrhunderten bestehenden Konflikt auf einen Freiheitskampf einer durch die Israelis unterdrückten Minderheit reduziert, der betreibt bewusst Geschichtsklitterung, die nicht ansatzweise mit dem zu tun hat, was die wahren Hintergründe dieses Konfliktes sind. Dafür müsste man theoretisch bis zu den Ursprüngen im Römischen Reich und der Zuspitzung durch den Zusammenbruch des Osmanischen Reichs zurückgehen und sicher auch des Imperialismus durch die Kolonialmächte thematisieren, die mit ihrer Unterstützung mal für die eine Seite, dann wieder für die andere Seite diesen Konflikt wissentlich geschürt haben. Übrig bleibt und fest steht nur, dass die Menschen in Israel seit Gründung ihres Staates in einer ständigen Angst vor Selbstmordattentaten und Raketenangriffen leben und das ohne dass man einen Unterschied macht. Denn in Israel leben nicht nur Juden, sondern auch Palästinenser. Dazu kommt, dass diese Menschen ohnehin traumatisiert sind und als Überlebende eines Holocaust wissen, was es bedeutet, aufgrund einer fanatischen Ideologie verfolgt und vernichtet zu werden.
,,Die Feindschaft gegenüber den Juden und der Zerstörungswille gegenüber Israel prägen zahlreiche islamistische Diskurse. Hierbei handelt es sich keineswegs um ein neues Phänomen. Neu hingegen ist die kritische Aufmerksamkeit in der westlichen Öffentlichkeit für solche Positionen.
"Hamas" steht in der arabischen Sprache für "Eifer" oder "Engagement". Gleichzeitig handelt es sich um eine Abkürzung für "Harakat al-muqawama al-islamiya" ("Bewegung des islamischen Widerstandes"). Das Emblem der Organisation zeigt u.a. eine Karte vom heutigen Israel mit dem Gaza-Streifen und Westjordanland, was vollständig für das zukünftige Palästina beansprucht wird. Damit artikuliert sich bereits eine politische Grundposition der Organisation, die als palästinensischer Zweig der "Muslimbruderschaft" erstmals 1987 unter ihrer heutigen Bezeichnung öffentlich auftrat. Zunächst beschränkte man sich auf soziale Arbeit und religiöse Propaganda. Erst nach der ersten Intifada ging die "Hamas" zur Gewaltanwendung über, was sich auch in zahlreichen Selbstmord-Anschlägen zeigte. Bei den Wahlen 2006 erhielt man als Partei die absolute Mehrheit der Mandate im palästinensischen Legislativrat.
Die "Hamas" postuliert, "dass das Land Palästinas ein islamisches Waqf-Land für die Generation der Muslime bis zum Tag der Auferstehung ist". Dies meint, dass es sich bei Palästina um eine Art fromme Stiftung, um ein islamisches Land handelt. In dieser Perspektive steht die Region vollständig im Besitz der Muslime und zwar als Ergebnis einer göttlichen Vorgabe. Dies bedeutet für die "Hamas" denn auch: "Weder darf es oder ein Teil von ihm aufgegeben werden noch darauf oder auf einem Teil von ihm verzichtet werden ..." (1.Charta 1988 S. 212, Artikel 11). Dazu seien weder Organisationen, Regierende noch Staaten berechtigt. Jede Abweichung von diesem Grundprinzip deutet man als Verstoß gegen Gottes Willen. Dies meint letztendlich auch, dass ein Existenzrecht Israels niemals anerkannt werden kann, da es in dieser Sicht gegen die diesbezügliche Deutung des Islam spreche. Als tagespolitische Konsequenz ergibt sich aus dieser Auffassung die Ablehnung jeglicher Friedenslösungen und -verhandlungen.
Das beschriebene Bild von Israel und Palästina bedingt aber nicht nur eine Ablehnung von Friedensgesprächen, sondern auch die Grundposition zur Zerschlagung des Staates Israel. Dies deutet sich in der Charta bereits bei der Skizzierung des exklusiven Selbstverständnisses an: "Die Islamische Widerstandsbewegung ist eine einzigartige palästinensische Bewegung, die Gott ihre Treue gibt, den Islam zur Lebensweise nimmt und dafür wirkt, Gottes Banner auf jedem Fußbreit Palästinas zu hissen ..." (S. 210, Artikel 6). Im Kontext dieser Auffassungen findet man im Text auch immer wieder die Forderung nach einem "Dschihad", wobei hiermit der Aufruf zum gewalttätigen Kampf gemeint ist. So heißt es etwa: "Der Patriotismus ist aus Sicht der Islamischen Widerstandsbewegung ein Teil des religiösen Glaubens, und es gibt im Hinblick auf den Patriotismus nichts Weit- und Tiefgehenderes, als wenn, nachdem der Feind seinen Fuß auf das Land der Muslime gesetzt hat, der Dschihad gegen ihn zu führen" (S. 213, Artikel 12) ist.
Die vorgenannten Auffassungen und zitierten Passagen sind keineswegs lediglich antizionistisch gegen Israel. Sie sind auch antisemitisch gegen die Juden gerichtet. Als ein erstes Indiz dafür kann schon die Wortwahl gelten, benennt der Text die feindlichen Akteure doch gerade nicht als "Israelis" und nur selten als "Zionisten". Vorherrschend ist die Formulierung "Jude" für den jeweiligen Feind. Darüber hinaus heißt es an einer Stelle: "Israel ist mit seinem jüdischen Charakter und seinen Juden eine Herausforderung für den Islam und die Muslime" (S. 222, Artikel 28). Auch direkte Aufforderungen zur Gewaltanwendung im Text lassen deren antisemitischen Charakter erkennen: "Der Gesandte Gottes ... sagt: ´Die Stunde (der Auferstehung) wird nicht kommen, bis die Muslime gegen die Juden kämpfen. Die Muslime werden sie töten, bis sich der Jude hinter Stein und Baum verbirgt, und Stein und Baum dann sagen: Muslim, Oh Diener Gottes! Da ist ein Jude hinter mir. Komm und töte ihn´, außer der Gharqad-Baum, denn er ist ein Baum der Juden" (S. 211, Artikel 7).
Bestärkt wird die Auffassung, wonach es sich bei der Charta der "Hamas" um einen antisemitischen Text handelt, noch durch die darin enthaltenen Verschwörungsvorstellungen. Dabei macht die Hamas das behauptete konspirative Wirken von Juden für viele negative Entwicklungen verantwortlich: "Sie streben danach, gewalttätige und mächtige materielle Reichtümer anzuhäufen und sich ihrer zur Verwirklichung ihres Traums zu bedienen. So erlangen sie durch das Vermögen die Kontrolle über die internationalen Medien ... Durch das Vermögen lösten sie Revolutionen in verschiedenen Teilen der Welt aus, um ihre Interessen zu verwirklichen und Gewinne zu erzielen. Sie standen hinter der französischen Revolution, den kommunistischen Revolutionen und den meisten Revolutionen hier und da, von den wir gehört haben und hören" (S. 218, Artikel 22). Die zitierten Behauptungen entstammen dem Agitationsarsenal des europäischen Antisemitismus, hatte man doch bereits vor den Nationalsozialisten von einer "jüdisch-freimaurerischen Verschwörung" gesprochen.
Die Auffassungen in der Charta erinnern an die "Protokolle der Weisen von Zion", eine antisemitische Fälschung, welche die Existenz einer weltweiten jüdischen Konspiration behauptet. Die Hamas beruft sich auf diese Schrift sogar in aller Deutlichkeit: "Das zionistische Vorhaben ist grenzenlos, und nach Palästina streben sie nach der Expansion vom Nil bis zum Euphrat. Wenn sie das Gebiet völlig verschlungen haben, zu dem sie vorgedrungen sind, trachten sie nach einer weiteren Expansion und so fort. Ihr Vorhaben steht in den 'Protokollen der Weisen von Zion', und ihr gegenwärtiges Handeln ist der beste Beleg für das, was wir sagen" (S. 224, Artikel 33). Die Hamas unterstellt demnach nicht nur das jahrhundertelange Bestehen einer jüdischen Verschwörung, sie beruft sich hierbei auch offen auf die wohl bedeutendste antisemitische Hetzschrift des 20. Jahrhunderts. Obwohl bereits seit Beginn der 1920er Jahre bekannt war, dass es sich um eine Fälschung handelte, fanden die "Protokolle" auch nach 1945 vor allem in der arabischen Welt weiter Verbreitung.
Die erste Charta bzw. die Gründungscharta der Hamas von 1988 löste aufgrund der erwähnten Inhalte nachvollziehbare Kritik aus, trat man darin doch offen für Israels gewalttätige Vernichtung ein. Einige israelische Botschaften stellten den Charta-Text sogar auf ihre Homepage, um die antisemitische Ausrichtung der Hamas zu dokumentieren. Der dadurch erfolgte Ansehensverlust in Kombination mit internen Konflikten führte dann 2017 zu einer Neufassung (vgl. Hamas in 2017: The document in full, in: www.middleeasteye.net). Diese zweite Charta fand auch breitere mediale Resonanz im Westen. Dabei blieb aber deren Bedeutung gegenüber der ersten Charta unklar. Ob es sich um eine Ergänzung oder Ersetzung handeln sollte, bekundete die Führung der Hamas nicht. Auch erfolgte gegenüber den Ausführungen in der ersten Charta keine direkte Distanzierung, eine kritische Erörterung von deren Inhalten ließ sich ebenso wenig konstatieren. Auffällig an der zweiten Charta war formal, dass sie 42 sehr kurz gehaltene Artikel enthielt, und inhaltlich, dass die darin enthaltenen Formulierungen gemäßigter gehalten waren.
Blickt man vergleichend auf die alte und neue Charta, so lassen sich gleichwohl einige inhaltliche Veränderungen ausmachen: Die Hamas berief sich nicht mehr auf die Muslimbruderschaft, die Islamisten als politische ,,Mutterorganisation" gilt. Man wolle einen souveränen und unabhängigen Palästinenserstaat etablieren, in den Grenzen von 1967 mit der Hauptstadt Jerusalem. Eine Gleichsetzung oder Identifizierung von Juden und Zionisten erfolgte ebenfalls nicht mehr, abgelehnt werde die israelische Besatzung und nicht die jüdische Religion. Allgemein erweckte die neue Charta den Eindruck von Friedfertigkeit und Mäßigung. Doch wie angemessen war und ist eine solche Deutung angesichts der Handlungen der Organisation? Dominierten bei der zweiten Charta inhaltliche Gemeinsamkeiten oder strategische Motive? Antworten auf diese Fragen vermittelt die Lektüre des Textes, wobei die Einstellung gegenüber der Existenz Israels zentral ist. Darüber hinaus zeigt ein Blick auf die Gewalttaten der Hamas auch schon vor 2023, dass die Bekundungen der Hamas nicht ihren Taten entsprechen.
Liest man die Artikel der ganzen Charta, so können in bedeutenden Fragen sehr wohl Kontinuitäten ausgemacht werden. So heißt es: ,,Das zionistische Projekt ist ein rassistisches, aggressives und separatistisches Projekt ... Und der israelische Staat ist das Werkzeug dieses Projekts und sein Fundament" (Artikel 14). Die Aussage bezieht sich auf Israel, unabhängig von der Frage der Grenzen von 1967 oder den Siedlungsprojekten. Es geht um eine grundsätzliche Delegitimation des Staates. Entsprechend gilt die Gründung von ,,Israel" als illegal, was auch die bewusst gesetzten Anführungszeichen den Lesern veranschaulichen sollen (Vgl. Artikel 18). Und man kann lesen: ,,Hamas lehnt jede Alternative zu einer kompletten und vollständigen Befreiung von Palästina ab, vom Fluss zum Meer" (Artikel 20). Das ist eine deutliche Aussage, die sich gegen die Existenz des israelischen Staates richtet. Er soll zugunsten eines souveränen Palästinas nicht mehr existieren, was man sich schwerlich ohne einen Vernichtungskrieg vorstellen kann. Auch bei Demonstrationen in Europa ist ,,From the River to the Sea, Palestine will be free " (oder die Kurzform: ,,From the River to the Sea") eine häufig gerufene und gezeigte Parole.
Bezüglich des genauen Agierens äußert sich auch die neue Charta nicht. Es heißt aber: ,,Widerstand und Jihad für die Befreiung von Palästina bleibt ein legitimes Recht ..." (Artikel 23), was auch entsprechende Gewalttaten als konkrete Praxis mit einschließt. Alle Handlungsweisen entsprächen legitimen Rechten, auch der ,,bewaffnete Widerstand" (vgl. Artikel 25). Es ist hier jeweils von Befreiung die Rede, auch vom Widerstand. Beide Bezeichnungen sind positiv konnotierte Wörter. Sie stehen auch für Gewaltanwendung - ohne Grenzen. Die Charta nimmt keine Einschränkungen vor, alle Handlungen in diesem Sinne wären demnach möglich. Insofern bestehen hier zwischen der alten und neuen Charta keine grundlegenden Differenzen. Lediglich die Formulierungen weisen in ihrer Schärfe gewisse Unterschiede auf. Daher kann hinsichtlich der bedeutsamen Frage, wie die Hamas zum Existenzrecht des israelischen Staates steht, keine Mäßigung konstatiert werden. Allein die bekannte Forderung ,,vom Fluss bis zum Meer" bedingt in der inhaltlichen Konsequenz eine entsprechende gewaltgeprägte Vernichtungsabsicht.
Andere Bekundungen in der neuen Charta können diesen Eindruck schwerlich verwerfen, denn die angesprochenen Bestandteile des eigenen Politikverständnisses entsprechen nicht der Realität. So gibt es auch Ausführungen zum ,,palästinensischen politischen System", das auf der ,,Grundlage von Pluralismus, Demokratie, nationaler Partnerschaft, Akzeptanz des Anderen und der Bereitschaft zum Dialog" bestehen soll (Artikel 28). Angestrebt werde die Ausrichtung palästinensischer Institutionen nach ,,demokratischen Prinzipien", insbesondere nach ,,freien und fairen Wahlen" (Artikel 20). Es stellt sich hier aber die Frage, warum die Hamas seit Jahren keine Wahlen durchführt. Es stellt sich ebenfalls die Frage, warum in Gaza die Hamas-Herrschaft keinen Pluralismus zulässt. Man merkt der Ausrichtung in der neuen Charta an, dass es um politische Anerkennung und öffentliche Wirkung gehen soll. Die formale Mäßigung im Text hatte somit ein klares Ziel: Es ging nicht um eine ideologische Änderung, sondern um strategische Täuschung. Spätestens die Hamas-Massaker im Oktober 2023 veranschaulichten dies der ganzen Welt.
(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Während also die neuere Bewegung der Unterstützer den klaren antisemitischen Auftrag der Hamas im Deckmantel der legitimen Israelkritik in Kauf nimmt, weist der aktuelle Widerstand gegen die unrechtmäßige Landnahme Israels erstaunliche Parallelen zu den Zielen der Hamas auf. Dass man nun vieles in einen Topf schmeißt, ja sogar vergleicht und relativiert, ist nicht nur eine bewusste Leugnung der Tatsachen. Es ist der durchschaubare Versuch einer intellektuellen, vornehmlich islamisch-migrantisch und links geprägten Elite der zweiten und dritten Weltkriegsnachfolgenerationen und ihrer westlichen Fürsprecher, der sich aus Ihrem latenten Minderwertigkeitsgefühl und der ewig deutschen Sehnsucht nach Schlussstrich und Schuldfreispruch nährt, gepaart mit einer fast schon paranoiden Vorstellung von Einflüssen verdeckt operierender jüdischer Mächte auf Augenhöhe sein zu wollen, indem sie sich mit den angeblichen Opfern solidarisieren und somit den Freiheitskampf der Palästinenser zu einem Aufstand gegen eine jüdische Satansmacht stilisieren, die gestützt durch verbündete Eliten und ihrer eingeschüchterten Führungen das Zepter des Weltgeschehens in der Hand hält und ungestraft Unrecht begehen darf.
Von dort aus ist es nicht weit zum ideologischen Vernichtungswahn der Nationalsozialisten
,,Der Jude ist nur einig, wenn eine gemeinsame Beute ihn lockt oder eine Gefahr ihn dazu zwingt. Fallen aber beide Gründe weg, so treten die Eigenschaften eines krassesten Egoismus ans Tageslicht und aus dem einigen Volk wird im Handumdrehen eine sich blutig bekämpfende Rotte von Ratten"
(Quelle Adolf Hitlers Mein Kampf")
Das ist nicht nur die Hälfte der erschreckenden Wahrheit, sondern es schlicht und einfach eine bewusst gesetzte und boshafte Lüge, die neben ihrer zum Himmel schreienden Widersprüchlichkeit auch nicht nichts anderen zum Ziel hat als die Vernichtung des jüdischen Volkes und damit die gleichen Absichten verfolgt wie die Nazis seiner und heutiger Zeit. Aber nicht nur die Geschichte, auch die nähere und unmittelbare Gegenwart des Antisemitismus ist voller Widersprüche und paradoxer Querverbindungen.
Besonders zwei internationale terroristische Anschläge der 1970er-Jahre beeinflussten die Befreiung der ,,Landshut" in Mogadischu. Zum einen veränderte die Geiselnahme bei den Olympischen Spielen in München 1972 den deutschen Umgang mit dem internationalen Terrorismus. Sowohl die Herkunft der palästinensischen Attentäter als auch ihre Flucht unterstrich die neue internationale Gefährdung der inneren Sicherheit der Bundesrepublik, die zugleich die globale Reputation des Staates herausforderte. Am 5. September 1972 drang die palästinensische Terrorgruppe ,,Schwarzer September" während der Olympischen Spiele in München in die Mannschaftsquartiere ein, ermordete zwei israelische Sportler und nahm neun Menschen als Geiseln, um 232 Palästinenser, einen japanischen Terroristen und die RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof freizupressen. Wie sich später zeigte, wurden sie zudem durch deutsche Neonazis unterstützt. Die dilettantisch durchgeführte Befreiungsaktion der deutschen Polizei mündete in den Tod aller Geiseln. Die überlebenden Täter kamen hingegen frei, da sie im Austausch gegen die daraufhin entführte Lufthansa-Maschine ,,Kiel" nach Libyen überstellt wurden, wo sie als Helden gefeiert untertauchen konnten.
Die Befreiung der ,,Landshut" knüpfte vor allem an die Flugzeug-Entführung nach Entebbe 1976 an. Diese wurde zum Symbol des internationalen Terrorismus. Hier hatten zwei westdeutsche Terroristen der Revolutionären Zellen, Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, mit Genossen der ,,Volksfront zur Befreiung Palästinas" ein Flugzeug der Air France gekapert. Sie zwangen die Maschine mit 248 Passagieren in Entebbe in Uganda zu landen, wo der dortige Diktator Idi Amin die Terroristen mit Umarmung empfing und Unterstützung versprach. Dass in der Folge der Geiselnahme eine Unterteilung der Geiseln in eine israelische und eine nicht-israelische (in anderen Quellen: jüdische und nichtjüdische) Gruppe vorgenommen wurde, um 53 Terroristen aus Gefängnissen in unterschiedlichen Staaten freizupressen (darunter sechs Deutsche der RAF), unterstrich sowohl die internationale als auch die antisemitische Dimension der Linksterroristen. Obgleich Ugandas Diktator Adi Amin Hitler verherrlichte und Juden hasste, kooperierte Israels Regierung mit Amin, um die Geiseln dort zu befreien.
Die Befreiungsaktion durch israelische Spezialkräfte erwies sich als wegweisend für die Stürmung der ,,Landshut". Bei der Befreiung wurden sämtliche Entführer getötet, während nur drei der hundert Geiseln zu Tode kamen. Die Bundesregierung war zwar in diese Rettungsaktion nicht eingeweiht und erhielt vielmehr zur Täuschung die Aufforderung, die geforderte Freilassung der Gefangenen vorzubereiten;aber der Kommandeur der GSG 9 reiste ebenfalls nach Entebbe und konnte so direkt Erfahrungen sammeln. Schon Jahre zuvor hatte er in Israel zur ,,Weiterbildung" mit der dortigen Spezialtruppe die Stürmung entführter Flugzeuge trainiert. Der Erfolg bestärkte Schmidts Kurs, in entsprechenden Situationen nicht zu verhandeln.
Unumstritten waren derartige Befreiungen nicht. Die DDR-Regierung verurteilte etwa die Befreiung als ,,Israelischen Überfall auf Uganda" und ,,verbrecherischen Anschlag Tel Avivs" und unterschlug ihren Bürgern die Aufteilung der Geiseln nach jüdischer Zugehörigkeit. Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kurt Waldheim, und die Organisation für Afrikanische Einheit sah darin einen Bruch des Völkerrechts sowie eine Gefährdung des internationalen Friedens und der Sicherheit. Dies unterstrich, wie sehr selbst die Geiselnahme von Juden durch die Brille des Kalten Kriegs bewertet wurde.
(Quelle Bundeszentrale für politische Bildung)
Abgesehen davon aber gibt es noch weitere Aspekte, die in dieser Diskussion auffällig wiederkehrend immer wieder Fragen aufwerfen, über die kaum gesprochen wird. Jedenfalls nicht mit der gleichen Vehemenz, mit der auf der Straße nach Gerechtigkeit und Rache geschrien wird. Was ist mit den Rechten der Frauen im Iran, mit dem man sich indirekt solidarisiert? Was ist mit den Kriegen, die geführt wurden gegen den Irak und Libyen, wo es ebenfalls um die Verteidigung westlicher Werte ging? Wo waren die Aufschreie derer, die jetzt von Kinderschlachtungen und Massakern an der Zivilbevölkerung sprechen, als die ISIS im Norden Iraks ein ganzes Volk der Jesiden systematisch ausgerottet und vernichtet hat? Und das auf bestialische Weise! Und nicht zur Verteidigung ihres Territoriums, sondern einzig und allein aus fanatischen Glaubensgründen und Menschenhass. Bilder von Enthauptungen und Verbrennungen, Steinigungen und mittelalterlichen Bestrafungen gingen durch die Welt, aber niemand hat sie offensichtlich abgespeichert als Abarten des Islam, die auch von Hamas und Hisbollah gestützt und propagiert werden. Im Gegenzug dazu gibt es kein Beispiel für jüdisch motivierte Glaubenskriege, so wie auch bis zum heutigen Tage keine Moschee auf der Welt polizeilich geschützt werden muss, während überall auf der Welt Synagogen unter Polizeischutz stehen, weil sie fanatischen Judenhassern angegriffen und bedroht werden. Diese Schande ist eine akzeptierte Realität, denn sie wird unterstützt durch einen fehlgeleiteten Toleranzgedanken gegenüber radikalen Ablegern religiöser Gruppierungen, der keine Differenzierung mehr ermöglicht. Die politische DNA des palästinensischen Widerstands ist indes nicht der Kampf um Demokratie und Freiheit, sondern es ist einzig der Anspruch auf Glaubenshoheit in einer Gesellschaft, in der der Koran über allem steht. Wissen das die Menschen nicht, die auf die Straße gehen und absurderweise sinnlose Parolen wie ,,From the River to the Sea!", ,,Free Palestine from German Guilt!" oder ,,Queers for Palastine" skandieren? Ist ihnen nicht bewusst, dass sie damit die Grundlagen ihrer Lebensrechte konterkarieren und die Totengräber ihres freiheitlichen Lebens hofieren, um sich selbst in der Rolle des Verfolgten zu bestätigen?
Es ist leicht, aus der gemütlichen Distanz des wohlhabenderen Westens so zu tun, als würde man sich für die Armen und Unterdrückten engagieren, wenn nicht danach gefragt wird, warum diese Menschen in der misslichen Lage sind, die sie zu Opfern werden lässt. Denn die Wahrheit ist: Es sind ihre eigenen Regierungen, die sie vor die Hunde gehen lassen. Es sind ihre eigenen Politiker, die seit Jahren Kompromisse ablehnen und aus der Entfernung Entscheidungen treffen, deren Folgen sie nicht tragen müssen. Die Anführer der Hamas leben nicht umsonst in Katar oder Dubai, statt sich ein Appartement in Gaza Stadt zu teilen. Es ist sicher nicht einzig und allein die reaktive Grausamkeit Israels, sondern vor allem auch die mangelnde Solidarität und Fürsorge der arabischen Glaubensbrüder und ideologischen Ziehväter, welche sie an den Rand des Ruins treibt. Denn während zum Beispiel Israel lange Jahre Hilfslieferungen nach Gaza durchgeführt hat, wurden von Ägypten und den arabischen Nachbarstädten keine Lieferungen nach Gaza zugelassen. Während Ägypten die Grenze nach Rafah schließt, öffnet Israel immer wieder Flüchtlingskorridore in alle Himmelsrichtungen, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, rechtzeitig vor den Bombenangriffen zu fliehen. Und so zynisch es auch klingen mag, Israel warnt die Bevölkerung wenigstens vor Bombenangriffen, während die Hamas unangekündigt Tausende von Raketen auf Israel abfeuert.
Es geht mir nicht um die Rechtfertigung dieser Angriffe, sondern vielmehr um die Trennung von Ursache und Wirkung. Und eines muss dabei klar sein und ist unanfechtbar: Der Angriff vom 7. Oktober 2023 war die Ursache und Beginn dieser Krise und hätte die Hamas nicht an einem Tag über 3000 Raketen auf Israel abgefeuert und am selben Tag Tausende von unschuldigen Menschen abgeschlachtet und massakriert, dann wäre auch dieser Konflikt nicht eskaliert und er wäre vor allem nicht in dieser Dimension und Wucht weiter getragen worden. Erst durch diesen feigen und hinterhältigen Angriff wurde die Situation zu dem, was sie ist. Und dass das immer wieder unter den Tisch gekehrt wird, und vor allem von denen, die jetzt so tun, als würden sie sich schon seit Jahren mit den Palästinensern solidarisieren, ist an Heuchelei nicht zu überbieten.
Dass dabei auch noch einem Antisemitismus Tür und Tor geöffnet wird, der ohnehin schon mindestens latent in der migrantisch-muslimischen Bevölkerung vorhanden ist, aber auch zu einem großen Teil in der linksintellektuellen Szene beheimatet zu sein scheint, ist ein erschreckendes Zeichen einer Entwicklung für diejenigen, die seit Jahren darum kämpfen, diesem Virus entgegenzutreten und gleichzeitig ein herber Rückschlag für alle, die darum kämpfen, die Erinnerung an die Shoah am Leben zu halten. Antisemitismus in seiner abscheulichsten Art ist in Deutschland nicht nur wieder ungestraft möglich, er wird sogar bejubelt und als Mut bewundert und wer es wagt, Israel in Schutz zu nehmen, der macht gemeinsame Sache mit Juden und ist fremdgesteuert von der internationalen Lobby der Dunkelzionisten.
Auch der offensichtlich altersgreise Dieter Hallervorden, der in einem aus der Feder des Altkommunisten Dieter Dehm stammenden und vor antisemitischen Kitsch triefenden Schmierenstück von Frieden deliriert und scheinbar Shakespeares Blaupause entmachteter Potentaten von Prospero bis Lear dilettantisch parodierend vor einer Leinwand pathetisch zu Bildern aus Gaza und dem Bundestag tänzelt und dabei ungeheuerlichen Schwachsinn zu peinlich judenfeindlichen Poesiekitsch reproduziert, scheint den Erfolg des Unsagbaren sichtlich zu genießen. Er hätte stattdessen vielleicht besser den Juden Shylock aus Shakespeares ,,Kaufmann von Venedig" geben sollen, dem der Doge als Entschädigung für seinen entgangenen Gewinn ein Stück Fleisch aus dem Körper des Kaufmanns Antonio anbietet. Dann wäre klar, dass diese nicht einmal subtile Art der Darstellung eine jahrhundertealte Tradition des Judenhasses bedient.
Während Hallervorden seine Zeilen vorträgt, sind im Hintergrund Videosequenzen der Hamas oder des arabischen Senders ,,Al-Dschasira" zu sehen, die das Leid der Palästinenser zeigen. Immer wieder dreht er sich in dem Video zur Leinwand um.
Im Video wirft Hallervorden allen deutschen Parteien vor, mit Israel unter einer Decke zu stecken, etwa wenn er sagt: ,,Sie geloben Apartheid die Treue, von Ampel bis AfD". Weiter kritisiert er Waffenlieferungen an Israel.
Hallervorden hat das mit Musik untermalte Gedicht gemeinsam mit dem Linken-Politiker Diether Dehm, geschrieben. Dieser verbreitete auf seinen Kanälen ebenfalls das Video.
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, sagte zum Gedicht: ,,Wer ein Beispiel für Schuldabwehr-Antisemitismus im Zusammenhang mit Täter-Opfer-Umkehr im Nahost-Konflikt sucht, Hallervordens Machwerk ist ein Bilderbuchbeispiel."
(Quelle Israelnetz)
Es ist mittlerweile kein Problem mehr, Dinge zu sagen, die man noch vor wenigen Jahren als Volksverhetzung erkannt hätte.
"In Germany, there are 18 variants of antisemitism! They are mutating faster than the coronavirus. (Gelächter) Not really, its amazing, because you can't say anything about Israel without triggering some form of antisemitism; it's like talking to women about their bodies; you just can't make it right. (Gelächter) Its just not possible; I do take it seriously; just dont get me wrong. Antisemitism is a really serious thing. Just because there is a racist, fascist government in Israel, it does not mean (unterbrochen durch heftigen Jubel) that you are allowed to hate Jews. You're not allowed to hate Jews. Thats not what we do; thats not who we are, ok? Especially in Germany, because here are Jews who oppose the government of Israel. There here. And you know what they called it in Germany? Antisemites. (Gelächter) Thats German Humor! (Applaus)" erklärt zum Beispiel der deutsch-türkische Comedian Kaya Yanar einem erstaunt kichernden Publikum, um zu begründen, weshalb er Deutschland mittlerweile meidet und in die Schweiz gezogen ist. Der unsichtbare Jude also verbietet ihm Witze zu machen, die er gerne machen würde. Über Juden? Und welche Witze hat er denn machen wollen und nicht dürfen? Vielleicht war es aber auch nur die Art von banalisierendem ,,Deutsch-Türk" Klischeehumor und der damit einhergehenden zunehmenden Erfolglosigkeit, die ihn hat resignieren lassen. Aber das wäre zu selbstkritisch. Und selbst Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die er als Beispiel bemüht für deutsche Unterwürfigkeit, unterstellt er unter dem Druck der ,,Judenlobby" eingeknickt zu sein, als sie auf der diesjährigen Berlinale zunächst einem israelkritischen Beitrag zugejubelt habe, um später und nur auf Druck der Öffentlichkeit und der Presse eingeschüchtert zu bereuen. Soll heißen: Es ist sacklos, nicht gegen Israel zu sein. Eine rationale Erkenntnis scheint demzufolge in Sachen Antisemitismus ausgeschlossen. Das ist leider eins zu eins die Argumentation von Judenhassern weltweit.
Kaya Yanar, der mittlerweile auch ähnlich wie Hallervorden von der rechten Community als Volksheld für seinen Mut abgefeiert wird und nach Jahren der Erfolglosigkeit ein geeignetes Spielfeld für seine Mittelmäßigkeit und bisher stets unpolitische Haltung gefunden zu haben scheint, ist von sich selbst als Freiheitskämpfer so berauscht, dass er sich sogar in fragwürdige Aussagen versteigert, die seinen Anspruch mehr als dünnschichtig erscheinen lässt. Weinend bricht er im Ledersessel des teuren Edelhotels in Hamburg zusammen, als er im Interview mit Tahir Chaudhry, begleitet von einer kitschigen Klaviermusik im Hintergrund über das Leid der Kinder in Gaza spricht, deren abgehackte Gliedmaßen und traurige Augen ihn im Schlaf verfolgen. Wo waren diese Tränen am 07. Oktober? Das wirkt wenig glaubwürdig und schon gar nicht fundiert. Es klingt eher wie eine Reproduktion der Schreckensbilder aus den Ostara Pamphleten des Georg Lanz von Liebenfels aus dem Anfang des vorvergangenen Jahrhunderts, in denen stets das Bild des kannibalischen Judenteufels bemüht wurde, um dem Judenhass eine Heimat zu geben.
Noch vor einigen Jahren habe ich zusammen mit Yanar eine französische Komödie über Selbstmordattentäter synchronisiert, die inhaltlich und politisch auf einer ganz anderen Seite stand. Damals war nichts von seiner Empathie für irgendwen zu erkennen. Zumal das neue Image des erweckten Propalästina Aktivisten geschrieben und gesponsert wird durch die Texte und durch und durch antisemitischen Anschauungen der Künstlergruppe ,,Grenzgänger", deren Kopf Tahir Chaudhry zuvor als Autor für diverse Zeitungen und Magazine arbeitete, um nun auf YouTube in süßem Flüsterton lapidare Psychointerviews salbungsvoll als sensible Aufklärung gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz zu verkaufen.
Wirft man aber einen Blick auf die Posts, die auf seinem Instagram Kanal veröffentlicht werden, so kommt ein ganz anderer Tonfall zum Vorschein. Chaudhry verstrickt sich stets geheimnisvoll und vielwissend gebend in antisemitische Verschwörungstheorien und überschreitet dabei immer wieder auch die Grenzen zur verdeckten Holocaustrelativierung.
Chaudhrys Kollege und zweiter Teil der Grenzgänger Tariq Hübsch ist übrigens verheiratet mit der Ahmadiyya Aktivistin Maryam Hübsch, die wiederum die Tochter des deutschen Aussteigers Hadayatullah Hübsch alias Paul Gerhard Hübsch ist. Maryam Hübsch gilt als das ,,öffentliche Gesicht der muslimischen Frauen in Deutschland" (ARD Morgenmagazin) und sie ist regelmäßig zu Gast in Talkshows, wenn es um den Islam geht. Sie sitzt zudem im Aufsichtsrat des hessischen Rundfunkrats.
Ahmadiyya Muslim Jamaat (vollständige arabische Bezeichnung , DMG al-Gamaa al-Islamiyya al-Ahmadiyya ,die Islamische Ahmadiyya-Gemeinschaft'), kurz AMJ, ist eine aus der Ahmadiyya-Bewegung hervorgegangene Religionsgemeinschaft, die in Indien ihren Ursprung hat und sich auf den Islam und Mirza Ghulam Ahmad beruft. Sie wird von einem Kalif genannten spirituellen Oberhaupt geführt. In Deutschland hat sie (als Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland KdöR) nach eigenen Angaben etwa 40.000 Mitglieder und betreibt 50 Moscheen.
(Quelle Wikipedia)
Die Ahmadiyya sieht im Kalifat, d.h. in der Herrschaft eines weisen und gerechten Kalifen, der Gottes Gebote (die Scharia) konsequent umsetzt, das erstrebenswerte Ideal eines islamischen Staates. Ihre Vision ist die Durchsetzung der Herrschaft des Islam - weltweit - unter Führung eines ihrer künftigen Kalifen.
Die Ahmadiyya vertritt im Blick auf Menschenrechte und Demokratie Positionen, die, gemessen an kritischen innermuslimischen Diskursen zu diesen Fragen, ultraorthodox, ja fundamentalistisch sind. [...] Die Ahmadiyya unterstreicht zwar die Gleichwertigkeit der Geschlechter vor Gott, begründet aber gleichzeitig aus Koran und Sunna eine rigide Moral des Gehorsams der Frau gegenüber dem Mann und der Geschlechtertrennung. [...] Die Frau schuldet dem Mann jederzeit Gehorsam, auch in sexueller Hinsicht. Kommt sie ihren Pflichten nicht nach, besteht grundsätzlich ein Züchtigungsrecht des Mannes nach Sure 4,34 [...].
Die Ahmadiyya achtet auf strenge Geschlechtertrennung und positioniert sich entschieden gegen die westliche Gesellschaft, die als sexbesessen und verderbt dargestellt wird [...]. Sie unterstützt Abmeldungen von Mädchen vom Schwimm-, Sport- und Sexualkundeunterricht. Die Ahmadiyya achtet auf strikte Endogamie: Ahmadis dürfen nur Frauen aus der eigenen Gemeinde heiraten. Die Heirat mit einem Nicht-Ahmadi zieht den Ausschluss aus der Gemeinde nach sich. Ehen werden arrangiert, Mädchen von klein auf in der muslimischen Gehorsamskultur erzogen. Das Kopftuch gilt als selbstverständliche Bekleidungspflicht [...].
Der ,,Djihad" [...] wird von der Ahmadiyya in Anlehnung an spiritualistische (sufistische) Traditionen in erster Linie als ,,Anstrengung", ,,Bemühen auf dem Wege" Gottes gedeutet. So unterscheidet man zwischen dem ,,kleinen Djihad" als das Recht auf Selbstverteidigung und dem ,,Großen Djihad" als moralisch-geistige Anstrengung, die eigenen Unvollkommenheiten und Leidenschaften zu bekämpfen. Dabei wird der Eindruck zu erwecken versucht, ,,Djihad" sei erstens überwiegend spirituell zu begreifen und zweitens, wenn schon mit ,,Kampf" assoziiert, ausschließlich defensiv, als Verteidigung des Islam zu verstehen [...].
Fazit: Die Ahmadiyya ist religiös fundamentalistisch. Elemente ihrer Lehre, ihre Positionen zu Menschenrechten (insbesondere Frauenrechten), säkularem Staat, pluralistischer Demokratie, Trennung von Staat und Kirche, Religionsfreiheit sowie ihre autoritäre Binnenorganisation sind geeignet, Zweifel an ihrer ,,Rechtstreue" zu wecken.
(aus: J. Kandel, Die Ahmadiyya Muslim Jama'at, in: EZW-Materialdienst 69, 2006, 292-302).
Hinter dieser ominösen Klicke von islamischen Sektierern, zu denen einst auch der Blogger Feroz Khan gehörte, der mittlerweile in einer wahnhaften Mission seiner fast obsessiven Affinität zur AfD ähnliche Triebkompensation gefunden zu haben scheint, steht also ein autoritärer Machtanspruch und ein patriarchalisches Weltbild, welches nicht selten auch antisemitische Züge trägt.
Schauen wir in das Buch »Die Neue Weltordnung des Islam« (Auflage in deutscher Sprache 2018), das man vollständig auf der Website vollständig nachlesen konnte (konnte? Am 19. September sind die Inhalte von der Seite gelöscht worden, mehr dazu unten): ahmadiyya.de, die englische Ausgabe kann auf der englischsprachigen Seite eingesehen werden: alislam.org
Das Buch war vollständig auf der Website nachzulesen (und wurde auch verlegt) und man konnte sich vergewissern, dass die Zitate nicht aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Zugleich kann man sehen, dass es sich nicht um eine sorgfältige Auslegung eines jüdischen Textes handelte. Es gibt keinen Zusammenhang, der es plausibel erscheinen lässt, dass die zitierten Textstellen wertfrei seien. Das Buch wurde, wie oben erwähnt, erst jüngst übersetzt, stammt aber vom zweiten spirituellen Anführer der Gruppe, genannt Khalif. Das dürfte es schwierig machen, die Inhalte innerhalb der Gruppe offen zu diskutieren. Spiegeln sie ganz eindeutig den Zeitgeist des Jahres 1942 wieder (in dem das Werk entstand), so hätte ein zeitgenössischer Übersetzer über die Abschnitte doch zumindest stolpern müssen.
Das System, welches die Juden unterstützen, ist ein rein rassisches. Es besitzt keinerlei universelles Element. Zum Beispiel wird im Judentum gelehrt, dass allein die Nachkommen Israels (Jakob, Anm. d.Ü.) Gottes auserwähltes Volk seien und der Rest der Menschheit dazu erschaffen, um diesem zu dienen. Wenn Anhänger dieser Religion in der Welt eine Vormachtstellung erlangen, dann ist vielmehr ein Anstieg als ein Rückgang der Tyrannei sicher.
Die Neue Weltordnung des Islam, Seite 85
Der Grund dafür ist, dass das Judentum ein rassenspezifischer Glaube ist, der im Fall von Nicht-Juden Dinge erlaubt, die in Bezug auf Juden nicht gebilligt werden. Herrscht dieser Glaube auf der Welt vor, ist es offensichtlich, dass er Nicht-Juden mit Abgaben belasten und den Gewinn daraus unter den Juden verteilen wird.
Die Neue Weltordnung des Islam, Seite 86
Der Rest der Menschheit kann auf ewig in Sklaverei gehalten werden, das Judentum hat damit kein Problem. Das Judentum verlangt weiter eine äußerst harte Herangehensweise, was gegnerische Nationen anbelangt. (Zitat 5. B.M. 20:10-15 folgt)
Die Neue Weltordnung des Islam, Seite 86
Dies ist das soziale und wirtschaftliche System des Judentums. Würde das Judentum die Vormachtstellung haben, hätte jeder männliche Nichtjude durch das Schwert umzukommen und ihre Frauen und Kinder würden versklavt. Nicht nur christliche Männer, Frauen und Kinder, die das Land Kanaans heute bewohnen, sondern auch Pferde, Hunde, Katzen, Schlangen und Eidechsen im Land hätte man auszurotten, denn das Gebot lautet, alles zu töten, das atmet. Unter diesem System mögen die Juden vielleicht einen Aufwind erleben, aber andere Nationen würden völlig vernichtet.
Die Neue Weltordnung des Islam, Seite 87
(Quelle Sprachkasse.de)
Ebenso wie die genannten Beispiele gibt es aber auch anderswo fragwürdige Querfronten in der gemeinsamem Darstellung des Feindbildes von der unheimlichen Macht der Juden, die angeblich gedeckt wird durch eine islamophobe, westliche Gemeinschaft, die unter der Fuchtel des Judentums steht. Auch prominente Ex-Komikerinnen, InfluencerInnen und selbst ernannte Menschen-wahlweise auch Frauen und SonstwasrechtlerInnen, deren Glaubwürdigkeit so echt ist wie die operierte Nase in ihrem Gesicht, verkaufen sich gerne als Stellvertreter einer mündigen Minderheit. Es ist eine Mischung aus Selbstbesoffenheit, verzweifelter Anerkennungssucht und Dummheit, die einem regelmäßig die Säure in den Hals treibt. Gepaart mit einer nicht unerheblichen Reichweite unter ihresgleichen ergibt dieses ein ideales Beet für Verschwörungstheorien und pseudolibertäres Geschwafel, welches meist in die Erkenntnis mündet, dass wir in Deutschland entweder fremdgesteuert sind von unsichtbaren Mächten, also Juden, Rothschild, Banken, Finanzkapital blablabla oder von rechten Nazisyndikaten bedroht werden. Vor allem dient dabei das Bild des nimmersatten und blutrünstigen Juden als Ausrede für die eigenen verqueren Ansichten. Damit unterscheidet sie sich keinen Deut von dem, was seit Jahrhunderten als Grundlage für die Auslöschung des jüdischen Volkes dient.
Dass diese Fürsprecher der Solidarität und Freiheit aber nicht im geringsten mit dem zu tun haben, womit sie sich derzeit vehement identifizieren, merkt man spätestens daran, dass die Dauer ihrer dahergesprochenen Leit-und Glaubenssätze nur so lange gelten, wie sie dafür ausreichende Aufmerksamkeit bekommen. Denn schon der nächste Konflikt kann sie auf eine andere Bahn lenken und dann sind alle, die sich von ihrem Zuspruch Hilfe versprochen haben, wieder dort, wo sie vorher waren, nämlich an den Rändern der Gesellschaft, inmitten einer illustren Schar von Minderwertigkeitskomplex beladenen Lautsprechern, die oft nicht wissen, wofür sie sind, aber immer behaupten, für etwas zu stehen, bei dem man nicht weiß, wohin es führt.
Es bleibt also alles in allem ein mehr übler Nachgeschmack, wenn wir in diesen Tagen wieder schmerzhaft daran erinnert werden, das Judenhass inmitten unserer scheinbar so aufgeklärten Gesellschaft in erschreckendem Maße reaktiviert und auch neu entfacht zu sein scheint. Der Konflikt um Gaza ist dabei längst nur profaner Anlass und er hat in seiner Ausrichtung und Wirkung viel weniger mit dem zu tun als das, was die Kritiker Israels mit ihrer Propaganda tatsächlich erreichen wollen. Ihnen geht es weder um Menschenrechte, noch kämpfen sie für Gerechtigkeit. Sie suchen nur einen Anlass für ihre ohnehin schon vorhandenen Ressentiments, die sie an ihren stereotypen Feindbildern ausleben können. Dafür ist ihnen jedes Mittel der Demagogie recht und jede undifferenzierte Auseinandersetzung willkommen. Dabei ist noch nicht einmal geklärt, warum eigentlich Juden und Israel gleichgesetzt werden. Denn eigentlich sind Juden auch Deutsche, Türken, Palästinenser, Israelis, Iraner oder Afghanen. Sie sind alle ,,Menschen", wie die KZ-Überlebende Margot Friedländer es wunderbar einfach auf den Punkt bringt, wenn sie uns zur alle zur Vernunft mahnt.
23.05.24
©Serdar Somuncu
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*Serdar Somuncu ist Schauspieler und Regisseur
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Ihr Kommentar zum Nahostkonflikt ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den Schutz jüdischen Lebens – ein Anliegen, das ohne Frage von allen Seiten unterstützt werden sollte. Doch Ihr Ansatz blendet entscheidende Entwicklungen aus und fördert damit eine Sichtweise, die dem Konflikt und den aktuellen Dynamiken nicht gerecht wird.
Innerhalb Israels selbst gibt es zahlreiche Menschen, die gegen die Regierungspolitik aufstehen. Viele Israelis, darunter Holocaust-Überlebende, frühere Offiziere und namhafte Intellektuelle, fordern eine Abkehr von der Eskalationspolitik und setzen sich für eine Lösung ein, die einen nachhaltigen Frieden ermöglicht. Zehntausende Israelis protestieren seit Monaten gegen den zunehmend extremistischen Kurs von Regierungsmitgliedern wie Bezalel Smotrich, der offen rassistische und hetzerische Positionen vertritt. Mit einer pauschalen Verurteilung jeder Kritik an der israelischen Politik übersehen Sie diese tief in der israelischen Gesellschaft verankerte Vielfalt der Meinungen und das Engagement vieler Israelis für eine gerechtere Politik, die die Rechte und das Wohl der Palästinenser einbezieht.
Auch international zeigt sich deutlich, dass die Weltgemeinschaft nicht hinter der aktuellen israelischen Eskalationspolitik steht. Der Internationale Strafgerichtshof, die Vereinten Nationen und zahlreiche Staaten haben wiederholt die Verletzungen der Menschenrechte in den besetzten Gebieten verurteilt. Ihr Standpunkt stellt somit indirekt die Legitimität dieser souveränen Organisationen infrage, deren Aufgabe es ist, die universellen Prinzipien des Völkerrechts zu schützen. Wer wie Sie jede Kritik als antisemitisch abtut, nimmt in Kauf, dass die global gültigen Standards zum Schutz von Zivilisten und zur Wahrung der Menschenrechte ignoriert werden – eine Haltung, die unweigerlich die Bedeutung und die Universalität des Völkerrechts untergräbt.
Ihre uneingeschränkte Verteidigung der israelischen Regierung führt auch dazu, dass extremistische Positionen, wie sie von Smotrich und Gleichgesinnten vertreten werden, stillschweigend gestützt werden. Diese Personen schüren durch rassistische Rhetorik und die Entmenschlichung der Palästinenser den Hass und treiben die Gewaltspirale weiter voran. Eine solche Haltung steht in direktem Widerspruch zu den Werten der Menschlichkeit und des Respekts, auf die wir uns international und gerade auch aus unserer deutschen Geschichte heraus verpflichten. Menschenrechte gelten universell – für alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Ethnie oder Religion.
In den Vereinigten Staaten etwa werden die Diskurse über die israelische Politik inzwischen wesentlich differenzierter geführt. Zahlreiche Stimmen, darunter prominente Politiker und einflussreiche Persönlichkeiten, fordern eine kritische Auseinandersetzung mit der israelischen Politik. Gleichzeitig wird die Rhetorik einiger radikaler Israel-Unterstützer immer offener und extremer – bis hin zu Aufrufen zur vollständigen Vertreibung oder sogar Vernichtung der Palästinenser. Diese schockierende Entmenschlichung offenbart eine Denkweise, die den Grundwerten der Gleichheit und Menschenrechte fundamental widerspricht. Solche Positionen durch fehlende Kritik zu unterstützen, kann keine Option sein.
Hinzu kommt, dass Sie in jedem Kommentar und jeder Diskussion über diesen Konflikt stets den Holocaust anführen und betonen, wie erschütternd Ihr Besuch in Konzentrationslagern war. Natürlich ist es wichtig, die Erinnerung an diese Schrecken wachzuhalten. Aber die wiederholte Rückkehr zu diesen Erfahrungen kann wie ein Mittel erscheinen, um jede Kritik an der israelischen Politik moralisch abzuschotten. Wir alle sind uns bewusst, was in der Vergangenheit geschehen ist, und die Aufgabe, solche Gräuel nie wieder zuzulassen, verbindet uns alle. Doch eine solche Haltung erfordert auch Sensibilität und Empathie für die Rechte und das Leid aller Völker, auch der palästinensischen Zivilisten, die unter der anhaltenden Gewalt leiden.
Diese Einseitigkeit lässt Ihre Empathie gegenüber anderen Gruppen leider vermissen, vor allem gegenüber Muslimen oder den Palästinensern. Ihre Kommentare zu Protesten für palästinensische Rechte etwa pauschalisieren oft, indem Sie alle Demonstrierenden in die Nähe von Antisemitismus und Demokratiefeindlichkeit rücken. Selbstverständlich gibt es unter ihnen auch Menschen mit radikalen Ansichten, die abgelehnt werden sollten. Aber das Recht, für die Wahrung der Menschenrechte und gegen die Behandlung der Palästinenser zu demonstrieren, darf nicht pauschal als antisemitisch oder extremistisch abgetan werden. Eine so undifferenzierte Verurteilung steht im Widerspruch zu dem universellen Gerechtigkeitssinn, der unseren Einsatz gegen Unrecht leiten sollte.
Antisemitismus ist eine ernste und reale Bedrohung, und es ist unsere gemeinsame Verantwortung, diesen zu bekämpfen, wo immer er auftritt. Aber wenn jede Kritik an der israelischen Regierung als antisemitisch verurteilt wird, wird dies dem tatsächlichen, menschenfeindlichen Antisemitismus nicht gerecht. Schlimmer noch, diese Strategie führt dazu, dass die tatsächlichen Opfer von Antisemitismus im Stich gelassen werden und dass Diskussionen über Menschenrechtsverletzungen blockiert werden. Am Ende untergräbt diese Verquickung die Glaubwürdigkeit des Antisemitismusvorwurfs selbst und schwächt somit die wichtige Arbeit gegen echten Antisemitismus.
Lassen Sie uns uns für eine Debattenkultur einsetzen, die sich für die Rechte und die Würde aller Menschen ausspricht – dies fordern die internationale Gemeinschaft und ein großer Teil der israelischen Zivilgesellschaft. Sich für den Schutz der Zivilisten in Gaza und für universelle Menschenrechte einzusetzen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern entspricht unserer moralischen Verantwortung und den Grundwerten des humanitären Völkerrechts.
Mit freundlichen Grüßen
Jedoch betrachtet man bitte hier die neue Zeit und die Gründung des Staates Israels in einer bestehen Struktur, mit Einfluss von starken Mächten.
Dieses leidige Verstecken hinter dem Liberalismus, das wegsehen, das unermüdliche schämen vor unserer Vergangenheit. Wenn jemand es besser wissen müsste, dann die, die es erlebt haben. Und deren Kinder. Stattdessen geht man den selben Weg der Gewalt und Propaganda.
Schlimm auch, wie Somuncu sich als Ungläubig bezeichnet, trotzdem mit dem Thema beschäftigt ist, es unterschwellig verachtet, Stellung bezieht und heftig mit Worten angreift und urteilt aber irgendwie auch nicht. Wie ein Kind, dass neben einem streitenden Pärchen steht und beiden Tipps geben will.
Ich bin der Meinung, dass jeder, der auch nur ansatzweise eine Erklärung für das Blut von unschuldigen hat, zurück in eine Höhle gehen sollte und sich dort mit Wandmalereien beschäftigen sollte.
Es leuchtet mir auch nicht ein. Diese Regierung symbolisiert ja nicht das Volk Israel oder gar "die Juden". Nein. Eine Regierung tut GUTES, stiftet Frieden, keine Kritik. Eine Regierung tut SCHLECHTES, stiftet Krieg, Kritik. Alle andere ist Heuchelei. Gleiches gilt für sämtliche andere Regierungen oder selbsternannte Terror-Führer.
Die Mehrheit der Menschen in Israel, die Mehrheit der arabischen Welt waren sich einig, es reicht. Stichwort "Abraham-Abkommen". Ein beträchtlicher Teil der jungen Generation in Israel unterstellt dem Staatschef, er wolle gar keinen Frieden. Bezüglich der Hamas hat Netanjahu lange mit dem Feuer gespielt. Beide haben sich ja auch genützt. Bezeichnend, dass es genau dann kracht, wenn sich beide Lager eigentlich annähern. Frieden wollte auch die Hamas nie. Für mich liegt es auf der Hand dass es für die Chance auf einen nachhaltigen Frieden definitiv eine ANDERE, GERECHTERE Politik der israelischen Regierung braucht, die Palästinensern ein würdiges und ebenbürdiges Leben zugesteht und damit skrupellosen Terror-Organisationen den Nachwuchs nimmt. Wer Chancen hat geht nicht (oder unwahrscheinlicher) durch Fanatismus in den Tod. Wer Chancen hat, braucht kein permanentes Feindbild um überhaupt irgendeine Identität oder Lebensaufgabe zu haben. Deshalb fordern ebenso zahlreiche Jüdinnen und Juden: "A Land for All" - two states, one homeland. So wie es von Beginn an hätte sein sollen. Man hätte unfassbar viele Leben gerettet, die der Terror nun zerfetzt hat. Auf BEIDEN Seiten.
Diese Dinge beim Namen zu nennen, hat rein gar nichts mit Anitsemitismus zu tun. Oder der Verteidigung radikalislamistischer Taten. Und wenn man es mir tausendmal ins Gesicht brüllt Serdar. Nein. Es gibt wenig bei dem ich mir so sicher bin.
Wie bei vielen anderen, schwierigen Konflikten, halte ich es nicht für konstruktiv, sich einseitig zu positionieren. Ich unterstütze alle jüdischen Israelis und Palästinenser (wo immer sie sich in der Welt aufhalten), die für eine gemeinsame, friedliche Zukunft eintreten (wie auch immer die dann aussehen mag).
Wir haben es mit zwei Völkern zu tun, die traumatisiert sind und ein Verständnis für das Leid der Anderen wäre ein erster Schritt in Richtung Frieden.
Sowohl auf Seiten der Palästinenser, als auch auf Seiten der jüdischen Israelis gibt es leider nationalistisch gesinnte, religiöse, faschistische und rassistische Fanatiker, die den nach Verständigung bemühten Menschen das Leben schwer machen, sie diffamieren und bedrohen.
Die einen wünschen sich, dass die Juden verschwinden, die anderen wollen dort keine Palästinenser haben. Kartenmaterial, wo weder Gaza, noch das Westjordanland mehr vorkommen, gibt es auch.
Israel als Staat hat -wie jeder andere Staat auf der Welt -ein Existenzrecht. Das gilt auch für einen Staat Palästina, der leider nicht existiert.
Was die Hamas, die keine emanzipatorische Bewegung ist, am 7. Oktober gemacht hat, war verbrecherisch. Trotzdem stellt sich mittlerweile die Frage der Verhältnismäßigkeit, was die Reaktion der israelischen Regierung angeht. Ich denke, man darf mit allen Opfern Mitgefühl haben.
Israel hat ein Recht auf Selbstverteidigung. Dass Hamas selber keine demokratisch gesinnte Organisation ist und die eigene Bevölkerung unterdrückt, ändert nichts am Recht der Palästinenser, für ihre Freiheit zu kämpfen. Beide Rechte sind im Völkerrecht verankert.
Nicht nur die politisch Verantwortlichen der Palästinenser, auch die israelischen Regierungen haben immer wieder dazu beigetragen, dass eine Verständigung gescheitert ist. Gewalt wurde über all die Zeit von beiden Seiten ausgeübt. Propaganda können leider beide Seiten gut, was es schwer macht, sich anständig zu informieren.
Für Deutschland würde ich mir wünschen, dass unsere Medien wesentlich besser abbilden, wie divers sowohl die jüdisch-israelische, als auch die palästinensische Welt ist und dass wir mehr die Rolle eines Vermittlers in diesem Konflikt übernehmen.
Es gibt Palästinenser, die sich weder von der Hamas, noch sonst irgendwelchen, politisch Verantwortlichen vertreten fühlen. Es gibt Palästinenser, die keine Muslime sind.
Eine Menge Juden weltweit kritisieren die Hamas, aber auch die Politik Israels scharf. Es gibt Juden, die Teil von BDS sind, an propalästinensischen Protesten teilnehmen, von Apartheid und Genozid sprechen und wohlüberlegte Gründe dafür anführen.
Antisemitismus gehört wie jede Form von Rassismus (z.B. Palästinenserfeindlichkeit) und Diskriminierung bekämpft. Wir tun uns aber keinen Gefallen damit, berechtigte Kritik an der Politik Israels als Antisemitismus abzutun, denn damit wird der tatsächliche Antisemitismus in unserem Land aufrechterhalten. Die Regierung Israels benutzt diesen Begriff gerne auch, um Kritiker mundtot zu machen.
Die AFD und andere rechte Vögel haben weder was für Israel, noch für die Palästinenser übrig.
Bedingungslos solidarisch mit irgendwem zu sein-völlig egal, was der anstellt- bin ich nicht.
Die bloße Befolgung eines Dogmas darf das Selber Denken, eine kritische, individuelle Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit, den Themen Holocaust und Antisemitismus nicht ersetzen. Auch an der Staatsräson Deutschlands gibt es genug begründete Kritik, sowohl von jüdischer, als auch von nicht jüdischer Seite aus.